Wenn du dein Kind gerade an Topf oder Toilette gewöhnst, kommt es auch mal zu kleinen „Unfällen“. Warum deine Reaktion darauf entscheidend ist und was du keinesfalls zu deinem Kind sagen solltest, erfährst du jetzt.
Sobald dein Kind Reifezeichen zeigt und ihr die ersten „Trocken Werden”-Versuche wagt, sind Geduld, Zeit und unterstützende Worte gefragt … und nach der x-ten Pipi-Wäsche in der Maschine auch eine Extraportion Nerven. Aber hey, das gehört dazu.
Diese Entwicklungsphase ist einmalig und gleichzeitig so wichtig für die Entwicklung deines Kindes. Wähle deine Worte deshalb mit Bedacht.
Denn es gibt auch Sätze, die deinem Kind das Ganze unnötig erschweren oder es sogar komplett blockieren können, wie etwa …
1. „Aber wir haben das doch so lange geübt?“
Kein Satz baut mehr Druck auf als dieser. Zum einen ändert es nichts am Pipi-Unfall und zum anderen suggerierst du damit auch, dass dir der Prozess zu lange dauert. Allerdings bist du nicht die Person, die den Weg geht, du begleitest ihn lediglich.
Die mögliche Folge? Eventuell dauert der Prozess jetzt noch länger. Denn Druck löst Gegendruck aus. Der Körper deines Kindes bekommt nicht die Zeit, die er womöglich braucht.
Besser: Atme kurz innerlich durch und mach dir noch einmal klar, worum es hier geht. Es ist völlig menschlich, ungeduldig zu sein. Wichtig ist nur, dass dein Kind das nicht spürt oder sich dieses Gefühl auf dein Kind überträgt.
2. „Schon wieder? Oh, nee!“
Klar, aus Elternsicht ist dieser Satz einfach eine Reaktion darauf, dass du nun zum 10. Mal am Tag eure Toilette wischen darfst.
Ähnlich wie oben löst er aber nur Druck aus. Hinzu kommt, dass er deinem Kind weder Motivation noch Vertrauen schenkt. Denn bei deinem Kind kommt lediglich an:
- „Meine Eltern sind genervt.“
- „Meine Eltern sind enttäuscht/böse auf mich, dass ich das nicht schaffe.”
- „Meine Eltern vertrauen mir nicht. Ich kann das nicht.“
Und das sind allesamt Glaubenssätze, die du natürlich nicht bei deinem Kind auslösen möchtest. Bedenke hierbei immer, dass du als Elternteil die Glaubensmuster deines Kindes maßgeblich mitformst.
3. „Deine Freundin/dein Bruder geht schon lange aufs Töpfchen.”
Selbst wenn ihr diesen Satz noch aus eurer eigenen Kindheit kennen solltet: Lasst uns bitte damit aufhören, das Kind oder seine Entwicklung mit der von anderen zu vergleichen.
Vergleiche bringen nichts. Außer, dass sie wieder unnötigen Druck beim Kind auslösen.
Obendrein vermitteln sie dem Kind, dass deine Aufmerksamkeit als Elternteil auf einem anderen Kind liegt. Da sich seine sozial-emotionale Entwicklung noch im Aufbau befindet, könnte Folgendes bei ihm ankommen:
- „Mein Bruder/meine Schwester macht das besser als ich. Meine Eltern lieben sie mehr.“
- „Meine Freundin/mein Freund aus der Kita kann das besser als ich. Meine Eltern finden das besser als das, was ich mache.“
Außerdem förderst du so gleichzeitig eine unnötige Eifersucht. Gerade zwischen Geschwistern oder Freunden sollte doch ein Miteinander und die Individualität eines jeden Einzelnen im Vordergrund stehen. Nur so schätzt du den einzigartigen Weg deines Kindes.
Worte sind machtvoll, deswegen wählen sie stets weise.
4. „Aber du bist doch jetzt kein Baby mehr!“
Wenn du so denkst, täuschst du dich selbst und hast Erwartungen an dein Kind, die an sein Alter geknüpft sind. Doch das Alter ist für bestimmte Entwicklungsstufen lediglich ein Richtwert.
Obendrein stellst du mit dieser Aussage klar, dass Pipi-Unfälle nur im Babyalter noch okay sind. Dabei können sie sich auch dann noch zeigen, wenn dein Kind später mal Albträume oder andere mentale Herausforderungen durchlebt.
Erst, wenn sie sich später ungewöhnlich häufen und ein Ausdruck von Belastungen, Krankheiten oder Traumata sind, solltest du zum Kinderarzt gehen (und den Satz dann trotzdem nicht sagen, bitte.).
Was du stattdessen sagen kannst, wenn mal was daneben geht
Habe Vertrauen und Geduld in die Entwicklung deines Kindes. Nur so gibst du ihm den Raum, den es zum „Trocken Werden“ braucht.
Falls dir das schwerfällt, empfehlen wir, dir vor deiner Reaktion auf einen Pipi-Unfall diese 4 Punkte vor Augen zu führen:
- Nimm wahr, was passiert ist.
- Beschreibe es wertfrei.
- Stelle wertfreie Nachfragen, damit dein Kind das Ganze innerlich verarbeiten kann.
- Ermutige dein Kind.
Beispiel:
- „Du hast Pipi vor der Toilette gemacht. Das Pipi kam, bevor du dich hinsetzen konntest, richtig? Pipi machen wir Menschen in die Toilette. Geh’ beim nächsten Mal etwas früher los, okay? Du schaffst das, mein Schatz!“
Deine Begleitung bestimmt, ob dein Kind sich selbst vertraut
Wählst du deine Worte wertschätzend, liebevoll und mit Bedacht, vermittelst du deinem Kind:
- „Egal, wie viele Anläufe es benötigt, ich glaube an dich. Immer.“
- „Wenn du meine Unterstützung brauchst, bin ich da.“
- „Ich vertraue in deine Fähigkeiten, das zu schaffen.“
- „Ich gebe dir Zeit und Geduld für deinen Weg.“
- „Du bist gut so, wie du bist. Meine Liebe zu dir ist bedingungslos.“
Und letztlich ist das Einzige, was dein Kind beim Trockenwerden von dir braucht, deine bedingungslose Liebe und Unterstützung.