Die erste Zeit nach der Geburt kann wunderschön aber auch herausfordernd sein. Umso wichtiger ist es, in dieser sensiblen Phase besonders achtsam mit dir und deiner Gesundheit umzugehen. Deshalb solltest du die folgenden acht Fehler vermeiden.
1. Don't: Das Wochenbett nicht ernst nehmen
Wir können nicht oft genug betonen, wie wichtig das Wochenbett ist. Du solltest es wirklich wörtlich nehmen. Dein Körper hat in den vergangenen Monaten Großartiges geleistet und tut es noch immer. Er hat Zeit und Ruhe verdient, um zu heilen.
Vielleicht denkst du jetzt ”Haha, Zeit und Ruhe – genau davon hat man mit einem Neugeborenen doch am allerwenigsten!” Umso wichtiger ist es, dass du dir außerhalb deiner neuen Mama-Pflichten nicht noch mehr aufbürdest.
Setzte stattdessen auf Schlaf und gemütliche Kuschelstunden mit deinem Baby.
Der Haushalt darf gern liegen bleiben oder an andere dirigiert werden. Besuch solltest du nur empfangen, wenn du ihn dir wirklich wünschst und er dich nicht mit Gastgeberpflichten überfordert. Dein Partner ist (hoffentlich) für dich da und unterstützt dich in dieser ersten Zeit zuverlässig.
Übrigens, auch wenn es dir in den Zehen und Fingern juckt: Auf Sport solltest du zu Gunsten der Wundheilung vorerst verzichten. Frühestens sechs bis acht Wochen nach der Geburt kannst du mit professionell angeleiteter Rückbildungsgymnastik beginnen. Entspannte Spaziergänge sind in der Zeit natürlich erlaubt, ebenso wie erste sanfte Beckenbodenübungen, die dir deine Nachsorgehebamme zeigt.
2. Don't: Infektionen riskieren
Egal, wie du entbunden hast: Du solltest in den vier bis sechs Wochen des Wochenflusses nichts in deine Vagina einführen, das heißt keine Tampons oder Menstruationstassen. Auch auf Sex, Beckenbodentrainer oder die Untersuchung deines Vaginalbereichs mit deinen Fingern solltest du in dieser Zeit verzichten. All das könnte Infektionen verursachen.
Zum einen, weil der Wochenfluss unter anderem auch Bakterien enthält. Die Blutung sollte deshalb möglichst ungehindert aus dem Körper abfließen können und sich nicht stauen. Zum anderen, weil durch den anfangs leicht geöffneten Muttermund Keime von außen in die Gebärmutter eindringen könnten.
Nutze für die Blutung Wöchnerinnenvorlagen oder Binden und wechsele sie regelmäßig. Um auch deine Familie und besonders dein Neugeborenes vor einer Infektion zu schützen, solltest du nach dem Toilettengang besonders gründlich die Hände waschen.
3. Don't: Schmerzen und andere Symptome ignorieren
Kurz nach der Geburt fühlt sich der eigene Körper seltsam an. Im Bauchraum müssen sich die Organe erst einmal wieder neu sortieren. Die Nachwehen können unangenehm sein, ebenso der Wochenfluss. Geburtsverletzungen und Nähte können schmerzen.
Bis zu einem gewissen Grad ist das alles normal. Solltest du jedoch starke Schmerzen haben oder andere körperliche Symptome bemerken, zögere nicht, deine Nachsorgehebamme oder Frauenärztin darauf anzusprechen.
Folgende Symptome solltest du nach der Geburt medizinisch abklären lassen:
- starke Wochenflussblutung (stündlicher Wechsel der Vorlage) oder stärker werdende Blutung
- große Blutgerinnsel
- auffallend übler Geruch der Blutung
- schnell abnehmende oder plötzlich stoppende Blutung (Wochenflussstau)
- Fieber ab 38 Grad Celsius
- Probleme beim Urinieren (Schmerzen, Unfähigkeit)
- starke Kopfschmerzen
- Sehprobleme
- Übelkeit und Erbrechen
- Brustschmerzen und Atembeschwerden
- erhöhter Blutdruck
- Schwellung und Schmerzen in den Beinen
4. Don't: Negative Gefühle verstecken
Nicht nur körperliche Symptome können auf Probleme hinweisen. Auch negative Gedanken solltest du nicht ignorieren. Zu den Warnsignalen einer Wochenbettdepression gehören unter anderem:
- Selbstzweifel (“Ich schaffe das nicht. Ich bin keine gute Mutter.”)
- Reue (“Ich möchte das alles nicht. Das hier ist ein großer Fehler!”)
- Schuldgefühle (“Warum bin ich nicht glücklich? Ich habe das Kind nicht verdient.”)
- übermäßige Sorgen und Ängste um das Kind (“Was, wenn es ihm nicht gut geht?”)
- innere Unruhe oder aber auch Lethargie
- anhaltende Wut
- eine tiefe Traurigkeit
- kaum emotionale Bindung zum Kind
- das Gefühl, völlig allein auf der Welt zu sein
- Gedanken daran, sich selbst oder andere verletzen zu wollen
Eine Wochenbettdepression ist keine Einstellungssache, die man mit “ein bisschen zusammenreißen” wieder in den Griff bekommt. Es handelt sich um eine seelische Erkrankung, die professionell behandelt werden kann und sollte.
Bitte nimm deine Gefühle und Gedanken ernst und wende dich an deine engsten Vertrauten sowie deine Hebamme und/oder deine Frauenärztin, sollte es dir nicht gut gehen.
5. Don't: Mahlzeiten auslassen
Abgesehen davon, achtsam mit körperlichen und mentalen Symptomen umzugehen, solltest du dich auch bei scheinbar banalen Dingen nicht vernachlässigen. Beim Essen zum Beispiel. Nach der Geburt braucht dein Körper Energie, um wieder zu Kräften zu kommen, Stillst du, umso mehr.
Versuche darauf zu achten, keine Mahlzeiten auszulassen und dich ausgewogen zu ernähren.
Frisches Obst und Gemüse sollten täglich auf deinem Speiseplan stehen, dazu Vollkonrprodukte und zwei bis drei Liter Flüssigkeit. Achte bei der Auswahl deiner Lebensmittel nach Möglichkeit auf eine effektive Nährwertaufnahme, besonders an Proteinen, Eisen, Kalzium, Vitaminen und Mineralien sowie Ballaststoffen. Komplexe Kohlenhydrate (zum Beispiel in Reis, Vollkornprodukten, Kartoffeln) versorgen dich zudem nachhaltig mit Energie.
6. Don't: Verhütung vergessen
Ist der Wochenfluss vorbei und du fühlst dich bereit dazu, darfst du jederzeit wieder romantisch werden mit deinem Partner. Plant ihr aber in naher Zukunft keine weitere Schwangerschaft, solltet ihr schon beim ersten Sex nach der Geburt an die Verhütung denken.
Dass stillende Frauen nicht schwanger werden können, ist ein Mythos!
Wann du nach der Geburt wieder empfängnisbereit bist, ist abhängig von deinem Hormonhaushalt. Der regeneriert sich bei der einen Frau schneller, bei der anderen langsamer. Fest steht aber, dass du auch vor dem Einsetzen der ersten Periode nach der Geburt wieder schwanger werden kannst.
7. Don't: Hilfe ablehnen
Ein Punkt, den viele tatsächlich erst noch für sich lernen müssen. Hilfe anzunehmen fällt nicht immer leicht. Sei es aus Stolz, Scham oder einem Hang zum Perfektionismus.
Doch ein starkes Support-Netzwerk kann unendlich dazu beitragen, dass du diese erste Zeit mit Baby mehr genießen kannst. Das tut am Ende dir, deinem Baby und euch als Familie gut.
Daher darfst und solltest du jederzeit um Unterstützung bitten, wenn du sie brauchst. Vielleicht wünschst du dir einfach mal ein paar Stunden ungestörten Schlaf – dann stehen liebe Verwandte und Freunde sicher gern parat, um dir dein Kleines abzunehmen. Auch das Kochen, Einkaufen oder eine Ladung Wäsche übernehmen nahestehende Personen bestimmt gern.
Im Rahmen der „Frühen Hilfen“ stehen frischgebackenen Eltern außerdem viele professionelle Angebote zu, darunter Haushaltshilfen, Familienhebammen oder Mütterpflegerinnen.
8. Don't: Dich unter Druck setzen
Erwarte nicht von dir, wenige Wochen oder Monate nach der Geburt alle Ansprüche des Alltags lässig unter einen Hut zu bekommen, schnellstmöglich deine alte Figur wiederzuerlangen und dabei vor Energie, Tatendrang und Optimismus nur so zu strotzen. Wenn dir das gelingt: herzlichen Glückwunsch! Die Realität sieht für die meisten Mamas aber anders aus. Und das ist total in Ordnung so!
Schlafe, wenn du müde bist und die Gelegenheit dazu bekommst. Sage Einladungen ab, auf die du keine Lust hast. Versuche nicht krampfhaft, es allen recht zu machen, sondern setze deine eigenen Bedürfnisse an erste Stelle.
Unser wichtigster Rat: Vergleiche dich nicht mit anderen, denn jede Lebenssituation ist anders.
Vergleiche dich vor allem nicht mit Personen auf Social Media. Sei dir stets bewusst, dass ein Großteil der Fotos dort nicht der Realität entsprechen, sondern inszeniert sind, um möglichst viele und positive Reaktionen zu provozieren. Das schafft unrealistische Erwartungshaltungen an das Leben als New Mom, denen kaum jemand gerecht wird. Die Folge: Neid, Frust und unnötige Unzufriedenheit mit dem eigenen Leben.
Umgehe diese Falle, indem du dein Social Media Verhalten überdenkst. Wenn du nicht ganz darauf verzichten willst, dann folge bewusst nur Profilen, mit denen du dich wirklich identifizieren kannst und die kein unerreichbares Ideal darstellen.
Fazit
Die Zeit nach der Geburt ist eine Phase der Heilung, des Ankommens und des Kennenlernens – für dich und dein Baby. Setz dich dabei nicht unter Druck. Lass Erwartungen los und achte und bewusst auf dein Wohlbefinden. Nimm Hilfe an, höre auf die Signale deines Körpers und gönne dir die Ruhe, die du brauchst.
Selbstfürsorge ist keine Nebensache, sondern die Basis für deine Gesundheit und dein Glück als Mutter. Und eine zufriedene, ausgeglichene Mama ist das Beste, was du deinem Kind schenken kannst.
🎧 Podcast: Die 5 größten Herausforderungen im ersten Babyjahr
Was kommt in den ersten 12 Monaten nach der Geburt auf uns als Familie zu? Wie gehen wir am besten mit stressigen Situationen um und schaffen es, diese besondere Zeit trotz aller Herausforderungen besonders zu genießen? Hebamme Emely Hoppe teilt wertvolle Tipps und erprobte Strategien für das erste Babyjahr.
Quellen
- parents.com: You Shouldn't Do These 12 Things After Giving Birth. https://www.parents.com/things-not-to-do-after-giving-birth-8721470 (abgerufen am 03.03.2025)