Wenn ein kleines Kind vor Schreien oder Schreck aufhört zu atmen und kurz bewusstlos wird, hat es einen respiratorischen Affektkrampf. Für Eltern ein Schock, aber meist ungefährlich. Was dahintersteckt und was du tun kannst, erfährst du jetzt.
Was ist ein Affektkrampf?
Bei einem gutartigen Affektkrampf ist ein Kind kurzzeitig nicht ansprechbar oder bewusstlos, nachdem es sich sehr aufgeregt und die Atmung kurzzeitig ausgesetzt hat. Auslöser können Wut, Schmerzen oder eine Angstsituation sein. Solche „Anfälle“ kehren in der Regel wieder – wie häufig, ist unterschiedlich.
Die Atemaussetzer dauern nur wenige bis maximal 30 Sekunden, die anschließende Ohnmacht ebenfalls nicht länger. Insgesamt ist der Spuk nach spätestens einer Minute vorbei.
Je nach Art des Affektkrampfes wird das Kind kurzzeitig blau und/oder blass (mehr zu den Arten weiter unten).
Ohnmacht als Selbstschutz
Wir alle kennen die Situation, wenn ein Baby oder Kleinkind in der Nähe so schreit, dass es erst nach einer gefühlten Ewigkeit wieder atmet. Aber nur bei einem Affektkrampf schaltet der Körper tatsächlich ins Notprogramm und das Kind wird kurz bewusstlos. So entspannt sich die Muskulatur und der Kreislauf kann sich stabilisieren. Ein Affektkrampf ist also eine Art Selbstschutzprogramm mancher Kinder und bleibt in der Regel ohne Folgen – für die Eltern ist er dennoch beängstigend und deshalb sehr stressig.
Was betroffene Eltern tun können
- Möglichst ruhig bleiben
- In den Arm nehmen und leicht anpusten
- Hergang genau protokollieren, auch ob das Kind während des Anfalls eingenässt hat. Bei Wiederholung gern filmen.
- Medizinisch abklären lassen
- Betreuungspersonen aufklären, damit sie richtig reagieren können
- Therapieplan einhalten, falls verordnet
- Auf ausreichend Schlaf beim Kind achten
- In den Pausen zwischen den Anfällen ganz normal behandeln
Bitte nicht beatmen!
Nicht anschreien oder gar bestrafen – dein Kind macht es nicht absichtlich.
Affektkrämpfe gelten als selten
Zur Häufigkeit von Affektkrämpfen gibt es unterschiedliche Daten. Sie reichen je nach Untersuchung von 0,1 bis fünf Prozent der Kinder. In Deutschland geht man von drei bis vier Prozent aus.
Von gelegentlich bis mehrmals täglich ist alles möglich und hängt vom Kind ab.
Die Aussetzer beginnen in der Regel zwischen sechs Monaten und anderthalb Jahren und können bis ins Grundschulalter immer wieder auftreten. Meist verschwinden sie nach dem fünften Geburtstag spontan.
Es gibt mehrere Arten
Man unterscheidet zwischen blauem und blassem Affektkrampf:
Blauer Affektkrampf
Der blaue Affektkrampf ist am häufigsten. Das Kind hält die Luft an, daraufhin färben sich Gesichtshaut und Lippen bläulich. Der Zustand kann in Situationen auftreten, in denen das betroffene Kind außer sich ist – also bei intensivem Schreien oder Weinen vor Wut. Dauert bis zu einer Minute, danach ist das Kind schnell wieder fit.
Blasser Affektkrampf
Der seltenere blasse Affektkrampf kann auf Schreck-, Angst- oder Schmerzsituationen folgen – beispielsweise bei Verletzungen – und ähnelt einem Schock. Der Atem setzt höchstens kurzzeitig aus. Alle Farbe weicht aus dem Gesicht des Kindes, während es zusammensackt oder steif wird. Auch hier sind Krämpfe möglich. Dauert bis zu 30 Sekunden, danach ist das Kind oft kurzzeitig erschöpft.
Auch Mischformen aus blauem und blassem Affektkrampf kommen vor. Extrem selten tritt eine komplizierte Form auf, die mit vorübergehenden Lähmungen nach dem Anfall einhergeht.
Mögliche Gründe
Warum manche Kinder Affektkrämpfe haben, lässt sich nicht immer zweifelsfrei ergründen. Es gibt jedoch Faktoren, die solche Anfälle begünstigen können. Auch eine Kombination dieser und weiterer Faktoren ist denkbar:
- Eisenmangel
Eine Therapie mit Eisentropfen führt oft zu großen Verbesserungen, auch wenn keine Anämie vorliegt. - Herkunft
Manchmal treten Affektkrämpfe familiär gehäuft auf – warum, kann unterschiedlich sein. Eine Fehlregulation des Nervensystems, belastende Familiensituationen und/oder eine ähnliche Lebensweise könnten ihren Teil beitragen. - Möglicherweise Schlafmangel
Andere Ursachen ausschließen
Die allermeisten Affektkrämpfe sind harmlos. Dennoch ist es wichtig, eine Epilepsie auszuschließen. Aus diesem Grund werden dich Fachkräfte nach dem Vorfall auch immer fragen, ob es einen konkreten Auslöser gab. Denn eine Epilepsie kommt anders als ein Affektkrampf aus heiterem Himmel und die Kinder brauchen nach einem Anfall deutlich länger, um sich zu erholen. Auch bei Herzerkrankungen können häufige Affektkrämpfe auftreten. (Studie)
Fazit
Affektkrämpfe bei Babys oder Kleinkindern sind meist ungefährlich, aber für Eltern sehr beängstigend. Obwohl sie in der Regel harmlos sind, sollte immer eine medizinische Abklärung erfolgen. Sei beruhigt: Mit zunehmendem Alter verschwinden die Anfälle bei den meisten Kindern von selbst.
Quellen
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https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30351985/ (abgerufen am 04.12.2024) - Leitlinie S2k: Synkope im Kindes- und Jugendalter: https://register.awmf.org/assets/guidelines/023-004l_S2k_Synkope_im_Kindes-_und_Jugendalter_2020-07.pdf (abgerufen am 04.12.2024)
- Apotheken Umschau: Was ist ein Affektkrampf bei Kleinkindern? https://www.apotheken-umschau.de/krankheiten-symptome/kinderkrankheiten/was-ist-ein-affektkrampf-bei-kleinkindern-791051.html (abgerufen am 04.12.2024)
- Deximed: Affektkrämpfe: https://deximed.de/home/klinische-themen/paediatrie/patienteninformationen/nervensystem/affektkraempfe (abgerufen am 04.12.2024)