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Sex nach der Geburt: Ein ehrlicher Blick auf eure Erfahrungen

Mutter, Vater und baby kuscheln zusammen auf der Couch
In der Babyzeit tut Kuscheln allen gut. / Bild © BGStock72, Adobe Stock

Wie verändert sich das Liebesleben nach einer Geburt? Diese Frage haben wir euch gestellt und über 600 von euch haben geantwortet. Vielen Dank für eure Offenheit! Die Ergebnisse zeigen: Jede Erfahrung ist individuell, aber viele Herausforderungen ähneln sich. Hier kommt die Auswertung.

Unsere wichtigsten Learnings in Kürze:

  • Weibliche Unlust ist in der Babyzeit die Regel und nicht die Ausnahme.
  • Viele Frauen haben Sex, obwohl sie gar nicht bereit sind.
  • Wer nicht will, fühlt sich oft unter Druck, von innen oder außen.
  • Müdigkeit ist ein Hauptgrund für ausbleibende Lust, sich körperlich oder mental (noch) nicht wohlzufühlen ein anderer. Auch die (fehlende) Arbeitsteilung ist öfter ein wichtiger Faktor.
  • Das erste Mal ist selten schön, vor allem, wenn es zu früh dazu kommt.
  • Für das Nähegefühl kann Sex hilfreich sein, auch wenn es andere Wege gibt.

1. Erster Geschlechtsverkehr nach der Geburt

Die Antworten zum Wann zeigen eine große Spannbreite. Allerdings hatte die Hälfte der Befragten nach spätestens einem halben Jahr wieder Sex. Gar nicht wenige auch relativ kurz nach der Geburt. 

Die nächste Frage zeigt, dass nur wenige Frauen im ersten Jahr tatsächlich Lust auf Sex haben. Also könnte der Geschlechtsverkehr des Öfteren dem anderen zuliebe stattgefunden haben und nicht, weil die Frau wirklich wollte. Dazu gleich mehr.

Wann haben Eltern nach der Geburt wieder Sex - Sex nach der Geburt: Ein ehrlicher Blick auf eure Erfahrungen

2. Keine Lust und trotzdem Sex?

Nur bei einem Viertel der Befragten hat/hatte die Frau wirklich Lust auf Intimität. Drei Viertel hatten keine Lust, aber viele von ihnen hatten dennoch Sex (siehe Punkt 1).

Wer hat in der Babyzeit keine Lust - Sex nach der Geburt: Ein ehrlicher Blick auf eure Erfahrungen

Erfahrungsberichte, die wir teilen dürfen, findest du hier.

3. Von Frauen genannte Gründe für die Unlust

Lust verspüren in der Babyzeit also nur wenige Frauen. Die genannten Gründe dafür sind vielfältig, Tendenzen dennoch erkennbar. Viele fühlen sich 24/7 mit Baby zu müde oder zu gestresst, um Lust empfinden zu können. Vor allem dann, wenn sie nicht genug Unterstützung bekommen. Auch die Angst vor Schmerzen wird häufig genannt. Nicht zuletzt spielt auch das veränderte Körpergefühl eine Rolle dabei, ob lustvolle Gefühle und Gedanken aufkommen oder nicht.

Gruende fuer Unlust nach Geburt - Sex nach der Geburt: Ein ehrlicher Blick auf eure Erfahrungen

Warum Unlust in der Babyzeit normal ist, weiß Sexualberaterin Julia Ronnenberg und spricht mit Emmi in unserem babelli-Podcast darüber.

4. Gefühle der Frauen bei Unlust 

Nur ein kleinerer Teil der Frauen kann der Umfrage zufolge entspannt mit der fehlenden Lust umgehen. Dabei gibt es in etwa drei Richtungen: Ein Viertel fühlt sich vom anderen oder den gesellschaftlichen Erwartungen sehr unter Druck gesetzt. Ein weiteres Drittel ist unsicher, ob es richtig ist, in diesem Punkt auf die eigenen Bedürfnisse zu achten. Etwa ein Drittel scheint zufrieden, so wie es ist und wird auch nicht gedrängt.

Unser Anliegen mit dieser Artikelreihe und anderen Ratgebern ist, dass sich viel mehr Frauen in diesem Bereich sicher fühlen.

Gefuehle bei Unlust der Frauen 1 - Sex nach der Geburt: Ein ehrlicher Blick auf eure Erfahrungen

Anmerkung der Redaktion

Wenn sich der andere Elternteil übergriffig verhält oder sehr drängelt, sprich mit deiner Hebamme darüber, falls du eine hast. Du kannst dich auch an eine Familienberatung oder ein Hilfstelefon wie die „Nummer gegen Kummer“ wenden – allein oder mit Partner. Ansonsten hilft es oft, miteinander in einer ruhigen Minute ins Gespräch zu gehen und die Gründe zu erklären.

5. Was Frauen sich wünschen 

Fehlendes körperliches und mentales Wohlbefinden scheinen die Hauptgründe für sexuelle Unlust nach der Geburt zu sein. Kein Wunder, schließlich hat sich der weibliche Körper verändert und die Babyzeit fordert oft alle Reserven. Allein der Schlafmangel sorgt nicht gerade für gute Laune. Und wer ein besonders bedürftiges Baby hat, ist froh, wenn er oder sie mal zur Ruhe kommen darf.

Allerdings scheint auch die fehlende oder unzureichende Unterstützung durch manche Partner durchaus ein Faktor zu sein. Dazu gleich mehr.

Was Muetter fuer Lust brauchen - Sex nach der Geburt: Ein ehrlicher Blick auf eure Erfahrungen

6. Gefühle des/der Zurückgewiesenen

Wir hatten nach den Gefühlen gefragt, wenn die Frau wollte, aber der andere Elternteil nicht. Die Ergebnisse zeigen jedoch, dass die Frage auch von denjenigen beantwortet wurde, die selbst keine Lust verspürten. Ob sie für ihren Partner geantwortet haben oder nicht, ist unklar. Deshalb lassen wir die grafische Auswertung aus. 

Wichtig ist aber die Erkenntnis: Ablehnung von Intimität kann der jeweils andere persönlich nehmen, wenn er innerlich unsicher ist. Manchmal trifft es zu, und die Zurückweisung hat tatsächlich mit der Person selbst oder ihren Handlungen zu tun. Oft stecken jedoch unterschiedliche Bedürfnisse dahinter. Dieses Missverständnis kann Partnerschaften gefährden. Deshalb ist es umso wichtiger, darüber zu sprechen, Arbeit fair aufzuteilen und anderweitig Nähe zu ermöglichen.

7. Das erste Mal nach der Geburt

Diese Frage konnten drei Viertel der Befragten beantworten, denn ein gutes Viertel hatte noch keinen Sex wieder. Etwa die Hälfte davon empfand ihn als „ganz okay“ oder „schön“, die anderen antworteten mit „ging so“ und ein paar von ihnen fanden ihn sogar „schlimm“. Zusammenfassend lässt sich sagen: Ein Fest der Sinne ist der erste Sex scheinbar nur bei wenigen, ganz so schlimm wie befürchtet, jedoch noch seltener.

Das erste Mal Sex nach der Geburt - Sex nach der Geburt: Ein ehrlicher Blick auf eure Erfahrungen

8. Gründe für enttäuschenden Sex nach der Geburt

Viele antwortende Frauen gaben an, wegen des Babys angespannt gewesen zu sein. Fast genauso viele hatten Schmerzen, die das Lustempfinden schmälerten. Und ein Drittel fühlte sich nicht wohl in ihrer Haut. 3 von 10 Frauen wollten es nur hinter sich bringen, wurden also dazu gedrängt oder dachten, es tun zu müssen.

Gruende fuer enttaeuschenden Sex nach der Geburt 1 - Sex nach der Geburt: Ein ehrlicher Blick auf eure Erfahrungen

9. Wenn es gut war: Was war schön daran?

Frauen, die dem Sex etwas abgewinnen konnten, fanden überwiegend gut, dass sie sich dem anderen wieder näher gefühlt haben. Der Akt also eher ein Mittel, um die Bindung als Paar zu stärken. 

Aus hormoneller Sicht ist das logisch. Denn auch Männer brauchen das Kuschelhormon Oxytocin, um sich als Teil der Familie zu fühlen. Und viele Frauen können oder möchten den Wunsch nicht abschlagen. Allerdings lässt sich körperliche Nähe auch anders schaffen als durch Geschlechtsverkehr. Denn nur wenige der befragten Frauen fühlten sich währenddessen sexy oder konnten sich entspannen.

Auch hier lohnt es sich, darüber zu sprechen und gemeinsam Lösungen zu finden, die beiden ein gutes Gefühl geben.

Gruende fuer ein gutes Gefuehl nach dem Sex - Sex nach der Geburt: Ein ehrlicher Blick auf eure Erfahrungen

Warum es sich lohnt, ein wenig zu warten

Wir lassen eine babelli-Mama für uns sprechen:

„Bei mir war erst wieder mehr Interesse an Sex, als ich aufgehört habe zu Stillen (nach 10-11 Monaten). Dann fing nämlich auch mein Zyklus erst wieder so richtig an. Mein Partner war sehr einfühlsam und hat mich nicht gedrängt, aber ein schlechtes Gewissen hatte ich schon, da ich in der Schwangerschaft auch schon sehr wenig Lust hatte und er daher ca. eineinhalb Jahre aushalten musste. Ich hatte ganz schön Bammel vor dem ersten Mal nach der Geburt. Ich hatte viele Geburtsverletzungen, die genäht werden müssten und ab und an ziepte es halt nochmal. Aber ich kann euch sagen, es hat sich gelohnt es zu wagen. Das Ziepen gibt es nicht mehr 😉 und man merkt erst, dass man diese Nähe vermisst hat, wenn man sie mal wieder spürt. Das Timing ist nur nicht mehr so leicht mit so einem kleinen Etwas, das einen gefühlt die ganze Zeit braucht.“

Fazit: Es gibt kein „Richtig“ oder „Falsch“, nur euer Tempo

Diese Umfrage zeigt, wie individuell die Zeit nach der Geburt erlebt wird und wie wichtig es ist, über Bedürfnisse und Grenzen offen zu sprechen. Es darf dauern. Es darf anders sein als vorher. Und: Es darf auch (wieder) schön werden.

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✔ Inhaltlich geprüft am 17.07.2025
Dieser Artikel wurde von Christine Müller geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Anke Modeß

Anke ist Berlinerin und Mutter eines Schulkindes. Als langjährige babelli-Redakteurin, Journalistin und Coachin für Kinder, Jugendliche und Eltern liegen ihr Elternthemen besonders am Herzen.