„Aua!“ – wenn dein Baby beim Stillen beißt, kann das sehr schmerzhaft sein. Tief durchatmen und ruhig bleiben! Was gegen das Beißen hilft und wann du Hilfe brauchst, erfährst du hier.
Das Wichtigste in Kürze
- Bei beißenden Neugeborenen ist eine Stillberatung sehr wichtig.
- Wenn ältere Babys beim Stillen beißen, ist es meist eine Phase, die unterschiedliche Gründe haben kann.
- Möglichst ruhig bleiben und keine Schmerzreaktion zeigen!
- Abstillen ist selten eine Lösung. Vorher gibt es einiges, das du tun kannst.
„Hilfe, mein Baby beißt beim Stillen!“
Wenn Babys statt zu saugen beim Stillen beißen, ist das mehr als unangenehm. Unser – sehr menschlicher – erster Impuls, laut ‘Aua!’ zu schreien, ist dabei aber eher hinderlich. Dazu gleich mehr.
Wichtig ist, dass du weißt: Du bist mit dieser Erfahrung nicht allein. Und sie bedeutet nicht das Ende eurer Stillbeziehung. Woran es liegen könnte und was du gegen die Bisse unternehmen kannst, ohne Abstillen zu müssen, hängt vor allem vom Alter deines Kindes ab:
Mögliche Ursachen des Beißens
Beißt dein Baby auch beim Stillen? Dann hilft es schon sehr, die Gründe dafür herauszufinden. Diese Ursachen sind denkbar.
Neugeborene
- falsche Anlegetechnik
- Saugverwirrung
- verkürztes Zungenbändchen
- sehr viel oder sehr wenig Milch
- Fehlstellung des Kopf
- Schlüsselbeinbruch
- etc.
Babys ab einem halben Jahr
- Zahnungsschmerzen
- ungünstige Stillposition
- Neugier
- Müdigkeit
- verstopfte Nase
Wenn du weißt, woran es liegt, kannst du bewusst gegensteuern.
Was du jetzt NICHT tun solltest
Woran auch immer es liegt: Versuche, den Impuls zu unterdrücken, laut loszuschreien oder dein Kind gar auszuschimpfen. Du solltest es auch nicht abrupt abziehen (ohnehin zu schmerzhaft). Denn all das kann zwei Effekte haben, die beide ungünstig sind:
- Dein Baby könnte sich derart erschrecken, dass es in den Tagen und Wochen darauf die Brust verweigert (Stillstreik).
- Wenn es alt genug dafür ist, könnte es das Beißen wiederholen, weil es die Reaktion spannend fand.
Bleibe stattdessen ruhig, atme kurz durch und reagiere dann richtig.
Manche Stillmamas stillen nach solchen Vorfällen ab. Das ist schade und meist unnötig. Denn, wenn du weißt, wie du auf das Beißen beim Stillen am besten reagierst, bleibt es meist nur eine kurze Phase, die vorübergeht.
Tricks, wie das Beißen aufhört
Je nach Ursache geben wir nun Hebammentipps, wie du so reagierst, dass dein Baby mit dem Beißen aufhört:
Saugschwierigkeiten
Wenn dein Baby noch sehr jung ist, bekommt es deine Brustwarze eventuell nicht richtig zu fassen oder es liegt eine Saugverwirrung vor. Bei beidem brauchst du Hilfe. Wenn du keine stillerfahrene Nachsorgehebamme hast, kannst du dich immer an eine Hebammenpraxis oder eine Stillberaterin wenden. Zögere nicht, damit deine Milch nicht zurückgeht und dein Baby weiter gut gedeiht.
Zahnungsschmerzen
Ein akut zahnendes Babys beißt manchmal wegen seiner Schmerzen unabsichtlich zu. Meist geschieht das dann, wenn es gerade nicht intensiv saugt. Halte dich hier an folgende Reihenfolge:
- vorsichtig, aber sofort abdocken, indem du deinen Finger zwischen Babys Kauleisten schiebst oder es so dicht an dich ziehst, dass es loslassen muss.
- mit ruhiger Stimme erklären, dass das wehtut
- einen kühlen Beißring anbieten
- danach wieder anlegen, wenn es noch Hunger hat
Möglicherweise piken neu durchgebrochene Zähne ein wenig beim Stillen. Aber keine Sorge, die Brustwarze gewöhnt sich schnell daran und wenn dein Baby richtig angelegt ist, sind die Zähne nicht im Weg.
Kleiner Forscher
Ein neugieriges Baby, das beim Stillen beißt und ansonsten zufrieden und sogar amüsiert wirkt, möchte möglicherweise den Zusammenhang zwischen seinem Zubeißen und deiner Schmerzreaktion erforschen. Das ist ganz natürlich, denn so lernt es Stück für Stück seine Welt kennen. Gehe konsequent so vor:
- ruhig und deutlich “stopp” oder “aua” zu sagen, ist okay – ernste Miene
- gleichzeitig vorsichtig, aber bestimmt abdocken
- bei hartnäckigem Beißen: das Baby kurz ablegen
- ruhig erklären
- nach einer kurzen Weile wieder aufnehmen und bei Hunger/Durst weiterstillen
- loben, wenn es gut klappt
Zur Erklärung: Dein Baby muss erkennen, dass Beißen unangenehme Folgen hat – allerdings nicht so schlimme, dass es danach gar nicht mehr saugen will. Wenn du es konsequent ein paar Mal durchziehst, wird es damit wieder aufhören.
Zu viel Ablenkung
Ein abgelenktes Baby dreht den Kopf oft samt Brustwarze weg und hält die Brustwarze mit den Kauleisten fest. Hier kannst du vorgehen:
- jedes Mal sofort abdocken, wenn es passiert. So merkt es, dass Umdrehen “Brustwarze weg” bedeutet
- zukünftig von Reizen abschirmen, beispielsweise mit einem Spucktuch oder Stillschal
- notfalls “Stillkette” versuchen, damit der Fokus bei dir bleibt
Erkältung
Wenn die Nase verstopft ist, fällt dem Baby das Schlucken schwerer. Dadurch kann es versehentlich beißen. Hilf ihm mit ein paar Tropfen Muttermilch oder Nasentropfen speziell für Babys. Auch eine aufrechte Stillposition befreit die Atemwege.
Wende dich mit allen Stillproblemen ruhig ohne zu zögern an deine Nachsorgehebamme, eine Hebammenpraxis oder eine professionelle Stillberaterin. Tipp: Um die Kosten für eine private Beratung steuerlich absetzen zu können, brauchst du Belege und manchmal eine Bescheinigung über die Notwendigkeit – nur absetzbar, wenn sie nicht von der Krankenkasse übernommen wird.
Dem Beißen beim Stillen vorbeugen
Beißt dein Baby beim Stillen oder hat es schon einmal getan? Dann bleibe vorbereitet, indem du einen Finger zum Lösen des Saugschlusses (Abdocken) in der Nähe der Brust hast.
Manche Babys beißen beim Stillen aus Versehen, wenn sie schon müde sind und die Milch nur (noch) wenig fließt, also zu Beginn oder am Ende einer Stillmahlzeit. Hier kann es helfen, den Milchfluss mit einer vorbereitenden Brustmassage schnell in Gang zu bringen und die Muttermilch auch zwischendrin in Richtung Brust zu streichen. So hat dein Baby gar keine Zeit für Experimente, sondern muss sich aufs Saugen und Schlucken konzentrieren.
Verletzte Brustwarzen richtig pflegen
Beißen kann nicht nur schmerzhaft sein, sondern auch mitunter die Brustwarzen verletzen. Damit sich nichts entzündet, solltest du ihnen viel frische Luft gönnen und die letzten Tropfen Muttermilch auf der Haut trocknen lassen. Zwischendurch kannst du die “Mamillen” mit Lanolin pflegen.
Sollten die Brustwarzen leicht entzündet sein, können kühlende Kompressen, Hydrogelpads oder auch das Desinfizieren mit Schwarztee getränkten Wattepads helfen. Auch Silberhütchen können den Heilungsprozess unterstützen.
Es sollte nicht so weit kommen, dass die Brustwarzen stark entzündet sind und sogar eine Brustentzündung durch aufsteigende Keime hervorrufen wird. Dann wäre eine professionelle Reinigung mit Schleimhautdesinfektion unter Begutachtung von Arzt/Ärztin oder Hebamme notwendig.
Quellen
- S3-Leitlinie: Allergieprävention: https://register.awmf.org/assets/guidelines/061-016l_S3_Allergiepraevention_2022-11.pdf (abgerufen am 27.06.2024)
- Still-Lexikon: Beißen beim Stillen: https://www.still-lexikon.de/beissen-beim-stillen/ (abgerufen am 27.06.2024)
- LaLecheLiga: Biting: https://llli.org/breastfeeding-info/biting/ (abgerufen am 27.06.2024)
- The Academy of Breastfeeding Medicine: ABM Klinisches Protokoll Nr. 26. Anhaltende Schmerzen beim Stillen: https://abm.memberclicks.net/assets/DOCUMENTS/PROTOCOLS/26-persistent-pain-protocol-german.pdf (abgerufen am 27.06.2024)