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Erstes Hauen des Babys: So bleibst du gelassen und souverän

Baby hebt Hand in Richtung des Gesichtes seines Vaters mit Sonnenbrille.
Babys „hauen“ niemals aus Boshaftigkeit. Meist steckt etwas anderes dahinter. Hier im Freibad ist es vermutlich die spannende Sonnenbrille vom Papa. / Bild © Antonina Trushina, Adobe Stock.

Früher oder später ist es so weit: Das Baby haut dich oder andere zum ersten Mal. Was es damit sagen will, wie du jetzt richtig reagierst und was du eher vermeiden solltest …

Ihr spielt ausgelassen zusammen im Wohnzimmer. Dein Baby lacht und hat so viel Spaß, dass es davon gar nicht mehr herunterkommt. Plötzlich haut es dich auf den Kopf.

Du denkst: “Oha, was war das denn und vor allem – warum?”

Warum haut das Baby überhaupt?

Wenn das Baby erstmalig haut, steckt vermutlich einer dieser beiden Gründe dahinter …

1. Es will sich ausprobieren

Das Ausprobieren von Ursache und Wirkung ist im Babyalter elementar. Nur so kann das Baby individuelle Lernerfahrungen sammeln und für sich feststellen, was passiert, wenn es selbst einen Reiz setzt.

2. Es hat ein unerfülltes Bedürfnis oder ist schlichtweg überdreht

Das entsteht häufig aus …

  • Hilflosigkeit in sozialer Interaktion: Ein Gefühl des „Nicht-weiter-Wissens“ oder der Ohnmacht in einer für das Kind herausfordernden Situation mit einem anderen Menschen (in diesem Alter meist die Eltern, weil es oft mit ihnen am meisten Zeit verbringt).
  • Angestaute Gefühle, die Raum haben möchten: Überforderung, Unsicherheit, Ängste, Panik, Traurigkeit, völlige positive Ekstase, überdreht sein usw.
  • Unerfüllte emotionale Bedürfnisse: Hunger, Durst, Müdigkeit, das Bedürfnis nach Ruhe, Zuwendung oder Nähe, sich aber nicht äußern können.
  • Reizüberflutung: Zu viele Angebote, Anforderungen oder intensive Reize im Außen, die im Körper Anspannung erzeugen. Diese kann sich durch die körperliche Reaktion entladen.
  • Chronischer Stress innerhalb des Familiensystems: Herrscht im Alltag viel Hektik, spürt das Baby dies ganz genau und spiegelt das womöglich durchs Hauen. Wir wollen hiermit keine Angst machen, denn das ist natürlich selten, aber dennoch die mögliche Option nennen.

Klar ist: KEIN Baby haut aus Boshaftigkeit. Das Baby kann noch gar nicht aus Absicht einem anderen Menschen Schaden zufügen. Absichtsvolles Handeln beginnt je nach individueller Entwicklung erst im Vorschulalter (zwischen 4 und 6 Jahren).

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Ruhe und Geduld bewahren: Dein Baby lernt gerade

Dein Baby macht aktuell täglich unzählige Erfahrungen. 

Jedes Objekt, das es wahrnimmt, jede Mimik von dir und auch die Stille der Natur – alles lädt dein Baby dazu ein, sich in seiner Umwelt zu erfahren, Eindrücke zu sammeln und daraus Schlüsse für sich zu ziehen. Es lernt gerade ununterbrochen etwas über sich, andere Menschen, seine Umwelt und das Leben. 

Wenn es also erstmalig haut, macht es in erster Linie eine Erfahrung. 

Viel wichtiger als der Fakt, dass es dich haut, ist deshalb deine Bereitschaft, es hier bewusst zu begleiten. Denn wie bereits benannt, möchte dein Baby dich nicht bewusst körperlich verletzen. 

Bewahre deswegen möglichst deine Ruhe und Geduld und mach dir bewusst, dass auch das einmalige Hauen zu seinem inneren Lernen dazugehört.

Reagieren darfst du darauf natürlich trotzdem …

Wenn das Baby erstmalig haut – wie du reagieren kannst

Sieh das folgende Beispiel lediglich als eine Idee an. Wie du das Ganze handhabst, ist immer dir überlassen. 

Zurück zu unserem Beispiel: Ihr spielt ausgelassen zusammen im Wohnzimmer. Dein Baby lacht und hat so viel Spaß, dass es davon gar nicht mehr herunterkommt. Plötzlich haut es dich auf den Kopf.

  • Zunächst bei dir selbst bleiben: Atme durch und versuche, möglichst ruhig zu bleiben. Falls du es nicht schon bist, komm auf die Höhe des Babys und suche Augenkontakt. 
  • Dir deiner Körpersprache bewusst sein: Sieht dein Baby klar und bestimmt an. Mach möglichst kein “empörtes” oder “schockiertes” Gesicht, das könnte es falsch verstehen oder nicht richtig lesen.
  • Benenne, was vorgefallen ist: Bleibe in deiner Sprache liebevoll und gleichzeitig bestimmt (wir wissen, wie schwer das ist) –Du hast mich gerade gehauen. Das hat mir weh getan.”
  • Werte altersgerecht formulieren: “Wir hauen nicht. Hauen tut weh.”
  • Alternativen nennen: “Schau mal, du kannst mich streicheln oder berühren. In etwa so.”
  • Alternative zeigen: Mach die Handbewegung zunächst selbst vor. Nimm dann die Hand des Kindes und wiederhole sie damit.
  • Ggf. Werte noch einmal wiederholen: “Wir hauen nicht. Hauen verletzt und tut weh.”
  • Ursachenforschung: Überlege, was dahinterstecken könnte. Wollte das Kind lediglich ausprobieren oder hat es ein aktives unerfülltes Bedürfnis? Wenn letzteres der Fall ist, mach ihm Angebote dazu. Bei diesem Beispiel liegt der Verdacht nahe, dass das Baby sich in seiner freudigen Ekstase einfach ausprobieren wollte und übermütig wurde.

Wenn du in etwa so vorgehst, machst du deinem Kind schon von Anfang an klar, welches Verhalten es nicht wiederholen soll und welche Alternativen es gibt.

Mehr zum Thema

In der inneren Mitte bleiben: Wie es gelingen kann

Wenn du dir klarmachst, dass dein Baby entweder gerade ein unerfülltes Bedürfnis oder starke Gefühle hat, beziehungsweise dass es Ursache-und-Wirkung ausprobieren möchte, bist du auf der sicheren Seite. 

Dass dein Baby dich haut, hat nichts mit dir zu tun. Und es bedeutet auch nicht, dass es jetzt ständig hauen wird. Bleibe im Vertrauen und begleite dein Baby in seinem Ausprobieren und Lernen. 

Manchmal können uns bewusste Auszeiten im Alltag dabei helfen, in unserer inneren Mitte zu bleiben. Kennst du schon unseren Meditations-Podcast von babelli? 

Diese Folge etwa ist kurz, knackig und wirkt wie eine liebevolle Umarmung, die dir sagen will: “Du machst das wundervoll. Alles ist gut.”. Du kannst sie sogar mit deinem Baby zusammen hören:

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Wenn das Hauen auffällig stark zunimmt …

… und sich zu einem “Hau-Verhalten” entwickelt, empfehlen wir den Gang zur Kinderarztpraxis. Alles kann, nichts muss dahinterstecken. Wenn eine seelische Belastung zugrunde liegt, kann dich die Praxis an Fachstellen der Kinder- und Jugendpsychotherapie weiter verweisen. 

Möglicherweise kann auch eine kostenlose Familienberatung Abhilfe leisten, wenn das Hauen des Babys ein Resultat von Stress oder eines Traumas innerhalb der Familie ist (Trennung, Tod usw.). Hier könnt ihr euch auch als Eltern schulen lassen, wie man am besten mit solchen Situationen umgeht.

Fazit

Das erste Hauen des Babys ist erst mal ein kleiner Schock. 

Du brauchst dir hier allerdings keine großen Sorgen zu machen. Häufig probiert das Baby sich einfach aus oder es steckt ein unerfülltes Bedürfnis dahinter.

Wenn du das Ganze gelassen und gleichzeitig klar begleitest, bist du immer auf der sicheren Seite. 

Veröffentlicht von Leonie Illerhues

Leonie war nach ihrem Studium der Heilpädagogik lange im Schulhort-, Kita- und Krippenbereich tätig. Erziehungs- und Entwicklungsthemen im Baby- und Kleinkindalter sind deshalb ihr Steckenpferd. Seit 2022 ergänzt Leonie unser Team mit diesem Schwerpunkt.

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