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Beikost-Streik: Wenn das Baby nicht mehr isst

Baby wird gefüttert und verzieht angeekelt das Gesicht
Beikosteinführung läuft selten ganz glatt. / Bild © Oleksandr, Adobe Stock

Habt ihr schon mit Beikost begonnen und es lief eigentlich ganz gut? Bis plötzlich alles anders war und nichts mehr ging? Wenn dein Baby wochenlang nichts mehr isst und nur noch Milch will, kann das Verweigern verschiedene Gründe haben. Welche und wir ihr die Beikost-Streikphase gemeinsam überwindet, erklären wir hier.

Das Wichtigste in Kürze

  • Nicht essen zu wollen, ist nie böse gemeint. Zum Essen zwingen solltest du dein Kind deshalb niemals!
  • Beobachte, ob es zeitgleich noch andere Veränderungen gibt.
  • Mit ein paar Tricks kann Essen in manchen Fällen schnell wieder interessant werden, eine Garantie gibt es jedoch nicht und nicht immer ist es die richtige Strategie.
  • Entspannt zu bleiben, hilft der ganzen Familie.
  • Gib unbesorgt wieder Brust oder Flasche.

Dein Baby isst nicht mehr? Mögliche Gründe und Lösungen

Phasen, in denen Babys das Essen verweigern, sind ganz normal und gehören zur Entwicklung dazu. In manchen Fällen sollten Eltern handeln – dazu kommen wir gleich. In den meisten anderen Fällen gehen die Wochen ohne Beikost so schnell vorüber, wie sie begonnen haben.

Grund 1: Fütterstörung

Auch wenn eine ausgeprägte Fütterstörung zu diesem Zeitpunkt unwahrscheinlich ist, solltest du wissen, wann du unbedingt zum Arzt musst. Deshalb starten wir damit. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung listet für Babys im Beikostalter folgende Umstände auf, die ärztliche Hilfe erfordern:

  • Sie [als Eltern] empfinden die Füttersituation länger als einen Monat als sehr belastend und problematisch.
  • Ihr Kind käut regelmäßig die Speisen wieder oder erbricht.
  • Ihr Kind nimmt über einen Zeitraum von einem Monat kaum oder gar nicht an Gewicht zu oder nimmt ab.
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, https://www.kindergesundheit-info.de/themen/ernaehrung/essprobleme/fuetterstoerungen/

Wenn die Essensverweigerung weniger als einen Monat anhält, sind dagegen eher diese Gründe denkbar:

Grund 2: Anpassungsschwierigkeiten

Wenn Babys mit etwa einem halben Jahr an Beikost herangeführt werden, kann es immer mal wieder vorkommen, dass sie bereits bekannte Kost plötzlich verweigern. Die Beikosteinführung verläuft selten geradeaus. Es gibt Phasen, in denen jeder neue Geschmack mit Freude begrüßt wird und solche, wo so gar nichts schmecken will. Dein Baby braucht mental und körperlich Zeit, sich an die neue Form der Nahrungsaufnahme anzupassen. Denn das Essen mit Löffeln oder Hand bedeutet ja auch, dass es weniger der zärtlichen Momente gibt, in denen es selig an deiner Brust (oder aus der Flasche) trinken kann, während ihr innigen Blickkontakt habt. 

Die Lösung bei Anpassungsschwierigkeiten

Gib seinem wiederentdeckten Bedürfnis ruhig nach. Denn mit der Muttermilch bekommt es so viele wertvolle Nährstoffe, dass die zusätzlichen aus fester Nahrung vorübergehend nicht ins Gewicht fallen. Keine Sorge, dass es durch deine Nachgiebigkeit für immer an deiner Brust (oder an der Flasche) hängenbleibt, wird nicht passieren. Wenn du dennoch Bedenken hast, wende dich ruhig an deine Hebamme oder an die Arztpraxis

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Grund 3: Entwicklungssprung

Nicht selten fällt die frühe und mittlere Beikostphase mit einem Entwicklungssprung zusammen. Und weil diese Wochen oft mit viel innerlichem Tumult und vorübergehenden „Rückschritten“ einhergehen, kann alles andere für dein Baby schnell zu viel sein. Es will sich möglicherweise gerade rückversichern, dass es noch Säugling sein darf, während so viele neue Eindrücke auf sein neu verdrahtetes Gehirn einprasseln. Achte auf die Anzeichen eines Sprungs wie unruhigen Schlaf, neue Fähigkeiten oder Ähnliches. 

Die Lösung bei einem Entwicklungssprung

Wahrscheinlich bist du schon Profi im Aussitzen von solchen Phasen. Und was bleibt dir auch anderes übrig? Auch hier sind Geduld, Liebe und Muttermilch (oder Flasche) alles, was du geben kannst, bis die schwierige Zeit vorüber ist und dein Kind wieder offen für kulinarische Genüsse. Zwischendurch kannst du es zur Abwechslung mal mit Fingerfood aus dem Baby Led Weaning oder ein wenig Familienessen probieren. Wer weiß, vielleicht bringt das den Durchbruch, weil es viel spannender ist als schnöder Brei. Je vielfältiger, bunter und einladender der Teller gestaltet ist, umso reizvoller. Auch das Treffen mit anderen Babys im gleichen Alter oder ein wenig älter kann manchmal helfen, dass sie beobachten und nachahmen wollen.

Grund 4: Zahnen

Mit etwa einem halben Jahr zeigen sich bei vielen Babys schon die ersten Zähnchen oder sind dabei, sich durch den Kiefer zu arbeiten. Vermehrtes Sabbeln, gerötete Wangen, ein wunder Po und das Bedürfnis, alles in den Mund zu stecken, sind begleitende Anzeichen für das Zahnen. Konntest du sie bei deinem Baby entdecken? Dann ist es kein Wunder, dass ihm gerade nichts schmeckt, dass die schmerzenden Kauleisten zusätzlich reizt. Und wenn es wegen Zahnschmerzen schlecht geschlafen hat, ist Essen wirklich das Letzte, an das es jetzt denken mag.

Die Lösung bei Zahnschmerzen

Akute Zahnungsbeschwerden sind meist dann vorüber, sobald die Milchzähne durchgebrochen sind. Auf dem Weg dorthin helfen Kühlen und Zahnfleischmassagen. Beides kann dein Baby selbst machen, wenn du ihm einen Beißring aus dem Kühlschrank (NICHT einfrieren) gibst. Auch eine kühle Karotte, geschälte Gurke als Stick oder harte Brotrinden können unter Aufsicht spannend und lindernd zugleich sein. Tipp aus Amerika: ein weitgehend abgeschälter Mangokern als ziemlich geniale Beißhilfe! 

Bis dein Kleines wieder Lust aufs Essen hat, darf es so viel Muttermilch oder Flaschenmilch trinken, wie es mag und braucht.

Das Zahnungsgel Dentinox enthält Lidocain – ein lokales Betäubungsmittel, das nicht überdosiert werden darf. Es sollte deshalb, wenn überhaupt, mit Vorsicht angewendet werden. Lass dich am besten beraten. Da es sich durch den Speichel sehr schnell abwäscht, verpufft die Wirkung ohnehin innerhalb weniger Minuten. Es enthält geringe Mengen Alkohol.

Unsere Hebamme Emely empfiehlt Zahn-Öl von der Bahnhof-Apotheke, das außen auf die Wangen einmassiert wird und durch pflanzliche Wirkstoffe und Duft beruhigen soll. Andere beliebte Mittel sind Kamistad Baby Gel mit Kamille und Osa Zahnungshilfe Gel. Sehr unruhigen Babys können Zahnungszäpfchen helfen, die über den Darm aufgenommen werden, beispielsweise die von Weleda oder Viburcol. Gut zu wissen: Die hier vorgeschlagenen Mittel enthalten weder Zucker noch Alkohol. Achte dennoch darauf, ob dein Baby die Wirkstoffe verträgt.

Grund 5: Akute Erkrankungen

Hinter tage- bis wochenlanger Essunlust kann auch eine akute Krankheit stecken. Vor allem Magen-Darm-Erkrankungen, aber auch Infekte der Atemwege können ausgeprägte Appetitlosigkeit nach sich ziehen. Meist muss sich der kleine Darm erst regenerieren, bevor er feste Nahrung wieder verdauen kann. Hält dieser Zustand länger als ein paar Wochen an, sind Arzt oder Ärztin die beste Anlaufstelle. Das gilt noch mehr, wenn du im Mundraum deines Kindes starke Rötungen, Beläge, Bläschen oder andere Hauterscheinungen entdeckst. Sie sollten schnell begutachtet werden.

Die Lösung bei Erkrankungen

Je nach Erkrankung kannst du entweder abwarten oder die Symptome in der Arztpraxis abklären lassen. Mit einem Löffelchen Joghurt (mit oder ohne Kuhmilch) bekommt der angeschlagene Darm eine Extraportion hilfreiche Milchsäurebakterien zusätzlich zur Muttermilch. Das hilft der Darmflora. Von echten Medikamenten ohne ärztliche Rücksprache raten wir dagegen ab.

Grund 6: Unverträglichkeiten

Schon Babys können Unverträglichkeiten entwickeln. Auch Allergien wie die gegen Kuhmilch, Eier oder Nüsse sind nicht ausgeschlossen. Manche verwachsen sich mit der Zeit, andere nicht. Wenn der Babydarm immer wieder mit einem Lebensmittel in Berührung kommt, das er nicht verträgt, tut ihm und dem Baby das nicht gut. Achte auf weitere Symptome wie beispielsweise Bauchschmerzen nach bestimmten Nahrungsmitteln oder Hautausschläge wie Milchschorf (nicht mit Kopfgneis verwechseln!). Wichtig: Symptome können auch zeitversetzt auftreten.

Die Lösung bei Unverträglichkeiten

Teste, was deinem Baby bekommt und was nicht. Lass dich am besten ärztlich beraten, wenn sich dein Verdacht erhärtet. Zwinge dein Baby nicht dazu, Lebensmittel zu essen, die es vehement ablehnt. Sie immer wieder anzubieten, ist aber erlaubt, falls ihm der neue Geschmack nur etwas seltsam vorkommt – den Unterschied wirst du erkennen. Zeitgleich darf dein Baby so viel Muttermilch oder Flaschenmilch bekommen, wie es zum Sattwerden braucht. 

Fazit

Du siehst, einem vorübergehenden Beikoststreik kommt man als Eltern am besten mit Verständnis, Gelassenheit und Geduld bei. Stillen oder Fläschchen überbrücken problemlos die Zeit, wenn dein Baby gerade nicht isst. 

In welchen Situationen ihr euch in der Arztpraxis vorstellen solltet, weißt du jetzt. 

Und who knows, vielleicht kann dir der ein oder andere genannte Trick helfen, die Streikphase zu verkürzen. Aber auch, wenn nicht, wird dein Kind früher oder später ganz selbstverständlich am Familienessen teilnehmen, versprochen!

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Quellen

✔ Inhaltlich geprüft am 05.09.2024
Dieser Artikel wurde von Emely Hoppe geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Anke Modeß

Als waschechte Berlinerin und späte Mutter eines Schulkindes schreibt Anke seit 7 Jahren über Themen, die Babyeltern im Alltag beschäftigen - am allerliebsten mit einer Prise Humor.

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