Es soll Babys geben, die friedlich in ihrem Bettchen schlummern, sobald sie abgelegt werden. Die meisten wachen oft auf. Und es gibt diejenigen, die auf Mama oder Papa wohnen – Tag und Nacht! Wenn auch dein Baby nur mit Körperkontakt schläft, bekommst du hier vielleicht Hilfe.
Du bist nicht allein
Dass ein Baby nur mit Körperkontakt schlafen will, ist nicht selten, im Gegenteil! Gerade in den ersten Lebensmonaten fühlen sich die meisten Säuglinge nur in den Armen oder auf der Brust der Eltern wohl genug, um einzuschlafen und auch dann wieder einzuschlummern, wenn sie zwischendrin kurz erwachen. Das ist biologisch so vorgesehen. Schließlich können Babys ohne enge Bezugspersonen nicht überleben. Deshalb kontrollieren sie auch im Halbschlaf, ob alles noch so ist wie vorher.
Trotzdem gibt es Unterschiede. Denn viel Körperkontakt ist nicht dasselbe wie ausschließlicher Körperkontakt. Betroffene Eltern wissen, was gemeint ist.
Manchmal handelt es sich bei besonders anhänglichen Babys um allgemein bedürfnisstarke Babys, auch bekannt als High Need Babys. Den Begriff prägte der erfahrene Kinderarzt und achtfache Vater Dr. William Sears. Er stellte fest, dass ein kleiner Prozentsatz der Babys ihre Eltern deutlich mehr fordern als der große Rest.
Aber nicht immer steckt hinter dem 24/7-„Klammern“ mehr. Du darfst also hoffen, dass es sich einfach verwächst.
Wichtig ist in jedem Fall: Dein Baby kann nichts dafür. Und du auch nicht!
Notfall-Tipps für erschöpfte Eltern
- Babytrage oder Tragetuch, damit du wenigstens die Hände freibekommst
- T-Shirt mit Elterngeruch oder auch ein Body, den du an dir getragen hast
- Aufnahme deiner Stimme in Dauerschleife
- White Noise App oder Playlist
- mit Wärmflasche angewärmtes Bettchen
- Kuscheltier wie der Schlummer-Otter mit Atemgeräuschen
- 5-8-Regel versuchen, falls dein Kind beim Einschlafen weint
- Federwiege siehe unten
Warum braucht mein Baby so viel Körperkontakt?
Wenn dein Baby nur mit Körperkontakt schläft, ist es wahrscheinlich von der Welt überfordert. Die vielen Reize kann es noch nicht verarbeiten, es vermisst die Begrenzung aus deinem Bauch und allein zu sein, macht ihm Angst. Es weiß noch nicht, dass du noch da bist, wenn es dich nicht sieht, riecht und spürt. So weit, so normal.
Es kann jedoch sein, dass sich dein Baby mehr gestresst fühlt, als nötig wäre.
Manchmal sind körperliche Zustände wie eine Erkrankung oder ein durch äußere Einflüsse überreiztes Nervensystem daran schuld, dass sich das Kind so unwohl fühlt.
Manche Babys und auch Erwachsene sind nur eingeschränkt fähig, Reize zu filtern und zu verarbeiten. Sie gelten als reizoffen. Auch, wie anfällig ein Mensch für Stress ist, ist individuell unterschiedlich. Beides kann angeboren sein, kann jedoch auch erworben werden.
Stark belastende Phasen in der Schwangerschaft, eine schwierige Geburt und/oder eine Trennung von Mutter und Baby können die Bindung von Mutter und Kind vorübergehend oder dauerhaft beeinträchtigen. Eine sichere Bindung fördert jedoch eine gesunde Entwicklung des kindlichen Nervensystems und der Stressresistenz.
Was davon zutreffen könnte, spürst du vielleicht tief drinnen.
Viele Babys beginnen mit 6 bis 8 Monaten zu fremdeln. Die Ursache ist ein Entwicklungssprung, der sie plötzlich Zusammenhänge verstehen lässt. Manche von ihnen brauchen jetzt besonders viel Körperkontakt zum Schlafen, um sich sicher zu fühlen. Das betrifft oft auch Babys, die bisher gut schliefen.
Sollte und kann ich etwas ändern?
Es kommt darauf an:
Wenn du das Schlafen mit vollem Körperkontakt so akzeptieren und abwarten kannst – meist dauert es einige Monate, bis es besser wird – dann musst du nicht unbedingt etwas unternehmen und darfst einfach ganz für dein Baby da sein. Dein Baby ist im Familienbett sicher, sofern du wichtige Grundregeln beachtest.
Wenn dich die Situation jedoch an deine Grenzen und darüber hinaus bringt, dann darfst du zumindest probieren, sie für euch zu verbessern. Schließlich hat dein Baby nichts davon, wenn du nicht mehr klar denken kannst oder ganz ausfällst. Und auch ihm wird es guttun, sich sicherer und ausgeschlafener zu fühlen.
Dennoch solltest du nicht zu rabiaten Methoden greifen, die dein bedürftiges Kind zusätzlich verunsichern könnten. Denn ausgeprägte Trennungsangst lässt sich nicht mit erneuter Trennung heilen. Es könnte sie noch verstärken! Welche Möglichkeiten es stattdessen gibt, folgt nun.
Wie kann ich mein nähebedürftiges Baby stärken?
Dein Baby will sich sicher gebunden fühlen, damit es sich wohlfühlen und gut gedeihen kann. Wahrscheinlich hast du schon vieles getan, um euer unsichtbares Band zu stärken. Manchmal braucht es bei tiefer Verunsicherung jedoch ein wenig extra Balsam. Wie wäre es hiermit?
Babyheilbad
Hierbei handelt es sich um ein sehr leicht umsetzbares, aber kraftvolles Ritual, das frühes Bonding auch Jahre später noch nachholen kann. Besonders hilfreich ist es, wenn Erfahrungen vor, während oder nach der Geburt das zarte Band zwischen Mutter und Kind sehr strapaziert haben (Bindungstrauma) und dein Baby deshalb nur mit Körperkontakt schlafen kann. Denn das Heilbad simuliert die Geburt und den ersten, magischen Moment des Kennenlernens und überschreibt so nach und nach negative Erfahrungen.
Für einen stärkeren Effekt sollte das Ritual öfter wiederholt werden. Wenn du es mithilfe einer Hebamme, deinem Partner oder allein ausprobieren möchtest, findest du hier alle Informationen.
Babymassagen
Wenn dein Baby ohne deine Hilfe Mühe hat, sich selbst zu spüren, kannst du es mit Massagen probieren. Sie entspannen und schulen die Körperwahrnehmung. Die richtige Technik lernst du in unserem Online-Babymassagekurs oder bei Kursen in deiner Nähe.
Reize reduzieren
Zugegeben, ein Klassiker für unruhige Babys, aber es stimmt: Wenn Babys nur schwer in den Schlaf finden und vor lauter Unruhe immerzu aufwachen, sind sie oft überreizt. Dann brauchen sie engen Körperkontakt, um ein- und weiterzuschlafen.
Nicht immer liegt das an vollen Tagen. Manchmal reichen schon normale Reize, wenn sie dein Baby schlechter filtern und verarbeiten kann als andere. Aber vielleicht kannst du es eine Weile etwas mehr von der grellen, lauten Welt abschirmen als bisher und beobachten, ob es euch hilft.
Manuelle Therapie
Mithilfe von Osteopathie, Craniosakraltherapie oder auch behutsamer Physiotherapie lassen sich eventuell Verspannungen finden und lösen, die manche schlecht schlafenden Babys daran hindern, sich zu entspannen. Auch wenn Methoden wie die Osteopathie für Babys mitunter werden, einen Versuch ist es wert.
Solche Therapien sind vor allem dann sinnvoll, wenn das Baby durch einen Kaiserschnitt oder mithilfe von Zange oder Saugglocke zur Welt kam. Manche Krankenkassen übernehmen die Kosten zumindest anteilig für ein paar Sitzungen (nachfragen!).
Achte auch auf mögliche Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Allergien, falls dein Baby zusätzlich häufig nach den Mahlzeiten Symptome wie Schmerzreaktionen, Blähungen und/oder Hautveränderungen zeigt. Dann könnte der unruhige Schlaf auf Darmprobleme hindeuten, die über Anpassungsschwierigkeiten in den ersten drei Monaten hinausgehen. Rat bekommst du in der Kinderarztpraxis.
Federwiege oder ein anderes Bettchen
Manchmal liegt das übergroße Bedürfnis nach Körperkontakt an einer ungemütlichen oder zu beengten Schlafumgebung. Dann kann ein anderes oder modifiziertes Babybett vielleicht die erhoffte Entspannung bringen. Falls das nicht hilft, tut es vielleicht eine Federwiege.
Federwiegen gibt es erst seit ein paar Jahren. Dabei handelt es sich um babysichere, gemütliche Stoffwiegen, die an einer Stahlfeder an einem kippsicheren Gestell, dem Türrahmen oder der Zimmerdeckel aufgehängt sind. Viele Modelle haben einen Motor, der Eltern das aktive Schaukeln im Arm abnimmt. Es geht jedoch auch ohne. Denn durch die Bewegungen deines Babys beim Aufwachen wippt die Wiege von ganz allein. Vielen Babys reicht das, um sich sicher zu fühlen und weiterzuschlummern.
Leider sind Federwiegen noch immer sehr teuer. Das Gute: Ihr könnt sie ausprobieren und monatsweise mieten, wie beispielsweise die Federwiege von Swing2Sleep. Die Membantu Federwiege ist eine kostengünstigere Variante, die es ebenfalls zur Miete gibt.
Fazit
Dass Babys schlecht schlafen, gehört zum Babydasein irgendwie dazu. Wenn ein Baby aber nur mit Körperkontakt schläft, kann das für die Eltern enorm belastend sein. Wir hoffen, dass wir dir mit unseren Tipps Hoffnung machen konnten. Denn sei versichert: Irgendwann wirst auch du wieder durchatmen können. Bis dahin ist es am besten, die Situation so zu akzeptieren, wie sie gerade ist. Das gibt inneren Frieden und Zuversicht, die du und dein Baby jetzt besonders brauchen.
Quellen
- Kinderärzte im Netz: Die Bindung zwischen Müttern und ihren Babys hat starken Einfluss auf kindliche Entwicklung: https://www.kinderaerzte-im-netz.de/news-archiv/meldung/die-bindung-zwischen-muettern-und-ihren-babys-hat-starken-einfluss-auf-kindliche-entwicklung/ (abgerufen am 23.09.2024)
- Studie: Genevieve Le Bas, George Youssef, Jacqui A. Macdonald, Samantha Teague, Richard Mattick, Ingrid Honan, Jennifer E. McIntosh, Sarah Khor, Larissa Rossen, Elizabeth J. Elliott, Steve Allsop, Lucinda Burns, Craig A. Olsson, Delyse Hutchinson, The Role of Antenatal and Postnatal Maternal Bonding in Infant Development, Journal of the American Academy of Child & Adolescent Psychiatry, Volume 61, Issue 6, 2022, Pages 820-829.e1, ISSN 0890-8567, https://doi.org/10.1016/j.jaac.2021.08.024. https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0890856721018104 (abgerufen am 23.09.2024)
- N-TV: Ist Osteopathie bei Babys sinnvoll? https://www.n-tv.de/wissen/frageantwort/Ist-Osteopathie-bei-Babys-sinnvoll-article22549991.html (abgerufen am 23.09.2024)
- Brigitte Renate Meissner (2020). Emotionale Narben aus Schwangerschaft und Geburt auflösen: Mutter-Kind-Bindungen heilen oder unterstützen – in jedem Alter. (3. Auflage). Brigitte Meissner Verlag