Das 2. Lebensjahr deines Babys steht vor der Tür – was dich ungefähr erwarten wird und worauf du dich schon jetzt freuen kannst, mehr dazu hier.
Mit dem 1. Geburtstag deines Kindes wird eine neue Ära eingeläutet: das Kleinkind-Leben.
Eins ist schon jetzt klar: Das nächste Lebensjahr deines Kindes hat es in sich …
Lustige Anekdoten
Das, was dieses neue Lebensjahr so unglaublich besonders macht, ist auf jeden Fall das, was dein Kind sagt und tut. Falls du bereits ein älteres Kind hast, ist dir das bestimmt schon aufgefallen oder aber du hast es von anderen Eltern gehört.
Mit lustigen Anekdoten meinen wir Fantasieworte oder Wortneuschöpfungen, ulkige Fragen oder die Art und Weise, wie dich dein Kind in seinem Spiel nachahmt.
Hier ein paar Beispiele:
- „Nane hat Aua, Nane braucht Pflaster.“ (zu einer Banane, die an einer Stelle geöffnet ist)
- „Mama Kaffee, ich Millich.“ (wenn ihr morgens frühstückt und dein Kind vom Milchschaum naschen möchte)
- „Banille-Eis“ (für Vanille-Eis)
- „Apfelschöile“ (für Apfelschorle)
Damit du später immer wieder auf diese einmaligen Situationen und Geschichten zurückblicken kannst, könntest du auch ein kleines Erinnerungsbuch führen, in das du sie einträgst. Dadurch ermöglichst du deinem Kind später, mit dir gemeinsam in diesen tollen Erinnerungen zu schwelgen.
Das Kind kann auch mal ohne Eltern
Das Schöne ist, dass sich dein Kind im kommenden Lebensjahr vermutlich immer mehr mit sich selbst beschäftigen kann. Das schafft wertvolle Me-Time im Alltag.
Obendrein kannst du es mit wachsendem Alter und Entwicklung gelegentlich auch mal bei Freunden, den Großeltern oder Babysitter lassen und hast Zeit für Paarmomente, Einladungen oder das, was sonst noch so ansteht.
Wichtig ist nur, dass du Abschiede und die ersten Male woanders gut und sicher begleitest, damit das Ganze keine Unsicherheit und Angst bei deinem Kind auslöst.
„Selber machen!“
Ungefähr im Alter zwischen 18 und 24 Monaten (manchmal früher, manchmal später) versteht dein Kind, dass es eigene Gefühle, Wünsche, Vorlieben, Interessen und Bedürfnisse hat, die sich von denen der Bindungspersonen – in der Regel die Eltern – unterscheiden können. In dieser Zeit entwickelt es daher den Wunsch nach Selbstständigkeit.
Bedeutet konkret, dass du im Laufe des nächsten Jahres womöglich öfter Wutausbrüche, „Nein“, „Alleine machen“ oder „Du machen!“, hören wirst.
Obendrein kann es durch das wachsende Sprachverständnis deines Kindes auch dazu kommen, dass es dir lautstark Bescheid gibt, wenn bestimmte Bedürfnisse oder Wünsche eben nicht erfüllt sind.
Hier noch mal eine liebevolle Erinnerung: Bedürfnisse sind überlebensnotwendig. Sowohl für dein Kind als auch für dich und jeden anderen Menschen.
Sie umfassen: Liebe, Hunger, Durst, Hygiene, Schlaf, Geborgenheit, Ruhe, Nähe und Eigenständigkeit (Autonomie).
Dennoch ist es natürlich, dass du nicht jedes Bedürfnis automatisch als solches erkennst oder in jeder Situation unmittelbar stillen kannst. Auch das darf dein Kind lernen und auch das gehört zum Leben dazu.
Wünsche hingegen sind Dinge, die du erfüllen kannst, wenn Raum dafür da ist. Von ihnen hängt allerdings nicht das Überleben ab.
Hinzu kommt, dass dein Kind mit wachsender motorischer Entwicklung so flink und agil wird, dass es sich fortan vielleicht öfter Dinge aus der unteren Küchenschublade holt, etwas im Haushalt beschädigt oder eben lautstark protestiert, wenn du ihm seinen Schuh anziehen möchtest.
Vermutlich wird gerade die Autonomiephase ziemlich viel Geduld, Vertrauen und vor allem Nerven von dir abverlangen. Das Beste an Phasen? Sie gehen auch wieder vorbei.
Wenn du mehr darüber wissen möchtest, schau gerne mal in unseren Artikeln zum Thema vorbei:
- Bedürfnisorientierte Erziehung
- Trotzphase: Warum Autonomiephasen für Kinder wichtig sind
- Die Autonomiephase – 5 Tipps für den Umgang mit Wutanfällen
- Nachgefragt: Sollten Kinder alles mitbestimmen können?
- Pädagogin stellt klar: „Eltern sollten es als Kompliment sehen, wenn ihr Kind sie anschreit.“
Neben der Autonomiephase können sich womöglich diese großen Meilensteine im kommenden Jahr zeigen …
Die größten Entwicklungen des kommenden Jahres
Laufen & Sprechen
Wenn du nicht bereits einen krabbelndes oder laufendes Kind zu Hause hast, wird es im Laufe der nächsten Monate sehr wahrscheinlich dazu kommen.
Obendrein wird dein Baby sich immer mehr ausdrücken können. Das ist ein Geschenk, denn wie oben angedeutet, wird es dir jetzt mitteilen, was es will, aber vor allem auch, was es nicht will. Gleichzeitig versteht es dich und andere immer besser.
Selbstbewusstsein & geistige Prozesse
Die Basis für ein nachhaltig gesundes Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein wird in dieser Lebensphase gelegt. Dafür ist es wichtig, dass dein Kind viel selbst ausprobiert, scheitert, sich selbst aufrichtet, wieder neu beginnt, es noch einmal probiert.
All das ist obendrein eine wichtige menschliche Erfahrung über das Lernen und Wachsen. Denn durch das „sich ausprobieren“ kommt es auch dazu, dass dein Kind immer mehr Zusammenhänge versteht und im Kopf geistige Schlüsse ziehen kann. Das fördert seine Neugier, seinen Entdeckergeist und seine Problemlösefähigkeiten.
Das zeigt auch, wie wichtig gerade das freie Spiel in dieser Lebensphase ist …
Durch das freie Spiel lernen und sich erfahren
Lass dein Kind deshalb so viel wie möglich frei spielen. Mache ihm Angebote in Form von unterschiedlichen Materialien und gib gleichzeitig so wenig wie möglich vor.
Am besten eignen sich ohnehin Alltagsmaterialien für das freie Spiel. Lege dafür zu Hause eine offene Spielekiste bereit, in der du Folgendes verstaust:
- ungefährliche Alltagsgegenstände (Tupperdosen, Holzlöffel und Co.)
- Spielfiguren, Puppen und Kuscheltiere
- Verkleidungs-Material
- Bücher
- Stifte zum Malen und sich kreativ ausleben
Am besten ist diese Kiste für dein Kind immer frei zugänglich, sodass es die Wahl hat, womit es sich wann beschäftigen möchte.
Draußen sein
Wenn du täglich mit deinem Kind nach draußen gehst, ist der Spiel-Spaß und das „sich erfahren“ ohnehin garantiert. In der Natur findet ihr allerlei Schätze, aber auch körperliche Herausforderungen für dein Kind.
Dein Kind wird durch das viele „Draußen sein“ ebenso lernen, dass die Wetterbedingungen oder eben auch Einschränkungen (Beispiel: bei Regen Regenstiefel statt barfuß laufen) dazugehören.
Und es hat hier die Möglichkeit, sich ausgiebig über freie Flächen oder Spielgeräte zu bewegen und damit seinen eigenen Körper inmitten der Natur zu erfahren.
Alleine und mit anderen Kindern spielen
Lass dein Kind sowohl alleine als auch in einer Gruppe mit anderen Kindern spielen.
Durch den Besuch der Krippe oder U3-Kita zeigt sich das vermutlich ohnehin und dein Kind verläuft viele wichtige Prozesse der sozial-emotionalen Entwicklung und der Ich-Entwicklung (Themen wie Teilen oder Beißen).
Wenn dein Kind noch keine Kita besucht, kannst du gezielt nach Spiel-, Turn- oder Musikgruppen suchen, die du zusammen mit deinem Kind besuchst. Hier reicht ein Kurs pro Woche oder alle zwei Wochen völlig aus. Ansonsten sind private Spiel-Verabredungen natürlich auch eine tolle Sache.
Die Zeit genießen
Sicher ist es dir schon in der Babyzeit aufgefallen, wie schnell dein Kind wächst, lernt und sich entwickelt. Dasselbe gilt für die Zeit jetzt. Denn in diesem kommenden Jahr wird sich die individuelle Persönlichkeit deines Kindes immer mehr zeigen.
Trotz aller Herausforderungen, Sorgen, Zweifler oder Momente, in denen du nicht mehr weißt, wo vorn und wo hinten ist: versuche dir bewusst zu machen, wie einmalig diese kommende Lebensphase ist und wie wichtig daher, dass du sie – so gut es eben geht – mit deinem Kind genießen kannst.
Mit einer großen Prise Humor geht das im übrigen doppelt so gut. Denn sind wir mal ehrlich: Diese Phase ist ziemlich anstrengend, aber macht auch richtig viel Spaß!
Wir wünschen dir einen wundervollen Start in das 2. Lebensjahr deines Kindes!
Quellen
- Davies, Uzodike, van Loon, Wirth (2022). Das Montessori Baby. Geborgen und mit offenen Sinnen ins Leben starten. Weinheim: Verlagsgruppe Beltz.
- Largo, Remo H. (2016). Babyjahre. Entwicklung und Erziehung in den ersten vier Jahren (18. Auflage). München/Berlin: Piper Verlag GmbH.
- Perls, Frederick S., Hefferline, Ralph F., Goodman, Paul (2015). Gestalttherapie. Grundlagen der Lebensfreude und Persönlichkeitsentfaltung. (9. Auflage). Stuttgart: Klett-Cotta Verlag.