Juckreiz, andere Farbe, viel größer und austretende Flüssigkeit – was bitte ist mit meinen Brustwarzen los und bleibt das so? Wir beantworten die häufigsten Fragen zum Thema Brustwarzen in der Schwangerschaft.
Alle Zeichen stehen auf Milchproduktion
Deine Brüste haben nach der Geburt eine wichtige Aufgabe, zumindest aus evolutionärer Sicht: Sie dienen deinem Baby als Nahrungsquelle, bis es in ausreichendem Maß andere Lebensmittel zu sich nehmen kann. Und ganz egal, ob überhaupt oder wie lange du stillen möchtest: Deine Brüste beginnen schon in den ersten Schwangerschaftswochen damit, sich auf die Milchproduktion und das Stillen des Babys vorzubereiten.
Was da genau in deinen Brüsten passiert, erfährst du hier: So verändern sich die Brüste in der Schwangerschaft.
Auslöser aller Veränderungen sind Hormone, insbesondere Östrogen und Progesteron, die in der Schwangerschaft vermehrt ausgeschüttet werden.
Von den einzelnen Vorgängen in deiner Brust spürst du natürlich nichts, aber sie bleiben auch nicht unbemerkt. Deine Brüste verändern sich im Verlauf der Schwangerschaft spür- und sichtbar. Und das gilt auch für deine Brustwarzen.
Dunkle Brustwarzen in der Schwangerschaft
Du wirst beobachten, dass sich deine Brustwarzen im Laufe der Schwangerschaft dunkler färben. Waren sie zuvor hellrosa, können sie bis zur Geburt eine dunkelbraune Färbung annehmen. Ursache dafür ist eine verstärkte Melanin-Produktion. Später sorgt diese bei den meisten Frauen auch für eine sichtbare Linie auf dem Schwangerschaftsbauch (Linea nigra).
Es wird vermutet, dass die Dunkelfärbung dem Neugeborenen helfen soll, die Brustwarze besser zu finden. Schließlich kann es kurz nach der Geburt nicht wirklich gut sehen. Starke Kontraste, wie eine sich deutlich abzeichnende, dunkle Brustwarze, nimmt das Baby anfangs am besten wahr.
Ab wann verfärben sich Brustwarzen in der Schwangerschaft?
Schon kurz nach der Einnistung der befruchteten Eizelle kann sich die Brustwarze dunkler färben. Die Verfärbung der Brustwarzen kann sogar als frühes Schwangerschaftsanzeichen gedeutet werden. Im Laufe des 2. und 3. Trimesters dunkeln sie noch einmal deutlich nach.
Bleibt das so?
Nein. Im Laufe des ersten Jahres nach der Geburt hellen sich die Brustwarzen normalerweise wieder auf.
Härtere und größere Brustwarzen als vor Schwangerschaft
Die Brust wächst im Verlauf der Schwangerschaft um bis zu zwei Körbchengrößen. Und auch an der Brustwarze tut sich was. Sie wird meist etwas länger und härter. Ein Hoch auf gepolsterte BHs und Stilleinlagen, wem das jetzt unangenehm ist.
Obendrein vergrößert sich auch der Warzenvorhof aufgrund hormoneller Vorgänge und einer besseren Durchblutung des Gewebes.
Aber warum werden sie größer?
Das ist super interessant! Um deiner Brust später die Muttermilch zu entlocken, muss dein Baby eine besondere Technik anwenden. Es saugt die Milch nicht etwa heraus, wie man zunächst denken könnte, sondern massiert die Brustwarze mit seiner Zunge und “melkt” sie. Dafür muss es einen möglichst großen Teil der Brustwarze und des Warzenvorhofs in den Mund bekommen. Das geht nur, wenn das Gewebe dafür elastisch genug ist. Der vergrößerte Warzenvorhof stellt genau das sicher.
Im Grunde bilden Brustwarze und vergrößerter Warzenvorhof zusammen eine elastische „Zitze“ – ja, wir Menschen sind eben auch nur Tiere. Diese Zitze ermöglicht es dem Baby überhaupt erst, an der Brust zu trinken. Je kleiner die Brustwarze ist, desto wichtiger ist ein großer Warzenvorhof, damit das Baby sie dennoch gut zu fassen bekommt.
Werden die auch wieder normal?!
Keine Sorge, du wärst nicht die erste Frau, die sich optisch an den vergrößerten Brustwarzen stört. Denk daran: Die Veränderungen erfüllen einen wichtigen Zweck. Und nach dem Abstillen nimmt deine Brustwarze früher oder später auch wieder ihren Ursprungszustand an.
Juckende Brustwarzen in der Schwangerschaft
Juckende, empfindliche und auch mal schmerzende Brustwarzen sind ebenfalls normale Begleiterscheinungen, die schon in der Frühschwangerschaft auftreten können.
Das Wachstum der Brüste dehnt die Haut, sodass es zu Spannungsgefühlen, Trockenheit und Juckreiz kommen kann. Dazu steigt die Durchblutung des Gewebes, was die Haut sensibler macht. Reibung und Kälte können jetzt super unangenehm sein.
Was kann ich gegen juckende Brustwarzen tun?
Achte auch weiche, bestenfalls natürliche Textilien im Bereich der Brust und Brustwarze. Nähte an dieser sensiblen Stelle können die Haut irritieren. Der verführerische Spitzen-BH darf jetzt gern in der Schublade verschwinden und Platz machen für bequeme Baumwoll-BHs oder Bustiers. Ansonsten können Stilleinlagen aus weicher Seide jetzt eine Wohltat sein.
Bei trockenen Brustwarzen empfehlen wir Brustwarzensalbe mit Lanolin. Die bekommst du in jedem Drogeriemarkt beim Baby- und Stillzubehör oder in der Apotheke. Auch ein paar Tropfen Olivenöl oder Kokosbutter können Linderung verschaffen.
Extremen Juckreiz, schuppige Haut und/oder starke Schmerzen solltest du vorsichtshalber in der gynäkologischen Praxis abklären lassen.
Plötzlich „Pickel“ auf den Brustwarzen
Vielleicht sind dir auch schon kleine Pickelchen auf deiner Brustwarze aufgefallen, die vorher nicht das waren oder zumindest nicht so groß. Es handelt sich dabei um die Montgomery Drüsen. Jeder Mensch hat diese Talgdrüsen und je nach Hormonstatus sind sie mal mehr und mal weniger sichtbar.
In der Schwangerschaft nehmen die Montgomery Drüsen in ihrer Anzahl und Größe normalerweise zu, denn sie erfüllen eine wichtige Aufgabe. Sie sondern ein Öl ab, das die Brustwarze mit Feuchtigkeit versorgt, so ihre Elastizität erhält und sie vor Infektionen schützt. Außerdem wird vermutet, dass das Sekret einen besonderen Duft nach Fruchtwasser verströmt, der das Baby zuverlässig an die Milchquelle lockt.
Nach dem Abstillen bilden sich die Drüsen wieder zurück.
Tropfende Brustwarzen in der Schwangerschaft
„Hilfe, was ist das für eine Flüssigkeit, die da aus meinen Brustwarzen tropft? Das kann doch unmöglich schon Muttermilch sein?“
Doch, kann es! Wie oben schon erwähnt, stellt sich die Brust schon früh auf die Milchproduktion ein. So kann es sein, dass bereits im 2. Trimester erste Tropfen Milch aus der Brustwarze austreten, insbesondere (aber nicht nur) bei Stimulation.
Es handelt sich bei dieser dickflüssigen, weiß-gelblichen Flüssigkeit um Kolostrum. Diese erste Muttermilch ist voller Antikörper und sehr wichtig für das Neugeborene. Aber keine Sorge, das Kolostrum geht nicht verloren. Es wird weiter gebildet und gibt deinem Baby nach der Geburt einen regelrechten Boost an Abwehrstoffen und Nährstoffen mit auf den Weg.
Zum Schutz vor Flecken im BH helfen Stilleinlagen, bestenfalls wiederverwendbare aus Bio-Baumwolle oder Seide.
Sollte sich in das austretende Sekret Blut mischen, du Schmerzen haben oder Bedenken, sprich deine Hebamme und/oder deine Ärztin oder deinen Arzt darauf an.
Übrigens: Tritt bei dir vor der Geburt noch keine Milch aus, musst du dir keine Sorgen machen! Bei manchen Frauen passiert es, bei anderen nicht. Das sagt nichts über die Qualität oder Quantität deiner Milchproduktion aus.
Fazit
Die weibliche Brust ist einfach ein Wunderwerk der Natur. Schon kurz nach der Einnistung der befruchteten Eizelle beginnt der Umbau zur „Milchproduktionsstätte mit angeschlossener Milchbar“. Die Veränderungen in der Brust, allen voran ein Spannungsgefühl und empfindliche Brustwarzen, sind für viele Frauen sogar erste Zeichen dafür, dass sie vielleicht schwanger sein könnten.
Zur Vorbereitung auf die Versorgung des Babys verändert sich nicht nur die innere Struktur der Brust, sondern verwandeln sich auch die Brustwarzen. Immer mit dem Ziel, es dem Baby nach der Geburt möglichst leicht zu machen, seine Nahrungsquelle zu finden und effektiv daraus trinken zu können.
Dennoch solltest du dem Ganzen nicht zu viel Bedeutung beimessen. In welchem Ausmaß sich deine Brustwarzen verändern (oder nicht), hat keine Aussagekraft über deine Fähigkeit, dein Baby später stillen zu können.
Und auch, wenn einige neue “Features” rein optisch vielleicht gewöhnungsbedürftig sind, denk daran: Die Veränderungen sind zeitlich begrenzt. Spätestens nach dem Abstillen werden die Brustwarzen wieder kleiner, heller und weniger empfindlich.
Quellen
- C. Geist, U. Harder, A. Stiefel (Hrsg.). Hebammenkunde. Lehrbuch für Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Beruf. Erschienen im Hippokrates Verlag, 4. aktualisierte Auflage, 2007.
- MedicalNewsToday: How soon do you notice breast changes in pregnancy, and what does the change look like? https://www.medicalnewstoday.com/articles/324319 (abgerufen am 07.02.2025)
- Healthline: Why Are My Nipples Itchy? https://www.healthline.com/health/itchy-breast-or-nipple (abgerufen am 07.02.2025)
- Healthline: What You Should Know About Montgomery’s Tubercles. https://www.healthline.com/health/montgomerys-tubercles (abgerufen am 07.02.2025)
- NHS: Leaking from your nipples. https://www.nhs.uk/pregnancy/related-conditions/common-symptoms/leaking-nipples/ (abgerufen am 07.02.2025)
- I. Thanaboonyawat et al.: Pilot Study of Normal Development of Nipples during Pregnancy. Journal of Human Lactation 29(4) 480–483, 2013. https://citeseerx.ist.psu.edu/document?repid=rep1&type=pdf&doi=83ea29e837e4838bd8eac1a951aaf7ef575711b1 (abgerufen am 07.02.2025)