Wenn du dir deiner eigenen seelischen Wunden bewusst wirst und beginnst, sie Stück für Stück aufzulösen, stärkst du nicht nur dich, sondern auch dein Kind – was sogenannte Familienaufstellungen damit zu tun haben und wie das Ganze konkret aussieht, erfährst du hier!
DIESE Methode kann dich & dein Kind heilen
(Verborgene) Themen, Probleme und Verhaltensweisen eines Menschen können durch die Methode der “Familienaufstellungen” sichtbar werden.
Vielleicht denkst du jetzt: “Familienaufstellungen? Hilfe – was ist das denn? Muss ich dafür etwa meine Familie im Raum aufstellen und mit ihr über meine Gefühle sprechen?! Gott bewahre!”
Zunächst einmal: Nein, eine Familienaufstellung ist nicht wörtlich zu sehen. Doch dazu später mehr…
Die Methode “Familienaufstellungen” – was ist das eigentlich?
Familienaufstellungen sind eine psychotherapeutische Methode mit Ursprung in der systemischen Therapie. Sie sind nicht wie eine verhaltens- oder tiefenpsychologische Therapie standardisiert, allerdings seit 2008 offiziell wissenschaftlich anerkannt.
Bei einer Familienaufstellung wird häufig zunächst das “System Urfamilie” des Menschen symbolisch aufgestellt. Wie das konkret aussieht, beschreiben wir weiter unten.
Durch die Methode werden ungelöste Emotionen, Konflikte und Traumata – individuell und auch im gesamten Familiensystem – plötzlich sichtbar und sorgen dadurch für mehr Klarheit.
Wie sieht das Ganze konkret aus?
Eine Familienaufstellung findet in einem psychotherapeutisch geschützten Rahmen statt.
Dabei bespricht die betroffene Person ihre Frage oder ihr Thema zunächst nur mit der begleitenden psychotherapeutisch ausgebildeten Person oder mit der ganzen Gruppe.
Die Stellvertretenden
Die Gruppe, das sind Menschen, die sich dazu bereit erklären, bei Familienaufstellungen als “stellvertretende Personen” zu fungieren. Sie sind der Verschwiegenheit verpflichtet, damit alles, was geschieht, in dem geschützten therapeutischen Raum bleibt.
Sie stehen symbolisch für die Personen der Urfamilie des Aufstellenden. Manchmal können sie aber auch stellvertretend für einzelne Schicksalsschläge, Krankheiten oder Charaktereigenschaften aufgestellt werden.
Die Art, wie die “Stellvertretenden” in einem therapeutischen Raum nun voreinander stehen, kann verborgene Muster, Themen und Dynamiken zeigen. Meist eröffnen sich in solchen Aufstellungen Traumata, die unhinterfragt über Generationen weitergegeben wurden und das JETZT der betroffenen Person noch immer beeinflussen.
In anderen Formen der systemischen Therapie wird auch mit Figuren, Symbolen oder sogenannten “Bodenankern” gearbeitet.
Die Rolle des Therapierenden
Die therapierende Person begleitet und leitet das Ganze an. Themen, die zumeist tief gehen und die betroffene Person stark belasten, werden sanft, wohlwollend und im individuellen Tempo durch die Aufstellung der Stellvertretenden sichtbar.
Der Therapierende stellt den Stellvertretenden etwa während der Aufstellung Fragen, wie sie sich als Person XY im Familiensystem fühlen, was sie wahrnehmen und was sie brauchen.
So wird mit viel Zeit und Schritt für Schritt geschaut, was bislang “unausgesprochen” ist und wie die Personen zueinander “stehen” müssen, damit ein Schritt in Richtung Heilung entstehen kann.
Verschwiegenheit, eine nicht-wertende Haltung, Offenheit und das Vermitteln von Sicherheit ist hier das A&O, damit die betroffene Person sich mit ihrem Thema komplett fallen lassen kann.
Wichtig ist deshalb, wie so oft, eine qualifizierte Begleitung, Durchführung und Nachsorge durch erfahrene Fachkräfte der systemischen Psychotherapie.
Die Auflösung
Die Betrachtung des Menschen innerhalb seines sozialen “Herkunft-Systems” kann tiefgreifende und überraschende Erkenntnisse liefern.
Das macht komplexe Familiendynamiken auch viel fassbarer und eröffnet neue Lösungen. Und genau dadurch ist Heilung möglich.
Übrigens können das (vor allem) auch Konflikte im Inneren des betroffenen Menschen sein, die zunächst nicht so wirken, als hätten sie überhaupt etwas mit der Urfamilie zu tun.
Nur ein paar Beispiele:
- Schlafstörungen
- Essstörungen
- Selbstzweifel, Zukunftsängste, Panikzustände
- Anhaltende Probleme im Job oder in Beziehungen
- Selbstwertthemen, Minderwertigkeitsgefühle, niedriges Selbstbewusstsein
Wichtig zu wissen!
Systemische Therapie ist wissenschaftlich anerkannt, doch die Wirkung von Familienaufstellungen ist bislang weniger gut erforscht. Auch hier sind sich Studien bisher wie so oft uneinig.
Und: Familienaufstellungen sind natürlich keine “Versprechungen”. Es kann sein, dass die Methode der Aufstellung, wenn du sie nutzt, dir keine neuen Erkenntnisse liefert oder auch einfach nichts für dich ist. Jeder Mensch ist individuell und benötigt daher einzigartige Methoden für die innere Selbsterkenntnis.
Wichtig: Familienaufstellungen als Methode ersetzen keine umfassende (Gesprächs-)Psychotherapie, wenn ein Mensch diese benötigt. Sie können allerdings eine wertvolle Ergänzung darstellen.
Automatische Benefits für dich – und dein Kind!
Setzt du dich bewusst mit dir, deinen Themen und ihrem möglichen Hintergrund auseinander, gewinnst du deutlich mehr Klarheit und Verständnis für dich selbst und die Umstände deines Lebens.
Das hat automatisch auch einen positiven Effekt auf dein Kind. Denn durch die Aufstellung wird dir möglicherweise bewusst, warum du bestimmte Glaubenssätze hast, weshalb du dich in manchen Situationen auf eine gewisse Weise verhältst und vor allem, was du im Leben NICHT mehr möchtest.
Das hat einen direkten Einfluss darauf, wie du mit dir selbst und deinem Kind umgehst. Denn dein Kind lernt von dir und durch deine Nachahmung. Obendrein hat dein körperliches, emotionales und seelisches Wohlbefinden einen DIREKTEN Einfluss auf dein Kind.
Das Beste? Ihr durchbrecht möglicherweise einen Kreislauf von Generationen und werdet bestimmte Traumata – ohne, dass du sie aussprechen müsstest – nicht mehr weitergeben.
Erklärbar ist das durch den “Schmetterlingseffekt” …
Der Schmetterlingseffekt
Der Schmetterlingseffekt besagt, dass in einem System kleine Ursachen häufig eine große Wirkung haben können.
Konkret bedeutet das: Sobald dir durch eine Aufstellung bewusst wird, was tieferliegende Themen in deinem Familiensystem sind und was sie mit dir machen, wird das dein gesamtes soziales Umfeld beeinflussen. Und zwar ohne, dass du mit ihnen darüber sprechen musst.
Lediglich das Bewusstsein darüber und deine weitere psychotherapeutische “Arbeit” damit sowie die Begleitung durch die Psychotherapeutin/den Psychotherapeuten können wahre Wunder wirken.
Denn: Heilst du, heilt dein Umfeld automatisch ein Stück mit. Besonders die Menschen, die nach dir kommen.
Vorbereitend kann unser Podcast helfen!
Du möchtest vorab mehr über das Thema „innere Prägung“ erfahren? Dann ist unser Podcast mit dem Experten Reza Hojati vielleicht genau das Richtige für dich:
Fazit: Durchbreche einen Kreislauf, für dich & dein Kind!
Eine Familienaufstellung kann wahnsinnig befreiend wirken und unglaublich viel Raum schaffen. Bei dir selbst und im gesamten Familiensystem.
Ob sie etwas für dich ist oder nicht, kannst du nur selbst entscheiden. Für jeden Menschen sind andere Verfahren wichtig und richtig. Hier gibt es keine pauschale Empfehlung.
Du bist neugierig geworden? Frag gerne mal bei deiner Hausarztpraxis nach einer Überweisung zu einer systemisch orientierten Psychotherapie-Praxis nach oder informiere dich im Internet über wohnortnahe Angebote.
Quellen
- Bürgin, Dieter (1993). Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter. Stuttgart: Gustav Fischer Verlag.
- Caby, Filip und Andrea (2011). Die kleine psychotherapeutische Schatzkiste. Tipps und Tricks für kleine und große Probleme vom Kindes- bis zum Erwachsenenalter. (2. Auflage). Dortmund: Borgmann Media.
- Dilling, Horst, Freyberger, Harald J. (2016): ICD-10. Taschenführer zur ICD-10-Klassifikation psychischer Störungen. (8. Auflage). Hogrefe Verlagsgruppe.
- Franke, U. (2021). Wenn ich die Augen schließe, kann ich dich sehen: Familien-Stellen in der Einzeltherapie und -beratung. Ein Handbuch für die Praxis (7. Aufl.). Carl-Auer Verlag.
- Greving, Prof. Dr. Heinrich, Ondracek, Prof. Dr. Petr (2010): Handbuch Heilpädagogik. (2. Auflage) Troisdorf: Bildungsverlag EINS GmbH.
- Lück, Sabine (2023). Vererbtes Schicksal. Wie wir belastende Familienmuster überwinden und unser wahres Potenzial befreien. München: Kailash Verlag.
- Perls, Frederick S., Hefferline, Ralph F., Goodman, Paul (2015). Gestalttherapie. Grundlagen der Lebensfreude und Persönlichkeitsentfaltung. (9. Auflage). Stuttgart: Klett-Cotta Verlag.
- Siegel, Elaine V. (1997): Tanztherapie. Seelische und körperliche Entwicklung im Spiegel der Bewegung. Ein psychoanalytisches Konzept. (4. Auflage) Stuttgart: Klett-Cotta Verlag.






