Wenn Eltern sich trennen, ist das erste Weihnachten mit Kindern oft eine besondere Herausforderung für alle Familienmitglieder – emotional und organisatorisch. Wie es eine Kollegin aus dem babelli-Team gemeistert hat, die vor Jahren in genau dieser Situation steckte …
Verletzte Gefühle, Wehmut, eisiges Schweigen oder lautstarke Streits: Nach einer Trennung sind beide Partner oft froh, endlich Abstand zu gewinnen. Aber was, wenn Kinder im Spiel sind? Wie kann das erste Weihnachten aussehen, damit auch sie nicht zu kurz kommen?
Ein schwieriges Thema …
Unsere Kollegin hat dieses Szenario schon durch. Sie rät betroffenen Eltern:
„Feiert für die Kinder ruhig noch einmal zusammen, aber überlasst nur wenig dem Zufall!“
Das geht natürlich nur, wenn beide Erwachsenen vernünftig genug sind, ihre eigenen Befindlichkeiten für einen Tag zu verdrängen.
Ich fasse die Erfahrungen und Tipps unserer Kollegin für euch zusammen. Ob sie für euch passen, werdet ihr spüren:
Stimmt euch vorab aufeinander ein
Da die Weihnachtstage in vielen Familien wichtige Fixpunkte sind, wäre es schade, schon hier den Cut zu machen und gleich getrennt zu feiern. Gemeinsame Traditionen geben Stabilität. Sie zeigen den Kindern, dass beide Eltern präsent und dass sie beiden Eltern immer noch sehr wichtig sind.
„Ja, ihr habt euch getrennt und ja, vermutlich ist ein gemeinsames Fest das Letzte, was ihr euch ohne Kinder antun würdet, aber jetzt geht es nicht um euch“
Es geht darum, den Kindern den Übergang so einfach wie möglich zu gestalten, damit sie alles gut verkraften.
Unsere Kollegin und ihr Expartner haben sich damals geeignet, ihre eigenen Gefühle außen vor zu lassen und NUR für die Kinder da zu sein.
Während der Feier müsst ihr euch möglicherweise immer wieder selbst daran erinnern, denn der andere wird vermutlich Knöpfe drücken, die euch triggern. Dann hilft es, ab und zu rauszugehen, zu atmen, irgendetwas zu zählen … alles, was euch persönlich aus der Sofortreaktion holt, ist erlaubt.
Feiert möglichst nur im engsten Kreis
Sich stundenlang zusammenzureißen, ist in der eigentlich getrennten Kernfamilie schon schwer genug. Deshalb schlägt unsere Kollegin vor, Eltern, andere Verwandte und Freunde der Familie erst am 25. oder 26. zu sehen. Denn die liebe Verwandtschaft kann sich möglicherweise den ein oder anderen wertenden Kommentar nicht verkneifen. Das würde es nur schlimmer machen.
Auch der neue Partner oder die neue Partnerin sollte besser nicht beim ersten Weihnachtsfest mit dem oder der Ex dabei sein. Das wäre für die Kinder und den Familienfrieden eine zusätzliche Belastung.
Kommuniziert den anderen klar und deutlich, warum ihr es dieses Jahr so halten wollt.
Sprecht euch genau ab
Zugegeben, das kann schwer sein. Aber es ist wichtig, Organisatorisches genau abzusprechen. So sinkt das Risiko für einen Streit, der für alle Beteiligten und vor allem für die Kids sehr belastend sein könnte.
Natürlich sollen die Kinder Kleinigkeiten mitentscheiden dürfen, zum Beispiel, wie der Baum dekoriert wird und was es zum Nachtisch gibt. Aber gebt ihnen das Gefühl, dass ihr als Erwachsene alles im Griff habt, damit sie nicht glauben, für das Gelingen der Feiertage Verantwortung übernehmen zu müssen.
„Eltern sind die Schaffner und geben die Richtung vor, aber wie die Kinder sich im Zug bewegen, dürfen sie selbst entscheiden.“
Das klappt am besten, wenn das Grundgerüst schon steht:
Bei wem feiern wir?
Wann fängt es an und wann ist wahrscheinlich Schluss?
Wann ist Bescherung?
Was kochen oder bestellen wir?
Was ist uns wichtig und was lassen wir lieber sein?
„Stellt im Vorfeld zudem unbedingt klare Regeln zu den Geschenken auf.“
Wer besorgt was?
Wie groß/teuer darf es sein?
Wo werden die Gaben abgelegt oder aufgebaut?
So kommt es nicht zu unnötigen Verstimmungen, wenn das Geschenk des Partners wertvoller ist als das eigene oder bei den Kindern besser ankommt.
Seid ganz klar zu den Kindern
Weihnachten ist das Fest der Liebe und der Familie! Das wissen schon die Kleinsten. Wenn ihr trotz der Trennung zusammen feiert, kann das den Zuversichts-Tank eurer Kids auffüllen. Aber es kann eben auch falsche Hoffnungen wecken:
„Vor allem ältere Kinder wünschen sich nichts sehnlicher, als dass die Eltern wieder zusammenfinden. ‘Sie streiten sich doch gar nicht und es ist so schön, vielleicht klappt es ja doch?’“
Nichts ist schlimmer als Unsicherheit, deshalb …
Begegnet solchen Gedanken früh, indem ihr ganz deutlich und natürlich altersgerecht vermittelt, dass ihr zwar zusammen Weihnachten feiert und das Fest auch genießen werdet, aber dass Mama und Papa trotzdem getrennt sind. Und bleiben.
Fazit
Wir hoffen, dass dir die Erfahrungen und Tipps unserer Kollegin dabei helfen, trotz der Trennung ein schönes und hoffentlich versöhnliches Weihnachtsfest mit Kindern und Ex zu feiern.
Falls diese Art des Zusammenseins für dich nicht mehr infrage kommt, ist das natürlich auch okay, denn jede Situation und jede Person sind individuell unterschiedlich. Solange ihr eure Kinder zum Fest an die erste Stelle setzt, macht ihr nichts falsch.
Sie brauchen jetzt vor allem Erwachsene, die sie mit ganzem Herzen lieben und die ihnen versichern, dass alles gut wird (auch wenn sie vielleicht selbst noch eine Weile brauchen, um daran zu glauben).
Wie ihr das erste Weihnachten und andere Feiertage mit dem Baby besonders liebevoll gestalten könntet, weiß Pädagogin Leonie:
Wir wünschen euch Frohe Weihnachten!