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Fibronektin-Test: Was er über das Frühgeburtsrisiko verrät

Schwangere und ihre Ärztin im Gespräch
Ein Fibronektin-Test kann dabei helfen, das Risiko für eine Frühgeburt einzuschätzen. / Bild © Photographee.eu, Adobe Stock

Der Fibronektin-Test kann helfen, das Risiko für eine bevorstehende Frühgeburt besser einzuschätzen. Weil eine Frühgeburt für das Baby mit gesundheitlichen Risiken verbunden ist, ist es wichtig, mögliche Warnzeichen früh zu erkennen. In diesem Artikel zeigen wir dir, was der Test leistet – und was nicht.

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Fibronektin-Test hilft, das Risiko einer bevorstehenden Frühgeburt zwischen SSW 22+0 und 34+0 einzuschätzen
  • Ein negatives Ergebnis bedeutet, dass in den nächsten 7–14 Tagen mit hoher Wahrscheinlichkeit keine Frühgeburt droht.
  • Ein positives Ergebnis zeigt nur ein erhöhtes Risiko an und sollte immer mit anderen Untersuchungen (z.B. Zervixlänge) kombiniert werden.
  • PAMG-1 liefert teils zuverlässigere Ergebnisse als der Fibronektin-Test, vor allem bei Symptomen einer drohenden Frühgeburt.
  • Die Entscheidung für den Test trifft die Ärztin/der Arzt individuell je nach Situation und Risiko.

Warum es wichtig ist, eine Frühgeburt vorherzusagen

Eine Frühgeburt – also die Geburt eines Kindes vor SSW 37+0 – stellt sowohl für das Neugeborene als auch für die Eltern eine Herausforderung dar.

Frühgeborene haben aufgrund ihrer Unreife ein erhöhtes Risiko für Komplikationen wie Atemprobleme, Darmprobleme, Infektionen und neurologische Störungen. Langfristig können sie mit chronischen Erkrankungen wie Asthma, Bluthochdruck, Herzkrankheiten, Nierenproblemen und Diabetes konfrontiert sein. Auch die psychische Gesundheit der Eltern kann durch die Belastungen einer Frühgeburt leiden. 

Daher ist die frühzeitige Erkennung und Prävention von Frühgeburtsrisiken von großer Bedeutung, um die Gesundheit von Mutter und Kind zu schützen.

Doch die Vorhersage einer spontanen Frühgeburt ist schwierig, weil sie viele mögliche Ursachen hat; etwa Infektionen, Durchblutungsstörungen, Überdehnung der Gebärmutter oder Stress. 

Der Fibronektin-Test ist ein Instrument, das dabei helfen kann, das individuelle Risiko für eine vorzeitige Geburt abzuschätzen. Alles, was du dazu wissen musst, fassen wir für dich zusammen.

Was ist der Fibronektin-Test?

Der Fibronektin-Test ist ein diagnostisches Verfahren, das zwischen SSW 22+0 und SSW 34+0 durchgeführt werden kann. Er kommt jedoch – wenn überhaupt – nur in bestimmten Situationen zu Einsatz und wird nicht routinemäßig bei allen Schwangeren gemacht.

Dabei wird ein Abstrich vom Vaginalsekret genommen und auf das Vorhandensein von fetalem Fibronektin (fFN) überprüft; einem Protein, das als „Klebstoff“ zwischen der Fruchtblase und der Gebärmutterwand fungiert. 

Normalerweise ist fFN in dieser Phase der Schwangerschaft nicht im Scheidensekret nachweisbar. Wenn doch, besteht ein erhöhtes Risiko für eine Frühgeburt. 

Es handelt sich um einen Schnelltest, das heißt, das Ergebnis liegt innerhalb von wenigen Minuten vor. 

Wann ist der Test sinnvoll?

Der fFN-Test kann sinnvoll sein, wenn es bei der werdenden Mutter akute Anzeichen für Frühgeburtsbestrebungen gibt. Dazu zählen:

Auch, wenn es aktuell keine akuten Symptome gibt, kann der Test in Betracht gezogen werden. Zum Beispiel, wenn aufgrund der Vorgeschichte ein erhöhtes Risiko für eine Frühgeburt besteht. Das kann bei bestimmten Schwangerschaftskomplikationen oder nach früheren Fehl- oder Frühgeburten der Fall sein.

Ob der Test in deinem Fall von Nutzen wäre, entscheidet das geburtshilfliche Team in der Klinik anhand deiner ganz individuellen Situation.

Neben akuten Symptomen und/oder einem bestehenden Risiko gibt es weitere Voraussetzungen, die für einen Fibronektin-Test erfüllt sein müssen:

  • die Fruchtblase ist intakt (also kein vorzeitiger Blasensprung)
  • es gibt keine vaginale Blutung
  • der Muttermund ist weniger als 3 cm geöffnet

Aussagekraft des Tests

Fällt der Test negativ aus, kannst du beruhigt sein! Ein negativer Fibronektin-Test hat eine hohe Aussagekraft. In den nächsten sieben bis 14 Tagen wird es mit hoher Wahrscheinlichkeit NICHT zu einer spontanen Geburt kommen. Diese Information kann dabei helfen, unnötige Krankenhausaufenthalte, Medikamente und Therapien zu vermeiden. 

Die Aussagekraft eines positiven Fibronektin-Nachweises ist dagegen deutlich geringer. Ist der Test positiv, bedeutet das lediglich, dass das Risiko für eine Frühgeburt hoch ist. Es bedeutet NICHT, dass es definitiv zur spontanen Geburt innerhalb der nächsten ein bis zwei Wochen kommen wird.

Ein positiver fFN-Nachweis allein reicht nicht aus, um verlässlich vorhersagen zu können, ob die Geburt wirklich kurz bevorsteht oder nicht. Für eine fundierte Einschätzung muss das positive Testergebnis stattdessen immer in Kombination mit anderen Parametern (insbesondere der Zervixlänge) betrachtet werden.

Der Fibronektin-Test ist positiv – und nun?

Deuten Zervixlänge, fFN und/oder andere Biomarker auf eine Frühgeburt hin, wird das medizinische Team in Absprache mit dir konkrete Maßnahmen treffen, um 

  • die Geburt hinauszuzögern,
  • dein Baby bestmöglich auf eine vorzeitige Geburt vorzubereiten (beispielsweise mit der Lungenreifespritze) und/oder
  • dich, wenn nötig, in ein geeignetes Perinatalzentrum zu verlegen.

Wichtig zu wissen: Einige Faktoren können zu einem falsch-positiven Fibronektin-Testergebnis führen, dazu zählen:

  • Geschlechtsverkehr im Zeitraum von 24 Stunden vor dem Test (hier bitte ehrlich sein zum geburtshilflichen Team!)
  • Blut im Vaginalsekret
  • eine digitale Untersuchung des Gebärmutterhalses im Vorfeld des Tests
  • Rückstände von Gleitmittel, Seifen oder Desinfektionsmitteln (etwa nach einem vaginalen Ultraschall oder einer Tastuntersuchung der Zervix)
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Alternativen und ergänzende Verfahren

Neben dem Fibronektin-Test gibt es weitere Methoden zur Einschätzung des Frühgeburtsrisikos. In erster Linie gehört dazu die Messung der Zervixlänge mittels Ultraschall. 

Darüber hinaus stehen weitere Biomarker zur Verfügung, die mithilfe von Schnelltests im Vaginalsekret nachgewiesen werden können. Dazu zählen die für Laien ziemlich kryptisch abgekürzten Proteine PAMG-1 und phIGFBP-1. 

Besonders interessant ist hier das PAMG-1 (Placental α-Microglobulin-1), das in Studien eine höhere Vorhersagekraft für eine zeitnahe Geburt zeigte als der Fibronektin-Test. Zudem weist der PAMG-1-Test eine deutlich geringere Rate an falsch-positiven Ergebnissen auf. 

Bei Frauen mit Anzeichen einer drohenden Frühgeburt liefert der Nachweis von PAMG-1 zuverlässigere Hinweise auf eine unmittelbar bevorstehende Geburt als der Nachweis von fetalem Fibronektin.

Fazit: Der Fibronektin-Test KANN hilfreich sein

Der Fibronektin-Test ist ein wertvolles Instrument, um das Risiko für eine Frühgeburt einzuschätzen. Ein negatives Ergebnis kann beruhigen und unnötige Behandlungen vermeiden, während ein positives Ergebnis eine intensivere Betreuung ermöglicht. 

Aber: Der Test allein hat kaum Aussagekraft, zumindest nicht bei der Vorhersage einer Frühgeburt. Er muss deshalb immer zusammen mit anderen Parametern interpretiert werden. Zudem scheint PAMG-1 in der Praxis die wertvolleren Informationen zu liefern als der Nachweis von fetalem Fibronektin.

Du kannst dich darauf verlassen, dass die behandelnde Ärztin oder der Arzt die in deiner Situation beste Entscheidung für oder gegen den Test trifft. Bei Fragen und Zweifeln solltest du nicht zögern, sie oder ihn darauf anzusprechen und um mehr Informationen zu bitten.

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Quellen

✔ Inhaltlich geprüft am 24.06.2025
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Veröffentlicht von Carolin Severin

Carolin ist zweifache Mama und leidenschaftliche Familien-Redakteurin. Sie beschäftigt sich schon seit über 10 Jahren hauptberuflich mit allem, was (werdende) Eltern interessiert. Bei Babelli versorgt sie euch mit Informationen und News rund ums Thema Schwangerschaft. Dabei ist es ihr besonders wichtig, komplexe medizinische Themen verständlich und sensibel aufzubereiten und dabei möglichst Sorgen und Ängste zu nehmen. Dafür arbeitet sie eng mit unserer Expertin Hebamme Emely Hoppe zusammen.