Warum es sich lohnt, Verträge und Kredite auf den Prüfstand zu stellen, wenn ein neues Familienmitglied kommt.
Die Geburt eines Kindes verändert nicht nur den Familienalltag, sondern oft auch die finanzielle Realität. Plötzlich fällt ein Einkommen zumindest vorübergehend teilweise oder vollständig weg.
Auch wenn das Elterngeld in Deutschland diese Lücke anteilig füllt, müssen Eltern mit wirtschaftlichen Einbußen planen. Gleichzeitig steigen die Ausgaben, zum Beispiel für die Erstausstattung, die Kinderbetreuung, Versicherungen oder eine Anpassung der Wohnsituation.
Auch Zahlungsverpflichtungen und Verträge, die bereits mit dem Eintritt in die Elternzeit vorhanden sind, müssen in die neuen wirtschaftlichen Voraussetzungen einkalkuliert werden.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes verringert sich das verfügbare Haushaltseinkommen in Familien während der Elternzeit im Durchschnitt um 25 bis 35 Prozent, abhängig von Elterngeldhöhe, Partnermodell und beruflicher Ausgangssituation.
Je nach allgemeiner wirtschaftlicher Situation kann dies zu Engpässen oder einer übermäßigen wirtschaftlichen Belastung führen.
Dabei stellt sich vor allem eine Frage: Wie lassen sich die vorhandenen Verpflichtungen so anpassen, dass sie mit dem neuen Familienbudget vereinbar sind?
Versicherungen: Überflüssiges streichen, Wichtiges absichern
Ein Blick in den Versicherungsordner lohnt sich besonders. Denn in kaum einem anderen Bereich lassen sich so gezielt Beiträge senken oder Leistungen optimieren.
Private Haftpflichtversicherung: Unverzichtbar – aber bitte familiengerecht
Eine gute Haftpflichtversicherung kostet im Jahr selten mehr als 70 bis 100 Euro, deckt aber viele alltägliche Risiken und im Bedarfsfall Schäden in Millionenhöhe ab.
Wichtig für junge Eltern:
- Achte darauf, dass „deliktunfähige Kinder unter 7 Jahren“ mitversichert sind. Das ist nicht in allen Tarifen automatisch enthalten, aber für Familien essenziell.
- Werdende oder frischgebackene Eltern, die bislang zwei Einzelverträge hatten, können durch einen gemeinsamen Familientarif sparen. Eine formlose Info an den Versicherer reicht oft schon.
Berufsunfähigkeitsversicherung: Absichern – aber smart
Mit der Geburt eines Kindes verändert sich auch die finanzielle Verantwortung. Plötzlich sind nicht mehr nur zwei Erwachsene abzusichern, sondern auch ein kleines Wesen, das auf Stabilität angewiesen ist.
Die Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) gehört daher zu den wichtigsten Policen überhaupt, insbesondere dann, wenn einer der Partner für eine gewisse Zeit ganz oder teilweise auf Erwerbstätigkeit verzichtet. Denn fällt das Haupteinkommen dauerhaft weg, etwa durch eine Erkrankung oder einen Unfall, kann das für die gesamte Familie existenzbedrohend werden.
Weitere Versicherungen mit Optimierungspotenzial
Viele Versicherungsverträge laufen seit Jahren stillschweigend weiter, ohne dass geprüft wird, ob sie noch zum Leben passen. In der Elternzeit ist dafür ein idealer Moment: weniger Hektik im Alltag, aber ein schärferes Bewusstsein für das, was wirklich notwendig ist.
Dabei gilt: Kündigen ist nicht immer die beste Lösung. Oft genügt eine gezielte Anpassung oder ein Anbieterwechsel, um den Schutz zu verbessern und gleichzeitig Beiträge zu sparen.
Hausratversicherung:
Mit einem Neugeborenen wächst oft auch der Wert des Hausrats: Kinderwagen, Wickeltisch, Babyphone, hochwertige Kleidung oder neue Technik kommen hinzu. Daher lohnt es sich, den aktuellen Versicherungswert realistisch zu überprüfen.
Viele Haushalte sind unterversichert, was im Schadensfall zu einer gekürzten Erstattung führt. Gleichzeitig gibt es auf dem Markt zahlreiche moderne Tarife, die mehr leisten und trotzdem günstiger sind als alte Verträge.
So bieten neuere Policen oft einen Schutz bei grober Fahrlässigkeit oder eine Fahrrad-Diebstahlabsicherung, die auch außerhalb des Hauses greift. Ein Tarifvergleich alle paar Jahre spart schnell 50 bis 100 Euro jährlich, ohne Abstriche bei der Sicherheit.
Unfallversicherung:
Die gesetzliche Unfallversicherung greift nur bei Arbeits- oder Schulunfällen, nicht aber in der Freizeit, im Haushalt oder auf dem Spielplatz. Gerade für Kinder, die ständig in Bewegung sind, kann eine private Unfallversicherung deshalb sinnvoll sein.
Doch nicht jede Police ist empfehlenswert:
Viele ältere Verträge beinhalten überholte Leistungstabellen oder überteuerte Zusatzbausteine. Eltern sollten gezielt prüfen, welche Leistungen bei dauerhafter Invalidität gezahlt würden, ob auch kosmetische Operationen oder Bergungskosten mitversichert sind und ob der Vertrag eine Progression enthält, die bei schweren Schäden eine höhere Summe auszahlt.
Oft lässt sich mit einem modernen Familientarif ein besserer Schutz für alle erzielen, und das zu einem niedrigeren Preis als für Einzelverträge.
Rechtsschutzversicherung:
Im Familienleben entstehen neue potenzielle Konfliktfelder, zum Beispiel bei Problemen mit dem Arbeitgeber wegen der Elternzeit, beim Streit um den Kita-Platz oder bei Auseinandersetzungen mit dem Vermieter nach einem Umzug. Eine umfassende Rechtsschutzversicherung kann in solchen Situationen beruhigen.
Allerdings sind nicht alle Lebensbereiche automatisch abgedeckt: Ein Basistarif umfasst oft nur Verkehrsrecht oder Mietrecht, nicht aber den privaten oder beruflichen Bereich. Wer schon eine Police besitzt, sollte den Leistungsumfang überprüfen und gegebenenfalls auf einen Familientarif mit erweitertem Schutz umsteigen. Auch Selbstbeteiligung und Wartezeiten verdienen einen genauen Blick.
Einige Anbieter gewähren für Familien mit Neugeborenen Sonderkonditionen oder ermöglichen eine kostenfreie Erweiterung der Police für das neue Familienmitglied.
Kredite umschulden: Neue Laufzeit, geringere Monatsrate
Grundsätzlich gilt: Die Elternzeit hat nicht automatisch Auswirkung auf laufende Kreditverträge. Die Rahmenbedingungen eines Kreditvertrages bleiben bestehen, auch wenn ein Elternteil vorübergehend kein oder nur ein reduziertes Einkommen bezieht.
Können die Verbindlichkeiten weiterhin regelmäßig und vollumfänglich bedient werden, sind Kreditnehmer in der Regel nicht verpflichtet, ihrem Vertragspartner eine Veränderung der wirtschaftlichen Situation durch den Eintritt in die Elternzeit zu melden.
Es kann jedoch wirtschaftlich sinnvoll sein, offen mit der veränderten Finanzlage umzugehen, sollte der neue wirtschaftliche Rahmen das Haushaltsbudget vor zu große Herausforderungen stellen.
In vielen Fällen ist eine Umschuldung die sinnvollste Option, um bestehende Kreditverträge an die neue Finanzsituation in der Elternzeit anzupassen. Dabei wird ein bestehender Kredit durch einen neuen ersetzt, dessen Konditionen besser zur neuen Lebenssituation passen.
Je nach aktueller Situation am Finanzmarkt und der persönlichen Bonität kann eine sinnvolle Umschuldung
- eine verlängerte Laufzeit,
- eine geringere Monatsrate oder
- einen niedrigeren Zinssatz mit sich bringen.
Die effektiven Zinsen für Ratenkredite sind seit 2023 wieder leicht gestiegen, liegen aber mit durchschnittlich 6,2 Prozent (je nach Anbieter und Bonität) immer noch unter den Kosten für einen Dispokredit oder die durchschnittlichen Bedingungen in älteren Kreditverträgen.
Wer eine Umschuldung anstrebt, kann damit spürbare finanzielle Entlastung schaffen und gleichzeitig die Rückzahlung der Verbindlichkeiten über eine längere Laufzeit familienfreundlicher gestalten.
- Der Weg in eine Umschuldung sollte zunächst über einen umfangreichen Vergleich vorhandener Optionen führen.
- Mit der Digitalisierung des Finanzmarktes lässt sich ein Kreditvergleich heute schnell und unkompliziert online durchführen.
- Unabhängige Vergleichsportale zeigen die Konditionen zahlreicher Kreditanbieter anhand wichtiger Vertragsparameter übersichtlich an und geben auch die Möglichkeit, bei der Abfrage mit verschiedenen Stellschrauben zu spielen und so das passende Modell für die eigenen Bedürfnisse zu ermitteln.
- Im Idealfall lässt sich im Anschluss an den Kreditvergleich die Umschuldung einfach digital vornehmen.
Seriöse Vergleichsportale bieten die Möglichkeiten, den Wechselprozess mit wenigen Angaben und Klicks weitgehend automatisiert abzuwickeln. So wird aus einer aufwendigen Finanzentscheidung ein überschaubarer Schritt mit großer Wirkung auf das Monatsbudget.
Energie, Internet, Handy und Streaming: Laufende Verträge clever anpassen
Was monatlich automatisch abgebucht wird, fällt im Alltag selten auf. Die Elternzeit ist der ideale Moment, um sich die regelmäßigen Fixkosten genauer anzusehen und Optimierungen vorzunehmen.
Strom und Gas: Jährlich wechseln und Geld sparen
Wer seit Jahren im gleichen Vertrag ist, zahlt fast immer zu viel. Das gilt vor allem im Grundversorgungstarif des regionalen Anbieters.
Ein Wechsel zu einem Verbrauchertarif mit Preisgarantie und monatlicher Kündigungsfrist bringt oft Ersparnisse von 200 bis 400 Euro pro Jahr.
Internet und Handy: Familienfreundlich bündeln
Die meisten Haushalte nutzen inzwischen nur 20-30 GB mobiles Datenvolumen, surfen aber viel über das heimische WLAN.
Für Mobilfunktarife und Internet ergibt sich durch eine günstige Bündelung von Verträgen oft ein tolles Sparpotenzial.
Durch Tarifwechsel auf niedrigere Datenpakete oder Familienangebote mit Multi-SIM sind im Durchschnitt monatliche Einsparungen von 20 bis 50 Euro möglich, ohne auf Flexibilität und Leistung zu verzichten.
Streaming und Unterhaltungsdienste: Weniger ist oft mehr
In vielen Haushalten sammeln sich mit der Zeit mehrere kostenpflichtige Streaming-Abos – von Video- und Musikdiensten bis hin zu Hörbuch- oder Gamingplattformen.
In der Elternzeit ändern sich jedoch nicht nur die Freizeitgewohnheiten, sondern auch die finanziellen Prioritäten.
Deshalb lohnt es sich, genau zu prüfen, welche Dienste wirklich genutzt werden und welche eher unbemerkt weiterlaufen.
- Nutzen wir den Dienst noch regelmäßig?
- Reicht ein werbefinanziertes Gratis-Abo aus (z.B. bei Spotify oder RTL+)?
- Gibt es Familientarife oder Kombiangebote?
Alternativ zu klassischen Streamingabos können Familienmodelle oder kostenlose Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Sender eine gute Ergänzung sein.
So lassen sich ohne großen Verzicht regelmäßig 20 bis 50 Euro im Monat sparen.
Mitgliedschaften und Beiträge: Elternzeit als Pausenmoment nutzen
Viele Eltern zahlen Mitgliedschaften weiter, obwohl sie sie kaum noch nutzen können. Dabei bieten viele Organisationen kulante Lösungen für besondere Lebensphasen an.
Gerade bei Fitnessstudios gibt es häufig Spielraum:
Viele Anbieter bieten bei Schwangerschaft, Elternzeit oder Krankheit die Möglichkeit, den Vertrag ruhen zu lassen.
Das bedeutet, dass keine Beiträge gezahlt werden müssen, aber die Mitgliedschaft bestehen bleibt und nach der Pause ohne Neuanmeldung wieder aufgenommen werden kann.
Auch bei Sportvereinen ist es sinnvoll, den Vertrag auf Aktualität zu prüfen:
Manche Vereine gewähren beitragsfreie Pausen, etwa bei Elternzeit, Wohnortwechsel oder längerer Abwesenheit.
In anderen Fällen lohnt sich die Kündigung, wenn absehbar ist, dass eine Rückkehr zum Angebot in absehbarer Zeit nicht realistisch ist.
Kita- und Betreuungskosten
Obwohl in vielen Bundesländern der Anspruch auf einen Kitaplatz ab dem ersten Lebensjahr gesetzlich geregelt ist, unterscheiden sich die tatsächlichen Gebühren, Zusatzkosten und Zuschüsse teils erheblich – je nach Wohnort, Einkommen und Betreuungsmodell.
Gerade in der Elternzeit lohnt es sich, für bestehende Verträge von älteren Geschwisterkindern genau hinzusehen:
Wer selbst noch nicht oder nur in Teilzeit arbeitet, benötigt möglicherweise zunächst gar keine Ganztagsbetreuung.
Ein Wechsel in ein flexibleres Modell mit weniger Stunden kann nicht nur besser zur familiären Situation passen, sondern auch deutlich günstiger sein.
Viele Städte und Gemeinden bieten Staffelungen je nach gebuchter Betreuungszeit an und damit verringert sich oft auch die monatliche Belastung spürbar.
Darüber hinaus ist es wichtig zu wissen, dass in vielen Kommunen die Kita-Gebühren einkommensabhängig berechnet werden. Sinkt das Einkommen während der Elternzeit, kann ein neuer Einkommensnachweis zu niedrigeren Beiträgen führen. Ein Antrag auf Neuberechnung lohnt sich, vor allem dann, wenn bisher das Einkommen beider Elternteile als Grundlage diente.
Auch Geschwisterkinder spielen eine Rolle:
In vielen Regionen wird der Beitrag für das zweite Kind reduziert oder entfällt ganz.
Darüber hinaus gibt es regionale Förderprogramme, die Entlastung schaffen können, zum Beispiel das Berliner Modell der beitragsfreien Kita oder Zuschüsse in Bundesländern wie Hamburg, Rheinland-Pfalz oder Thüringen. Auch Sozialbehörden oder Jugendämter können bei nachweislicher finanzieller Belastung mit einer individuellen Unterstützung helfen, etwa über das Bildungs- und Teilhabepaket.
Weiterführende Informationen zu Kita-Gebühren und Fördermöglichkeiten: www.bildungsserver.de
Fazit
Ein Baby stellt vieles auf den Kopf – die eigene Finanzstruktur muss dazugehören. Wer frühzeitig prüft, wie sich laufende Kredite familiengerecht anpassen lassen, gewinnt nicht nur finanziellen Freiraum, sondern auch emotionale Sicherheit.
Ob durch einen prüfenden Blick auf den Versicherungsschutz, eine Umschuldung oder die Nutzung von Vertragspausen und – anpassungen, es gibt praxisnahe Lösungen, die Eltern dabei unterstützen, sich frei von finanziellen Sorgen ganz auf die gemeinsame Zeit als Familie zu konzentrieren.