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Frühkindliche Reflexe sind Babys geheimes Survival-Kit

Neugeborenes erholt sich am Körper der Mutter.
Auch wir scheinbar hoch entwickelten Menschen brauchen primitive Reflexe zum Überleben. / Bild © JorgeAlejandro, Adobe Stock

Neugeborene können mithilfe ihrer angeborenen Reflexe allein die Brust finden. Welche Reflexreaktionen Mutter Natur noch für unsere Babys bereithält, welche davon du testen kannst und welche lieber nicht, liest du kurz und knapp hier.

Reflexe sind unbewusste, sofortige Reaktionen auf bestimmte äußere Reize, die kein Nachdenken erfordern. Frühkindliche, also primitive Reflexe sind angeboren und wichtig fürs Überleben. Mit ihrer Hilfe findet dein Baby beispielsweise die Brust, saugt und schluckt und hält sich im Fell, äh … an der Kleidung der Mutter fest, ohne diese Handlungen erst erlernen zu müssen. 

Im Laufe der Schwangerschaft, Babyzeit und der weiteren Jahre entwickeln sich immer wieder Reflexe, die natürlicherweise in komplexere Muster oder andere Reflexe übergehen, wenn sie nicht mehr gebraucht werden. Manche Sofortreaktionen kannst du selbst testen, andere solltest du lieber Profis überlassen. In der Regel haben eure Kinderärztin oder euer Kinderarzt die Entwicklung deines Babys gut im Blick.

Aber nun zu den wichtigsten frühkindlichen Reflexen, was sie auslöst und wann sie in der Regel verschwunden sind. 

Wichtige frühkindliche Reflexe

1. Moro-Reflex

  • Was: Wenn eine Fachkraft dein Baby ruckartig zur Unterlage hin ablegt oder kurz kräftig an der Unterlage zieht, reißt es die Augen erschreckt auf, streckt seine Arme seitlich weit, öffnet die Hände, atmet tief ein, zieht dann Arme und Beine an und ballt die Fäuste – oft atmet es dazu tief ein oder schreit kurz. 
  • Wozu: Entwicklung des kindlichen Atemmechanismus und früher möglicherweise Festhalten an der Mutter, wenn sie sich in Gang setzt. Wird manchmal nach der Geburt genutzt, um den ersten Atemzug auszulösen und bei der U2 getestet.
    Bitte nicht selbst testen, um Verletzungen der Halswirbelsäule zu vermeiden!
  • Wie lange: bis 6 Monate
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2. Babkin-Reflex

  • Was: Wenn du auf die Handflächen deines Babys drückst, öffnet es den Mund, beugt den Kopf nach vorn und schließt eventuell die Augen. 
  • Wozu: Unterstützung des Such- und Saugreflexes, ermöglicht das Andocken an die Brust
  • Wie lange: 3 Monate

3. Suchreflex

  • Was: Wenn du die Wange berührst, dreht dein Baby den Kopf und öffnet den Mund
  • Wozu: unterstützt es dabei, die Brust oder Flasche zu finden
  • Wie lange: 3 bis 4 Monate
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4. Saugreflex und Schluckreflex

  • Was: Wenn etwas den Gaumen des Babys berührt, beginnt es zu saugen und zu schlucken.
  • Wozu: Sicherstellung der Nahrungsaufnahme
  • Wie lange: 3 bis 4 Monate

5. Palmarer Greifreflex (Hand)

  • Was: Wenn du die Handfläche deines Babys berührt, greift es zu. 
  • Wozu: Festhalten an der Mutter und Vorbereitung des bewussten Greifens
  • Wie lange: bis ca. 6 Monate

6. Plantarer Greifreflex (Fuß)

  • Was: Wenn du auf die Fußsohle drückst, beugen sich die Zehen in einer Greifbewegung nach unten
  • Wozu: Alter Reflex aus der Zeit unserer Vorfahren auf Bäumen
  • Wie lange: bis etwa 12 Monate

7. Schreitreflex

  • Was: Wenn eine Fachkraft das Baby unter den Achseln aufrecht und leicht nach vorn geneigt hält und die Füße die Unterlage berühren, macht es eine Art Schritt.
  • Wozu: nicht ganz sicher, möglicherweise Einnahme der richtigen Geburtsposition und Vorbereitung auf das spätere Laufen
  • Wie lange: bis 3 Monate

8. Spinaler Galant-Reflex

  • Was: Wenn du das Baby in Bauchlage hältst und seitlich an der Wirbelsäule entlang streichst, beugt es Kopf und Hüfte zu dieser Seite.
  • Wozu: unterstützt die Bewegung durch den Geburtskanal
  • Wie lange: bis 6 Monate

9. Asymmetrisch-tonischer Nackenreflex (ATNR)

  • Was: Wenn du in Rückenlage den Kopf des Babys vorsichtig zur Seite drehst, streckt es den Arm auf dieser Seite und beugt den anderen
  • Wozu: Unterstützt die Koordination von Kopf- und Armbewegungen unter der Geburt und beim Drehen in den ersten Monaten.
  • Wie lange: bis 6 Monate

10. Symmetrisch-tonischer Nackenreflex (STNR)

  • Was: Wenn das Baby den Kopf beugt, beugen sich auch die Arme und die Beine strecken sich. Wenn es den Kopf streckt, strecken sich die Arme und die Beine beugen sich.
  • Wozu: Unterstützt den Übergang vom Krabbeln zum Sitzen und fördert die Bewegungskoordination
  • Wie lange: 3 Monate lang, etwa vom 6. bis 9. Monat

11. Tonischer Labyrinth-Reflex (TLR)

  • Was: Wenn du den Kopf des Babys nach vorn neigst, beugt sich auch der Rücken. Neigst du ihn vorsichtig nach hinten, streckt er sich. (Katze-Kuh-Übung aus dem Yoga)
  • Wozu: Ermöglicht erste Sinneswahrnehmungen von Raum und Schwerkraft und fördert so die Entwicklung von Muskeltonus und Gleichgewicht.
  • Wie lange: bis 3 Jahre

12. Landau-Reflex

  • Was: Wenn du das Baby in Bauchlage hältst, hebt es automatisch den Kopf, den Oberkörper und die Beine (die typische „Superman-Position“). 
  • Wozu: Unterstützt die Entwicklung der Streckmuskulatur von Rücken, Nacken und Beinen und ist wichtig für die Kontrolle von Kopf und Rumpf sowie die Vorbereitung auf das Krabbeln.
  • Wie lange: ab 3 bis 4 Monaten, bis 2 Jahre

13. Babinski-Reflex

  • Was: Wenn du kräftig an der äußeren Fußsohle in einer Kurve Richtung großem Zeh entlang streichst, zieht das Baby diesen nach oben und fächert die kleinen Zehen nach außen auf.
  • Wozu: Unklar, aber deutliches Zeichen der Unreife des Nervensystems
  • Wie lange: bis zu einem Jahr, danach Zeichen für Schädigung

14. Atemschutzreflex

  • Was: Wenn das Gesicht des Säuglings mit Wasser in Berührung komm, schließt sich der Kehlkopf automatisch.
  • Wozu: Schutzmechanismus, der das Ertrinken verhindern kann
  • Wie lange: bis maximal 6 Monate
    Achtung: Manche Kinder haben ihn nur schwach, nicht lange oder gar nicht, weshalb Untertauchen ohne wiederholtes, vorheriges Prüfen beim Babyschwimmen riskant ist.

Die Tabelle ist nicht vollständig, weil es so viele frühkindliche Reflexe gibt. Sie enthält jedoch die wichtigsten frühkindlichen Reflexreaktionen. Sie alle verschwinden in der Regel selbst, weil der Körper sie nach und nach hemmt und die meisten in neue, bewusstere Bewegungsmuster „integriert“. Bleiben sie über die erwartete Zeit hinaus, kann das ein Zeichen für Entwicklungsprobleme sein. Mehr darüber erfährst du hier:

a6d98f685dea4a07b7c607973efce847 - Frühkindliche Reflexe sind Babys geheimes Survival-Kit
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Quellen

✔ Inhaltlich geprüft am 04.12.2024
Dieser Artikel wurde von Emely Hoppe geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Anke Modeß

Als waschechte Berlinerin und späte Mutter eines Schulkindes schreibt Anke seit 7 Jahren über Themen, die Babyeltern im Alltag beschäftigen - am allerliebsten mit einer Prise Humor.

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