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Achtung, Umbau! So verändert die Schwangerschaft dein Gehirn

Frau hält Modell eines Gehirns vor ihr Gesicht
Es gibt einen guten Grund dafür, warum sich dein Gehirn in der Schwangerschaft verändert. / Bild © Masson, Adobe Stock

Hättest du gedacht, dass die Schwangerschaft nicht nur in deinem Bauch stattfindet, sondern auch in deinem Hirn? Während dein Bauch wächst, schrumpft dein Gehirn. Kein Scherz! Warum das aber gar nicht schlimm ist und was dein Gehirn mit Obstbäumen zu tun hat – wir erklären’s dir!

Die Schwangerschaft ist eine Zeit der körperlichen Veränderungen und zwar nicht nur halsabwärts. Denn während sich deine Brüste aufs Stillen vorbereiten und die Organe in deinem Bauch Platz machen für das wachsende Baby, herrscht auch in deinem Kopf eine Großbaustelle. Doch statt zuzunehmen, wie der Rest deines Körpers, nimmt dein Gehirn ab. Na großartig, das auch noch! Aber keine Sorge, das heißt nicht, dass deine Hirnfunktion darunter leidet. Zumindest nicht im Gesamten.

Darum schrumpft dein Gehirn in der Schwangerschaft

Spannende Studien zum Mama-Hirn der vergangenen Jahre deuten darauf hin, dass während der Schwangerschaft Ähnliches passiert wie in der Pubertät: Hormonell bedingt organisieren sich Nervenverbindungen im Gehirn neu. Dafür bauen Synapsen in bestimmten Bereichen ab, die graue Masse schrumpft, das Volumen des Hirns nimmt ab. Ziel und Folge dieser Ausdünnung: Die übrig gebliebenen Synapsen arbeiten effizienter. 

In der Hirnforschung nennt man dieses Phänomen “pruning”. Der Begriff stammt aus dem Gartenbau und beschreibt das gezielte Beschneiden von Obstbaumzweigen, um den Ertrag zu steigern. Und etwa so stellt man sich auch die Vorgänge während der Schwangerschaft vor: Zur Vorbereitung auf die Rolle als Versorgerin und Beschützerin eines Neugeborenen bauen einige Synapsen ab, um andere zu stärken

Von der Ausdünnung betroffen sind unter anderem die Bereiche, die für die Konzentration, das Planen, die Affektkontrolle und das kombinierte Denken zuständig sind, ebenso wie das Kurz- und Langzeitgedächtnis. Das heißt, du könntest zerstreuter, vergesslicher und emotionaler werden und es könnte dir schwerer fallen, Dinge abzuwägen oder dich zu entscheiden, um nur einige Beispiele zu nennen. Natürlich alles zum Wohle deines Babys! Denn:

Dein Hirn schaltet auf: Versorgen! Beschützen! Liebhaben!

Was dein Hirn an diesen Stellen an Ressourcen einspart, steckt es gezielt in die Bereiche, die für den Mutterinstinkt und die mütterliche Bindung an das Kind zuständig sind. 

Dein Gehirn spezialisiert sich beispielsweise schon während der Schwangerschaft darauf, die Signale deines Babys später schnell erfassen und richtig deuten zu können. Das erklärt, warum Mütter selbst im Tiefschlaf das kleinste Wimmern ihres Babys hören und munter werden, während die Papas daneben tief und fest weiterschlafen.

In Expermienten mit Mäusen zeigen sich übrigens identische Effekte. Bei trächtigen Tieren bildet sich beispielsweise der Riechkolben im Hirn weiter aus, vermutlich um den Nachwuchs später eindeutig am Geruch zu erkennen. Faszinierend!

Einmal schwanger, immer umprogrammiert?

Tatsächlich bilden sich die Veränderungen nach der Geburt allmählich wieder zurück, allerdings nicht sofort. Was auch unter “Stilldemenz” bekannt ist, ist wohl die Folge der Umbaumaßnahmen während der Schwangerschaft. Wir müssen dich dahingehend also ein bisschen enttäuschen: Auch mit Baby im Arm statt im Bauch wirst du nicht sofort wieder “die Alte” im Kopf sein, sondern das wird wohl eine Weile dauern.

In Untersuchungen zeigte sich, dass die graue Masse zwar langsam wieder zunimmt, die Veränderungen im Gehirn aber wenigstens über zwei Jahre bestehen bleiben. 

In Studien mit Mäusen erwiesen sich einige Veränderungen des Mutterhirns sogar als permanent – “einmal schwanger, für immer Mutter” bringt es National Geographic schön auf den Punkt.

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Quellen

✔ Inhaltlich geprüft am 14.02.2025
Dieser Artikel wurde von Emely Hoppe geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Carolin Severin

Carolin ist zweifache Mama und leidenschaftliche Familien-Redakteurin. Sie beschäftigt sich schon seit über 10 Jahren hauptberuflich mit allem, was (werdende) Eltern interessiert. Bei Babelli versorgt sie euch mit Informationen und News rund ums Thema Schwangerschaft. Dabei ist es ihr besonders wichtig, komplexe medizinische Themen verständlich und sensibel aufzubereiten und dabei möglichst Sorgen und Ängste zu nehmen. Dafür arbeitet sie eng mit unserer Expertin Hebamme Emely Hoppe zusammen.