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“Getting Your Pink Back“: Wie du nach der Geburt wieder du selbst wirst

Frau mit Plastik-Flamingo im Arm schaut in den Himmel
"Pink" beschreibt in diesem Zusammenhang nicht eine Farbe, sondern ein Gefühl. / Bild © rh2010, Adobe Stock

Mamas in den sozialen Netzwerken fragen: “When do I get my Pink back? (Wann bekomme ich mein Pink zurück?)” – Wir erklären dir, was es mit dieser Metapher auf sich hat und geben Tipps, wie du dir selbst dein “Pink” zurückholst!

Die Geburt eines Kindes stellt das Leben auf den Kopf: Sie schenkt unendliche Freude, aber gleichzeitig oft auch Unsicherheit, tiefe Erschöpfung und das Gefühl, sich selbst verloren zu haben. Viele Mütter sprechen darüber, dass sie sich nach der Geburt nicht mehr wie „sie selbst“ fühlen.

Der virale Begriff Getting Your Pink Back bietet eine liebevolle, stärkende Metapher für den Weg zurück zur eigenen Identität. Aber was steckt eigentlich dahinter?

Von weißen und pinken Flamingos

Der Ausdruck „Get Your Pink Back“ stammt aus der Tierwelt, genauer gesagt von den Flamingos. Diese verlieren nach der Geburt ihrer Küken ihre leuchtend rosa Farbe. Der Grund: Sie geben über ihre sogenannte Kropfmilch wertvolle Nährstoffe an ihren Nachwuchs ab, wodurch die Farbe ihres Gefieders verblasst. Erst wenn ihre Küken selbstständig sind, nehmen die Flamingos wieder ihre intensive Farbe an – sie bekommen ihr „Pink“ zurück. 

Diese Geschichte hat im Internet, besonders auf TikTok und Instagram, einen Nerv getroffen. Denn viele Mütter fühlen sich noch lange nach der Geburt körperlich, emotional und geistig ausgezehrt – eben irgendwie “farblos”. 

Die Sehnsucht, endlich wieder bei sich selbst anzukommen, ist groß.

Und dann fragen sie sich: Wann bin ich wieder ich? Wann bekomme ich mein “Pink” zurück?

Wie lange dauert es, bis man sein “Pink” zurück hat?

Es gibt keinen exakten Zeitpunkt dafür, wann sich Körper und Geist vollständig von der Geburt erholt haben werden. Jede Mutter, jede Geburt und jede Lebenssituation ist einzigartig. Doch viele Stimmen bestätigen: 

Es kann bis zu zwei Jahre dauern, bis sich Körper, Geist und Seele wieder im Gleichgewicht fühlen! 

Während der Schwangerschaft und Geburt durchläuft der weibliche Körper enorme hormonelle, neurologische und emotionale Veränderungen. Studien zeigen etwa, dass sich das Gehirn einer Mutter während der Schwangerschaft ähnlich stark verändert wie in der Pubertät. Und zwar mit dem Ziel, Bindungsprozesse und Fürsorge zu fördern. Gleichzeitig kann das aber auch das Gefühl verstärken, nicht mehr „man selbst“ zu sein.

On top kommen bei vielen Müttern Schwangerschaftspfunde, die sich hartnäckig an die Hüften krallen, Schlafmangel, körperliche Nachwirkungen der Geburt (etwa Narben oder Beckenbodenschwäche), gesellschaftlicher Druck und Mental Load. Nicht zuletzt ist auch die rund-um-die-Uhr-Verantwortung für mindestens ein kleines Kind eine fordernde Aufgabe, die die eigenen Bedürfnisse für lange Zeit in den Hintergrund rücken lässt.

All das beeinflusst das eigene Selbstbild, laugt aus und macht auf Dauer unzufrieden. 

Warum du nichts falsch machst

Es ist wichtig zu verstehen: Es ist vollkommen normal, sich nicht sofort nach der Geburt wieder wie früher zu fühlen. Es ist auch normal, sich noch ein oder zwei Jahre nach der Geburt nicht so zu fühlen. Du hast nicht versagt. 

Du hast dich verändert, aber du hast dich nicht verloren. 

Und es wird wieder besser. Mit zunehmender Selbstständigkeit der Kinder kommt auch dein “Pink” nach und nach zurück – vielleicht in einer etwas anderen Schattierung als zuvor, aber die Farbe und das Strahlen kommen wieder, versprochen!

Die Vorstellung, dass eine „gute Mutter“ sich ausschließlich auf das Baby konzentriert und sich dabei selbst aufgibt, ist veraltet und ungesund. Dein Wohlbefinden ist nicht nur für dich wichtig, sondern auch für dein Kind.

So holst du dir dein Pink zurück!

Der Weg zurück zu dir selbst ist keine Gerade, sondern voller Kurven. Und er beginnt oft mit kleinen Schritten. Hier einige Impulse, die dir helfen können:

1. Selbstfürsorge ernst nehmen
Hier geht es nicht um Wellness-Rituale, sondern um grundlegende Bedürfnisse: ausreichend Schlaf (so gut es geht), regelmäßige Mahlzeiten, frische Luft, eine Dusche in Ruhe, regelmäßige Me-Time. Kleine Routinen können einen großen Unterschied machen. Dazu gehört übrigens auch mal “Nein” zu sagen zu Aufgaben, die auch jemand anderes übernehmen könnte oder zu Gefälligkeiten, die du nur anderen zuliebe tun würdest.

2. Schaffe Zeit für das, was dich ausmacht
Musik, Schreiben, Sport, Kreativität, ein Spaziergang ohne Baby – was auch immer dich früher erfüllt hat, darf wieder Platz in deinem Leben finden. Schaffe dir dafür fest eingeplante Zeiten, in denen sich jemand anderes um den Nachwuchs kümmert. Manchmal ist die Überwindung groß, gerade wenn die Energiereserven nahezu aufgebraucht sind. Doch Hobbys sind gerade dann genau das Richtige, denn sie helfen dir dabei, dich wieder auf dich zu fokussieren und sorgen für Glücksgefühle.

3. Verbinde dich mit anderen
Der Austausch mit anderen Müttern (online oder offline) kann entlastend sein. Du bist nicht allein. Andere durchleben Ähnliches und gemeinsam fühlt es sich oft leichter an. Wichtig ist, dass du dir wirklich Gleichgesinnte suchst und keinen vermeintlichen „Idealen“ nacheiferst. Denk daran: Lebenssituationen und Gefühle sind niemals vergleichbar. Und gerade in den sozialen Medien wird vieles beschönigt, was in Wahrheit ganz anders aussieht. Deshalb achte darauf, dich mit Mamas zu umgeben, die dir auch wirklich guttun und nicht das Gegenteil bewirken.

4. Sprich über deine Gefühle
Wenn du das Gefühl hast, festzustecken, dich dauerhaft traurig oder überfordert fühlst, sprich mit einer Hebamme, Therapeutin oder Ärztin. Sie können feststellen, ob es sich bei den Verstimmungen um ernst zu nehmende postpartale Depressionen handelt. Diese sind behandelbar!

5. Hol dir Unterstützung
Du musst das nicht alles alleine schaffen. Bitte Familie, Freunde oder eine Haushaltshilfe um Hilfe. Auch mentale Entlastung zählt. Informiere dich zum Beispiel über die Angebote der Frühen Hilfen in deiner Region.

6. Akzeptiere Veränderungen
Vielleicht wirst du nicht wieder dieselbe Person wie vor der Geburt, aber du kannst eine neue, stärkere Version von dir selbst werden. Deshalb suche nicht krampfhaft nach deinem vor-Kinder-Ich, sondern lerne dich auf dein neues Mama-Ich einzulassen.

Erfahrungen und Tipps anderer Mütter

Ina (mit Zwillingen Jim und Max, 7 Monate): “Mir hilft es sehr, mich jeden Tag so anzuziehen, als hätte ich etwas vor – auch wenn ich das Haus gar nicht verlasse. Meistens mache ich auch mein Make-up und meine Haare, selbst wenn das alles zwei Stunden dauert, weil ich mich ja nebenbei noch um meine beiden Jungs kümmere. Aber es gibt mir das Gefühl, normal zu sein, ich selbst zu sein.”

Dana (mit Tochter Marlen, 2 Jahre): “Erst mit dem Wiedereinstieg in den Job nach einem Jahr Elternzeit kam das Gefühl zurück, wieder ich zu sein. Es tat mir gut, dass mein Kopf und meine Fähigkeiten abseits vom Mamasein gefragt waren und nicht zuletzt auch die Erwachsenen-Gespräche mit den Kolleginnen. Nach und nach kam ich meinem ‘alten Ich’ so immer näher.”

Isa (mit Tochter Sara-Adele, 8 Monate): “Ich meldete mich irgendwann spontan zu einem Tanzkurs an, den ich früher geliebt hatte. Die ersten Male hätte ich am liebsten abgesagt, weil ich abends ziemlich k.o. vom Tag war. Aber ich habe mich dann doch jedes Mal durchgerungen. Und nach drei, vier Kursstunden überwog der Spaß und die Vorfreude auf das nächste Mal. Woche für Woche wurde ich ein kleines bisschen ‘pinker’. Und das fühlte sich richtig an.”

Steffi (mit Sohn Noah, 16 Monate): “Ich hatte nicht nur das Gefühl, mich selbst verloren zu haben, sondern auch meinen Mann. Wir haben dann irgendwann feste Date-Nights vereinbart. Zwei Mal im Monat sind wir abends zusammen essen gegangen, waren nachmittags ohne Kinder in der Stadt bummeln, haben zusammen Sport gemacht oder uns auf dem Sofa einfach nur einen Film angeschaut. Langsam wurde aus Mama und Papa wieder Mann und Frau. Das half mir sehr dabei, wieder zurück zu mir selbst zu finden.”

Manu (mit Söhnen Till, 6 Jahre und Ruben, 3 Jahre): “Als mein Jüngster mit fast zwei Jahren endlich (meistens) durchgeschlafen hat und meine Nächte erholsamer wurden, stieg mein Energielevel. Dadurch fiel mir alles so viel leichter! Ich fing sogar damit an, regelmäßig joggen zu gehen und konnte abends noch Paarzeit mit einem Freund genießen, statt hundemüde auf dem Sofa einzuschlafen. Mein Leben veränderte sich, wurde wieder mehr zu ‘meinem’ Leben und ich begann, mich endlich wieder wie ich selbst zu fühlen.“

Vicky (mit Tochter Frieda, 22 Monate): “Die Reise ‘zurück zu mir selbst’ begann offen gesagt, als ich meine Tochter mit etwa 14 Monaten abgestillt habe. Dann hatte ich endlich meinen Körper zurück und das veränderte etwas in mir. Ich fühlte mich wieder unabhängiger. Das war ein großer Meilenstein für mich.”

Fazit: Dein Pink kommt zurück – in deinem Tempo

„Getting Your Pink Back“ ist keine Checkliste, sondern ein Prozess. Es bedeutet nicht, zur alten Version deiner selbst zurückzukehren, sondern dich als Mutter neu kennenzulernen mit allem, was dich ausmacht. Das kann vergleichsweise schnell gehen, es kann aber auch eine Weile dauern. Das ist von Mutter zu Mutter unterschiedlich und hängt viel mit der jeweiligen Lebenssituation zusammen. Es ist okay, wenn es Zeit braucht. 

Und es ist genauso okay, Hilfe anzunehmen. Du darfst leuchten. Du darfst wachsen. Du darfst dein Pink zurückholen – in deiner Schattierung und in deinem Tempo.

🎧 Podcast: Darum ist Selbstfürsorge für Mütter so wichtig

Auch wir Mütter haben Bedürfnisse, die gehört und gelebt werden wollen. Wie wir uns trotz Babyalltag Zeit für uns selbst nehmen können, darüber sprich babelli Podcasterin Emmi in dieser Folge mit Monika Marks. Sie ist unter Coachin, Yogalehrerin, Doula und Heilpraktikerin und hat es sich zur Aufgabe gemacht, (werdende) Mütter in ihrer Selbstliebe und Selbstfürsorge zu stärken. Hör doch mal rein!

Quellen

 

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Veröffentlicht von Carolin Severin

Carolin ist zweifache Mama und leidenschaftliche Familien-Redakteurin. Sie beschäftigt sich schon seit über 10 Jahren hauptberuflich mit allem, was (werdende) Eltern interessiert. Bei Babelli versorgt sie euch mit Informationen und News rund ums Thema Schwangerschaft. Dabei ist es ihr besonders wichtig, komplexe medizinische Themen verständlich und sensibel aufzubereiten und dabei möglichst Sorgen und Ängste zu nehmen. Dafür arbeitet sie eng mit unserer Expertin Hebamme Emely Hoppe zusammen.