Die Pollensaison ist eröffnet! Allergikerinnen jubeln – nicht. Heuschnupfen per se ist ein Ärgernis. In der Schwangerschaft kann er sogar noch anstrengender werden. Was hilft bei lästigem Niesreiz und Augenjucken? Welche Medikamente sind erlaubt? Und was bedeutet die Allergie für das Kind im Bauch? Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum Thema Heuschnupfen in der Schwangerschaft.
Kann eine Schwangerschaft Heuschnupfen auslösen?
Etwa zwei von zehn Frauen plagen sich während der Schwangerschaft mit Heuschnupfen (Rhinitis allergica) herum. Zu den typischen Symptomen der Pollenallergie zählen:
- verstopfte Nase
- Niesreiz
- Fließschnupfen
- juckende, brennende, geschwollene und/oder tränende Augen
- Juckreiz im Rachen und/oder Halsschmerzen
- trockener Reizhusten
- Müdigkeit
Viele Betroffene kennen die lästigen Begleiterscheinungen schon aus der Zeit vor der Schwangerschaft. Für einige ist die übertriebene Reaktion auf Gräser- und Blütenpollen sogar eine ganz neue Erfahrung.
Eine Schwangerschaft versetzt den weiblichen Körper in einen hormonellen Ausnahmezustand. Das hat auch Auswirkungen auf das Immunsystem. Es kann sein, dass es plötzlich besonders empfindlich auf bestimmte Umweltstoffe (Allergene) reagiert, oder aber noch empfindlicher als zuvor schon. Bei einer bestehenden Allergie könnten sich die Symptome also noch einmal verschlimmern.
Ein kleiner Hoffnungsschimmer, falls du Allergikerin bist: Einige Frauen erleben während oder nach der Schwangerschaft eine deutliche Besserung ihrer Symptome.
Leider kann jedoch niemand vorhersagen, welcher Fall eintreten wird; ob Verschlechterung, Besserung oder einfach the same procedure as last year.
Ist es überhaupt Heuschnupfen?
Die Symptome eines Heuschnupfens ähneln zum großen Teil denen eines einfachen Schnupfens oder eines „Schwangerschaftsschnupfens“. Sind jedoch auch die Augen in Mitleidenschaft gezogen, spricht das meistens für eine Allergie. Im Zweifel solltest du den Gang zur hausärztlichen oder HNO-Praxis antreten.
Da man während der Schwangerschaft keine Provokationstests (etwa einen Pricktest) macht – das Risiko eines allergischen Schocks wäre zu groß – können ein Symptom-Tagebuch und ein Bluttest die Diagnose unterstützen.
Kann mein Heuschnupfen meinem Baby gefährlich werden?
Einfache Heuschnupfen-Symptome beeinträchtigen zunächst nur dich, wirken sich aber nicht auf dein Baby im Bauch aus.
Wichtig ist aber, dass du bei starken Symptomen ärztlichen Rat einholst, insbesondere bei Husten und Atemproblemen.
Es ist ratsam, spätestens dann mit geeigneten Medikamenten entgegenzuwirken. Abgesehen davon, dass die Beschwerden für dich dann erträglicher werden, besteht ansonsten die Gefahr, dass sich aus der Dauerreizung der Atemwege ein allergisches Asthma entwickelt.
Ein (allergisches) Asthma muss in jedem Fall medikamentös therapiert werden, da es sonst unter ungünstigen Umständen zu Problemen mit der Sauerstoffversorgung deines Babys kommen könnte.
Wird mein Kind auch Heuschnupfen haben?
Das kann niemand genau vorhersagen. Leider ist es so, dass Allergien eine genetische, also vererbbare Komponente haben. Das heißt, es besteht ein erhöhtes Risiko dafür, dass dein Kind im Laufe seines Lebens ebenfalls eine Allergie entwickelt. Das Risiko steigt weiter, wenn auch sein Vater Allergiker ist.
Es wird empfohlen, allergiegefährdete Babys mindestens die ersten vier, besser die ersten sechs Lebensmonate ausschließlich mit Muttermilch zu ernähren. Das senkt ihr Allergierisiko.
Mehr zur Allergieprävention bei Babys erfährst du im babelli Podcast: So schützt du dein Baby vor Allergien
Welche Allergiemedikamente sind in der Schwangerschaft erlaubt?
Jede Anwendung von Medikamenten, auch von frei verkäuflichen Mitteln, sollte in der Schwangerschaft genau abgewogen werden und nur nach Rücksprache mit der Frauenärztin oder dem Frauenarzt erfolgen.
Die gute Nachricht: Für Heuschnupfen-Geplagte gibt es verschiedene Allergiemedikamente, die auch in der Schwangerschaft sicher sind. Welche genau, erfährst du in der gynäkologischen Praxis, in der Apotheke oder auf embryotox.de. Dabei gilt:
Die Dosis sollte so gering wie möglich gehalten werden und Mittel, die lokal wirken (Nasensprays, Augentropfen), sind der Einnahme von Tabletten vorzuziehen.
Nasensprays und Augentropfen gegen Heuschnupfen
Für die lokale Anwendung in Augen und Nase stehen unterschiedliche Mittel und Wirkweisen zur Wahl:
- Äußert sich die Allergie vor allem durch eine verstopfte Nase, können abschwellende Nasentropfen mit Oxymetazolin oder Xylometazolin Linderung verschaffen. Sie sollten jedoch nicht länger als acht bis zehn Tage angewendet werden.
- Zur längerfristigen Behandlung von Allergiesymptomen gibt Embryotox den Wirkstoffen Cromoglicinsäure (Mastzellenstabilisator) und Levocabastin (Antihistaminikum) grünes Licht.
- Auch kortisonhaltige Nasensprays und Augentropfen können in der Schwangerschaft angewendet werden. Als Mittel der Wahl nennt Embryotox dafür das Glukokortikoid Budesonid.
Vielen Betroffenen reicht die regelmäßige Anwendung von lokal wirkenden Nasensprays und Augentropfen aus, um gut durch die Pollensaison zu kommen. Wenn nicht, lautet die nächste Stufe der Therapie: Allergietabletten.
Tabletten gegen Heuschnupfen
Nach Rücksprache und mit dem Arzt oder der Ärztin können Schwangere auch zu Allergietabletten greifen. Hier lauten die Wirkstoffe der Wahl Loratadin und Cetirizin. Die beiden Antihistaminika haben den Ruf, nicht (oder nur wenig) müde zu machen. Laut Embryotox können sie in allen Phasen der Schwangerschaft sowie in der Stillzeit eingenommen werden.
Ist eine Hyposensibilisierung in der Schwangerschaft möglich?
Zur Behandlung von Heuschnupfen kann eine Immuntherapie (Hyposensibilisierung) erfolgen. Dafür werden dem Körper regelmäßig und über einen langen Zeitraum die auslösenden Allergene zugeführt (per Spritze, Tabletten oder Tropfen), damit er sich an sie gewöhnt und früher oder später nicht mehr so überempfindlich darauf reagiert.
Bist du bereits in Behandlung und verträgst sie gut, kann die Hyposensibilisierung mit gleichbleibender Dosis auch in der Schwangerschaft fortgeführt werden.
Hast du nach der Einnahme oder Injektion gelegentlich mit Nebenwirkungen zu kämpfen, kann die Therapie für den Zeitraum der Schwangerschaft auch unterbrochen werden.
Eine neue Hyposensibilisierung würde man während der Schwangerschaft nicht beginnen. Zu groß wäre das Risiko, gefährliche Nebenwirkungen wie einen allergischen Schock zu provozieren.
Welche Hausmittel und Tipps helfen bei Heuschnupfen?
Ganz allgemein gilt: Was dich krank macht, das meide. Das ist bei Pollen jedoch gar nicht so einfach, schließlich kann man sich ja nicht wochen- oder monatelang zu Hause einigeln. Einige Tipps kannst du dennoch beachten, um die Pollenbelastung für deine Schleimhäute möglichst gering zu halten:
- Nutze tägliche Pollenvorhersagen (zum Beispiel in Wetter-Apps): Sie helfen dir einzuschätzen, wie stark die Pollenlast draußen ist. Eventuell kannst du bei starkem Pollenflug längere Aufenthalte und insbesondere Sport im Freien vermeiden.
- Pollenfilter einbauen: Vor den Fenstern oder als Lüftungsfilter im Auto montiert helfen sie dabei, die Raumluft möglichst sauber zu halten.
- Lüften nur außerhalb der Pollen-Hochzeiten: Das heißt, öffne die Fenster nur am frühen Morgen, am späten Abend, nachts oder bei Regenschauern.
- Keine Straßenkleidung im Schlafzimmer: Achte darauf, benutzte Straßenkleidung nicht im Schlafzimmer zu lagern oder umzuziehen, um wenigstens den Schlafraum weitgehend pollenfrei zu halten. Bestenfalls kannst du das auch fürs Wohnzimmer realisieren.
- Abendliches Duschen: Hilft dabei, Haut und Haare vor dem Schlafengehen von Pollen zu befreien.
- Wäsche nicht im Freien trocknen: Damit sich keine Pollen darauf ablagern.
- Regelmäßig feucht durchwischen: Oder am besten den Partner damit beauftragen. Ein Pollenschutzfilter am Staubsauger ist vielleicht auch eine Investition wert.
- Nasenduschen: Regelmäßiges Spülen der Nasenschleimhäute mit physiologischer Kochsalzlösung kann dabei helfen, Pollen auszuspülen und die Schleimhäute zu befeuchten. Für letzteres eignen sich auch Meersalz / Meerwasser Nasensprays.
Kann Honig Heuschnupfen heilen?
Vielleicht hast du auch schon einmal davon gehört, dass der regelmäßige Verzehr von regionalem Bienenhonig wie eine Art Immuntherapie wirken soll. Der Deutsche Allergie- und Asthmabund nimmt diesem Mythos allerdings den Wind aus den Segeln. Die im Honig enthaltene Menge der bestimmten Pollenart, auf die man reagiert, reicht normalerweise nicht aus, um wirklich einen „Gewöhnungseffekt“ zu erzielen. Schade.
Fazit
Heuschnupfen in der Schwangerschaft ist wirklich ein Ärgernis. Während die Symptome am Tag furchtbar nerven und anstrengen, können sie nachts wertvolle Stunden Schlaf und Erholung kosten. Und das on top zu den üblichen Schwangerschaftsbeschwerden, die dich vielleicht ohnehin schon plagen.
Wichtig für dich zu wissen ist, dass ein „einfacher“ Heuschnupfen deinem Kind nicht gefährlich werden kann. Dennoch solltest du die Allergie ernst nehmen und mit deiner Frauenärztin oder deinem Frauenarzt darüber sprechen.
Reichen Hausmittel und Meerwasser-Nasensprays nicht mehr aus und gibt es das ärztliche OK, darfst du auch in der Schwangerschaft ruhigen Gewissens zu Allergiemedikamenten greifen. Es ist sogar besser, die Allergiesymptome medikamentös zu behandeln, als im Zweifel einen Etagenwechsel auf die Bronchien zu riskieren.
Quellen
- Allergie Informationsdienst: Allergie – Medikamente in der Schwangerschaft. https://www.allergieinformationsdienst.de/vorbeugung-und-schutz/schwangerschaft/allergie-medikament (abgerufen am 13.02.2025)
- Embryotox: Allergie. https://www.embryotox.de/erkrankungen/details/ansicht/erkrankung/allergie (abgerufen am 13.02.2025)
- Apotheken Umschau: Heuschnupfen: Das hilft Schwangeren. https://www.apotheken-umschau.de/familie/schwangerschaft/beschwerden/heuschnupfen-das-hilft-schwangeren-793387.html (abgerufen am 13.02.2025)
- Deutsche Apotheker Zeitung: Allergie in der Schwangerschaft. https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2022/08/18/allergische-beschwerden-in-der-schwangerschaft (abgerufen am 13.02.2025)
- Deutscher Allergie- und Asthambund (DAAB):
- Honig als Geheimtipp gegen Heuschnupfen? https://www.daab.de/blog/2022/07/heuschnupfen-honig-als-geheimtipp. (abgerufen am 13.02.2025)
- Hyposensibilisierung. https://www.daab.de/allergien/allergietherapie/hyposensibilisierung (abgerufen am 13.02.2025)