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Jodmangel bei Babys: Riskant für die Gehirnentwicklung

Baby bekommt Beikost. Ein Warnschild zeigt „Jod?“
Jodmangel ist in Deutschland weit verbreitet und für Babys riskant. / Bild © oatawa, Adobe Stock

Deutschland ist Jodmangelland – immer noch und immer mehr! Wenn du kein Jod supplementierst, ist dein Baby möglicherweise unterversorgt. Warum ein Jodmangel bei Babys nicht ohne ist, erklären wir jetzt.

Das Wichtigste in Kürze

  • Täglicher Jod-Bedarf: Schwangere 230 µg, Stillende 260 µg, Babys 40 bis 80 µg
  • Jodmangel ist in Deutschland weit verbreitet und nimmt eher zu als ab. Er kann ernste Folgen für Kinder haben.
  • Schwangere und Stillende sollten Jod supplementieren. Viele tun das nicht oder nicht ausreichend. Oft wird auch zusätzlich ein Jodpräparat für Babys (50 µg) nötig.
  • Eine jodreiche Ernährung ist immer angeraten.
  • Jodsalz allein reicht nicht aus, ist aber ein guter Anfang!
  • Manche Flaschennahrungen enthalten genug Jod, andere nicht. Der Jodgehalt von Muttermilch hängt von der Versorgung der Stillenden ab.

Die gesunde Entwicklung deines Babys beginnt schon während der Schwangerschaft. Und besonders in den ersten 1.000 Tagen – im Mutterbauch und in den ersten beiden Lebensjahren – werden die Grundlagen gelegt. 

Ein wichtiger, aber oft übersehener Faktor für eine optimale Entwicklung ist die ausreichende Versorgung von Babys mit Jod. Denn Deutschland ist wieder ein Jodmangelland. Die Versorgung hat sich verschlechtert, etwa 40 Prozent der Kinder gelten als unterversorgt. 

Die Empfehlungen wurden zwar angepasst, aber viele Eltern wissen dennoch nichts davon!

Jod ist ein essenzielles Spurenelement, das für die Produktion von Schilddrüsenhormonen nötig ist. Diese Hormone wiederum spielen eine entscheidende Rolle in der Entwicklung des Gehirns, besonders im frühkindlichen Stadium. 

Doch was passiert, wenn der kindliche Körper nicht genug Jod bekommt und was lässt sich dagegen tun?

Die Bedeutung von Jod für die Gehirnentwicklung

Dr. med Klaus-Peter Liesenkötter gehört zum Arbeitskreis Jodmangel. Er erklärt, dass zu wenig Jod während der Schwangerschaft sowie bis zum zweiten Lebensjahr eines Kindes ernste Auswirkungen auf die Gehirnentwicklung haben kann. 

Nicht nur, aber vor allem in dieser Zeit braucht das Gehirn eine ausreichende Versorgung mit Nährstoffen, um sich optimal zu entwickeln. Ein Jodmangel ist laut Liesenkötter in dieser kritischen Phase „mit einem Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Syndrom ADHS und einer verminderten kognitiven Leistungsfähigkeit der Kinder assoziiert – bei schwerem Jodmangel sogar mit bleibenden geistigen Störungen.“

Das Problem: Statt einer verbesserten Versorgung mit Jod gibt es in Deutschland einen Negativtrend! Das zeigt die entsprechende Auswertung innerhalb der KiGGS-Querschnittstudie ganz deutlich.

Weitere mögliche Folgen eines kindlichen Jodmangels

Kinder, deren Mütter während der Schwangerschaft unter Jodmangel litten, haben nicht nur ein höheres Risiko, später Lernschwierigkeiten zu entwickeln. Ein solcher Mangel beeinträchtigt auch die körperliche Gesundheit der Kinder. Denn Jod ist für eine normale Schilddrüsenfunktion unerlässlich. 

Eine gestörte Schilddrüsenfunktion aufgrund von Jodmangel kann wiederum zu Problemen mit dem Hormonhaushalt, dem Stoffwechsel und der Energiebereitstellung führen. 

Ein langanhaltender Mangel in der Schwangerschaft und Babyzeit begünstigt zudem Fehlbildungen der kindlichen Schilddrüse, die dann eine Fehlfunktion nach sich ziehen können. Deshalb werden die Schilddrüsenhormone beim Neugeborenenscreening zwei bis drei Tage nach der Geburt getestet. 

Aber auch wenn dieser Test unauffällig war, kann in den ersten Jahren und darüber hinaus ein Jodmangel entstehen.

Symptome eines Jodmangels bei Babys

Die Symptome eines Jodmangels sind oft unspezifisch. Bei Schwangeren kann ein unzureichender Jodspiegel beispielsweise zu Müdigkeit, Konzentrationsstörungen und einer erhöhten Empfindlichkeit gegenüber Kälte führen. 

Bei Babys, Kleinkindern und älteren Kindern äußern sich Jod-Mangelerscheinungen möglicherweise in:

  • verzögerter Entwicklung allgemein, 
  • Herzrhythmusstörungen, 
  • groben Gesichtszügen, 
  • Schwierigkeiten mit der Feinmotorik,
  • kleinem Wuchs und/oder 
  • Schwierigkeiten beim Lernen und der Sprachentwicklung. 

Jodmangel beim Baby vorbeugen

Damit Babys keinen Jodmangel entwickeln, empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) Stillenden vorbeugend eine tägliche Jodaufnahme von 260 Mikrogramm – über Nahrung, Jodsalz UND Nahrungsergänzungsmittel. 

Muttermilch

Im ersten Lebensjahr ist bei gestillten Babys die Muttermilch wichtigste Nahrungsquelle. Sie kann einen Teil des Jodbedarfs von 40 bis 80 Mikrogramm abdecken, sofern die Stillende selbst gut versorgt ist. Dies trifft wahrscheinlich auf einen großen Teil der Frauen in Deutschland NICHT zu.

Nicht gestillte Säuglinge sind oft besser mit dem Spurenelement versorgt, aber auch nicht immer. Du findest weiter unten dazu mehr Informationen.

Beikost

In vielen Regionen ist die Jodversorgung unzureichend, da der Boden dort nur geringe Mengen an Jod enthält –Tendenz abnehmend! Deshalb solltest du jodreiche Lebensmittel wie Seefisch, Milchprodukte und Eier in euren Speiseplan, also auch in die Beikost miteinbauen. Das allein reicht jedoch meist nicht aus.

Achte bei Babygläschen darauf, dass Jod hinzugefügt wurde.

Familienkost

In die Familienkost gehört jodiertes Speisesalz. Aber Achtung: In der Beikost solltest du es trotzdem nur sparsam verwenden, da die Babynieren mehr als 1 Gramm Salz täglich noch nicht ausreichend ausscheiden können.

Übrigens: Bio-Milchprodukte enthalten mitunter weniger Jod. Um vorzubeugen, könntest du Milchbreie mit jodierter Babynahrung statt Kuhmilch anrühren (siehe Punkt darunter).

Nahrungsergänzungsmittel

Wichtiger Hinweis: Die ersten 1000 Lebenstage sind besonders kritisch – also die Zeit der Schwangerschaft bis etwa zum 2. Geburtstag! Hier können auf ärztlichen Rat jodhaltige Nahrungsergänzungsmittel (50 Mikrogramm) für dein Kind eine Rolle spielen.

Die richtige Jod-Dosis

Präparate für Schwangere und Babys, die Jod enthalten, sind in der Regel genau richtig dosiert. Wenn du sie nach Anweisung gibst und zusätzlich jodhaltige Nahrung und Jodsalz in den Speiseplan einbaust, machst du nichts falsch. Eine Überdosierung ist auf diese Art kaum möglich, es sei denn, ihr esst viel Sushi oder Meeresfisch. Denn ein Zuviel an Jod kann langfristig zu Problemen führen.

Übrigens: Auch Schwangere oder Stillende mit Hashimoto dürfen Jod supplementieren. Die Empfehlung zum völligen Jodverzicht bei dieser chronischen Erkrankung ist veraltet. Lass dich dennoch von einer endokrinologischen Fachkraft beraten, vor allem wenn du autonome Knoten in der Schilddrüse oder Morbus Basedow hast.

Jod in Babyanfangsnahrung (Fläschchen)

Bei Säuglingen, die mit Flaschennahrung ernährt werden, solltest du darauf achten, dass das Produkt deiner Wahl Jod und vor allem genug davon enthält. Nicht alle Anfangsnahrungen erfüllen das!

Der Arbeitskreis Jodmangel e.V. schreibt dazu:

„Allgemein wird im Alter von zwei bis drei Monaten von einer Trinkmenge von etwa 800 ml pro Tag ausgegangen. Bei Jodgehalten von 13 bis 15 Mikrogramm pro 100 ml in der Säuglingsanfangsnahrung besteht daher eine ausreichende Jodzufuhr. Falls der Jodgehalt der Säuglingsanfangsnahrung unter 10 Mikrogramm pro 100 ml trinkfertiger Nahrung liegt, kann eine zusätzliche Jodgabe von 25 bis 50 Mikrogramm pro Tag sinnvoll sein.“ 

Zusammenfassung: Versorgung mit Jod sicherstellen 

  • Regelmäßig Meeresfisch essen, sofern möglich
  • Jod in der Schwangerschaft supplementieren
  • Jod in der Stillzeit supplementieren
  • Bei Babynahrung (Milchnahrung und Gläschen) auf Jodzusatz achten
  • Auf ärztlichen Rat Jod beim Baby supplementieren (gezielt nachfragen!)
  • Fisch, Eier und Milchprodukte mit der Beikost einführen und regelmäßig einsetzen
  • Wenn Salz, dann jodiertes Speisesalz verwenden

Fazit

Jodmangel in der Schwangerschaft und im frühen Kindesalter kann gravierende Auswirkungen auf die geistige und körperliche Entwicklung deines Kindes haben. 

Du solltest sicherstellen, dass du und dein Baby ausreichend mit Jod versorgt sind, indem du auf jodreiche Nahrungsmittel, Jodsalz und, wenn nötig, auf Nahrungsergänzungsmittel zurückgreifst. 

Ein Gespräch mit dem Kinderarzt oder der Kinderärztin kann helfen, einen möglichen Mangel frühzeitig zu erkennen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Du darfst auch gezielt nachfragen, denn möglicherweise haben es noch nicht alle Fachkräfte auf dem Schirm!

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Quellen

✔ Inhaltlich geprüft am 07.05.2025
Dieser Artikel wurde von Emely Hoppe geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Anke Modeß

Als waschechte Berlinerin und späte Mutter eines Schulkindes schreibt Anke seit 7 Jahren über Themen, die Babyeltern im Alltag beschäftigen - am allerliebsten mit einer Prise Humor.