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Kind und Baby: 6 Tipps zur Stärkung der Geschwisterbande

Kleinkind und Baby liegen nebeneinander.
Es gibt Wege, wie Eltern die Geschwisterbeziehung zwischen Kind und Baby fördern können … / Bild © natalialeb, Adobe Stock.

Das Baby ist da und vermutlich hast du das größere Kind schon während der Schwangerschaft auf seine neue Rolle vorbereitet. Wir haben 6 Tipps, wie du die Geschwisterbande künftig weiter stärken kannst.

Vorab: Bindung entsteht nicht über Nacht

Auch, wenn du dein Erstgeborenes schon in der Schwangerschaft auf das jüngere Geschwisterkind vorbereitet hast, bedeutet das nicht automatisch, dass für dein größeres Kind jetzt „alles klar“ ist. 

Was in den ersten Wochen und Monaten des Kennenlernens zwischen älterem Kind und Baby etwa völlig normal ist: 

  • Wenn das ältere Kind sich vor der Geburt auf das Baby gefreut hat und sich plötzlich eher zurückzieht und nichts davon wissen will.
  • Dein Erstgeborenes das Baby zunächst nur beobachten möchte und zögerlich ist, wenn es darum geht, es zu berühren oder auf dem Arm zu halten.
  • Wenn dein Kleinkind dem neuen Erdling – der seinen Eltern auch noch unglaublich viel Schlaf raubt und ganz laut schreit – erst mal skeptisch gegenübersteht. 

Genauso kann sich aber auch das komplette Gegenteil zeigen und dein größeres Kind ist ganz vernarrt in sein Geschwisterchen und will es konstant im Arm halten. 

Was auch immer sich zeigt …

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1. Erkenne an, dass die Situation neu ist

Die Ankunft des Babys ist nicht nur für euch als Eltern, sondern auch für das erstgeborene Kind eine neue Situation. Und unabhängig davon, wie intensiv du zuvor mit deinem Kind darüber gesprochen hast, auch über Bücher und Co., kann es diese neue Situation nur erfahren, indem es sie durchlebt.

Vielleicht kennst du das von dir selbst: Im Vorhinein hattest du ganz viele Vorstellungen und Erwartungen, wie der Alltag mit mehreren Kindern aussehen wird und seit das Baby da ist, ist es plötzlich doch ganz anders als gedacht.

All das ist völlig normal. Ihr seid als Familie alle zusammen in einer neuen, ungewohnten Situation. Du kannst sie nicht kontrollieren, sondern vorerst nur wahrnehmen.

Unabhängig davon, wie dein Erstgeborenes auf das Baby reagiert, bedeutet das übrigens nicht, dass es sein Geschwisterchen nicht liebt, oder es das Kleine nun für immer vergöttern wird.

Alles kann und darf sich zeigen. Dein älteres Kind muss sich zunächst einfach noch an seine neue Rolle gewöhnen. Veränderungen bringen immer etwas in Bewegung.

2. Sei liebevoll geduldig

Begegne deinem größeren Kind mit Geduld. 

Es hat alle Zeit der Welt, sich mit seinem neuen Geschwisterchen noch vertraut zu machen, schließlich begleiten sich die beiden vermutlich ein ganzes Leben lang. Es muss also nicht sofort „funken“, noch muss dein größeres Kind das jüngere besonders spannend finden. 

Obendrein wird sich genau das im Laufe eures Familienlebens auch immer wieder verändern. Das weißt du, wenn du selbst Geschwister hast. Sie sind nicht immer nur im liebevollen Austausch oder konstant im Streit. In einer menschlichen Beziehung verläuft alles phasenweise und im Fluss.

Noch wichtiger als Geduld ist jedoch ….

3. Lass los 

… Vertrauen! Wenn du mit der inneren Erwartung „Das größere soll das kleinere Kind toll finden“ in die Situation gehst, versuchst du als Erwachsene die Situation zu steuern. 

Spoiler: Das funktioniert ohnehin nicht. 

Außerdem kann dein älteres Kind dich dann nur enttäuschen, denn egal, wie alt es ist, kannst du nicht von ihm fordern, dass es seinem Geschwisterchen auf eine bestimmte Art und Weise begegnet. Es wird diesen Druck früher oder später spüren und nicht verstehen oder es sogar missverstehen und denken, dass deine Liebe zu ihm davon abhängt. 

Sei dir sicher, dass sich euer neues Familiengefühl mit viel Zeit und Vertrauen einstellen wird. So befreist du dich und dein Kind von unnötigem Druck. Denn menschliche Bindungen lassen sich niemals künstlich erzeugen.

Was du aber initiieren kannst, ist …

4. Lebt gemeinsame Zeit & Familienrituale 

Die Geschwisterbande wird am stärksten gefördert, über den Alltag und gemeinsame Abläufe. 

Singe oder lese etwa beiden Kindern zusammen vor. Auch das abendliche Kuscheln vor dem Zubettgehen bietet sich optimal an. Ansonsten sind gemeinsame Spielplatzbesuche oder Zeit in der Natur auch prima. Je nachdem, wie die Schlaf- und Wachphasen des Babys sind, bieten die Essenszeiten eine tolle Möglichkeit, um das neue „Wir-Gefühl“ zu etablieren. 

Hier kannst du darauf achten, dass du diese Aktionen für dein älteres Kind positiv beschreibst.

Beispiele:

  • „Das Baby schaut dir von meinem Arm aus beim Spielen zu.“
  • „Dein kleiner Bruder hat die Augen heute ganz weit offen, siehst du? Er schaut schon mal, wie du dort hochkletterst. In ein paar Jahren, wenn er alt genug ist, folgt er dir dann.“
  • „Schau mal, deine kleine Schwester grinst im Schlaf. Sie freut sich bestimmt, dass wir hier alle gemeinsam essen.“

5. Einbeziehen, aber nicht zu viel

Dein Erstgeborenes darf ruhig bei der Pflege und Fürsorge des Babys unterstützen. Je nach Alter des Kindes könnte das etwa sein:

  • Windeln anreichen beim Wickeln
  • beim Anziehen des Babys helfen
  • Volle, zusammengefaltete Windeln in den Mülleimer manövrieren
  • Die Babyflasche holen
  • Beim Halten helfen, etwa, wenn du das Baby stillst
  • Sanft Streicheln, etwa, wenn das Baby auf deinem Arm gerade weint

Dieses Einbeziehen solltest du allerdings nur unter einer Bedingung machen: Dein älteres Kind möchte das auch!

Du solltest dein Kind vorab deshalb immer fragen und sein „Nein“ akzeptieren. Es bringt nämlich nichts, das Ganze zu erzwingen oder dein Kind zu drängen. Dann verstärkst du möglicherweise eher, dass dein Erstgeborenes sich zurückzieht oder eine Eifersucht auf das Baby entwickelt. 

Vielleicht war es, als du klein warst, eine Selbstverständlichkeit, dass ältere Geschwister bei der Pflege, Fürsorge und Betreuung der Jüngeren einbezogen werden. Das ist es aber keineswegs.

Nur, weil dein Erstgeborenes das ältere Kind ist, sollte es niemals automatisch die Aufgabe haben, bei der Betreuung des Babys mitzuhelfen.

Die Eltern sind in der Verantwortungspflicht, nicht die Kinder.

6. Exklusiv-Zeit einplanen

Plane regelmäßig exklusive Zeit nur für dich und dein großes Kind ein. Diese Zeit ist sehr wertvoll, um eure Eltern-Kind-Bindung zu verstärken. 

Obendrein verringert du so eine mögliche Eifersucht aufs Baby. Denn das ältere Kind wird dadurch spüren können, dass du sowohl für es, als auch für das Baby dieselbe Aufmerksamkeit und Liebe aufbringst. 

Frage dein Kind vorab auch gern nach seinen Wünschen für diese Exklusiv-Zeit. Dadurch schafft ihr wertvolle Momente der Verbundenheit, an die ihr euch beide immer wieder erinnern könnt. Auch hier geht es wieder um ein gemeinsames „Wir-”Gefühl. 

Fazit

Bindungen benötigen Zeit, damit sie wachsen können. Genauso, wie ihr als Eltern den neuen Erdling mitsamt seiner Persönlichkeit vorerst kennenlernt, tut es auch das ältere Kind. 

Wie viele andere Eltern wünschst du dir vielleicht, dass deine Kinder eine gute Beziehung zueinander haben, am besten von Anfang an. Das ist auch völlig verständlich, allerdings ist Bindung etwas, was sich nicht von Außen steuern, geschweige denn erzwingen lässt. 

Bleibe geduldig und liebevoll im Vertrauen und schaffe in eurem Familienalltag wertvolle „Wir-”Momente, sowie Qualitäts-Zeit mit dem älteren Kind alleine. So legst du die optimale Basis für eine starke Geschwisterbeziehung. 

Formen wird sich diese Beziehung ohnehin von selbst in den nächsten Jahren. Deswegen: Lebe, genieße und nimm wahr, was sich JETZT zeigt. 

Quellen

  • Davies, Uzodike, van Loon, Wirth (2022). Das Montessori Baby. Geborgen und mit offenen Sinnen ins Leben starten. Weinheim: Verlagsgruppe Beltz.
  • Largo, Remo H. (2016). Babyjahre. Entwicklung und Erziehung in den ersten vier Jahren (18. Auflage). München/Berlin: Piper Verlag GmbH.
  • Perls, Frederick S., Hefferline, Ralph F., Goodman, Paul (2015). Gestalttherapie. Grundlagen der Lebensfreude und Persönlichkeitsentfaltung. (9. Auflage). Stuttgart: Klett-Cotta Verlag.
Veröffentlicht von Leonie Illerhues

Leonie war nach ihrem Studium der Heilpädagogik lange im Schulhort-, Kita- und Krippenbereich tätig. Erziehungs- und Entwicklungsthemen im Baby- und Kleinkindalter sind deshalb ihr Steckenpferd. Seit 2022 ergänzt Leonie unser Team mit diesem Schwerpunkt.

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