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So schadet TV-Gewalt auch in Kindermedien deinem Kleinkind – unfassbar!

Kleinkind sitzt mit Tablet auf dem Sofa.
"Bildschirmfrei unter 3." – bei gelegentlichen Ausnahmen sollten Kleinkind-Eltern genau hinschauen! / © Bild goodmoments, Adobe Stock.

Eltern, aufgepasst: Warum selbst Kindermedien gefährlich sein können – und wie die dargestellte Gewalt das Gehirn deines Kindes prägt!

Experten der Entwicklungspsychologie weltweit sind sich einig, dass Kinder unter 3 Jahren aufgrund ihrer Entwicklung eigentlich noch gar keine Bildschirmzeit haben sollten. 

“Bildschirmfrei unter 3” – Diese Empfehlung kennen und unterstützen auch wir von babelli. 

Allerdings sind wir selbst ebenfalls Eltern und deshalb gleichzeitig realistisch …

Eltern-Realität: Warum Tablet & Co. manchmal (leider) sein müssen

Wir kennen es doch alle: Das Wochenende ohne Kita war lang und du bist froh, dass Kleinkind mal kurz vor TV, Handy oder Tablet setzen zu können, um wenigstens 20 Minuten nur für dich oder zum Runterkommen zu haben. 

Und nein, du brauchst bei diesen Ausnahmen kein schlechtes Gewissen haben. Wenn dir dein Bauchgefühl sagt: “Ich kann einfach nicht mehr, ich bin am Ende.” – kann der Bildschirm und eine Pause mit Hilfsmitteln manchmal Wunder wirken. 

Viel wichtiger als diese gelegentliche Ausnahme ist nämlich, dass du genau hinschaust, WAS dein Kleinkind da anschaut. Denn …

Studien-Schock: So beeinflussen Gewaltszenen dein Kleinkind

Ein Forschenden-Team fand in einer Langzeitstudie mit 2000 Kindern heraus, dass Gewaltszenen in Kindermedien nicht nur die geistige und emotionale Entwicklung, sondern auch die soziale Reaktion der Kinder auf ihre Mitmenschen beeinflussen können. Im Februar 2025 bereichtete Welt.de bereits darüber.

Interessant ist auch die Auswirkung auf die Geschlechter: Jungen, die im Kita-Alter Gewalt in Kindermedien sahen, zeigten im Teenageralter mehr Aggressivität und Gewaltbereitschaft. Die getesteten Mädchen waren später zwar weniger gewaltbereit, dafür schulisch schwächer oder inaktiver. 

Die Forschung verdeutlicht die risikoreiche Prägung und Beeinflussung durch Rollenvorbilder in Kindermedien – für die Gewalt zur Problemlösung häufig leider eine dargestellte Methode ist. Ein Phänomen, was sich besonders bei den männlichen Figuren zeigt. In Erwachsenenmedien ist das teilweise übrigens nicht anders, achte mal darauf. 

Insgesamt wird durch die Ergebnisse deutlich: Je mehr Gewalt Kinder im Kleinkindalter in Kindermedien sehen, desto “ “legitimer” wird angewandte Gewalt in sozialen Interaktionen des realen Lebens für sie. 

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Kindermedien: Der Trend zu Vorbildern, die Probleme mit Gewalt lösen

In Kinderserien oder Filmen gibt es – wie auch in Erwachsenenmedien – oft eine Hauptfigur (Protagonist), die das „Böse“ besiegen muss. Manchmal ist es auch eine Gruppe von Protagonisten. Der Gegenspieler (der Antagonist) – also die Person, die das “Böse” verkörpert, muss nicht immer eine Person sein – es kann auch ein Konflikt oder eine Herausforderung sein. Und auch hier kann eine Gruppe von Figuren dafür stehen.

Auch Kindermedien bedienen sich häufig actionreicher Elemente, in denen der Antagonist mit Gewalt “ausgeschaltet”, der Protagonist mit Gewalt bedroht wird oder der Konflikt gewaltreich gelöst werden muss.

Und Gewalt beginnt bereits hier

Gewalt in Kindermedien: Wo fängt sie wirklich an?

Beispiele für Gewalt in Kindermedien:

  • Sprachliche Gewalt – Beleidigen, Schreien, Beschuldigen: Es ist dabei unwichtig, ob diese Gewalt vom Protagonisten (“Gut”) oder Antagonisten (“Böse”) ausgeht. (Ausgedachte) Beispiele: “Wir müssen den bösen Drachen töten, bevor er uns tötet.”, “Ich werde dich und deine Familie zerstören und du kannst nichts dagegen machen.”, “Warte nur, bis ich dich und deine Freunde finde und euch jage.”
  • Körperliche Gewalt: Darunter fällt alles, was den Körper, die Umgebung oder die Umwelt der dargestellten Figuren mit körperlicher Gewalt oder Gewalt durch Hilfsmittel angreift. 
  • Strukturelle Gewalt – Lästern, Ausgrenzung, Mobbing: Hier zählt auch dazu: Ausschließen, bis hin zu “Mobbing” des Prota- oder Antagonisten, um das “Problem” darzustellen oder gar zu lösen.

Die Lösung? Sich Zeit nehmen und Medien vorab selbst anschauen!

Die einzige Strategie, genau das bei deinem Kleinkind zu vermeiden ist: Die Medien, die du deinem Kleinkind zeigst, vorab selbst anschauen und prüfen!

Anders geht es nicht. Wenn du umgehen willst, dass Gewaltszenen dein Kind kurz- oder langfristig beeinflussen, solltest du immer wissen, was du deinem Kleinkind da vorsetzt.

Das Gute an Kleinkind-Medien ist, dass sie häufig nur eine 20-minütige Folgenlänge haben, insofern kannst du sie zügig prüfen. Bei Filmen, die du mit dem Kind zusammen schaust, hilft es, sich vorab im Internet eingehend darüber zu informieren und zu belesen.

Nimm Altersbegrenzungen bei Filmen bitte immer ernst oder sogar “zu ernst”. Es gibt sie nicht ohne Grund – manchmal sind sie im Übrigen fast schon zu optimistisch. 

Altersfreigabekennzeichnungen dienen dem Schutz der gesunden Entwicklung deines Kindes. Das zeigt die oben genannte Studie einmal mehr …

Wenn du mehr zum Thema “Medienkonsum bei Babys und Kleinkindern” wissen willst, höre super gerne in unsere Podcast-Folge zum Thema mit Experte Clemens Beisel rein:

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Fazit

Wenn du umgehen willst, dass dein Kleinkind schon früh Gewaltszenen in Kindermedien sieht und dass diese seine Entwicklung beeinflussen, kommst du nicht drumherum, die Medien vorab zu prüfen.

Du kennst dein Kind am besten: Wenn es ohnehin stark auf Reize reagiert, gilt unsere Empfehlung umso mehr. 

Schaue, welche reizarmen, gewaltfreien Kindermedien es alternativ gibt. In Zeiten wie diesen ist die Auswahl zum Glück sehr groß.

cae55a6d4e4e465eaaf87ad7354c5201 - So schadet TV-Gewalt auch in Kindermedien deinem Kleinkind – unfassbar!

Quellen

Veröffentlicht von Leonie Illerhues

Leonie war nach ihrem Studium der Heilpädagogik lange im Schulhort-, Kita- und Krippenbereich tätig. Erziehungs- und Entwicklungsthemen im Baby- und Kleinkindalter sind deshalb ihr Steckenpferd. Seit 2022 ergänzt Leonie unser Team mit diesem Schwerpunkt.