Fühlst du schon das sanfte Stupsen deines Babys? Ab wann man die ersten Kindsbewegungen spürt, wie sie sich anfühlen und wie sie sich im Verlauf der Schwangerschaft verändern, erfährst du in unserem Artikel.
Ab wann spürt man erste Kindsbewegungen?
Die ersten unkoordinierten Bewegungen macht der Embryo bereits in der 7. SSW. Fühlen kannst du das allerdings noch nicht. Denn noch ist er zu klein und zu leicht, um spürbar an deine Bauchdecke zu stoßen.
Wahrscheinlich wirst du dein Baby das erste Mal zwischen 18. und 22. SSW spüren. So geht es jedenfalls den meisten Schwangeren. Von Außenstehenden sind Kindsbewegungen dann ungefähr ab der 25. SSW an der Bauchdecke sicht- und spürbar.
Was beeinflusst den Zeitpunkt der ersten Kindsbewegungen?
- Die Anzahl der Schwangerschaften: Frauen, die bereits Kinder geboren haben, spüren ihre Babys oft früher als erstmalige Schwangere. Das liegt vermutlich daran, dass sie die Bewegungen im Bauch besser deuten können, da sie das Ganze schon einmal oder mehrmals erlebt haben. Sie haben deshalb ab der 16. SSW eine realistische Chance darauf, ihr Baby das erste Mal anklopfen zu fühlen. Manche Mehrfach-Mami berichtet davon, bereits ab der 14. SSW eindeutige Kindsbewegungen auszumachen. Das dürfte allerdings die Ausnahme sein.
- Die Anzahl der Babys: Mehr Babys im Bauch heißt: mehr Action und weniger Platz. Frauen, die Mehrlinge erwarten, können ihre Babys deshalb oft eher spüren als Frauen, bei denen nur ein Baby im Bauch wächst.
- Die Lage der Plazenta: Schwangere mit einer Vorderwandplazenta spüren erste Kindsbewegungen meist recht spät, nicht selten auch erst nach der 22. SSW. Da der Mutterkuchen hier zwischen dem Baby und der Bauchdecke liegt, dämpft er die Bewegungen ab.
- Die Fruchtwassermenge: Auch eine hohe Fruchtwassermenge kann die Bewegungen des Fötus dämpfen und die ersten spürbaren Kindsbewegungen verzögern.
Auch wenn du sehnsüchtig auf die ersten Kindsbewegungen wartest: Mach dich bitte nicht verrückt, wenn sich bis zur 20. SSW noch nichts getan hat. Es ist nicht außergewöhnlich, dass die Bewegungen erst zu Beginn der zweiten Schwangerschaftshälfte spürbar werden. Spätestens ab der 24. SSW wirst du dein Kind ganz sicher fühlen können. Bist du unsicher, sprich deine Sorgen bitte bei deiner Hebamme oder deiner Frauenärztin an. Sie können dich bestimmt beruhigen.
Wie fühlen sich die Kindsbewegungen an?
Die ersten Kindsbewegungen werden als ein sanftes Kitzeln, Stupsen, Flattern oder Blubbern wenige Zentimeter oberhalb des Schambeins wahrgenommen. Als würde die Bauchdecke von innen von einem Schmetterlingsflügel oder platzenden Seifenbläschen gestreift. Einige Frauen verwechseln sie anfangs auch ganz unromantisch mit Darmbewegungen.
Auf jeden Fall sind die ersten Berührungen an der inneren Bauchdecke wirklich sehr sacht und unregelmäßig. So können sie leicht “überhört“ werden. Im weiteren Verlauf der Schwangerschaft werden die Bewegungen aber stärker und regelmäßiger.
Wie verändern sie sich?
Die Kindsbewegungen nehmen etwa bis zur 32. SSW an Intensität und Häufigkeit zu. Danach bleiben sie auf einem gleichbleibenden Niveau. Typischerweise werden die Kindsbewegungen weniger, wenn es auf die Geburt zugeht. Einerseits, weil es mittlerweile zu eng ist für ausschweifende Gesten und Turnübungen. Andererseits, weil die Bewegungen des Babys nun koordinierter ablaufen. Und nicht zuletzt schläft es in dieser Phase einfach viel.
Je größer dein Baby wird, desto stärker wird es auch. Was als zartes Anklopfen beginnt, wird innerhalb weniger Wochen zu deutlichen Boxhieben und Tritten. Abgesehen davon dreht und streckt sich dein Kleines, solange es der Platz in deinem Bauch hergibt.
Von ruckartigen Kicks bis streifenden, schiebenden oder dehnenden Bewegungen in deinem Bauch ist alles möglich. Mal nur einseitig, mal auf beiden Seiten. Mal nach oben, mal nach unten. Und manchmal alles gleichzeitig, sodass man denken könnte, da drinnen würde ein kleiner Oktopus Möbel verrücken…
Kindsbewegungen in sich zu spüren ist auf jeden Fall etwas ganz Besonderes, woran sich (fast) alle Mütter ihr Leben lang gern zurückerinnern. Unser Tipp: Die Bewegungen der Bauchdecke unbedingt filmen! Die Videos wirst du dir immer wieder gern anschauen und später deinem Kind zeigen können: Das warst du!
Tun Kindsbewegungen weh?
Sicher hast du schon von anderen Müttern gehört, dass Babys im Bauch ganz schön zutreten können. Tatsächlich kann es gelegentlich vorkommen, dass Kindsbewegungen kurzzeitig unangenehm sein können. Vor allem, wenn sie in Richtung Blase, Zwerchfell oder Muttermund gehen. Das sind dann aber jeweils nur kurze Augenblicke. Schmerzhaft, sodass man darunter leidet, sind sie aber keinesfalls.
Ärgert dich dein Baby gerade durch wiederholte unangenehme Tritte, kannst du deine Position verändern, dich im Liegen etwa auf die andere Seite drehen. Normalerweise ändert dein Kleines dann ebenfalls seine Lage und hört auf, dich zu piesacken.
Wie viele Kindsbewegungen sollte ich spüren?
Wie viele Kindsbewegungen eine Schwangere spürt, ist von vielen Faktoren abhängig. Zum Beispiel vom Temperament des Kindes: Es gibt aktivere und es gibt ruhigere Kinder.
Dazu kommt der Schlaf-Wach-Rhythmus des ungeborenen Babys. Eine Schlafphase kann zwischen 20 und 40 Minuten dauern. In dieser Zeit bewegt es sich normalerweise gar nicht. Und auch in den Wachzeiten gibt es ruhigere Phasen, in denen du nicht unbedingt jede Bewegung wahrnimmst, zum Beispiel wenn es ausgiebig mit der Nabelschnur spielt oder sein Gesicht betastet.
Spürst du dein Kind also nicht durchgängig den ganzen Tag, ist das vollkommen normal.
Die meisten Kindsbewegungen registrieren Frauen übrigens am Nachmittag und am späten Abend.
In der Praxis können die Hebamme oder die Frauenärztin die Kindsbewegungen per Kinetogramm aufzeichnen. Sie können sie aber auch ganz ohne technische Geräte kontrollieren, etwa während sie mithilfe der sogenannten Leopold-Handgriffe die Lage deines Kindes bestimmen.
Sollte ich die Kindsbewegungen zählen?
Das Zählen der Tritte ist eine Methode, um die Aktivität und damit das Wohlergehen des Babys im Blick zu behalten. Sollten die Kindsbewegungen weniger werden, könnte das ein Zeichen für Komplikationen sein (etwa Probleme der Plazenta, das Kind ausreichend zu versorgen).
Allerdings steht das routinemäßige Zählen heute in der Kritik. Schwangere würden dadurch verängstigt werden und einen Nutzen hat es offenbar auch nicht.
Die normale Varianz zwischen den spürbaren Kindsbewegungen ist einfach sehr hoch und lässt sich nicht unbedingt auf einen täglichen oder gar stündlichen Soll-Wert festlegen. Zudem geht man heute davon aus, dass sich Komplikationen eher durch eine kürzere Dauer der Bewegungen ankündigen, als durch eine abnehmende Anzahl.
Das unabhängige Forschungsnetzwerk Cochrane fand in fünf untersuchten Studien mit über 71.000 Teilnehmerinnen keine eindeutigen Beweise dafür, dass das Zählen der Kindsbewegungen Vorteile für das Kindswohl bringt. Es warnt dagegen davor, Schwangere mit der Zähl-Empfehlung zu verunsichern.
„Die verstärkte Beobachtung von Kindesbewegungen durch die Schwangere schadet mehr als sie nützt“, lautet es auch in der Zusammenfassung einer britischen Studie mit über 400.000 Schwangeren. Auch hier konnte man keinen Vorteil im Zählen der Kindsbewegungen erkennen.
Zuletzt rät auch die entsprechende deutsche S3 Leitlinie für Geburtshilfe vom routinemäßigen Zählen ab. Es würde verängstigen, könnte unnötige Untersuchungen nach sich ziehen und bringe keine Vorteile für die Gesundheit des Kindes.
Worauf du wirklich achten solltest
Statt Kindsbewegungen einzeln zu zählen, solltest du lieber auf Veränderungen im gesamten Bewegungsmuster achten. Ist plötzlich etwas auffallend anders als sonst? Sind die Bewegungen auf einmal sehr zurückhaltend? Vertraue deiner Intuition.
Bitte beachte aber auch, dass die Kindsbewegungen nicht immer bewusst von dir wahrgenommen werden, beispielsweise wenn du beschäftigt und abgelenkt bist. Die Einnahme bestimmter Medikamente (natürlich in Absprache mit deiner Ärztin) kann ebenfalls dafür sorgen, dass sich das Baby weniger bewegt.
Um Kindsbewegungen zu provozieren, kannst du deine Lage verändern und dich bewegen. Hebammen empfehlen gern auch einen Schluck Wasser zu trinken, um schlafende Babys aufzuwecken.
Solltest du total verunsichert sein, versuche es ab der 28. SSW damit: Lege dich für etwa zwei Stunden auf deine linke Seite und zähle die spürbaren Bewegungen. Du solltest wenigstens 10 voneinander getrennte Bewegungen ausmachen können. Wenn nicht, muss das nicht zwingend besorgniserregend sein. Aber wende dich in dem Fall bitte trotzdem direkt an deine Hebamme oder Frauenärztin. Sie werden nachsehen, ob mit deinem Baby alles in Ordnung ist.
Fazit
Ungefähr ab der Hälfte der Schwangerschaft geht es endlich auch spürbar rund bei dir im Babybauch. Dein Kleines wird immer kräftiger und du wirst es genießen, dein Baby in dir strampeln zu spüren. Schon bald kannst du über Streicheleinheiten mit ihm interagieren!
Genieße dieses besondere Gefühl von Leben in deinem Bauch!
Und lass dich von Ratschlägen zum Zählen der Kindsbewegungen nicht verunsichern. Das hat heute kaum noch Relevanz. Bei den regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen haben deine Hebamme und deine Frauenärztin einen Blick darauf, dass sich dein Baby gesund entwickelt.
Aber wie immer gilt: Solltest du verunsichert sein, scheue nicht den Gang zur Hebamme oder zur Frauenärztin. Plötzliche und auffällige Veränderungen im Bewegungsmuster deines Babys solltest du immer direkt ansprechen und abklären lassen.
Quellen
- BVF, DGGG (Frauenärzte im Netz): Kindliche und Mütterliche Entwicklung in den Schwangerschaftsdritteln. https://www.frauenaerzte-im-netz.de/schwangerschaft-geburt/schwangerschaft/schwangerschaftsdrittel/#c74 (abgerufen am 03.12.2024)
- Bund Deutscher Hebammen (Hrsg.): Schwangerenvorsorge durch Hebammen. MVS Medizinverlage Stuttgart; 1. Edition, 2005.
- D. Schlembach, R. Berger, F. Kainer (Hrsg.): Geburtshilfe. Differentialdiagnostik und Differentialtherapie. Elsevier GmbH München; 1. Auflage. 2020.
- C. von Kaisenberg, P. Klaritsch, I. Hösli-Krais (Hrsg.): Die Geburtshilfe. Springer; 6. Edition, 2024.
- R. Leinmüller: Prävention von späten Fehlgeburten: Sensibilisierung Schwangerer für die Bewegungen des Kindes nicht zu empfehlen. Dtsch Arztebl 2019; 116(11): A-529 / B-435 / C-429 (abgerufen am 03.12.2024)
- L. Mangesi et al.: Fetal movement counting for assessment of fetal wellbeing. https://doi.org/10.1002/14651858.CD004909.pub3 (abgerufen am 03.12.2024)
- S. Schiermeier, C. von Kaisenberg et al.: Fetal monitoring in low-risk-pregnancies: CTG and doppler (DGGG & DEGUM Guideline). S3-Level, AWMF Registry No.015/089, February 2023. https://register.awmf.org/assets/guidelines/015-089l_S3_Fetale-Ueberwachung-in-der-Schwangerschaft_2023-05.pdf (abgerufen am 03.12.2024)
- Redaktion Hebammeforum: Was uns die Kindsbewegungen erzählen. Hebammenforum 2017; 18: 1248–1255. https://www.hebamme-karin-rettinger.de/files/hebamme-karin-rettinger/content/info/Kindsbewegungen_Orientierungshilfe%20f%C3%BCr%20Eltern.pdf (abgerufen am 03.12.2024)