Ihr steht als Familie kurz vor eurer ersten Kita-Besichtigung? Pädagogin Leonie erklärt, was die 12 wichtigsten Fragen an die Kita sind – und was dabei besonders wichtig ist.
Die passende Kita für das Kind zu finden, ist gar nicht so leicht. Je nach offenen Kita-Plätzen in eurer Gemeinde oder Stadt habt ihr im Zweifel nicht unbedingt die Wahl. Stehen mehrere Kita-Plätze für euch zur Auswahl, könnt ihr womöglich mehr nach den Bedürfnissen eures Kindes und euren Wünschen entscheiden.
Ganz egal, wie die Situation bei euch ist, mit diesen 12 Fragen erfahrt ihr von der Kita alles, was ihr jetzt wissen müsst:
1. Welches pädagogische Konzept hat die Kita?
Das Bildungs- und Betreuungskonzept einer Kita ist der Dreh- und Angelpunkt von allem. Es bestimmt, wie die Fachkräfte die Kinder begleiten und welche Werte in der Kita vorgelebt werden.
Kinder lernen durch Nachahmung, Spiel und soziale Interaktion. Insofern spielt das Kita-Konzept eine große Rolle in seiner Entwicklung, vor allem, wenn es den Hauptteil des Tages dort verbringt.
Lass dir das Konzept so konkret wie möglich erklären. Denn eine Kita mit zum Beispiel offenem Konzept arbeitet ganz anders als etwa ein Montessori-Kindergarten. Scheue dich deshalb nicht davor, hier Nachfragen zu stellen, falls du etwas nicht verstehst. Du musst nicht alle Begriffe aus der Pädagogik vorher kennen.
Schau auch, ob die Werte, die im Konzept gelebt werden, zu euren Familienwerten passen.
2. Worauf wird im Alltag besonders Wert gelegt?
Was ist der pädagogische Schwerpunkt der Kita, der in jedem Spiel, in jedem Austausch und in jeder Situation täglich sichtbar wird.
Beispiele:
- Werden die Kinderrechte benannt?
- Darf das Kind bei Entscheidungen mitbestimmen?
- Wie werden Konflikte unter den Kindern begleitet?
- Was wird in jedem Morgenkreis gemacht oder besprochen?
Das sind Dinge, die gut sind vorab zu wissen, denn dein Kind erlebt sie demnächst täglich.
3. Wie ist der Personalschlüssel?
Durch die strukturelle Belastung des Systems Kita ist dieser Punkt besonders wichtig für dich zu wissen. Denn im Zweifel wird er Einfluss auf dein Kind und deinen Alltag haben.
Erfrage daher ruhig:
- Wie ist der aktuelle Personalschlüssel der Kita?
- Ist er so, wie er sein sollte, oder gibt es viele unbesetzte Fachkraftstellen?
- Geht er immer auf?
- Wie werden Engpässe abgefangen?
- Ab wann und wie werden die Eltern bei Engpässen oder Gruppenschließungen einbezogen?
4. Bekommt mein Kind eine Bezugsfachkraft?
Weitere Fragen könnten hier sein:
- Oder sind alle Fachkräfte für jedes Kind verantwortlich?
- Wie sieht der Beziehungsaufbau aus?
- Was, wenn das Kind zu einer anderen Fachkraft mehr Vertrauen aufbaut?
5. Wie läuft die Eingewöhnung ab?
Auch hier darfst du so konkret wie möglich nachfragen, um bestens vorbereitet zu sein. Denn die Eingewöhnungszeit kann nicht nur für dein Kind, sondern auch für dich eine kräftezehrende Zeit werden.
- Welches Eingewöhnungskonzept hat die Kita?
- Wie ist der konkrete Ablauf?
- Wann würde sie starten?
- Wie lange geht eine Eingewöhnung in der Regel?
- Wie viel Zeit sollte der begleitende Elternteil sich dafür nehmen?
- Welche Fachkraft ist dem Kind zugeteilt?
- Was passiert, wenn die Eingewöhnung sich zieht oder nicht vorangeht?
- Gibt es Dinge, die dabei vorbereitet oder beachtet werden sollten?
6. Wie oft geht die Kita-Gruppe nach draußen?
Falls die Kita ein Außengelände hat, wird dieses vermutlich viel genutzt. Selbstverständlich ist das natürlich trotzdem nicht, deswegen erfrage es ruhig.
Hat die Kita kein eigenes Gelände, ist es natürlich wichtig zu wissen, wie oft die Gruppe rausgeht, um draußen zu spielen. Das ist auch wichtig für die Kleidungswahl in der Kita.
7. Wie viel Raum nimmt Bewegung, Kreativität, Musik usw. täglich ein?
Erfrage ruhig, wie die einzelnen Bildungsbereiche in der Kita aktiv angesprochen werden.
Setzt die Kita eher auf freies Spiel? Oder gibt es täglich gezielte Angebote für die einzelnen Bildungsbereiche? Ist die Kita eine eher minimalistische Kita, was Spielzeug angeht?
All das könnte interessant für dich sein, um zu wissen, was dein Kind fortan täglich erwartet.
8. Gibt es in der Kita Tür- und Angel-Gespräche?
Weitere Fragen könnten hier sein:
- Gibt es Dos and Don'ts oder konkrete Regelungen dazu?
- Werden sie täglich geführt oder wöchentlich?
9. Hat das Kind ein Fach für Persönliches in der Kita?
Hier geht es konkret um die persönlichen Gegenstände des Kindes, die es dort täglich brauchen könnte, sowie um seine Wechselwäsche. Wichtig ist auch zu wissen, wo dein Kind Fundstücke, eigens kreierte Kunstwerke und Geschenke lagern kann.
Generell macht es auch Sinn, die Handhabe von Kita-Kleidung für verschiedene Jahreszeiten abzufragen.
10. Gibt es monatliche oder jährliche Aktionen?
Weitere Fragen könnten hier sein:
- Macht die Kita-Gruppe regelmäßig Ausflüge? Wenn ja, sind die Eltern dabei?
- Wie sieht es mit Elternabenden oder besonderen Feierlichkeiten aus?
- Was ist mit Jahreszeiten-Festen?
- In welchem Abstand finden Aktionen statt?
- Gibt es eine Messenger-Gruppe, eine App oder einen Mail-Verteiler, wo aktuelle Infos geteilt werden?
- Wie viele Schließtage oder Wochen hat die Kita?
11. Haben Eltern bestimmte Aufgaben?
Handelt es sich etwa um eine Elterninitiative, einen Kinderladen oder eine andere Einrichtung in freier Trägerschaft, gibt es in der Regel bestimmte kleine Aufgaben oder Ämter, die unter den Kita-Eltern verteilt werden.
Das betrifft etwa das halbjährliche Fensterputzen oder andere Aufräumaktionen. Frage hier nach, wie das gehandhabt wird und was die Kita sich hier von den Eltern wünscht.
12. Gibt es noch einen “Schnuppertag“ für das Kind?
Gibt es einen vorgesehenen Termin, bei dem dein Kind sich im Spiel in der Kita ausprobieren könnte?
Wenn nicht, erfrage, wie der weitere Ablauf nach der Besichtigung wäre.
Lasst die Eindrücke erst mal sacken
Neben den Fragen könnt ihr während der Besichtigung sicher auch erste Eindrücke von der Atmosphäre, den Mitarbeitenden und den anderen Gegebenheiten vor Ort sammeln.
Lass dir danach daher ruhig Zeit, die Aufregung, das Erlebte und das Gesagte erst mal sacken zu lassen. Die berühmte Regel: “Erst mal eine Nacht darüber schlafen.” ist auch hier empfehlenswert.
Falls nur einer von euch Elternteilen bei der Besichtigung dabei sein konnte, notiere dir das Wichtigste, um den anderen Elternteil nachträglich einzubinden.
Falls ihr eine Wahl habt …
Falls mehrere Kitas zur Auswahl stehen, empfehlen wir dir: Frage und beobachte dein Kind in den Tagen und Wochen nach der Besichtigung.
Beispiele: Was hat ihm an Kita A besonders gut gefallen? Worüber spricht es bei Kita B die ganze Zeit über? Was hat es aus Kita A nachgeahmt? Wie reagiert es bei Nachfragen dazu auf dich?
Besprich dich nun mit dem anderen Elternteil und überlegt gemeinsam, welches Konzept sowie welche Bedingungen, Öffnungszeiten, Schließtage im Jahr und Gegebenheiten für euer Kind und eure Lebensrealität die besten sind.
Wir wünschen deinem Kind und euch als Familie von Herzen einen wundervollen Start in den kommenden Kita-Alltag und das neue aufregende Lebenskapitel!