Close Babelli.deBabelli.de

Hilfe, die Kita-Eingewöhnung klappt nicht! – 5 Dinge, die wirklich helfen

Kind liegt mit Kopf nach unten niedergeschlagen auf Spielzeugmatte.
Wenn die Eingewöhnung einfach nicht vorangeht, ist die Belastung und Erschöpfung von Kind und Eltern häufig groß. / Bild © Krakenimages.com, Adobe Stock.

Wenn die Eingewöhnung in der Kita zum Energieräuber wird, ist die Verzweiflung groß. Viele Eltern fragen sich zu Recht: und jetzt? Wir zeigen, was jetzt wichtig ist.

  • Ihr seid seit Wochen im Eingewöhnungsprozess, aber es geht einfach nicht voran? 
  • Dein Kind zeigt teilweise ein ambivalentes Verhalten, manche Tage laufen prima, an anderen ruft die Kita dich schon direkt nach einem Trennungsversuch zurück? 
  • Aktuell ist nichts planbar, du bist entweder in der Kita, auf dem Weg dahin oder wieder zurück? Du bekommst schon Stress, wenn dein Handy klingelt?
  • Alles andere bleibt scheinbar komplett auf der Strecke, von sozialen Kontakten kannst du aktuell nur träumen und du bist abends völlig am Ende?
  • Dir sitzt dein Arbeitgeber im Nacken, weil du dir für die Eingewöhnung eigentlich nur X-Wochen freischaufeln konntest? 
  • Die Tränen und Erschöpfung deines Kindes bei den Trennungen machen dir emotional zu schaffen?
  • Du überlegst, die Kita zu wechseln, es später zu probieren oder die Eingewöhnung ganz abzubrechen?

Zunächst: Was du fühlst, ist legitim!

Wir sehen und verstehen dich. Du bist mit diesen Gefühlen nicht alleine und es ist völlig legitim, dass du so fühlst. Erlaube dir, diese Gedanken zuzulassen.

Denn die Eingewöhnungszeit ist sowohl für dein Kind als auch für euch als Eltern eine anstrengende Phase – am Ende bleibt es ein erster Ablöseprozess. Wenn du jetzt noch der Elternteil bist, der das Kind eingewöhnt, bist du quasi mehrfach belastet. Kein Wunder also, dass du erschöpft bist. 

Doch warum sind manche Eingewöhnungen eigentlich zäher als andere?

<span style="align:center; font-size: 18px">Video-Empfehlung:</span> <style> native-player { aspect-ratio: 16/9; display: block; } </style> <script type="text/javascript" src="//syndication.target-video.com/native-player.js" async=""></script> <native-player></native-player>

Was dahinterstecken kann, wenn es nicht vorangeht

Wie immer gibt es hier keine allgemeingültige Antwort, sondern nur Faktoren, die darauf einwirken können.

  • Die Gegebenheiten in der Kita: Schließ- und Ferienzeiten, Krankheitsphasen einzelner Fachkräfte, Krankheitswellen unter den Kindern oder Personalmangel – die Gegebenheiten in der Kita können sich ebenfalls auf die Länge einer Eingewöhnung auswirken. Etwa, wenn die Eingewöhnung dadurch an manchen Tagen pausieren muss.
  • Alter, Individualität und Entwicklung des Kindes: Ob die individuelle Persönlichkeit deines Kindes, seine Vorlieben, Interessen oder Wünsche, seine individuelle Gehirnentwicklung oder sein Alter – alles kann sich (muss aber nicht) auf die Eingewöhnung auswirken. 
  • Dein Kind spiegelt dich: Wenn es dir schwerfällt, dein Kind loszulassen, du den pädagogischen Fachkräften nicht zu 100 % vertraust oder du Sorge hast, weil dein Kind noch so jung ist, wird es das spüren. Möglicherweise spiegelt es deine Ängste. Hier geht es lediglich darum, dass du ehrlich hinterfragst, ob das ebenfalls zur Situation beitragen könnte. Weiter unten geben wir Tipps dazu. 
  • Veränderungsprozesse: Ob ein Wachstumsschub, die Geburt des Geschwisterchens, Bauchschmerzen oder eine schlechte Schlafphase – Weitere Veränderungen können eine Eingewöhnung ebenfalls in die Länge ziehen. Und selbst, wenn du das Gefühl hast, ihr habt als Familie gerade keine stressige Zeit, kann dein Kind das ganz anders wahrnehmen. 
  • Eine Kombi aus allem: Wie so oft im Leben kann auch alles zusammen der Hintergrund für eine nicht-klappen-wollende Eingewöhnung sein.

Du siehst: Alles kann – muss, aber nicht – eine Auswirkung auf den Eingewöhnungserfolg haben. 

Dennoch muss für dich und euch jetzt natürlich eine Lösung und Entlastung her. Deswegen empfehlen wir dir …

1. Zeit, Geduld & Vertrauen

Vermutlich kannst du es schon nicht mehr hören, doch Zeit, Geduld und Vertrauen sind jetzt wirklich das größte Gut, was du deinem Kind geben kannst. 

Das ist deswegen so schwierig, weil du natürlich unbedingt etwas tun möchtest, um deinem Kind den Prozess zu erleichtern. Doch du kannst es leider nicht steuern, sondern nur den Rahmen setzen.

Letztlich gewöhnt sich das Kind selbst ein: Es gewöhnt sich an den neuen Zustand, die neuen Bezugspersonen in seinem Leben, die neue Umgebung und die neuen Umstände.

Das alles in seinem Tempo und mit den Schritten (ob vor oder zurück), die es braucht, damit es vollständig, nachhaltig und sicher in der Kita ankommen kann.  

Mehr zum Thema

2. VIEL Rücksprache mit der Kita

Halte am besten täglich Rücksprache mit dem Kita-Personal.

Die pädagogischen Fachkräfte vor Ort kennen sich mit Eingewöhnungen aus, machen diese regelmäßig und können dir Rückmeldungen zum Verlauf geben. Vielleicht haben sie auch Erfahrungswerte aus Eingewöhnungen, die bereits ähnlich abliefen.

Wichtig ist, dass du auch offen ansprichst, sobald du Stress bekommst, weil du längst wieder arbeiten gehen müsstest oder dir der Eingewöhnungsverlauf Sorgen bereitet. Hier kann die Kita dich gut abfangen und möglicherweise eine Einschätzung geben.

3. Freiraum und Hilfe außerhalb der Eingewöhnung – für euch beide

Am besten habt ihr jetzt so wenig Termine wie möglich. Und dafür umso mehr Freispiel- und Entspannungszeit. In dieser Zeit geht es einzig darum, dass dein Kind Raum bekommt, um die Eindrücke aus der Kita zu verarbeiten und sich an die neue Situation zu gewöhnen. Die vielen Reize sind definitiv nicht zu unterschätzen. 

Übrigens, auch für dich. Binde den anderen Elternteil aktiv ein und frage auch weitere Bezugspersonen um Hilfe. Zum Beispiel, wenn du am Wochenende mal einen Nachmittag nur für dich brauchst.

Und ja, selbst wenn die Ordnung zu Hause zurzeit auf der Strecke bleibt oder ihr aktuell hauptsächlich von Fertigessen lebt: Mach dir bitte nicht noch zusätzlichen Druck. Ihr durchlebt gerade ein ganz wichtiges Kapitel der Kleinkindentwicklung. Da ist es ganz natürlich, dass andere Dinge weniger Aufmerksamkeit bekommen.

4. Kann der andere Elternteil übernehmen?

Wenn du spürst, dass dich die Eingewöhnung emotional stark belastet, ist es auch möglich, dass jetzt der andere Elternteil übernimmt.

Je nach Eingewöhnungsmodell wird das in der Kita sogar empfohlen. Manchmal kann das extrem hilfreich sein, um der Eingewöhnung einen Aufschwung zu geben. 

Gerade wenn du und dein Kind durch die gemeinsame Elternzeit eine sehr enge Bindung zueinander habt, kann es sich von dir möglicherweise schwerer trennen als vom anderen Elternteil.

Vielleicht ist bei dir auch noch eine Rest-Sorge, dein Kind sei noch zu jung für die Kita oder du hast noch Vertrauensprobleme. Das ist verständlich. 

Möglicherweise spürt dein Kind genau, dass du es ungern loslassen möchtest, was ebenfalls dafür sprechen würde, dass der andere Elternteil jetzt übernimmt, wenn das umsetzbar ist.

Mehr zum Thema

Die Sache mit dem Arbeitgeber …

Im besten Fall hast du schon vor der Eingewöhnung bei deinem Arbeitgeber angemeldet, dass du etwa 4-8 Wochen (je nach Eingewöhnungsmodell) schlechter zu erreichen oder ganz raus bist.

Aus pädagogischer Sicht empfehlen wir, dass sich beide Elternteile mit der Eingewöhnung abwechseln. Dann ist die Belastung für eine Person nicht so hoch und das Kind verinnerlicht direkt, dass beide Elternteile es in der Kita abgeben und wieder abholen. 

Wenn einer von euch während der Eingewöhnungsphase Elternzeit nehmen kann, kann das die Situation entschärfen. Allerdings ist das natürlich nicht immer planbar.

Bei 12 bis 13 Monaten Elternzeit insgesamt bedeutet das auch, dass man das Kind vor oder mit dem 1. Geburtstag in die Kita geben muss. Falls es euch finanziell irgendwie möglich ist, empfehlen wir deshalb, länger als 12 Monate Elternzeit zu nehmen.

5. Im Zweifel: einen Plan mit der Kita machen

Wenn gar nichts mehr geht, setze dich mit den pädagogischen Fachkräften zusammen und überlegt gemeinsam, wie es weitergehen kann. Höchstwahrscheinlich hat auch die Kita schon intern eine Idee besprochen. 

Nur in Ausnahmefällen, etwa wenn das Kind die Kita wochenlang als Angst-Ort wahrnimmt und heftige, auffällige seelische wie körperliche Reaktionen (zu Hause und in der Kita) zeigt, sollte die Eingewöhnung in Absprache verschoben oder abgebrochen werden.

Aus Erfahrung können wir allerdings sagen: Meist ist die Hoffnung an diesem Punkt einer Eingewöhnung am größten. Denn …

Ein sonderbares Phänomen bei schwierigen Eingewöhnungen 

Häufig geht eine zähe Eingewöhnung dann voran, wenn man als Elternteil nach einer langen Verzweiflungsphase bereits nach Alternativen sucht. 

Sprich, wenn man an dem Punkt ist, wo du jetzt gerade stehst, wenn du auf diesen Artikel geklickt hast. Meist gab es dann auch schon Absprachen mit der Kita, die Eingewöhnung entweder zu verschieben oder ganz abzubrechen. 

Und am nächsten Tag scheint dein Kind in der Kita plötzlich wie ausgewechselt. 

Es wirkt dann scheinbar wie Zauberei, aber meist spürt das Kind genau dieses „innere Loslassen“ der Eltern – und siehe da: Plötzlich geht es voran! 

Der Zaubertrank dabei: Es wurde von allen Beteiligten Druck herausgelassen, sodass das Kind jetzt freier und sicherer agieren kann.

Fazit

Wenn sich eine Eingewöhnung stark zieht, kann das viele Hintergründe haben. Meist ist es eine Mischung aus verschiedenen Faktoren. 

Solange du mit dir und deinem Kind geduldig bleibst, dich selbst ehrlich reflektierst, dir Entlastung für diese intensive Phase einholst und stetig mit dem anderen Elternteil und der Kita im Austausch bleibst, bist du auf der sicheren Seite.

Manchmal geht es mit einer Eingewöhnung übrigens dann voran, wenn man innerlich längst aufgegeben hat. 

Das eigene „Druck herauslassen“ kann im Leben immer da, wo es scheinbar „stockt“, manchmal wahre Wunder bewirken. 

<iframe style="border-radius:12px" src="https://open.spotify.com/embed/episode/0uI8o8sxGZczPkb1daEcLM?utm_source=generator" width="100%" height="152" frameBorder="0" allowfullscreen="" allow="autoplay; clipboard-write; encrypted-media; fullscreen; picture-in-picture" loading="lazy"></iframe>

Quellen

  • Davies, Uzodike, van Loon, Wirth (2022). Das Montessori Baby. Geborgen und mit offenen Sinnen ins Leben starten. Weinheim: Verlagsgruppe Beltz.
  • Largo, Remo H. (2016). Babyjahre. Entwicklung und Erziehung in den ersten vier Jahren (18. Auflage). München/Berlin: Piper Verlag GmbH.
  • Perls, Frederick S., Hefferline, Ralph F., Goodman, Paul (2015). Gestalttherapie. Grundlagen der Lebensfreude und Persönlichkeitsentfaltung. (9. Auflage). Stuttgart: Klett-Cotta Verlag.
  • Verlag Herder GmbH, Susanne Stegmeier (2021): Grundlagen der Bindungstheorie. https://www.kindergartenpaedagogik.de/fachartikel/psychologie/grundlagen-der-bindungstheorie/ (abgerufen am 05.11.2024).
Veröffentlicht von Leonie Illerhues

Leonie war nach ihrem Studium der Heilpädagogik lange im Schulhort-, Kita- und Krippenbereich tätig. Erziehungs- und Entwicklungsthemen im Baby- und Kleinkindalter sind deshalb ihr Steckenpferd. Seit 2022 ergänzt Leonie unser Team mit diesem Schwerpunkt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert