Tägliche Bewegung an der frischen Luft ist wichtig – doch viele Kitas haben durch strukturelle Bedingungen nicht immer die Möglichkeit, rauszugehen. Wie du als Elternteil damit umgehen und was du jetzt WIRKLICH tun kannst, erklärt unsere Pädagogin Leonie.
Das verständliche Dilemma der Eltern
“Wir konnten heute leider nicht rausgehen mit der Gruppe.” – Wenn du beim Abholen erfährst, dass dein Kind bisher noch nicht an der frischen Luft war, stöhnst du innerlich vielleicht bereits auf. Wenn du jetzt noch ein bewegungsfreudiges oder naturbezogenes Kleinkind hast, vermutlich umso mehr.
Denn einmal täglich an der frischen Luft zu spielen, ist nicht nur gesund, sondern für viele Kinder auch essenziell, damit sie am Abend gut ausgelastet sind. Nicht zu vergessen sind das wertvolle Vitamin D, die verbesserte Luftqualität draußen, tägliches Tageslicht für die Augen und eine natürliche Balance an Reizen draußen.
Wenn das Kind in der Kita nicht rauskam, haben viele Eltern den Drang, dass später am Tag nochmal nachzuholen. Allerdings ist genau dafür oft nicht die Zeit oder es macht die eigentlichen Tagespläne zunichte.
Erst einmal: Wir verstehen deinen Unmut absolut. Auch wir von babelli kennen das Problem.
Allerdings sind hierbei auch die Hintergründe wichtig zu wissen …
Kitas am absoluten Limit: Zeit für gegenseitiges Verständnis
In der Regel gehört ein täglicher Ausflug an die frische Luft zum Tagesplan einer jeden Kita. Gerade in Waldkitas oder bei Kitas mit genügend Außenflächen stellt sich hier häufig gar nicht die Frage danach.
Bei Kitas ohne eigener Außenfläche sieht es leider anders aus. Denn um mit der Kita-Gruppe täglich an die frische Luft zum nächstgelegenen Spielplatz oder Park gehen zu können, braucht es vor allem genügend Fachkräfte (!) und zeitliche Kapazitäten (besonders um die Sicherheit der Kinder im Straßenverkehr gewährleisten zu können).
Gerade während akuter Krankheitswellen, Unterbesetzung der Fachkraft-Stellen oder Eingewöhnungszeiten ist beides häufig rar. Für die Kita-Fachkräfte ist das tägliche Rausgehen daher weniger eine Frage des Wollens, als des Könnens.
Die eigentlichen Probleme liegen im System Kita verborgen. Es steht seit Jahren am absoluten Limit. Das merken Fachkräfte, Eltern und Kinder. Doch ein Systemproblem lässt sich selten einzig individuell lösen. Wir sind in diesem Artikel noch mal näher darauf eingegangen:
Dasselbe Boot: Mit der Kita ZUSAMMEN Lösungen finden
Ergo: Du bzw. ihr als Eltern und die Kita sitzt im selben Boot und wollt dasselbe. Falls die Situation für alle Beteiligten zu belastend wird, versucht also, gemeinsam eine Lösung zu finden.
Dafür eignet sich ein offenes Gespräch zum Thema mit den Kita-Fachkräften, der Leitung und dem Elternrat bzw. den Elternvertretern. Vielleicht sind ja auch elternbegleitete Ausflüge eine Lösung.
Falls nur dir das Thema aufstößt, kannst du auch alleine nach einem Elterngespräch fragen. Wie du deine Belange mit der gewaltfreien Kommunikation sinnvoll anbringen kannst, haben wir hier erklärt:
Bewegung muss natürlich nicht zwingend draußen stattfinden. Besprich dich mit der Kita, wie sie das Ganze bereits jetzt drinnen umsetzen (können). Das ist gerade dann wichtig zu wissen, wenn du ein bewegungsfreudiges Kind hast.
5 Quick Fixes: Was Eltern SOFORT tun können
Dennoch brauchst du vermutlich eine zügige Lösung, um dein Kind tagsüber mehr an der frischen Luft auszupowern, wenn das in der Kita nicht möglich ist.
Und dafür musst du keineswegs eure Tagespläne über den Haufen werfen.
Manchmal braucht es nur minimale Änderungen …
1. Den Weg zur Kita nutzen
Falls ihr sonst mit Auto oder Öffis zur Kita kommt, probiert es doch zur Abwechslung mal zu Fuß, mit dem Roller oder dem Laufrad? So habt ihr gleich am Morgen vor der Kita eine tolle Bewegungseinheit an der frischen Luft.
Das geht natürlich nur, falls der Weg zur Kita nicht unendlich lang für euch ist.
Manchmal hilft es schon, nur wenige Stationen mit den Öffis zu fahren (oder gezielt etwas weiter weg zu parken), früher auszusteigen und den Restweg zur Kita zu Fuß zu gehen.
Bedenke hierbei, vorher mehr Zeit für die Wege einzuplanen. Sicherlich muss der innere Schweinehund dafür morgens erst einmal überwunden werden – bei deinem Kind als auch bei dir selbst. Falls die Kita aktuell aber kaum Kapazität hat rauszugehen, kann der Kita-Weg hin und zurück wahre Wunder wirken, damit dein Kind sich in der Natur besser und freier auslasten kann.
2. Ohnehin kleine Wege nutzen
Was jetzt auch absolut helfen kann, sind auch noch so kleine Wege zur Bäckerei, Lebensmittelladen, Post und Co. zu nutzen. Wenn es in der Kita aktuell nicht möglich ist rauszugehen, nutze die kleinen Besorgungswege und binde dein Kind spielerisch ein.
Hier sind Hüpfspiele und Co. immer hilfreich, wenn dein Kind dafür zusätzliche Motivation von außen braucht. Wie etwa …
3. Spielerisch zur Bewegung animieren
Vorab wichtig: Dein Kind dazu drängen oder unter Druck setzen, bestimmte Wege draußen mit dir zu gehen oder sich zu bewegen, solltest du nie. Das wird vermutlich den gegenteiligen Effekt hervorrufen.
Mache ihm lediglich spielerische Angebote. Und auch hier gilt: Less is more!
Beispiele:
- eine kurze Runde wildes Tanzen zur Lieblingsmusik des Kindes.
- nach den Mahlzeiten zum Händewaschen hüpfen oder auf allen vieren krabbeln.
- kleine Erledigungen machen – und den Weg dahin hüpfend meistern.
- “Wollen wir ein kleines Wettrennen bis zur Garage machen?”
4. Die magische Zeit vor und nach dem Abendessen
In vielen Familien ist die Abendroutine bereits gut gefüllt. Allerdings können schon 5 bis 15 Minuten vor oder nach dem Abendessen eine Menge ausmachen, um sich nochmal kurz draußen auszupowern.
Möglicherweise kommt dein Kind dann auch müheloser in den Schlaf.
Beispiele:
- eine kurze Kinderyoga-Einheit im Garten oder auf dem Balkon.
- einen Mini-Verdauungsspaziergang – und wenn es nur einmal um den Block ist.
- noch einmal kurz ein Wettrennen draußen veranstalten.
5. An den Wochenenden geht es hinaus!
Nicht nur, wenn die Kita tagsüber selten rausgeht, auch sonst empfehlen wir, dein Kind am Wochenende (wenn möglich) so richtig schön auszupowern.
Denn Bewegung an der frischen Luft tut nicht nur gut, sie fördert auch die Selbstwirksamkeit deines Kindes. Im besten Fall ist dein Kind abends so ausgelastet und müde, dass es zügig einschläft und du dir selbst noch etwas Me-Time oder Paarmomente schenken kannst.
Und dafür musst du nicht zwingend große Aktionen planen, Geld ausgeben oder etwas vorbereiten. Schon ein Ausflug in den Park, Wald oder auf den Spielplatz können genügen. Nutze auch hier die Wege, um dein Kind schon mal so richtig auszupowern und lass es sich vor Ort frei mit den Geschenken der Natur ausprobieren.
Nicht jedes Kind muss sich körperlich auspowern!
Bei all unseren Empfehlungen gilt wie immer: Jedes Kleinkind ist unterschiedlich.
Manche Kinder benötigen täglich viel Bewegung, frische Luft und Angebote des Auspowerns. Andere nehmen ohnehin so viel innerlich wie äußerlich war, dass es sie eher überfordern würde.
Beobachte und überprüfe hier also ganz achtsam, was dein Kleinkind täglich wirklich braucht und was nicht. Dabei gibt es kein Richtig oder Falsch. Jedes Kind hat unterschiedliche Bedürfnisse, Vorlieben und Interessen. Und das ist wundervoll.
Fazit
Dass viele Kitas durch strukturelle Probleme im System Kita nicht täglich rausgehen können, kann für Eltern ein Problem sein.
Durch ein offenes Gespräch mit der Kita bist du hier auf der sicheren Seite.
Ansonsten können auch unsere 5 Quick-Fix-Ideen weiterhelfen, damit das Kind am Abend dennoch gut ausgepowert ist und selig in den Schlaf kommt.