Dem eigenen Kleinkind von Anfang an Selbstliebe vorleben? Das funktioniert anders, als du vielleicht denkst …
Selbstliebe als „Lebensrüstung“
Je besser ein Mensch sich selbst kennt, anerkennt, akzeptiert und liebt, desto widerstandsfähiger (resilienter) kann er agieren.
Wahre Selbstliebe ist damit wie eine “Rüstung” gegen die unberechenbaren und gleichzeitig unvermeidbaren Stürme im Außen, die uns immer wieder herausfordern. Individuell und als Gemeinschaft.
Dem Kleinkind von Anfang an ein wertvolles Fundament an Selbstliebe mit auf den Weg zu geben, wünschen sich daher die meisten Eltern, verständlicherweise.
Wie die Lebens-“Stürme” Selbstliebe auf die Probe stellen
Auch dein Kind wird früher oder später auf verschiedenste Hürden im Außen stoßen, die seinen Selbstwert, sein Selbstbewusstsein und seine Selbstwirksamkeit immer wieder auf die Probe stellen.
Das können zum Beispiel folgende Situationen sein:
- ein Unfall
- der Tod eines Haustiers
- die Trennung der Eltern
- ein Umzug
- die Geburt des Geschwisterchens
- Ausgrenzungserfahrungen
- innere, mentale Kämpfe
Hinzu kommen Einflüsse, Meinungen oder Herausforderungen in Kita, Schule, Freizeit und Co. die du nicht beeinflussen kannst, die aber auf dein Kind und seine Beziehung zu sich selbst einwirken.
Dein (unbewusster) Einfluss auf dein Kind
Obendrein hast du natürlich auch selbst (unbewusste) Verhaltensweisen, Ausdrücke oder Signale zum Thema Selbstliebe, die du deinem Kind – ohne dass du es merkst oder möchtest – mit auf den Weg gibst.
Womit wir beim wichtigsten (und vielleicht auch überraschendsten) Punkt wären, wie du deinem Kind wahre Selbstliebe von Anfang an vorleben kannst …
Dem Kind Selbstliebe vorleben – geht das überhaupt?
Je bewusster du dir über dich selbst wirst, desto wahrhaftiger kannst du deinem Kind wahre Selbstliebe vorleben.
Ja, du hast richtig gehört. Denn: Kinder lernen gerade im Kleinkindalter zum Großteil über Nachahmung. Die Art und Weise wie du deine Selbstliebe lebst, wird zu der werden, die dein Kind verinnerlicht und früher oder später nachahmt. Sie wird wie zu seiner “inneren Stimme”.
Das bedeutet im Umkehrschluss allerdings nicht, dass du jetzt alles was du sagst, machst und denkst ständig prüfen oder hinterfragen solltest.
Wahre Selbstliebe zeigt sich schon in kleinen Schritten der Selbstbegegnung, des Innehaltens und des ehrlichen Hinhörens. Bei sich selbst, seinen Lebensumständen und mit seinen Mitmenschen.
Das kann wie folgt aussehen …
Wer warst du, bevor es dir jemand erzählt hat?
Wir Menschen sind das Produkt
- unserer Persönlichkeit,
- unseres individuellen Umfelds,
- unserer individuellen Erfahrungen sowie
- unserer inneren Überzeugungen und
- unserer Glaubenssätze.
Durch all diese Dinge bildet sich unsere einzigartige Wahrnehmung. Also die Brille, durch die wir diese Welt und letztlich auch uns selbst und unsere Mitmenschen sehen.
Hast du in deinem Leben bislang viele schwermütige Erfahrungen gemacht, kritisierst du dich selbst viel oder fühlst dich vielleicht sogar schuldig, entspringt das deiner inneren Überzeugungen über dich selbst. Diese lebst du letztlich deinem Kind – ohne, dass es ähnliche Erfahrungen wie du gemacht hat – (unbewusst) vor.
Wir Menschen handeln zu 95 Prozent aus dem Unterbewusstsein heraus.
Doch hierbei geht es keineswegs um Schuld. In erster Linie geht es um ein Bewusstsein für sich selbst, seine Gedankengänge und ein ehrliches Hinterfragen dieser. Als Beispiel haben wir diese Übung für dich …
Deine Selbstliebe-Übung: Beispielfragen
Frage dich gerne einmal selbst:
- Kannst du dich selbst annehmen und akzeptieren? Auch deine Schattenseiten?
- Wie nimmst du dich selbst wahr, in Momenten, in denen es im Außen keine Anforderungen gibt?
- Denkst du, du musst immerzu etwas tun, um liebenswert zu sein?
- Kannst du mit dir selbst und deinen Gedanken gut alleine sein?
- Bist du mit dir selbst häufig im Kampf?
- Wie sprichst du mit dir selbst? Vor allem im Kopf?
- Vergleichst du dich oft?
- Denkst du, dich selbst zu lieben sei egoistisch?
- Was sind die ersten Dinge, die du über die Art, wie du mit dir selbst umgehen solltest, gelernt hast? Und von wem?
Prüfe deine Antworten. Nimm dir dafür genügend Zeit und sei achtsam mit dir selbst. Begleite dich selbst so, wie du es bei einem geliebten Menschen tun würdest.
Deine Selbstreflexion
Wie fühlst du über deine Antworten? Sind sie noch passend? Oder sind es Überzeugungen, die veraltet sind oder sogar gar nicht von dir stammen? Was wurde dir beigebracht, über dich selbst und über die Selbstliebe? Was fühlst du tief in dir über dich selbst, traust dich aber nicht, es auch zu leben?
Vielleicht kannst du auch einen Babysitter engagieren, um diese besondere Me-Time vollends auszukosten. Denn möglicherweise kommen auch lang verdrängte oder schwere Gefühle hoch. Alles darf sein. Du bist sicher und niemals allein. Du darfst diese Gefühle jetzt zulassen, damit du sie irgendwann wieder loslassen kannst.
Worauf wir mit dieser Selbstliebe-Übung hinaus wollen: Du hast jederzeit die Möglichkeit dich selbst von Glaubenssätzen, Denkweisen und Überzeugungen zu befreien, die nicht mehr dienlich sind und die dich an deiner Selbstliebe hindern.
Lass dich darin begleiten!
Als Unterstützung möchten wir dir Maßnahmen der psychologischen Begleitung und des Coachings ans Herz legen. Fachkundig ausgebildete Menschen können uns manchmal mit nur einem einzigen Satz zu völlig neuen Erkenntnissen bringen.
Im trubeligen Familienalltag fehlt meist Zeit und Raum, sich selbst regelmäßig zu begegnen und zu reflektieren. Gut, wenn es da eine Hilfe von Außen gibt. Sei es dir, deinem Seelenheil und deinem Wohlbefinden wert, dich von Außen unterstützen zu lassen.
Hier findest du Nummern und Adressen, die dir jetzt weiterhelfen können:
- Telefonseelsorge, Tel: 0800-1110111 und 0800-1110222
- Der Psychotherapie-Informationsdienst (PID) hilft bei der Suche nach geeigneten Therapeuten in deiner Umgebung.
- Falls du nicht sofort einen Psychotherapie-Platz findest, können auch Beratungsstellen, Krisentelefone oder anonyme Hilfe-Chats anfangs entlastend sein. Frage auch immer bei deiner Krankenkasse um Unterstützung bei deiner Suche.
Wichtig: Sich selbst immerzu zu lieben, ist utopisch.
Wir Menschen haben Gefühle. Genauso wie wir mal von anderen Menschen genervt sind oder Dinge ablehnen, ist es selbstverständlich auch mit uns selbst.
Uns geht es hierbei viel mehr darum, für sich selbst etwas mehr Akzeptanz, Anerkennung und Mitgefühl zu entwickeln (kein Mitleid, denn dann drängst du dich auch in eine bestimmte Rolle, unbewusst), und dir so zu begegnen, wie du es bei geliebten Menschen tun würdest.
Wie ein stetiges sich-selbst-erinnern im Kopf, mit sich selbst milder, achtsamer und bewusster umzugehen.
Wie du über dich selbst sprichst, formt die Stimme deines Kindes
Um etwas zu verändern und deinem Kind wahre Selbstliebe vorzuleben, darfst du also zunächst bei dir selbst beginnen.
Prüfe etwa im Alltag mal, wie du mit dir selbst sprichst, wenn dir etwas misslingt oder nicht nach Plan läuft. Einfach nur für dich im Kopf.
Wir erinnern uns: Alles, was du über dich selbst denkst, glaubt dir dein Unterbewusstsein.
Du kannst es nur umprogrammieren, indem du erkennst, wann und wieso du schlecht über dich selbst denkst oder dich abwertest. Das heißt nicht, dass du dich fortan nicht mehr reflektieren solltest. Hier geht es eher um den Ton, indem du mit dir selbst sprichst.
Beispiel Innerer Dialog:
- Statt: “Ach Mist, jetzt hab ich schon wieder vergessen, mich in die Liste fürs Kita-Fest einzutragen. Jetzt ist es wieder zu spät und wir sind die einzigen, die nichts mitbringen. Ich bin einfach so dumm. Ich kann mir nichts merken.”
- Eher: “Ich habe vergessen, mich in die Liste fürs Kita-Fest einzutragen. Das ist ärgerlich. Ich verstehe mich gleichzeitig, denn in meinem Kopf ist gerade viel los. Ich werde es der Fachkraft erklären und es mir beim nächsten Mal direkt aufschreiben und einen Post im Handy hinterlegen, dass ich mich in die Liste eintragen muss. Diese Situation hilft mir, es beim nächsten Mal anders zu machen.”
Die Art, wie wir über uns selbst sprechen, formt unsere Welt. Und damit auch die unseres Kindes.
Grund genug also, sich öfter zu motivieren und aus den Augen der Liebe, des Mitgefühls und wie die beste Freundin/der beste Freund zu begegnen, statt wie der größte Kritiker.
Dem Kind in echter Verbundenheit begegnen
Sich selbst zu hinterfragen, ist der erste Schritt, um dem Kind Selbstliebe vorzuleben.
Was ansonsten noch hilft, ist echte Wertschätzung, Liebe, Verbundenheit, ein aufrichtiges Interesse sowie motivierende, unterstützende Worte.
Wie das im Alltag konkret aussehen kann, haben wir in diesen beiden Artikeln erklärt:
- Stärkende Worte, starkes Kind: die Kraft von Affirmationen!
- Lob war gestern: Wie Wertschätzung dein Kind fördert!
Unser Podcast zum Thema!
Ansonsten können wir dir von Herzen diesen Podcast zum Thema empfehlen. Hör super gerne mal rein!