Wie beim Essen gibt es auch bei der Kosmetik in der Schwangerschaft einige Inhaltsstoffe, vor denen du dein wachsendes Baby besser schützen solltest. Keine Sorge, die meisten Produkte sind harmlos. Um einige solltest du während der 9 Monate Kugelzeit aber lieber einen Bogen machen.
Warum du bei Kosmetik in der Schwangerschaft besonders hinschauen solltest
Die Schwangerschaft ist eine sensible Zeit. In dir entsteht neues Leben. Durch die Plazenta und Nabelschnur ist dein Blutkreislauf mit dem deines Babys verbunden.
Das heißt, (fast) alles, was dein Körper auf jegliche Art und Weise aufnimmt, kommt zum Teil auch bei deinem Baby an.
Das gilt nicht nur für das Essen, sondern auch für Inhaltsstoffe in Kosmetika, die über die Poren der Haut in deinen Blutkreislauf gelangen. Deshalb lohnt es sich, in der Schwangerschaft einmal genauer hinzusehen: Was steckt eigentlich in der Lotion, im Make-up, in der Sonnencreme oder im Deospray?
Darüber hast du bisher nicht nachgedacht? Damit bist du nicht allein. Einer Studie nach überdenken nur wenige Frauen in der Schwangerschaft ihre Pflegeroutine. Am ehesten werden noch Nagellack, Nagellackentferner oder Haarfarben infrage gestellt. Über die Tagescreme oder das Lieblingsparfüm denken nur die wenigsten nach.
Diese Inhaltsstoffe bei Kosmetik in der Schwangerschaft besser meiden
- Phthalate: Die Weichmacher werden in diversen Cremes, Parfüms und Deo verwendet, stehen aber in Verdacht, Krebs zu verursachen, sowie Diabetes und Bluthochdruck zu fördern. Die Ergebnisse einer amerikanischen Studie warnen, dass Phthalate in der Schwangerschaft das Risiko für eine Frühgeburt erhöhen. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass für Kinder die Gefahr steigt, später an Asthma zu erkranken, wenn sie im Bauch oder an der Brust der Mutter Phthalaten ausgesetzt waren. Du solltest also (nicht nur) in der Schwangerschaft einen großen Bogen um Produkte mit Phthalaten machen.
- Formaldehyd: Der chemische Stoff steht ebenfalls in Verdacht, Krebs zu erzeugen sowie Allergien auszulösen. Er darf nur unter streng geregelten Bedingungen in Kosmetika Verwendung finden, zum Beispiel in Haarpflegeprodukten oder Wimpernklebern. In der Schwangerschaft sollte er zum Schutz deines Babys absolut tabu sein, denn er steht in Zusammenhang mit einem erhöhten Fehlgeburtsrisiko und Herzerkrankungen beim Neugeborenen.
- Parabene: Sie machen Kosmetik haltbar und sind in vielen Mitteln enthalten. Es wird vermutet, dass diese Konservierungsstoffe Auswirkungen auf das Hormonsystem haben könnten, da sie chemisch gesehen dem Östrogen ähneln. Das ist bisher nicht wissenschaftlich belegt, sollte aber Warnung genug sein, sie in der Schwangerschaft zu meiden.
- Triclosan: Das ist ein chemisches Desinfektionsmittel. Es hält die Kosmetika frei von Bakterien und Pilzen. Aber auch hier gilt: Obacht! Es wird angenommen, dass Triclosan eine nervenschädigende Wirkung auf den Embryo haben sowie ein frühes Einsetzen der Pubertät bei Mädchen fördern könnte.
- Salicylsäure: Findet sich oft in Hautpflegeprodukten gegen Pickel und Unreinheiten, aber auch in Anti-Schuppen-Shampoos. In der Schwangerschaft könnte Salicylsäure dem Ungeborenen schaden, allerdings nur, wenn es in hoher Konzentration ins Blut gelangt. Solche Mengen werden jedoch dank der EU-Kosmetikverordnung in Produkten, die für den europäischen Markt zugelassen sind, nie erreicht. Wenn du auf Nummer sicher gehen willst, solltest du aber auf eine Anwendung damit weitgehend verzichten.
- Tetracylin: Diese Form von Antibiotika und wird in manchen Rezepturen für Kosmetika gegen Hautunreinheiten genutzt. Von der Verwendung in der Schwangerschaft wird abgeraten, da sie die Zahn- und Knochenentwicklung des Babys beeinträchtigen könnte.
- Retinoide: Ist verwandt mit Vitamin A-Säure (Retinol). Eine Überdosierung mit Vitamin A kann die gesunde Entwicklung deines Babys stören. Daher solltest du in der Schwangerschaft auf Kosmetika mit Retinoiden, etwa Gesichtscremes, und insbesondere auch auf Nahrungsergänzungsmittel mit Vitamin A unbedingt verzichten.
- Polyethylenglykole (PEG): Sie machen die Haut durchlässiger, sodass die Wirkstoffe der Kosmetika besser eindringen können. Sie sind umstritten und sollten in der Schwangerschaft vorsichtshalber weggelassen werden.
- MOSH und MOAH: Diese erdölbasierten Inhaltsstoffe finden sich beispielsweise in Lippenpflegeprodukten, wo sie leicht oral aufgenommen und in den Körper gelangen können. Sie stehen in Verdacht, gesundheitsschädigend und erbgutverändernd zu wirken. Verzichte also auf Mittel mit den Inhaltsstoffen Paraffinum, Liquidium, Vaseline, Mineral Oil oder Ceresin.
- Duftstoffe: Ja, auch synthetische Duftstoffe sind in der Schwangerschaft nicht ganz unbedenklich. Atmest du sie ein, könnten sie in den Blutkreislauf gelangen und die Entwicklung der Fortpflanzungsorgane stören. Auch einige ätherische Öle solltest du besser meiden, da sie unter anderem Allergien auslösen können.
Hast du bisher nicht auf die Inhaltsstoffe deiner Kosmetik geachtet, dann mach dich bitte nicht gleich verrückt. Wie immer gilt: Die Dosis macht das Gift. In den üblichen Gebrauchsmengen wird deinem Baby keine Hautcreme und kein Deospray geschadet haben. Es ist jedoch immer besser, Bescheid zu wissen und im Zweifel lieber zu Alternativen zu greifen, wenn dein übliches Produkt eines oder mehrere der oben genannten Inhaltsstoffe beinhaltet. Nicht nur für dein Baby, letztlich auch für deine eigene Gesundheit.
Naturkosmetik kommt ganz ohne künstliche und chemische Inhaltsstoffe aus und ist meist die bessere Wahl in der Schwangerschaft.
Tipp: Nutze Apps zum Inhaltscheck
Kein Mensch kann sich all die Bezeichnungen für bedenkliche Inhaltssttoffe merken und hat Zeit und Geduld, im Drogeriemarkt stundenlang die Etiketten zu studieren. Musst du zum Glück auch nicht. Es gibt viele Apps, die dir dabei helfen. Mit CodeCheck (iOS / Android), Yuka (iOS / Android) oder ToxFox (iOS / Android) zum Beispiel scannst du das gewählte Produkt und erfährst sofort, wie bedenklich oder unbedenklich das Duschgel, das Shampoo, die Sonnencreme oder der Deoroller ist.
Ein weiteres Problem: Mikroplastik in der Kosmetik
Nach wie vor enthalten viele Kosmetika Mikroplastik, unter anderem Zahnpasta. Darüber gelangen die winzigen Plastikteilchen auch in unseren Körper.
In einer italienischen Studie wurden Plazentas von sechs Frauen nach der Geburt untersucht. Die Forschenden fanden in allen davon Anteile von Mikroplastik. Wie sich das langfristig auf die Gesundheit der Kinder auswirkt, ist bisher nicht bekannt. Aber die Wissenschaftler sind beunruhigt, dass Mikroplastik Schwangerschaftskomplikationen wie Präeklamspie oder Entwicklungsstörungen des Ungeborenen begünstigen könnte. Es bleibt abzuwarten, was zukünftige Untersuchungen dazu ergeben.
Welche Kosmetik-Anwendungen sind in der Schwangerschaft erlaubt?
Haare färben? Lieber nicht!
Die Inhaltsstoffe in künstlichen Haarfarben dringen beim Färben in die Kopfhaut ein. Studien mit Schwangeren sind aus ethischen Gründen tabu, wie genau die verschiedenen Mittel wirken und welche Effekte sie auf das Ungeborene haben können, sind bis heute unklar. Die vielen chemischen und zum Teil aggressiven Inhaltsstoffe stellen einzeln und in Kombination vermutlich ein Risiko dar. Deshalb wird geraten, auf das Haarefärben in der Schwangerschaft zu verzichten, insbesondere in den ersten drei Monaten. Wenn du deinen wachsenden Ansatz absolut nicht aushältst, dann greif ab dem 2. Trimester bestenfalls zu Naturkosmetik und Pflanzenfarben.
Nagellack und künstliche Nägel? Ja, aber…
Herkömmlicher Nagellack enthält zwar bedenkliche Inhaltsstoffe, aber in so geringem Maß, dass du ihn auch in der Schwangerschaft verwenden kannst. Wenn du dich damit besser fühlst, kannst du aber zu besonders schadstoffarmen Nagellacken greifen. Die sind gekennzeichnet mit „5-free“ oder „10-free“. Bei Nagellackentferner vorsichtshalber auf acetonfreie Produkte achten.
Auch Gellacke, die mit UV-Licht aushärten, sind unbedenklich. Entstehen bei der Pediküre aber Verletzungen am Nagelbett, könnte es zu Entzündungen und Pilzinfektionen kommen. Zudem sind die Dämpfe im Nagelstudio nicht die gesündesten. Wenn möglich, das Nagelstudio meiden und selbst Hand anlegen, eine Freundin fragen, eine mobile Nageldesignerin nach Hause bestellen oder während der Babybauchzeit einfach auf Natürlichkeit setzen.
Professionelle Haarentfernung? Kommt auf die Methode an.
Auf Laserbehandlungen oder Haarentfernung per IPL solltest du in der Schwangerschaft verzichten. Es ist bisher nicht klar, ob und wie die Lichtstrahlung auf das Ungeborene wirken.
Gegen Waxing oder Sugaring spricht erst einmal nichts. Allerdings ist deine Haut in der Schwangerschaft empfindlicher, sodass die Behandlungen schmerzhafter sein und Hautirritationen nach sich ziehen könnten. Verletzungen der Haut stellen immer ein Risiko für Infektionen dar, das musst du beachten.
Gesichtspeeling? Grundsätzlich erlaubt.
Bei unreiner Haut, die in der Schwangerschaft häufig vorkommt, greifen viele zum Peeling. Das ist prinzipiell kein Problem, achte aber auf die Inhaltsstoffe (siehe oben). Zudem solltest du berücksichtigen, dass deine Haut jetzt besser durchblutet und sensibler ist. Um Hautrötungen und -irritationen zu vermeiden, solltest du auf übermäßige Reizung durch Peelings oder aggressives Schrubben verzichten.
Fazit
Vielleicht bist du nach dem Lesen des Artikels jetzt gefrustet. Noch mehr Dinge, die man beachten und vermeiden soll mit Babybauch? Ja, schwanger zu sein bedeutet in vielen Bereichen des Lebens, die eigenen Routinen zu überdenken und, wenn nötig, zugunsten der Gesundheit des ungeborenen Babys zu verändern. Das kann anstrengend sein. Aber sieh es doch mal so: Vielleicht gibt dir deine Schwangerschaft (und unser Artikel) den Anstoß dazu, dich allgemein mehr mit den potenziell schädlichen Inhaltsstoffen in Kosmetika auseinanderzusetzen und langfristig auf „gesündere“ Alternativen umzusteigen.
Ansonsten gilt wie immer: Die Dosis macht das Gift. Der alltagsübliche Gebrauch deiner Kosmetika wird deinem Baby bisher sicher nicht geschadet haben. Aber es ist wichtig, über potenzielle Risiken informiert zu sein, um sie bestmöglich zu meiden.
Hast du deine Pflegeprodukte in der Schwangerschaft umgestellt oder wirst es nach dem Lesen des Artikels nun tun? Wir sind gespannt auf deine Meinung. Hinterlasse uns gern einen Kommentar.
Quellen
- C. Marie et al.: Changes in Cosmetics Use during Pregnancy and Risk Perception by Women. Int J Environ Res Public Health. 2016 Mar 30;13(4):383. doi: 10.3390/ijerph13040383 (abgerufen am 18.10.2024)
- Utopia: Welche Kosmetik-Inhaltsstoffe du in der Schwangerschaft vermeiden solltest. https://utopia.de/ratgeber/welche-kosmetik-inhaltsstoffe-du-in-der-schwangerschaft-vermeiden-solltest_319747/ (abgerufen am 18.10.2024)
- Apotheken Umschau: Worauf Schwangere bei der Kosmetik achten sollten. https://www.apotheken-umschau.de/familie/schwangerschaft/gesunde-schwangerschaft/kosmetik-worauf-schwangere-achten-sollten-790295.html (abgerufen am 18.10.2024)
- CodeCheck: Auf diese Inhaltsstoffe sollten Schwangere verzichten. https://www.codecheck.info/news/Auf-diese-Inhaltsstoffe-sollten-Schwangere-verzichten-419353 (abgerufen am 18.10.2024)
- Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz (BMASGK): Gesunder Start ins Leben. Chemikalien im Alltag und ihre Wirkung auf Schwangere, Neugeborene und Babys. https://www.bmk.gv.at/themen/klima_umwelt/chemiepolitik/publikationen/gesunder_start.html (abgerufen am 18.10.2024)
- Gelbe Liste: Salicylsäure. https://www.gelbe-liste.de/wirkstoffe/Salicylsaeure_608 (abgerufen am 18.10.2024)
- MSD Manual: Tetrazykline. https://www.msdmanuals.com/de/heim/infektionen/antibiotika/tetrazykline (abgerufen am 18.10.2024)
- DHZ: Phthalate steigern Risiko auf eine Frühgeburt. https://www.dhz-online.de/de/news/detail/artikel/phthalate-steigern-risiko-auf-eine-fruehgeburt/ (abgerufen am 18.10.2024)
- DHZ: Kosmetika der Mutter beeinflussen Pubertät des Nachwuchses. https://www.dhz-online.de/de/news/detail/artikel/kosmetika-der-mutter-beeinflussen-pubertaet-des-nachwuchses-1/ (abgerufen am 18.10.2024)
- DHZ: Mikroplastik in der menschlichen Plazenta. https://www.dhz-online.de/de/news/detail/artikel/mikroplastik-in-der-menschlichen-plazenta/ (abgerufen am 18.10.2024)
- M.K. Trivedi et al.:. A review of the safety of cosmetic procedures during pregnancy and lactation. Int J Womens Dermatol. 2017 Feb 27;3(1):6-10. doi: 10.1016/j.ijwd.2017.01.005. (abgerufen am 18.10.2024)