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Mental Load an Ostern vermeiden: Wie es gehen kann!

Mann und zwei Kinder mit Osterhasenohren bemalen Gesicht der Mutter mit Ostereier-Farbe.
Gerade zu Ostern kann die Mental Load Falle zügig zuschlagen ... / Bild © Andrii, Adobe Stock.

Das Thema Mental Load geht uns alle an. Denn gerade vor und an Feiertagen, wie Ostern, ist sie häufig besonders hoch. Wir zeigen, wie du die Denk- und Organisationsaufgaben gut abstimmen und realistisch aufteilen kannst.

Mental Load – einfach erklärt!

Der Begriff Mental Load (psychische/mentale Belastung) beschreibt eine strukturell bedingte Ungleichheit in der Aufgabenverteilung innerhalb eines Familiensystems. 

In unserer zweigeschlechtlich geprägten Welt ist es leider – trotz aller Aufklärung, die wir schon darüber haben – noch immer so, dass häufig die Frau oder weiblich gelesene Person in einem Familiengefüge den Hauptteil von Denk-, Absprachen- und Organisationsaufgaben übernimmt.

Also die Dinge, die viel Gedankenkraft, innere wie äußere Kommunikation und eben ein ständiges “Mitdenken” erfordern.

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Der Teufelskreis der Mental Load befeuern kann

Neben den schon bestehenden Verantwortlichkeiten (Kind, Haushalt, Arbeit usw.) sind die zusätzlichen Anforderungen – wie die Organisation von Feiertagen – häufig extrem hoch. Es herrscht ein hoher Druck, auch zeitlich und wenig Hilfsbereitschaft im Außen.

Meist ist sich die betroffene Person der ungleichen Denkarbeit selbst nicht bewusst und sieht es als Selbstverständlichkeit an, dies zu übernehmen. Bei Menschen, die zu Perfektionismus, Selbstzweifeln, Selbstkritik, einem Bedürfnis nach äußerer Anerkennung oder einer hohen Hilfsbereitschaft neigen, ist der Stress im Kopf sogar noch verstärkter. 

Von allen übrigen Beteiligten – etwa vom Partner oder anderen Elternteil – wird dieses “ständige Mitdenken“ häufig (unbewusst) nicht infrage gestellt oder wertgeschätzt.

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Warum übernimmst du überhaupt alles alleine?

Vielleicht hat der erste Abschnitt dieses Artikels bereits etwas in dir ausgelöst. Und das ist gut so! Denn nur, wenn wir dieses Thema erkennen und fühlen, können wir es Stück für Stück angehen. Zuerst für uns selbst und dann für unsere Mitmenschen.

Falls du in eurem Familiengefüge die Person bist, die von Mental Load betroffen ist, nimm dir gern etwas Zeit für dich und stelle dir folgende Fragen:

  • Warum, denkst du, musst du das Osterfest oder die Ostertage alleine organisieren?
  • Was erhoffst du dir dadurch?
  • Hast du ein Endziel des Festes für dich im Kopf?
  • Weshalb ist es für dich so selbstverständlich, alleine über alles nachzudenken und es zu planen?
  • Was, wenn dein Leben ein Wunschkonzert wäre? Wenn es nur nach dir ginge, was würdest du in Bezug auf das Osterfest sofort gern anders haben oder machen wollen als in den letzten Jahren? 

Mental Load lässt sich nur dann verändern, wenn wir als betroffene Person bereit sind, uns dem Thema zu stellen und unsere Liebsten darauf aufmerksam zu machen. Und indem wir sie aktiv um Unterstützung bitten …

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Nach Hilfe fragen und annehmen? Das kannst du lernen …

…, und zwar mit der Giraffensprache! Sie beschreibt in 4 Schritten den groben Ablauf der gewaltfreien Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg. 

Ihren Namen verdankt sie der Fähigkeit der Giraffe, eine Situation (insbesondere die eigene Gefühlswelt) durch ihren langen Hals zunächst aus einer oberen Perspektive zu überblicken, ehe man sich wieder hinunter zum Problem beugt, um ins Handeln zu kommen. 

In der Praxis kann das in etwa so aussehen …

1. (Wertfreie) Beobachtung der Ist-Situation

Probiere mal aus, die Situation nicht zu bewerten, also sie nicht sofort in „gut“ oder „schlecht“ einzuteilen oder sie kleinzureden. Nimm einfach wahr, was ist, ohne es zu verurteilen. 

Beispiel des inneren Dialogs: „Ich übernehme die gesamte Organisation der Ostertage alleine. Das wird weder von mir noch von dem anderen Elternteil oder der Familie infrage gestellt.”

2. Gefühl: Was fühle ich gerade?

Beobachte, welche Gefühle sich aufgrund der Situation in dir regen. Ist da Wut, Trauer, Einsamkeit? Oder eher Enttäuschung? Versuche – ähnlich wie eine Giraffe – das Ganze weiterhin von oben zu betrachten und innerlich zu beschreiben.

Beispiel des inneren Dialogs: „Ich fühle mich damit alleine gelassen und das macht mich traurig. Ich habe ohnehin schon viel zu tun, wodurch die Ostertage mich jetzt zusätzlich stressen. Es fühlt sich schwer an, alles alleine planen zu müssen. Ich bin enttäuscht, dass mir niemand seine Hilfe anbietet.”

3. Bedürfnis: Was brauche ich?

Hinterfrage nun, was das unerfüllte Bedürfnis hinter deinen Gefühlen sein könnte.

Beispiel des inneren Dialogs: „Meine Gefühle stehen für den Drang nach Entlastung, Unterstützung, Gesehen-Werden, Wertschätzung und Rückhalt. Ich möchte die Ostertage nicht alleine organisieren. Ich möchte, dass es in diesem Jahr anders läuft.”

4. Bitte: Was ist mein Wunsch, damit sich mein Bedürfnis erfüllen kann?

Jetzt, wo du weißt, was du brauchst, damit sich dein Bedürfnis erfüllen kann, gehst du in den aktiven Dialog mit dem anderen Elternteil. Gehe hier achtsam und gewaltfrei vor, indem du nicht bewertest, was du wahrnimmst, sondern es klar und liebevoll beschreibst. Nutze hier vorwurfsfreie Ich-Botschaften.

Beispiel: „Ich bitte dich darum, dass du wahrnimmst, dass ich mir gerade alleine über Ostern Gedanken mache. Allerdings wünsche ich mir, dass wir das zusammen machen und die Planungs- sowie Denkaufgaben dafür miteinander besprechen und aufteilen. Was meinst du, was kannst du übernehmen? Was sollten wir bedenken? Vielleicht können wir uns zusammen Zeit nehmen und eine Liste mit Verantwortlichkeiten bis Ostern schreiben.”

Wichtig ist bei der GFK immer, dass du dir und deinen Mitmenschen erlaubst, in kleinen Schritten voranzugehen. Diese Art zu kommunizieren will geübt sein und dafür muss sie ausprobiert und regelmäßig wiederholt werden.

Rufe zum Familiengespräch

Wenn du das Ganze mit deinem Partner besprochen hast, ist im nächsten Schritt die Verwandtschaft und Freunde dran – falls sie sich ebenfalls (unbewusst) auf deine Oster-Planung verlassen. Probiere dich auch hier gern in der Giraffensprache. 

Ansonsten empfehlen wir für die Osterzeit …

5 wichtige Reminder für die Ostertage

1. Me-Time und Selbstfürsorge priorisieren

Unabhängig davon, wie ihr den Mental Load nun aufteilt: Nutze die Zeit bis Ostern ganz bewusst für eine ordentliche Portion Selbstfürsorge und Me-Time – selbst wenn das nur 5 Minuten pro Tag sein sollten.

Die Lebenszeit, die du in dich selbst investierst, liefert immer nur Gewinne. Übrigens, für alle Beteiligten. Denn je mehr du mit dir selbst verbunden bist, desto besser kannst du auch für dein Kind und deine übrigen Mitmenschen da sein.

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2. Prüfe: Wann kommt Stress auf?

Versuche dir über die Ostertage bewusst zu machen, welche Situationen dich entspannen und welche eher Stress auslösen.

Vielleicht kannst du dir einzelne Notizen dazu in deinem Handy machen. Schaue im Nachgang, was genau den inneren Stress auslöst und warum. Überlege für dich, wie du in Zukunft mit solchen Situationen umgehen könntest. 

Indem du den Stress bewusst wahrnimmst, bist du automatisch in der Vogelperspektive und schon einmal einen Schritt weiter, um deinen Umgang damit verändern zu können.

3. Du musst dir Pausen nicht erst verdienen

Je mehr du verantwortlich bist, desto mehr Pausen solltest du dir zusätzlich gönnen. Schließlich möchtest du an oder nach den freien Ostertagen nicht ausgebrannt sein, sondern die Zeit genießen können.

Du bist ein Mensch, keine Maschine – und du darfst dir immer Pausen nehmen! 

Vielleicht kann dir unser “babelli Meditationen“-Podcast hier Unterstützung bieten:

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4. Im Hier und Jetzt sein

Übe dich darin, mit deinem Kind und deinen Herzensmenschen im gegenwärtigen Moment zu sein. Das Leben findet immer Jetzt statt, wir wissen nicht, was morgen kommt und das Gestern ist bereits vorüber.

Das zu erkennen, ist nicht immer leicht. Vor allem, wenn man viel im Kopf hat. Vielleicht kann dir diese Übung dabei helfen:

Stille-Übung: Setze oder lege dich bequem hin. Stelle dir mit deinem Handy einen Wecker auf 5 Minuten, lege dies aber zur Seite, am besten außer Reichweite deines Sichtfelds. Atme mehrmals tief ein und aus. Versuche, dich auf deinen Atem zu konzentrieren. Wenn Gedanken aufkommen, nimm sie wahr und bewerte sie nicht. Lass sie mit dem nächsten Ausatmen wieder ziehen. Versuche, für die nächsten Minuten, die Stille ganz bewusst einzuladen und auszuhalten.

Lass uns gern in den Kommentaren wissen, wie dir diese Übung, um mehr im Hier und Jetzt zu sein, gefallen hat. 

5. Eine große Prise Humor und Gelassenheit

Mit einer ordentlichen Portion Humor lässt es sich vielleicht leichter aushalten, wenn euer Besuch sich über das Osteressen beschwert oder ein Kind einen Wutanfall hat, weil ihm eines der Ostereier kaputtgegangen ist.

Nicht alles, was an Ostern geschieht, lässt sich vorbereiten oder kontrollieren. Das, was du immer in der Hand hast, ist die Art, wie du darauf reagierst.

Und insgesamt lebt es sich mit Witz und Lockerheit immer etwas leichter, vor allem, wenn das Leben einem etwas eigentlich Absurd-Komisches vor die Füße wirft, oder?

Fazit

Mental Load an Ostern muss keine Regel sein – wenn du ihm frühzeitig vorbeugst.

Hier ist ein emotionales Nachspüren mit sich selbst und gute Kommunikation mit den Mitmenschen gefragt. Vielleicht können Me-Time, aktive Pausenzeiten, eine bewusste Verbindung mit dem Hier und Jetzt und die Giraffensprache dabei helfen. Oder aber auch das Wissen, dass Humor und Gelassenheit manche Dinge angenehmer machen. 

Quellen

  • Davies, Uzodike, van Loon, Wirth (2022). Das Montessori Baby. Geborgen und mit offenen Sinnen ins Leben starten. Weinheim: Verlagsgruppe Beltz.
  • Kuntze, Holfger (2018): Lieben heißt wollen. Wie Beziehung gelingen kann, wenn wir Freiheit ganz neu denken. München: Kösel Verlag.
  • Largo, Remo H. (2016). Babyjahre. Entwicklung und Erziehung in den ersten vier Jahren (18. Auflage). München/Berlin: Piper Verlag GmbH.
  • Abenteuer Philosophie (2022): Bewusst-Sein und Bewusst-Werden. https://www.abenteuer-philosophie.com/bewusst-sein-und-bewusst-werden/ (abgerufen am 06.02.2025).
  • D-A-CH deutsch sprechender Gruppen für Gewaltfreie Kommunikation e.V. (2024): Was ist gewaltfreie Kommunikation? https://www.gfk-info.de/was-ist-gewaltfreie-kommunikation/ (abgerufen am 06.02.2025).
  • Universität Duisburg-Essen (2019): Geschichte der Zweigeschichtlichkeithttps://www.uni-due.de/genderportal/geschlechtergeschichte (abgerufen am 06.02.2025).
Veröffentlicht von Leonie Illerhues

Leonie war nach ihrem Studium der Heilpädagogik lange im Schulhort-, Kita- und Krippenbereich tätig. Erziehungs- und Entwicklungsthemen im Baby- und Kleinkindalter sind deshalb ihr Steckenpferd. Seit 2022 ergänzt Leonie unser Team mit diesem Schwerpunkt.

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