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Mittelohrentzündung beim Baby & Kleinkind erkennen und behandeln

Mittelohrentzündung bei Kleinkind & Baby
Eine Mittelohrentzündung ist schmerzhaft.

Eine akute Mittelohrentzündung (Otitis media) ist eine typische Erkrankung im Baby- und Kleinkindalter. Weit mehr als die Hälfte aller Kinder zwischen 6 Monaten und 6 Jahren erkranken einmal oder mehrfach daran. „Hauptsaison“ hat die Otitis media von Dezember bis März. Hier erfährst du alles, was du über die Mittelohrentzündung bei Babys und Kleinkindern wissen musst.

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine akute Mittelohrentzündung trifft vorwiegend Kinder zwischen 6 Monaten und 6 Jahren.
  • Sie ist nicht ansteckend.
  • Oft heilt sie selbstständig innerhalb von 2 bis 3 Tagen aus.
  • Bei sehr jungen Kindern und bei schweren Verläufen müssen Antibiotika eingesetzt werden.
  • Unentdeckt und unbehandelt kann sie unter Umständen zu langfristigen Hörstörungen führen.
  • Vorbeugend wirken das Stillen, der Verzicht auf den Schnuller und das Vermeiden von Passivrauchen.
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Ursachen für eine Mittelohrentzündung beim Baby oder Kleinkind

Die Erkrankung wird von Viren oder Bakterien ausgelöst. Es gibt demnach eine virale Mittelohrentzündung und eine bakterielle Mittelohrentzündung. Die Symptome ähneln sich stark, daher ist es mitunter schwierig, eine viral oder bakteriell bedingte Infektion zu unterscheiden.

Wie entsteht eine Mittelohrentzündung?

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Die jeweiligen Erreger gelangen aus dem Nasen-Rachen-Raum über die Ohrtrompete ins Mittelohr. Das ist der Teil, der hinter dem Trommelfell liegt. Kleinkinder und Babys sind dafür besonders anfällig, da die Ohrtrompete noch recht kurz ist und die Gewebeflüssigkeit schlechter abfließen kann als bei einem Erwachsenen. Ein einfacher Schnupfen kann bei ihnen schon dazu führen, dass sich die Ohrtrompete entzündet und die Schleimhäute anschwellen. In der Folge dieser Ohrenentzündung kann das Sekret gar nicht mehr abfließen und verstopft das Mittelohr (Paukenerguss). Dort übt es Druck auf das Trommelfell aus, was zu einer Hörminderung führt. Gleichzeitig bietet anhaltendes Sekret im Mittelohr Keimen den perfekten Nährboden. Dies kann dazu führen, dass sich auch das Trommelfell entzündet.

Typische Erreger einer Mittelohrentzündung sind unter anderem Grippeviren und Pneumokokken. Die akute Mittelohrentzündung selbst ist nicht ansteckend, da es sich um eine Entzündung handelt. Die Erreger der Erkältung (bzw. des grippalen Infekts) hingegen schon. Sie lösen jedoch keinesfalls bei jedem eine Mittelohrentzündung aus.

Gibt es Risikofaktoren, die eine Mittelohrentzündung begünstigen?

Es gibt bestimmte Risikofaktoren, die die Neigung zur (wiederholten) Mittelohrentzündung steigern. Dazu gehören:

  • Vergrößerte Rachenmandeln (auch kindliche Polypen oder Adenoide genannt)
  • Immundefekte und genetische Veranlagung 
  • Neigung zu Allergien
  • Gaumenspalte
  • Häufiger Gebrauch des Schnullers, insbesondere nachts
  • Passivrauchen
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Mittelohrentzündung erkennen: Symptome

Eine Mittelohrentzündung tritt meist während oder nach einem Infekt der oberen Atemwege (Erkältung oder Schnupfen) auf. Sie beginnt in der Regel mit einem schmerzlosen Druckgefühl im Ohr und einer Hörminderung. Das Kind hat zunächst oft nur Schnupfen, die Ohren sind zu. Später macht sie sich durch zum Teil starke, stechende Ohrenschmerzen bemerkbar.

Leider kann dir dein Baby oder Kleinkind noch nicht sagen, wenn sich sein Ohr komisch anfühlt oder wehtut. Dazu kommt, dass die Symptome für eine Mittelohrentzündung in diesem jungen Alter sehr variabel sein können. Manchmal verläuft die Erkrankung auch ganz ohne erkennbare Symptome.

Mögliche Anzeichen für eine Mittelohrentzündung bei Babys und Kleinkindern:

  • Schwindel
  • Ohrgeräusche
  • Hörminderung
  • Druckgefühl im Ohr
  • Juckreiz im Ohr.

Du erkennst die Beschwerden etwa daran, dass dein Baby sehr unruhig ist, viel weint und sich zu Beginn der Erkrankung oft ans Ohr fasst. Wenn die Schmerzen zunehmen, reagiert das Baby hingegen sehr empfindlich auf das Berühren des Ohrbereiches. Viele Kinder verweigern aufgrund der Schmerzen dann jegliche Nahrung.

Weiteres Symptom: Ohrfluss

Läuft plötzlich gelbliches Sekret aus dem Ohr und dein Kind berichtet von einer schlagartigen Schmerzlinderung, so ist das ein Zeichen dafür, dass das Trommelfell infolge des erhöhten Drucks gerissen ist. Das ist in aller Regel ein gutes Zeichen, da das Sekret abfließen kann und der Trommelfellriss normalerweise gut verheilt. Flüssigkeit, die aus dem Ohr läuft, kann aber auch ein Anzeichen für eine Gehörgangsentzündung oder eine andere Erkrankung sein.

Verschleppte Mittelohrentzündung: Symptome

Da die Symptome einer Otitis media nicht immer eindeutig sind, wird sie manchmal erst verspätet erkannt. Typische Symptome einer verschleppten Mittelohrentzündung sind:

  • Drehschwindelanfälle
  • unkontrollierte Augenbewegungen zur erkrankten Seite
  • Höreinschränkungen
  • Erbrechen.
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Mittelohrentzündung: Wie lange mit dem Arztbesuch warten?

Ohren zu, Erkältung – wann zum Arzt? Viele Eltern stellen sich diese Frage, wenn sie bemerken, dass ihr Kind verschleimt ist und schlechter hört. Grundsätzlich gilt: Besteht bei einem Baby der Verdacht auf Ohrenschmerzen, sollte dies immer ärztlich abgeklärt werden. Auch wenn Mittelohrentzündungen im Kindesalter meist von selbst ausheilen, gibt es doch Risiken für Komplikationen. Vermutest du eine Mittelohrentzündung bei deinem Kind, solltest du den Gang in die Arztpraxis antreten, wenn:

  • Dein Kind jünger als 2 Jahre ist.
  • Dein Kind sehr krank und matt wirkt.
  • Die Symptome länger als 2 Tage anhalten und keine Besserung zeigen.
  • Dein Kind starkes Fieber bekommt und/oder sich eine schmerzhafte und gerötete Schwellung hinter dem Ohr zeigt. In diesem Fall bitte sofort zum Arzt oder in die Klinik!
  • Wenn nach Durchbruch des Trommelfells (Ohrfluss) keine zügige Besserung der Symptome auftritt.

Ohr zu nach einer Erkältung: Wie lange ist das normal?

Hörprobleme sind während und nach einer Erkältung zunächst kein Grund zur Sorge – solange das Kind ansonsten fit wirkt und keine Beschwerden hat. Geht das Ohr jedoch auch nach Tagen sehr oft zu oder gar nicht wieder auf, sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Diagnose und Behandlung einer Mittelohrentzündung beim Baby oder Kleinkind

Wenn du bei deinem Kind eine Mittelohrentzündung vermutest, solltest du dies immer von eurem Kinderarzt oder eurer Kinderärztin abklären lassen.

Wie wird eine Mittelohrentzündung diagnostiziert?

In der kinderärztlichen Praxis wird man deinem Kind in die Ohren schauen. Die Diagnose wird über den Zustand des Trommelfells gestellt. Arzt oder Ärztin nutzen ein Otoskop (auch: Ohrenspiegel), um Veränderungen am Trommelfell zu erkennen. Normalerweise sieht das Trommelfell durch das Otoskop gräulich aus, bei einer Mittelohrentzündung erscheint es rosa.

Wie wird die Mittelohrentzündung behandelt?

Eine Mittelohrentzündung heilt oft innerhalb von 24 bis 48 Stunden von selbst aus. Der genaue Verlauf hängt unter anderem vom Alter, dem Erreger und der Stärke des Immunsystems ab. Bei Kindern über 2 Jahren entscheiden sich Ärzte heute meistens fürs Abwarten. Das heißt, dass zunächst nur die Schmerzen behandelt werden und der Verlauf der Entzündung beobachtet wird. Manche Eltern sind skeptisch, wenn ihnen zum Abwarten geraten wird. Hab Vertrauen. Kinderärzte können sehr gut einschätzen, was zu tun ist bei einer Mittelohrentzündung.

Um ein Abheilen zu unterstützen und bei der Mittelohrentzündung die Dauer der Beschwerden zu verkürzen, werden zum Beispiel abschwellende Nasentropfen und schleimlösende Mittel verschrieben. Nehmt sie bitte nach genauer Anweisung des Arztes oder der Packungsbeilage ein. Sie sollen dabei helfen, das Sekret besser abfließen zu lassen. Es dürfen nur abschwellende Nasentropfen in einer speziellen Kinderdosierung angewandt werden, und nicht für Kinder unter einem Jahr. 

Ohrentropfen helfen bei einer Mittelohrentzündung übrigens nicht, da das Trommelfell dazwischenliegt. Sie haben nur eine Auswirkung bei einer Entzündung der äußeren Gehörgänge.

Was tun gegen die Schmerzen?

Ohrenschmerzen gehören zu den unangenehmsten Schmerzen überhaupt. Deinem Kind zuliebe solltest du deshalb nicht zögerlich mit der Gabe altersgerechter Schmerzmittel (Ibuprofen oder Paracetamol) sein. Hole dir im Zweifel ärztlichen Rat dazu ein oder lasse dich in der Apotheke hinsichtlich der Einnahme beraten. Vor allem, wenn die Ohrenschmerzen beim Kind nachts auftreten, kannst du die Zeit bis zum Morgen mit einem Paracetamol-Zäpfchen überbrücken.

Wann sind Antibiotika sinnvoll?

Mittelohrentzündungen können auch von Viren ausgelöst werden, gegen die Antibiotika nicht wirken und die in der Regel von selbst ausheilen. Manchmal kann bei einer Mittelohrentzündung eine Behandlung mit Antibiotika dennoch sinnvoll sein. Unter folgenden, bestimmten Voraussetzungen kann der Arzt oder die Ärztin sofort Antibiotika verschreiben:

  • Kinder unter 6 Monaten
  • Kinder unter 2 Jahren mit beidseitiger Mittelohrentzündung und Fieber
  • Anhaltende, nicht auf konservative Therapie reagierende Ohrenschmerzen
  • Fieber ab 39 Grad
  • Anhaltender, eitriger Ohrfluss
  • Vorliegen bestimmter Risikofaktoren (etwa Immunschwäche)

Wichtig ist, dass ihr das Mittel genau nach ärztlicher Verordnung einnehmt. Ein vorzeitiges Abbrechen der Therapie könnte zum Wiederaufflammen der Infektion und zu Resistenzen führen.

Welche Hausmittel helfen bei Mittelohrentzündung?

Solange sich die Symptome in Grenzen halten und es deinem Kind grundsätzlich gut geht, kannst du eine Mittelohrentzündung auch erst mal mit Hausmitteln behandeln. Tritt nach spätestens 2 Tagen jedoch keine Besserung ein, sucht bitte die Kinderarztpraxis auf.

Schmerzlindernd wirkt Wärme (Rotlichtlampe, Traubenkernkissen). Ansonsten ist die Zwiebel dank ihrer vermuteten desinfizierenden und abschwellenden Wirkung das Hausmittel der Wahl. Für Zwiebelwickel schneidest du eine Zwiebel klein und wickelst sie in ein Stofftaschentuch, Geschirrtuch oder eine Mullwindel. Das fertige Säckchen legst du auf und hinter das erkrankte Ohr. Zum Fixieren eignet sich ein schneller Kopfverband, eine Mütze oder ein Stirnband. Das Ganze kannst du eine Stunde oder länger einwirken lassen. Wiederhole die Prozedur gern 2 x täglich. Die Wirksamkeit dieser Hausmittel ist wissenschaftlich nicht belegt. Sie sollten daher nur angewendet werden, solange sie das Kind als wohltuend empfindet. Wenn sie keine Besserung bringen, solltet ihr nach spätestens zwei Tagen zum Arzt/Ärztin gehen.

Ein weiterer Tipp sind isotonische Nasentropfen, die du recht schnell selbst machen kannst. Löse dafür 9 Gramm Salz in 1 L abgekochtem Wasser auf. Wem das zu aufwendig ist, der besorgt sich ganz einfach Kochsalzlösung (0,9 % NaCl Ampullen) aus der Apotheke. Mithilfe einer Pipette tröpfelst du deinem Kind 2 bis 5 Tropfen davon in jedes Nasenloch. Etwa 5 Minuten später kannst du den verflüssigten Schleim vorsichtig (!) mit einem Nasensauger absaugen. So löst sich bestenfalls das festsitzende Sekret.

Welche Komplikationen können auftreten?

Die gute Nachricht zuerst: In den allermeisten Fällen heilt eine Mittelohrentzündung im Baby- und Kindesalter von selbst aus. Nur selten kommt es zu Komplikationen, die wir hier der Vollständigkeit halber erwähnen wollen. Eine unentdeckte oder unbehandelte Otitis media kann sich im schlimmsten Fall ins Hirn, den Knochen oder das Innenohr ausbreiten (siehe auch: Bakterielle Meningitis). Weniger dramatisch, aber auch nicht ganz folgenlos wäre eine längerfristige Hörstörung. Gerade im Baby- und Kleinkindalter kann sie, wenn sie chronisch wird oder unbehandelt bleibt, für Verzögerungen in der Sprachentwicklung sorgen.

Einer Mittelohrentzündung vorbeugen

Gestillte Säuglinge sind deutlich weniger von Mittelohrentzündungen betroffen. Deshalb ist das Stillen für mindestens 3 bis 6 Monate eine der besten Maßnahmen zur Vorbeugung. 

Ansonsten gilt es, die bekannten Risikofaktoren zu vermeiden. Passivrauchen beispielsweise. Auch der Schnuller steht in Verdacht, anfälliger für Mittelohrentzündungen zu machen. Beim Schlafen sollte man ihn dem Kind aus dem Mund nehmen. Außerdem wird dazu geraten, ihn noch im 1. Lebensjahr abzugewöhnen

Ein ausreichender Impfschutz, insbesondere gegen Grippeviren und Pneumokokken verringert die Gefahr einer Infektion. 

Bei wiederkehrenden Mittelohrentzündungen

Bei wiederkehrenden Mittelohrentzündungen (rezidivierende Otitis media) oder einem chronischen Paukenerguss sollte überprüft werden, ob dein Kind unter einer sogenannten kindlichen Schlafapnoe leidet. Diese zeichnet sich aus durch:

  • wiederkehrende Mittelohrentzündungen,
  • einen chronischen Paukenerguss,
  • nächtliches Schnarchen mit Atemaussetzern,
  • eine Infektanfälligkeit
  • ggf. eine Sprachverzögerung durch eine Hörminderung.

Die Ursache hierfür sind kindliche Polypen im Nasenrachenraum. Diese entsprechen beim Kind den Rachenmandeln bzw. den Adenoiden. Sie sind nicht zu verwechseln mit den Nasenpolypen beim Erwachsenen. Sie sind bis ca. zum 7. bis 8. Lebensjahr bei den meisten Kindern vergrößert und können, wenn sie die Belüftung des Mittelohrs beeinträchtigen, operativ entfernt werden. Häufig wird im gleichen Eingriff ein Paukenröhrchen gelegt, das für eine kontinuierliche Belüftung des Mittelohrs sorgt und so einen Paukenerguss therapiert und wiederkehrenden Mittelohrentzündungen vorbeugt. Der Eingriff findet in Vollnarkose statt und wird häufig durchgeführt. 

Musstest du Erfahrungen mit einer Mittelohrentzündung bei Babys oder Kleinkindern sammeln? Schreib uns deine Tipps in die Kommentare!

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✔ Inhaltlich geprüft am 25.05.2023
Dieser Artikel wurde von Dr. med. Lena Huber geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Patricia Schlösser-Christ

Patricia widmet sich als Kulturanthropologin mit Leidenschaft der Kindheits- und Familienforschung. Ihre liebsten (und herausforderndsten) „Studienobjekte“ sind ihre beiden kleinen Töchter. Wenn sie nicht gerade Feldforschung im Kinderzimmer ihrer kleinen Rasselbande betreibt, powert sie sich beim Handball aus.

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