Kaum steigen die Temperaturen, lassen Mücken nicht lange auf sich warten. Und die haben es besonders auf Schwangere abgesehen. Warum das so ist, ob es Risiken gibt und welche Mückenschutzmittel in der Schwangerschaft wirklich sicher sind, erfährst du in diesem Artikel.
Das Wichtigste in Kürze
- Schwangere sind für Mücken besonders attraktiv durch erhöhten CO₂-Ausstoß, Körpertemperatur und Hormonveränderungen.
- Geeignete Repellents: Icaridin, IR3535, Citriodiol – DEET nur nach ärztlicher Rücksprache.
- Chemiefreie Maßnahmen: lange Kleidung, Moskitonetze, Insektenschutzgitter, Ventilatoren, Wasseransammlungen vermeiden.
- Tigermücken können gefährliche Viren übertragen – auch in Europa wachsam bleiben.
- Insekten-Raumsprays (z. B. Pyrethroide) möglichst meiden, gründlich lüften bei Anwendung.
Warum Mücken besonders auf Schwangere fliegen
Sommer, Sonne, Mückenstich. Sommerzeit ist Mückenzeit, das ist nichts Neues. Aber wusstest du, dass die kleinen Plagegeister Schwangere besonders attraktiv finden?
Das liegt zum einen am vermehrten Kohlendioxidausstoß schwangerer Frauen – sie atmen schließlich für zwei (oder drei). Das Gas wirkt wie ein Lockmittel für Mücken. Je mehr CO₂ im Atem, desto appetitlicher wirkt die “Beute”. Dazu kommen die leicht erhöhte Körpertemperatur schwangerer Frauen sowie ihr besonderer Körpergeruch, bedingt durch hormonelle Veränderungen und verstärktes Schwitzen. Das alles wirkt auf Mücken wie eine blinkende Leuchtreklame: “ALL YOU CAN EAT BUFFET FOR FREE!”
Sind Mückenstiche in der Schwangerschaft gefährlich?
Unter normalen Umständen gehen von den Stichen heimischer Stechmücken keine Gefahren für Schwangere oder deren ungeborene Babys aus. Das abendliche Gesurre und die juckenden Einstichstellen sind in der Regel einfach nur lästig.
Anders sieht es bei tropischen Moskitos aus. Die schwarz-weiß gestreifte, tagaktive Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) beispielsweise breitet sich aufgrund der wärmer werdenden Temperaturen zunehmend auch in Deutschland aus. Diese Mückenart kann bis zu 20 verschiedene Krankheitserreger übertragen, darunter das Dengue- und das Zikavirus.
Obwohl das Risiko einer Krankheitsübertragung in Deutschland derzeit als gering eingeschätzt wird, können sich die Bedingungen durch den Klimawandel ändern, warnt das RKI. Milde Winter und heiße Sommer begünstigen die Ausbreitung tropischer Mückenarten.
Geeignete Mückenschutzmittel in der Schwangerschaft
Insektenschutzmittel wirken über sogenannte Repellents. Diese chemischen Stoffe beeinflussen das Geruchsempfinden der Insekten, sodass diese den Körpergeruch des Anwenders oder der Anwenderin nicht mehr wahrnehmen oder abgeschreckt werden.
Nicht alle Insektenschutzmittel sind für Schwangere geeignet!
Die Auswahl des richtigen Repellents ist entscheidend, um sowohl effektiv vor Mückenstichen zu schützen, als auch die Gesundheit des ungeborenen Kindes nicht zu gefährden.
Geeignet für Schwangere und Stillende:
- Icaridin (auch: Picaridin): Dieser Wirkstoff gilt als gut verträglich, weil er nur in geringer Menge über die Haut aufgenommen wird. Schon Mittel mit niedrigen Konzentrationen von 10 bis 20 Prozent wehren zuverlässig heimische und tropische Mücken ab. Für Schwangere und Stillende sind keine Risiken bei der Anwendung bekannt. Bei Kindern unter zwei Jahren sollten jedoch keine Icaridin-haltigen Produkte zum Einsatz kommen.
Produkte mit Icaridin: Autan Multi Insect, Autan Family Care, Nobite Sensitive - IR3535 (Ethylbutylacetylaminopropionat): Dieser Wirkstoff ist besonders hautverträglich und kann auch auf Kleidung verwendet werden. Die WHO stuft IR3535 in die niedrigste Gefährdungsklasse ein. Es ist für Kinder, Schwangere und Stillende geeignet.
Produkte mit IR3535: MyControl Insektenschutzspray
Nicht geeignet für Schwangerschaft und Stillzeit:
- DEET (Diethyltoluamid): Dieses Repellent gilt als das wirksamste gegen viele Insektenarten, ist aber eine ganz schöne “Keule”. Es dringt über die Haut in den Körper ein und kann unerwünschte Nebenwirkungen haben. Haut- und Schleimhautreizungen sind da noch das geringste Übel. Auch Kunststoffe, etwa in Uhrenbändern, Schmuck, Kleidung und Brillenbügeln greift es an. Keine Frage: In der Schwangerschaft und Stillzeit sollten Mittel mit DEET nicht angewendet werden, ebenso bei Kindern unter drei Jahren.
Produkte mit DEET: Anti Brumm forte, Care Plus Anti-Insect, Nobite Hautspray
Tipp: Achte beim Kauf von Mückenschutzmitteln auf die Empfehlung „für Schwangere geeignet“ oder frag gezielt in der Apotheke nach.
Natürliche “Repellents”
Eine sanfte Alternative zu chemischen Repellents stellen ätherische Öle dar, wie Zitronengras- (Citronella), Lavendel-, Eukalyptus- oder Pfefferminzöl. Auch Kokosöl und besonders Citriodiol (ein Extrakt aus Zitroneneukalyptusöl) haben sich als wirksam gegen Mücken erwiesen und werden in manchen Produkten speziell für Schwangere eingesetzt – entweder zum Einreiben der Haut oder für den Aroma-Diffusor. Ihre Wirkung hält jedoch nicht so lange an wie bei chemischen Repellents. Die Anwendung muss daher öfter wiederholt werden (bei Citronella etwa alle drei Stunden).
Achtung: Ätherische Öle sollten in der Schwangerschaft nur mit Vorsicht und niemals unverdünnt angewendet werden, da sie Hautreizungen auslösen oder – je nach Sorte – Wehen fördern können. Die oben genannten Öle sind bei korrekter Anwendung (und hochwertiger Qualität!) aber sicher in der Schwangerschaft.
Tipp: Eine DIY-Anleitung für ein natürliches Insektenschutzspray aus destilliertem Wasser, Ethanol und ätherischen Ölen* findest du auf der Webseite des Naturschutzbunds (NABU) Mecklenburg-Vorpommern.
*Achte beim Kauf der Öle auf Qualität. Viele dieser Produkte sind Ölmischungen und enthalten Füllstoffe. Am besten verträglich sind reine Öle, die laut Etikett auch zur inneren Einnahme geeignet sind.
Auch hier gilt: Im Zweifel nur auf Produkte zurückgreifen, die laut Etikett eindeutig “für Schwangere geeignet” sind oder sich dazu in der Apotheke beraten lassen.
Wie sieht es mit Insekten-Raumsprays aus?
Insekten-Raumsprays wie „Raid“ enthalten häufig sogenannte Pyrethroide – synthetische Insektizide, die Mücken, Fliegen und andere Insekten zuverlässig abtöten. Für Schwangere ist jedoch Vorsicht geboten: Auch wenn die Wirkstoffe in geringen Konzentrationen eingesetzt werden, können sie die Schleimhäute reizen oder bei direkter Inhalation Kopfschmerzen, Übelkeit oder allergische Reaktionen auslösen.
Zudem ist bislang nicht vollständig geklärt, wie sich eine langfristige Belastung mit Pyrethroiden auf die kindliche Entwicklung auswirkt.
Schwangere sollten deshalb möglichst auf die Anwendung in geschlossenen Räumen verzichten oder diese nur durchführen, wenn sie sich anschließend mindestens zwei bis drei Stunden außerhalb der Wohnung aufhalten und gründlich lüften.
Alternativen wie Moskitonetze oder Insektenschutzgitter sowie – wer mag – geeignete ätherische Öle im Aroma-Diffusor sind in der Schwangerschaft grundsätzlich die bessere Wahl.
Tipps zur Mückenabwehr ganz ohne Chemie
Diese Maßnahmen helfen, das Risiko von Mückenstichen zu senken, ohne den Körper zusätzlich zu belasten.
- Körper bedecken: Lange, luftige Kleidung in hellen Farben (Mücken werden stärker von dunkler Kleidung angezogen)
- Moskitonetze: Nachts schützen imprägnierte Moskitonetze über dem Bett effektiv vor Stichen – und sorgen rein optisch für einen Hauch Tropik im eigenen Schlafzimmer
- Wohnräume sichern: Insektenschutzgitter an Fenstern und Balkontüren halten Mücken zuverlässig fern.
- Ventilatoren verwenden: Luftbewegung erschwert es Mücken zu fliegen. Ein einfacher Ventilator kann in Innenräumen Wunder wirken.
- Wasseransammlungen vermeiden: Mücken legen ihre Eier in stehendes Wasser. Auf Balkon, Terrasse oder im Garten solltest du deshalb darauf achten, es den Mücken nicht zu gemütlich zu machen. Heißt: regelmäßig Blumentopfuntersetzer, Gießkannen oder Vogeltränken leeren und säubern.
- Aufenthalte in der Dämmerung reduzieren: Mücken sind besonders morgens und abends aktiv. In diesen Zeiten solltest du dich also besonders vor ihnen schützen.
- UV-Licht-Fallen oder CO₂-Fallen: In geschlossenen Räumen können spezielle Insektenfallen helfen, die Mücken mit Licht oder Kohlendioxid anlocken und unschädlich machen. Diese Geräte kommen ganz ohne Duftstoffe aus.
Übrigens: Fiepende und piepende Ultraschallgeräte für die Steckdose nerven maximal DICH. Die Mücke hingegen stört sich daran überhaupt nicht, da sie ausschließlich tiefe Töne wahrnimmt. Das Geld für solche Teile kannst du dir also getrost sparen.
Wenn’s doch passiert: Was tun bei Mückenstichen?
Ein Stich ist zwar meist harmlos, aber er juckt und irritiert die Haut. Diese Tipps helfen einer schnellen Heilung:
- Nicht kratzen! Auch wenn’s schwerfällt – sonst drohen Infektionen.
- Spucke drauf: Kein Witz, als Erste-Hilfe-Maßnahme gegen beginnenden Juckreiz hilft es, ein wenig Speichel auf dem Stich zu verreiben.
- Kühlen: Kühlpads oder kalte Umschläge lindern Schwellung und Juckreiz.
- Elektrische Stichheiler: Sie erhitzen die Einstichstelle für ein paar Sekunden. Das zerstört das Mückeneiweiß und stoppt den Juckreiz.
- Antihistamin-Gele: Können gegen Juckreiz und Schwellung helfen, sollten aber nur nach Rücksprache mit Ärztin oder Arzt oder nach Beratung in der Apotheke angewendet werden. In der Regel spricht jedoch nichts gegen eine kurzzeitige und kleinflächige Behandlung mit dem Wirkstoff Dimetinden (z.B. in Fenistil Gel).
Hebammen-Tipp: Auch ätherisches Lavendelöl hilft gegen Schwellungen und Juckreiz bei Insektenstichen.
Fazit: Gut geschützt durch die Schwangerschaft
Mücken mögen Schwangere, auch wenn das selten auf Gegenseitigkeit beruht. Vor den heimischen Stechmücken brauchst du aber zumindest keine Angst haben, sie sind ungefährlich.
Wenn du auf geeignete Repellents (Icaridin und IR3535), körperbedeckende Kleidung und simple Vorsichtsmaßnahmen setzt, solltest du diesen Sommer weitgehend stichfrei bleiben.
Und wenn es doch passiert? Ruhe bewahren, kühlen (oder erhitzen) und nicht kratzen!
Quellen
- Deutsches Ärzteblatt: Insektenschutz – Wie man das Stichrisiko senkt. https://www.aerzteblatt.de/archiv/insektenschutz-wie-man-das-stichrisiko-senkt-b64180d7-b818-49b3-9f73-a00b515488dd (abgerufen am 16.05.2025)
- Deutsche Apotheker Zeitung:
- Welche Repellentien sind für Schwangere geeignet? https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2023/08/02/welche-repellentien-sind-fuer-schwangere-geeignet (abgerufen am 16.05.2025)
- Mücken- und Zeckenschutzmittel sowie Insektenstichheiler im Test. https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2025/04/24/muecken-und-zeckenschutzmittel-sowie-insektenstichheiler-im-test (abgerufen am 16.05.2025)
- Reiseapotheke für Schwangere – von Allergie bis Verstopfung. https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2024/04/09/reiseapotheke-fuer-schwangere-von-allergie-bis-verstopfung (abgerufen am 16.05.2025)
- Theißtal-Apotheke: Gut vor Mücken und Sonne schützen. https://theisstal-apotheke.de/nachrichten/ratgeber/gut-vor-muecken-und-sonne-schuetzen (abgerufen am 16.05.2025)
- BabyCare: Mücken im Angriff – Mückenmittel in der Schwangerschaft. https://www.babycare.de/mucken-im-angriff-muckenmittel-der-schwangerschaft/ (abgerufen am 16.05.2025)
- Umweltbundeamt: Wie wirken Repellents? https://www.umweltbundesamt.de/service/uba-fragen/wie-wirken-repellents (abgerufen am 16.05.2025)
- Geo: So schützen Sie sich am besten vor Mückenstichen. https://www.geo.de/wissen/gesundheit/mueckenschutz-ohne-chemie–so-schuetzen-sie-sich-am-besten-33575858.html#aetherische-oele-als-natuerlicher-mueckenschutz (abgerufen am 16.05.2025)
- NABU Mecklenburg-Vorpommern: Natürliches Insektenschutzspray. https://mecklenburg-vorpommern.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/oekologisch-leben/balkon-und-garten/30106.html (abgerufen am 16.05.2025)
- Welt.de: Tigermücke legt Eier auch im Winter in Südeuropa ab. https://www.welt.de/wissenschaft/article242702659/Klimawandel-Tigermuecke-legt-ihre-Eier-auch-im-Winter-in-Suedeuropa-ab.html (abgerufen am 16.05.2025)
- Stadler Form: Welche ätherischen Öle wirken als natürlicher Mückenschutz? https://www.stadlerform.com/de-de/gesundheit/aromatherapie/welche-aetherischen-oele-wirken-als-natuerlicher-mueckenschutz?srsltid=AfmBOoquOiP5vq61vAOGerql62_9d5G7niamrANvOlUot7xF8ySA1_7D (abgerufen am 16.05.2025)
- Robert-Koch-Institut (RKI): FAQ Können sich auch tropische Krankheiten wie Dengue-, Zika- oder Chikungunya-Fieber oder Malaria (wieder) in Deutschland etablieren? https://www.rki.de/SiteGlobals/Forms/Suche/FAQSuche/FAQSuche_Formular.html?templateQueryString=Chikungunya#entry_16920300 (abgerufen am 16.05.2025)