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Wie du emotionale Narben aus Schwangerschaft, Geburt und Babyzeit mit Bonding-Bädern und Gesprächen auch später noch heilen kannst, erfährst du jetzt.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Mutter-Kind-Heilbad hat viele Namen.
- Es wurde von Hebamme Brigitte Meissner entwickelt und in ihrem Buch beschrieben.
- Das Heilbad wirkt über den Körper auf das Nervensystem und auf der emotionalen Ebene.
- Es darf mit anderen Methoden wie dem Heilgespräch kombiniert werden.
- Begleitend können Craniosacral-Therapie oder Osteopathie und/oder Traumatherapie helfen.
Was ist ein Mutter-Kind-Heilbad?
Die Schwangerschaft, die Geburt oder die Babyzeit kann manchmal „emotionale Narben“ hinterlassen. Und zwar dann, wenn sie als belastend oder traumatisch empfunden wurde, wenn währenddessen die Verbindung zum Baby verloren ging oder wenn Mutter und Kind nach der Geburt getrennt wurden. Das Mutter-Kind-Heilbad kann diese Narben zusammen mit dem Heilgespräch glätten und einen Neuanfang ermöglichen.
Beim Heilbad wird dein Baby zärtlich und ruhig gebadet, nass auf deine Brust gelegt und gemeinsam mit dir gut zugedeckt. Die Prozedur kann so oft wiederholt werden, bis es euch besser geht.
So banal das Ganze klingt, können sich dabei starke Gefühle entwickeln. Denn der Vorgang ahmt eine natürliche Geburt und den ersten, magischen und verloren geglaubten Kennenlernmoment nach. Allein die Ähnlichkeit der Situationen setzt im Gehirn von Mutter und Kind gewollte Veränderungen in Gang, die sich positiv auf Körper und Seele auswirken können.
Woher das Ritual kommt
Mutter-Kind-Heilbad, Babyheilbad, Bonding-Bad, Bindungsbad – das heilende Bad hat viele Namen. Die ersten stammen von der Begründerin der Methode selbst, der erfahrenen Hebamme und Craniosacral-Therapeutin Brigitte Renate Meissner. Sie hat es im Laufe der Jahre bei vielen hundert Frauen nach belasteten Schwangerschaften oder Geburten angewendet und ihnen und ihren Babys damit helfen können.
Wir können dir ihr Buch* von Herzen empfehlen! Dort beschreibt sie auch zusätzliche Schritte (darauf gehen wir weiter unten ein), die die Heilung fördern können.
Online finden sich jede Menge positive Erfahrungsberichte. Weitere Hebammen und Doulas haben die Methoden übernommen. Kein Wunder, schließlich sind sie leicht umsetzbar und sehr heilsam. Aber nicht alle Hebammen kennen sich bis jetzt damit aus. Frage am besten direkt nach!
Wem es hilft
Prinzipiell kann das Mutter-Kind-Heilbad all denen helfen, die einen holprigen gemeinsamen Start hatten.
Denn seelische Narben bringen das ganze System durcheinander. Sie können als seelische Last dauerhafte Veränderungen im Gehirn und damit der Gefühlswelt und dem Verhalten von Mutter und/oder Kind bewirken.
Konkret bedeutet das: Frühe Bindungsstörungen können bei Babys zu Unruhe, Anspannung, Anhänglichkeit oder Abwehr führen.
Betroffene Mütter sind oft unsicher, angespannt, ungeduldig und gestresst. Manche können ihr Kind nicht richtig annehmen oder werden depressiv. Auch Stillprobleme sind nicht selten. All das kann sich wiederum zusätzlich aufs Kind auswirken.
Ein Kreislauf entsteht, aus dem es sich auszubrechen lohnt – auch später noch.
Wenn du jetzt schon mit den Tränen kämpfst, bist du hier wahrscheinlich genau richtig. Tief sitzende Schuldgefühle können die Beziehung zu deinem Baby mehr belasten als du denkst. Du hast nichts falsch gemacht. Du bist richtig und gut, so wie du bist! Mithilfe des Heilbades können du und dein Kind endlich ankommen und Vergangenes loslassen.
Konkrete Anwendungsfälle
Auch wenn du das Mutter-Kind-Heilbad prinzipiell immer anwenden kannst, soll es besonders in diesen Fällen eine tolle Chance für Mutter und Kind sein, Frieden zu finden:
- Belastete Schwangerschaft
- Traumatische Geburt
- Trennung von Mutter und Kind nach der Geburt
- Geburt per geplantem oder ungeplantem Kaiserschnitt – auch Notkaiserschnitt, Zange oder Saugglocke
- Sturzgeburt oder sehr langer Geburtsvorgang
- Schwieriger Stillstart
- Fehlen mütterlicher Gefühle
- Starker Babyblues oder postpartale Depression
- Frühgeburt
- Schreibabys, High-Need-Babys
- Adoptiertes Kind oder Pflegekind
Wie wirkt das Mutter-Kind-Heilbad?
Hormone steuern, wie sich das Gehirn entwickelt. Das wiederum bedingt, wie wir fühlen und wie wir uns verhalten. Belastende Erfahrungen in Schwangerschaft, Geburt oder Babyzeit können das Hormonsystem und damit den Körper negativ beeinflussen. Das ist wissenschaftlich erwiesen. Das Gehirn wird auf Stress umprogrammiert.
Welche Veränderungen Heilbad und Heilgespräch auf biochemischer Ebene bewirken, wurde noch nicht untersucht.
Aber wahrscheinlich kurbelt das Ritual die Hormonproduktion ordentlich an. Stresshormone werden abgebaut, Bindungshormone und Glückshormone ausgeschüttet. Seelische und körperliche Blockaden lösen sich. Der Körper kann sich selbst heilen. Und vielleicht wirkt es auch auf einer Ebene, die sich mit Wissenschaft bisher nicht abbilden lässt.
So oder so, es gibt zahlreiche positive Erfahrungsberichte, aus denen sich schließen lässt:
⇾ Wenn die Verbindung zum Kind unter oder nach der Geburt verloren ging, kann das Heilbad sie vielleicht erneuern.
⇾ Wenn das Kind durch seinen schweren Start verunsichert ist, kann das Heilbad das verlorene Urvertrauen möglicherweise wiederherstellen.
⇾ Wenn ein Geburtstrauma die Gefühle zum Kind überschattet, können die Maßnahmen unterstützen, negative Gefühle aufzulösen und Platz für Liebe zu machen – Liebe zum Kind und zu sich selbst.
Manchmal geht es laut Meissner sehr schnell, in anderen Fällen nach und nach. Aber nur selten spüren Eltern keine Veränderung.
Wie läuft ein Mutter-Kind-Heilbad genau ab?
Der Ablauf des Bades ist recht einfach. Wichtig ist, dass die Atmosphäre stimmt und genug Zeit für Gefühle bleibt. Es gilt der Leitspruch: „Wenig Worte – Zeit zum Erspüren“.
- Die Mutter legt oder setzt sich mit nacktem Oberkörper aufs Bett.
- Sie deckt sich mit einem warmen, großen Handtuch zu.
- Das Baby wird in einer Babywanne oder einem Badeeimer gleich neben dem Bett ganz ruhig und sanft gebadet.
Manche Babys weinen dabei und erzählen so ihre Geschichte. - Wenn die Mutter bereit ist, deckt sie sich auf und das nasse Baby wird auf ihre Brust gelegt.
- Beide werden gut zugedeckt und dürfen sich jetzt einfach spüren.
Spätestens jetzt fließen oft Tränen.
Wer kann mich unterstützen?
Das erste Heilbad kann deine Hebamme durchführen, sofern sie damit vertraut ist. Möglicherweise findest du auch eine Hebamme oder Doula in der Nähe, die sich darauf spezialisiert hat.
Aber auch dein Partner oder deine Partnerin, eine gute Freundin oder beispielsweise deine Mutter können sich einlesen und diesen Part übernehmen.
Wenn du von außen keine Hilfe bekommst oder möchtest, kannst du alles auch selbst umsetzen.
Das Bindungsbad selbst durchführen
Auch wenn eine erfahrene Person für das erste Mal von Vorteil ist: Mütter beziehungsweise Eltern können das Ritual selbst durchführen. Die Empfehlung lautet, es über einen längeren Zeitraum so oft zu wiederholen, bis kein Bedarf mehr besteht, zum Beispiel wöchentlich.
In ihrem Merkblatt hat Brigitte Meissner alles Wichtige dafür zusammengefasst. Hier findest du es: https://www.herzensfaden.com/babyheilbad/
Wie lange nach der Geburt ist ein Heilbad sinnvoll?
Gar nicht selten erkennen Mütter erst später, wie belastend das Geburtserlebnis oder eine frühe Trennung vom Kind für sie (oder für das Kind) tatsächlich war. Aber kann das Heilbad auch später noch wirken? Ja, laut Meissner durchaus!
Natürlich gilt, je kürzer die Geburt her ist, desto schneller sollen die Effekte des Heilbades auf Mutter und Kind spürbar sein. Aber: Es ist nie zu spät! Das bedeutet, dass auch Kleinkinder oder ältere Kinder und ihre Eltern davon noch profitieren.
Für Jugendliche und junge Erwachsene beschreibt Brigitte Meissner in ihrem Buch abgewandelte Formen, die ebenfalls positive Veränderungen bewirken können.
Ratsam ist, dass du nicht auf das Heilgespräch verzichtest, egal wie jung oder alt dein Kind ist. Dazu jetzt mehr.
Heilgespräch und mehr: Das Mutter-Kind-Heilbad einbetten
Brigitte Meissner empfiehlt, das Mutter-Kind-Bad zu kombinieren, um die positive Wirkung zu verstärken. Diese Reihenfolge gilt als empfehlenswert:
1. Heilgespräch > 2. Heilbad oder Ersatzhandlung > 3. Herzensfaden
- Besonders hilfreich: Das Heilgespräch
Beim Heilgespräch erzählt die Mutter dem Kind von der belastenden Zeit oder Situation. Sie erzählt, welche Sorgen sie deswegen bedrücken und was sie sich stattdessen für sich und das Baby gewünscht hätte. Laut Meissner können auch die Kleinsten schon verstehen, worum es geht und reagieren darauf. Also keine Scheu! Es spricht übrigens nicht dagegen, es in mehrere kleine Gespräche aufzuteilen. - Für Teenager und Erwachsene: Die Ersatzhandlung
Wenn das Heilbad für ältere Kinder, Jugendliche oder Erwachsene nicht mehr infrage kommt, kann etwas anderes „Liebevolles, Verwöhnendes und eine gemeinsame Unternehmung“ einen ähnlichen Effekt haben. - Zum Visualisieren: Der Herzensfaden
Der Herzensfaden oder auch Liebesfaden ist ein imaginäres Band von Herz zu Herz in Rosa, Rot, Gold oder jeder anderen Farbe – also ein inneres Bild von eurer Verbindung, die für immer bestehen bleibt. Du kannst dir vorstellen, wie es von Mal zu Mal fester gesponnen wird. Die Bilder in deinem Kopf verändern etwas zwischen euch und eignen sich auch für die Schwangerschaft, für die Geburt und sogar für verlorene Kinder, die du vielleicht in deinem Herzen trägst.
Begleitend kann laut Meissner Craniosacrale Therapie oder Osteopathie helfen, auch die körperlichen Blockaden aufzulösen, die aufgrund der negativen Erfahrungen und der Bindungsstörung entstanden sein könnten.
Ist die Wirkung auf Mutter und Baby belegt?
Es gibt keine großen wissenschaftlichen Studien, die die Wirkung des Mutter-Kind-Heilbades oder der anderen Maßnahmen belegen oder widerlegen könnten. Aber Hebammen wie Brigitte Meissner und die von ihnen betreuten Mütter haben in tausenden Anwendungen sehr gute Erfahrungen damit gemacht. Am besten soll es helfen, wenn die Geburt für die Mutter und/oder den Vater enttäuschend oder gar traumatisch verlief und das Baby (oder die Mutter) Symptome hat, die auf eine Bindungsstörung hinweisen. Je öfter es wiederholt wird, desto besser.
Eine kleine, wissenschaftliche Untersuchung gibt es jedoch. Hebamme Anja Nischelwitzer hat fünf Probandinnen begleitet, die ihre Kinder per sekundärem Kaiserschnitt zur Welt brachten und danach das Heilbad anwendeten. Auch sie kam in ihrem Buch zu dem Schluss, dass das Babyheilbad hilft, den verpassten magischen Moment nach einer natürlichen Geburt nachzuholen und die Eltern-Kind-Bindung zu stärken.
Fazit
Das Babyheilbad oder Mutter-Kind-Heilbad ist eine wunderbar einfache und doch wirksame Methode, um seelische Wunden aus der Zeit vor, bei und nach der Geburt zu heilen und die Bindung zum Kind zu vertiefen. Vor allem dann, wenn es mit Heilgesprächen verbunden und öfter wiederholt wird.
Die Wirkung kann sich schnell oder nach und nach einstellen. Ein Allheilmittel ist es jedoch nicht. Bei einem tief sitzenden Trauma bei Mutter und/oder Kind darfst du über eine begleitende Traumatherapie nachdenken. Wir können dir zusätzlich das Buch „Es ist vorbei – ich weiß es nur noch nicht“* von Tanja Sahib empfehlen.
Schaden kann das Heilbad aber auch dann nicht. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass es euch auf die ein oder andere Weise guttun wird. Probiere es einfach aus.
Alles Liebe
Quellen
- Brigitte Renate Meissner (2020).
- Anja Nischelwitzer (2015). Babyheilbad nach Brigitte Meissner – Postpartales Bonding fördern: Hat das Babyheilbad nach sekundärer Sectio caesarea Auswirkungen auf die Mutter-Kind-Bindung? (1. Auflage). VDM Verlag
- Tanja Sahib (2013). Es ist vorbei – ich weiß es nur noch nicht. Books on Demand.
- Herzensfaden: Babyheilbad oder Mutter-Kind-Heilbad nach Brigitte Meissner; Merkblatt: https://www.herzensfaden.com/babyheilbad/ (abgerufen am 16.09.2024)
- Hebammenzentrum: Texte rund um die Hebammenarbeit | Das Babyheilbad: https://www.hebammenzentrum.at/das-babyheilbad (abgerufen am 16.09.2024)
- DHZ: Wenig Worte – viel Herz: https://www.dhz-online.de/news/detail/artikel/wenig-worte-viel-herz (abgerufen am 16.09.2024)
- Sabina Midwife: Healing Bath: https://www.sabinamidwife.com/healing-bath/ (abgerufen am 16.09.2024)