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Nabelschnur auspulsieren lassen? So profitiert dein Baby vom späten Abnabeln

Neugeborenes nach der Geburt in den Armen seiner Mutter
Spätes Abnabeln hat gesundheitliche Vorteile für dein Baby. / Bild © kieferpix, Adobe Stock

Was bedeutet, die Nabelschnur „auspulsieren lassen“ und warum entscheiden sich viele Eltern bewusst dafür? Hier erfährst du, welche Vorteile das späte Abnabeln hat, welche Empfehlungen es gibt und was die Wissenschaft dazu sagt.

Das Wichtigste in Kürze

  • Spätes Abnabeln bedeutet, die Nabelschnur erst nach dem vollständigen Auspulsieren der Nabelschnur (ca. 1 bis 3 Minuten) zu durchtrennen. 
  • Wenn die Nabelschnur auspulsiert, erhält das Baby bis zu 40 Prozent mehr Blut aus der Plazenta. Das bringt gesundheitliche Vorteile: bessere Eisenwerte, stabilerer Kreislauf, bessere Sauerstoffversorgung – auch bei vielen Frühgeborenen.
  • Fachgesellschaften wie WHO und DGGG empfehlen das späte Abnabeln ausdrücklich, sofern das Baby nach der Geburt stabil ist.
  • Möglich bei Spontangeburt und Kaiserschnitt, aber in Notfällen kann ein frühes Abnabeln medizinisch notwendig sein.
  • Alternativen wie das Ausstreichen der Nabelschnur sind möglich, aber nicht immer sinnvoll. Insbesondere bei sehr unreifen Frühgeborenen wird davon abgeraten.

Beim späten Abnabeln wird die Nabelschnur nach der Geburt nicht sofort durchtrennt, sondern erst dann, wenn sie aufgehört hat zu pulsieren. Dadurch kann das Kind noch wertvolles Blut aus der Plazenta erhalten – mit positiven Effekten auf seine Gesundheit und Entwicklung.

Aber gibt es dabei auch Risiken? Was sagen medizinische Fachgesellschaften? Hier bekommst du alle wichtigen Informationen zum späten Abnabeln, leicht verständlich und wissenschaftlich belegt.

Was bedeutet es, die Nabelschnur auspulsieren zu lassen?

Wenn die Nabelschnur nach der Geburt nicht sofort durchtrennt wird, spricht man vom „Auspulsieren lassen“ oder „späten Abnabeln“. Dabei wartet man, bis das Blut aus der Plazenta vollständig in den Körper des Babys übergegangen ist. Wann es soweit ist, erkennt man daran, dass die Nabelschnur nicht mehr pulsiert und weich wird. Das dauert in der Regel ein bis drei Minuten.

Im Gegensatz dazu steht das „frühe Abnabeln“, bei dem die Nabelschnur oft schon innerhalb der ersten 15 bis 60 Sekunden nach der Geburt durchtrennt wird.

Warum lassen Eltern die Nabelschnur später durchtrennen?

Das späte Abnabeln sehen Fachleute heute als natürlichen Vorgang und empfehlen es, denn das Neugeborene bekommt dadurch mehr Blut!

Wird die Nabelschnur nicht sofort, sondern erst nach dem vollständigem Auspulsieren durchtrennt, erhält das Baby bis zu 30 bis 40 Prozent mehr Blutvolumen aus der Plazenta. Das entspricht etwa einer Menge von 80 bis 100 ml. Dieses zusätzliche Blut liefert dem Baby mehr Nährstoffe, mehr Eisen und mehr Sauerstoff.

Medizinische Vorteile des späten Abnabelns

Das späte Abnabeln bringt nachweislich gesundheitliche Vorteile für Neugeborene:

  • Höhere Eisenwerte
    Babys, deren Nabelschnur erst nach ein bis drei Minuten durchtrennt wird, haben in den ersten Lebensmonaten deutlich höhere Eisenwerte. Das zeigte ein Cochrane-Artikel aus dem Jahr 2013, der über 15 Studien mit Tausenden Neugeborenen auswertete.
  • Vorteile in der Reifung
    Spät abgenabelte Säuglinge starten also mit gut gefüllten Eisenspeichern ins Leben. Das beugt nicht nur Anämien vor, sondern fördert auch die Entwicklung. Zum Beispiel zeigten Studien, dass Kinder, die spät abgenabelt wurden, bessere feinmotorische Fähigkeiten und eine höhere Sozialkompetenz besaßen. Man vermutet, dass dies an der guten Eisenversorgung liegt, die die Entwicklung von Nervenfasern fördert.
  • Bessere Sauerstoffversorgung
    Das höhere Blutvolumen sorgt bei Neugeborenen außerdem für eine bessere Sauerstoffversorgung und stabilere Kreislaufwerte.

Wie ist das bei Frühgeburten?

Die Datenlage ist nicht ganz einheitlich, es gibt aber Hinweise darauf, dass Frühchen im Allgemeinen auch vom späten Abnabeln profitieren. Aber nur, wenn sie in der Zwischenzeit stabil und warm bleiben. Benötigen Frühgeborene nach der Geburt jedoch medizinische Hilfe oder haben Probleme mit der Körpertemperatur, kann ein früheres Abnabeln nötig sein.

Kann man auch bei einem Kaiserschnitt spät abnabeln?

Ja, das ist grundsätzlich möglich. Viele Kliniken bieten das inzwischen routinemäßig an, wenn das Baby stabil genug dafür ist.

Gibt es Risiken beim späten Abnabeln?

Auch wenn das späte Abnabeln viele Vorteile hat, gibt es mögliche Risiken, die du kennen solltest.

So steigt das Risiko für eine Neugeborenengelbsucht leicht an. Durch das zusätzliche Blut aus der Plazenta muss die Leber des Babys mehr roten Blutfarbstoff (Bilirubin) abbauen. In manchen Fällen kann sich dadurch die Haut stärker gelblich verfärben. Das ist meist unbedenklich, sollte aber ärztlich überwacht werden. Manchmal ist eine kurze Behandlung mit einer speziellen Lichttherapie nötig.

In Notfällen, wenn ein Baby direkt nach der Geburt medizinisch behandelt werden muss, kann dagegen das sofortige Abnabeln Vorteile bringen, damit ihm schneller geholfen werden kann.

Deshalb wird das späte Abnabeln nur empfohlen, wenn das Baby nach der Geburt fit genug ist.

Insgesamt sind sich viele Fachleute aber einig: Die Vorteile des Auspulsierens überwiegen bei gesunden Neugeborenen, und mögliche Risiken gelten als gering und gut behandelbar.

Empfehlungen von Fachgesellschaften & Leitlinien

Das späte Abnabeln wird heute von vielen medizinischen Fachgesellschaften ausdrücklich empfohlen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rät dazu, die Nabelschnur frühestens eine Minute nach der Geburt zu durchtrennen, besser noch später. 

Auch die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) empfiehlt in ihrer Leitlinie zur vaginalen Geburt am Termin, die Abnabelung nach vollständigem Auspulsieren oder frühestens nach ein bis drei Minuten vorzunehmen.

In Großbritannien unterstützt auch das nationale Gesundheitsinstitut NICE das späte Abnabeln als Standard. Für Frühgeborene betonen Fachgesellschaften, dass eine kurze Verzögerung von 30 bis 60 Sekunden bereits helfen kann, Kreislauf und Sauerstoffversorgung zu stabilisieren.

Wie wird es in den Kliniken und Geburtshäusern gehandhabt?

Das Auspulsieren der Nabelschnur lässt sich heute in den meisten Einrichtungen problemlos umsetzen, ob im Krankenhaus oder im Geburtshaus. Viele Kliniken sowie Geburtshäuser haben entsprechende Abläufe dafür etabliert. In dieser Zeit liegt das Baby meist auf dem Bauch der Mutter und wird mit Handtüchern warmgehalten.

Bei Zweifeln oder Fragen sprich das Thema beim Team vor Ort an – zum Beispiel beim Info-Abend des Kreißsaals oder bei der Anmeldung zur Geburt. Um auf Nummer sicher zu gehen, kannst du das späte Abnabeln auch in deinem Geburtsplan festhalten.

Wichtig ist: Bei Notfällen steht die Gesundheit von Mutter zudem Kind an erster Stelle. Dann kann ein sofortiges Abnabeln nötig sein, das sollte dir bewusst sein. Ein offenes Gespräch im Vorfeld mit dem Geburtsteam hilft, Erwartungen zu klären und schafft Vertrauen, dass im entscheidenden Moment die bestmögliche Entscheidung für dein Kind getroffen wird.

Gibt es Alternativen zum Auspulsieren?

Ist ein schnelles Abnabeln nötig, kann die Nabelschnur auch sanft in Richtung Baby ausgestrichen werden. Das kann ähnliche Vorteile für den Eisenspeicher und den Kreislauf haben wie das späte Abnabeln.

Gleichzeitig wird diskutiert, ob die plötzliche Blutverschiebung das fragile Gefäßsystem sehr unreifer Frühchen belasten könnte. Die DGGG-Leitlinien für Frühgeburten sprechen sich daher gegen das Ausstreichen der Nabelschnur bei Frühgeborenen vor SSW 28+0 aus.

Die WHO empfiehlt das Ausstreichen nicht routinemäßig, sondern nur gezielt und durch erfahrene Fachkräfte. 

Fazit: Lohnt sich das späte Abnabeln?

Für dich als werdende Mutter bedeutet das Thema „Auspulsieren der Nabelschnur” vor allem: Du kannst mitentscheiden. Wenn du weißt, die Vorteile das A späte Abnabeln für dein Baby haben kann – etwa bessere Eisenwerte oder eine stabilere Sauerstoffversorgung – kannst du diesen Wunsch bewusst in deinen Geburtsplan aufnehmen.

Sprich am besten schon vor der Geburt mit deiner Hebamme oder dem Geburtsteam darüber. Viele Kliniken und Geburtshäuser unterstützen das späte Abnabeln inzwischen ganz selbstverständlich.

Wichtig zu wissen ist aber auch: Nicht jede Geburt läuft wie geplant. In medizinischen Notfällen kann es nötig sein, die Nabelschnur früher zu durchtrennen. Vertraue darauf, dass das Team in solchen Momenten im besten Interesse deines Kindes handelt.

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Quellen

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✔ Inhaltlich geprüft am 25.07.2025
Dieser Artikel wurde von Christine Müller geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Carolin Severin

Carolin ist zweifache Mama und leidenschaftliche Familien-Redakteurin. Sie beschäftigt sich schon seit über 10 Jahren hauptberuflich mit allem, was (werdende) Eltern interessiert. Bei Babelli versorgt sie euch mit Informationen und News rund ums Thema Schwangerschaft. Dabei ist es ihr besonders wichtig, komplexe medizinische Themen verständlich und sensibel aufzubereiten und dabei möglichst Sorgen und Ängste zu nehmen. Dafür arbeitet sie eng mit unserer Expertin Hebamme Emely Hoppe zusammen.