Weil ein Baby falsch liegt, kann es zuerst nur halb geboren und dann ganz gerettet werden.
Es klingt wirklich kurios, ist aber tatsächlich so geschehen und wird in der Pressemitteilung der Kreisspitalstiftung in Neu-Ulm wie folgt beschrieben:
Das Baby von Ruth Wambui Piller liegt in Steißlage, als die Wehen einsetzen. Nach einem Blasensprung in der Nacht und zu Hause machen sich die werdenden Eltern auf den Weg in die Donauklinik. Dort ist eine äußere Wendung geplant, damit eine „normale“ Geburt folgen kann. Doch der kleine Samuel hat es eilig und so kommen auf dem Klinikparkplatz schon die winzigen Füßchen zur Welt.
„So beginnt der Tag für das geburtshilfliche Team der Donauklinik turbulent.“
Zwei Ärztinnen und eine Hebamme verschaffen sich erst einmal einen Überblick und bringen die werdende Mutter auf einer Liege in den Kreißsaal. Dort wartet bereits ein Notfallteam aus Geburtshelfern, Hebammen, Anästhesisten, Anästhesie- und OP-Fachpflegekräften. Denn zwischenzeitlich war bereits der gesamte Rumpf geboren.
„Es bestand dadurch die hochriskante Situation, dass der Körper des Kindes bis auf den Kopf geboren war, ohne dass dieser folgte. Jetzt konnte nur noch der Notkaiserschnitt helfen“, heißt es in der Pressemitteilung weiter.
Es werden Vorbereitungen für einen Notkaiserschnitt getroffen. Die Hoffnung, dass „mit den nächsten Wehen auch der Kopf geboren werden würde“ muss dann aufgegeben werden. Beide Arme des Kindes sind „nach oben geschlagen“ und so ist der Umfang des Kopfes und der Arme zu groß, um durch die Scheide zu passen. „Auch manuelle Lösungsversuche der Geburtshelfer können die vaginale Geburt nicht ermöglichen.“
Per Notkaiserschnitt kommt dann innerhalb von 5 Minuten ein kleiner Junge, der nun Samuel heißt, auf die Welt. Nach dem Stress durch die erste „halbe“ Geburt und dann durch den Kaiserschnitt brauchte der kleine Junge erst Unterstützung. Laut Klinik erholte er sich aber schnell.
„Tief beeindruckt hat uns die, trotz Todesangst und Sorge um ihr Kind, ruhige Mitarbeit der Gebärenden“, berichtet der Chefarzt der Abteilung, Priv. Doz. Dr. Andreas Reich. Die werdende Mutter stand, laut Mitteilung, während der Geburt unter dem Eindruck der geburtshilflichen Risiken in ihrer Heimat Kenia. Auf der Wochenstation schildert Ruth Wambui Piller, dass Frauen in den ländlichen Regionen Kenias, die ein Kind aus Steißlage erwarten, häufig ihr Kind oder das eigene Leben verlieren.
In Deutschland ist die Geburt für Mutter und Kind sehr sicher, steht in dem Bericht zur Geburt von Samuel weiter: „Dies wird durch eine gute Schwangerenvorsorge mit einer frühzeitigen Risikodetektion und durch einen großen Personaleinsatz gewährleistet. Dadurch kann erreicht werden, dass auch auf unerwartete Notfälle schnell reagiert werden kann. So wie letzten Mittwoch in der Donauklinik, wo innerhalb von 3 Minuten 12 Fachkräfte Mutter und Kind betreuten.“
Quellen
- Kliniken der Kreißspitalstiftung: Pressemitteilung: In meiner Heimat wären wir vielleicht gestorben https://www.kliniken-kreisspitalstiftung.de/kliniken/presse/Pressemitteilungen-2020-2022/2023-03-28-PM-glueckliche-geburt.pdf (abgerufen am 04.03.2023)