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Niedriger Blutdruck in der Schwangerschaft: Symptome, Ursachen, Risiken

Ärztin misst schwangerer Frau den Blutdruck.
Ist ein niedriger Blutdruck in der Schwangerschaft gefährlich? / Bild © Halfpoint, Adobe Stock

Ein niedriger Blutdruck in der Schwangerschaft ist meist harmlos, er kann jedoch Komplikationen bergen. Wir erklären dir, wie sich eine Hypotonie auf dich und dein Baby auswirken kann, welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt und was du selbst gegen einen niedrigen Blutdruck tun kannst.

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein niedriger Blutdruck in der Schwangerschaft ist meist auf die Umstellung der Hormone zurückzuführen; er kann jedoch auch andere Ursachen haben.
  • Wird der niedrige Blutdruck von Symptomen wie Schwindel, Augenflimmern oder Kopfschmerzen begleitet, sollte die Ursache abgeklärt werden.
  • Liegt der Schwangerschaftshypotonie keine Erkrankung zugrunde, ist sie meist harmlos; Begleitsymptome wie Schwindel oder Ohnmacht können jedoch zu gefährlichen Situationen führen.
  • In extremen Fällen kann ein zu niedriger Blutdruck in der Schwangerschaft eine Unterversorgung des Babys auslösen.

Ab welchem Wert ist der Blutdruck zu niedrig?

Blutdruckwerte unter 120/80 mmHg gelten gemeinhin als „normal“. Von Hypotonie, also einem tiefen Blutdruck, spricht man bei Werten unter 100/60 mmHg. Aber: Manche Frauen haben von Natur aus einen tiefen Blutdruck und in der Schwangerschaft selbst bei Werten von 90/60 keinerlei Beschwerden. Solange du dich gut fühlst und sich dein Baby im Bauch normal entwickelt, ist alles in Ordnung.

Wie äußert sich ein niedriger Blutdruck in der Schwangerschaft?

Viele Menschen, die einen tiefen Blutdruck gewöhnt sind, haben keine oder nur selten Beschwerden. Da ein niedriger Blutdruck jedoch zu einer schlechteren Durchblutung des Gehirns und des gesamten Körpers führen kann, sind folgende Begleitsymptome möglich:

  • Schwere oder geschwollene Beine, möglicherweise Krampfadern
  • Schwindel bis hin zu Flimmern vor den Augen, insbesondere beim Aufstehen
  • Ohnmachtsanfälle
  • Müdigkeit, Abgeschlagenheit
  • Kopfschmerzen
  • Ohrensausen
  • ungewöhnlich schneller Herzschlag, da das Herz versucht, der verringerten Durchblutung entgegenzuwirken, indem es mehr Blut und Sauerstoff in den Organismus pumpt
  • kalte Hände und Füße aufgrund der schlechteren Durchblutung.

Geht der niedrige Blutdruck mit Begleiterscheinungen wie Schwindel oder Ohnmacht einher, wird dein Arzt oder deine Ärztin genauer hinschauen und die Ursache deiner Beschwerden abklären.

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Mögliche Ursachen einer Hypotonie

In den meisten Fällen ist der niedrige Blutdruck auf die schwangerschaftsbedingte, hormonelle Veränderung zurückzuführen, die sich auch auf das Herz-Kreislaufsystem auswirkt (dazu gleich mehr). Aber: Nicht immer ist ein niedriger Blutdruck hormonell bedingt. Als Auslöser einer Hypotonie kommen – wenn auch seltener – weitere Ursachen infrage:

  • Schilddrüsenerkrankung
  • Herzerkrankung / Herzschwäche (Herzinsuffizienz)
  • Medikamenteneinnahme (unter anderem können harntreibende oder beruhigende Medikamente zu einem Blutdruckabfall führen)
  • Umwelteinflüsse (etwa hohe Temperaturen, eine hohe Luftfeuchtigkeit oder ständige Wetterumschwünge)
  • erbliche Faktoren (der niedrige Blutdruck hat keine krankhafte Ursache, sondern ist genetisch bedingt)
  • Eisenmangel

Falls dir ein zu niedriger Blutdruck in der Schwangerschaft Probleme bereitet, sollte die genaue Ursache abgeklärt werden. Nur so kann dein Arzt oder deine Ärztin gegebenenfalls die notwendige Therapiemaßnahme in die Wege leiten.

Stellt ein niedriger Blutdruck in der Schwangerschaft ein Risiko dar?

Bei vielen Frauen sinkt der diastolische Wert (der „untere“ Blutdruckwert) in der Schwangerschaft um 5 bis 10 mmHg. Liegt dem niedrigen Blutdruck keine Erkrankung zugrunde, ist er meist harmlos. Ein dauerhaft deutlich zu niedriger Blutdruck kann jedoch zu Komplikationen führen. Auch das jeweilige Schwangerschaftsdrittel spielt bei der Beurteilung der Hypotonie eine Rolle.

Niedriger Blutdruck im ersten Trimester

Zu Beginn der Schwangerschaft ist der Blutdruck bei vielen schwangeren Frauen niedrig. Wie so häufig sind die Hormone schuld. Genau genommen die Hormone Östrogen und Progesteron. Diese werden in der Schwangerschaft vermehrt gebildet und sorgen dafür, dass sich die Gefäße erweitern, damit die Gebärmutter und der Embryo optimal mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden. Die „geweiteten“ Gefäße führen dazu, dass das Blut schneller in den Beinen „versackt“. Ein niedriger Blutdruck ist in dieser frühen Phase der Schwangerschaft somit normal und selten gefährlich.

Niedriger Blutdruck im zweiten Trimester

Im zweiten Trimester normalisiert sich der Blutdruck bei vielen Frauen wieder. Es kann jedoch sein, dass er weiterhin niedrig bleibt. Ein niedriger Blutdruck im zweiten Trimester ist in den meisten Fällen ebenfalls unbedenklich, sofern keine Erkrankung dahintersteckt. Deine Hebamme und deine Ärztin oder dein Arzt werden deine Werte durch die Schwangerschaftskontrolltermine stets im Blick haben.

Niedriger Blutdruck im dritten Trimester

Im letzten Trimester kann der Blutdruck erneut leicht absinken. Dein Kind wächst nun besonders viel. Zudem produziert dein Körper jetzt vermehrt Blut. Solange du dich wohlfühlst, ist ein niedriger Blutdruck im letzten Schwangerschaftsdrittel harmlos. Dennoch werden deine Hebamme und deine Ärztin die Blutdruckwerte sowie die Entwicklung deines Kindes im Blick behalten, um auf etwaige Komplikationen (dazu gleich mehr) reagieren zu können.

Gut zu wissen: Solltest du im letzten Schwangerschaftsdrittel vermehrte unter Schwindel, Übelkeit oder Ohnmacht leiden, könnte es sein, dass dein Baby auf die große Hohlvene drückt (Vena-cava-Syndrom). Dadurch wird der Blutrückfluss zum Herzen behindert und es kommt zu einem Blutdruckabfall. Das Vena-cava-Syndrom tritt vor allem im Liegen in Rückenlage auf, es kann jedoch auch durch langes Stehen ausgelöst werden. Durch einen Positionswechsel tritt schnell Besserung ein.

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Mögliche Komplikationen einer Schwangerschaftshypotonie

Ein niedriger Blutdruck kann zur Gefahr werden, wenn die Hypotonie von starkem Schwindel begleitet wird. Ein Sturz der Mutter auf den Bauch infolge eines solchen Schwindelanfalls oder einer Ohnmacht könnte das ungeborene Kind gefährden. 

Weiterhin besteht in extremen Fällen ein Risiko der Unterversorgung des Ungeborenen. Sinkt der Blutdruck sehr stark ab und ist der Blutrückfluss zum Herzen über längere Zeit gestört, beeinträchtigt dies die Blutzufuhr zu sämtlichen Organen. Infolgedessen kann die Gebärmutter samt Plazenta nicht ausreichend durchblutet und mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden. Eine Unterversorgung kann beim Ungeborenen zu Entwicklungsstörungen führen.

Übrigens: Lange dachte man, es bestehe ein Zusammenhang zwischen einem niedrigen Blutdruck und einem geringen Geburtsgewicht. Eine umfassende Studie aus dem Jahr 2023 konnte einen solchen Zusammenhang jedoch nicht bestätigen.

Wann zum Arzt bei niedrigem Blutdruck in der Schwangerschaft?

Bei deinen Schwangerschaftskontrollterminen gehört eine Blutdruckmessung routinemäßig dazu. Bei auffällig niedrigen Werten wird dich deine Frauenärztin intensiver zu deinem Befinden befragen.

Unbedingt zum Arzt solltest du, wenn dir häufig schwindelig ist, dir beim Aufstehen manchmal schwarz vor Augen wird oder du sogar bereits ohnmächtig geworden bist.

Wie wird ein niedriger Blutdruck in der Schwangerschaft behandelt?

Ein niedriger Blutdruck kann medikamentös behandelt werden. In der Schwangerschaft wird die Notwendigkeit von Medikamenten jedoch genau abgewogen. Schwangerschaftshypotonien, denen keine Erkrankung zugrunde liegt, sind oft bereits durch kleine Maßnahmen in den Griff zu bekommen (etwa durch das Tragen von Kompressionsstrümpfen) und bedürfen keiner medikamentösen Behandlung.

Was du selbst tun kannst!

Folgende Maßnahmen können dazu beitragen, den Blutdruck zu senken:

  • Mit erhöhtem Oberkörper schlafen: Lege dich mit leicht erhöhtem Oberkörper schlafen. Das kann dazu beitragen, morgendlichen Blutdruckschwankungen vorzubeugen.
  • Morgengymnastik: Führe nach dem Aufwachen kleine Gymnastikübungen im Bett durch (Radfahren in der Luft, Füße kreisen lassen etc.). Dadurch wird die Waden-Muskel-Pumpe aktiviert, das Blut aus den Venen heraustransportiert und der Rückstrom des Blutes zum Herzen verbessert.
  • Ein Glas Wasser vor dem Aufstehen: Trinke vor dem Aufstehen ein großes Glas Wasser. Das kann den Blutdruck erhöhen.
  • Langsam aufstehen: Richte deinen Oberkörper nach der Morgengymnastik für ein oder zwei Minuten auf und setze dich anschließend noch kurz auf den Bettrand, bevor du endgültig aufstehst. So kannst du Schwindel durch zu rasches Aufstehen vermeiden.
  • Bewegung: Schwimmen, Schwangerschaftsyoga oder gemütliche Spaziergänge kurbeln den Kreislauf tagsüber an und bringen deinen Körper auf Touren. Wichtig: Hör auf deinen Körper und überanstrenge dich nicht!
  • Ruhepausen: Bewegung ist wichtig, um den Kreislauf anzukurbeln und Schwindel vorzubeugen. Aber: Es ist genauso wichtig, dass du dir ausreichend Ruhepausen gönnst und Stress möglichst vermeidest. Baue kleine Ruheinseln in deinen Alltag ein. Ideal zum Entspannen sind Meditation und autogenes Training.
  • Wechselduschen: Dusche mit kaltem und warmem Wasser. Dadurch ziehen sich die Blutgefäße abwechselnd zusammen und weiten sich wieder. Das regt den Kreislauf an. Einen vergleichbaren Effekt haben Kneipp'sche Güsse oder Wassertreten. Auch ein Bad mit Rosmarin kann anregend wirken.
  • Bürstenmassagen: Massiere deine Beine mit einer Bürste. Das lässt sich prima mit einer Wechseldusche kombinieren, kann aber auch „trocken“ durchgeführt werden.
  • Bei Schwindel Beine hochlegen: Falls du unter starkem Schwindel leidest, hilft es, wenn du deine Beine hochlegst. So wird das Blut aus den Beinen leichter in den oberen Körperbereich transportiert. Dadurch kann insbesondere das Gehirn besser durchblutet werden. Wichtig: Im letzten Schwangerschaftsdrittel solltest du dich besser nicht auf den Rücken legen. Dadurch könnte die Gebärmutter auf die Vena cava drücken. Das würde den Schwindelanfall weiter verstärken. Lege dich in diesem Fall auf die Seite.
  • Kompressionsstrümpfe: Eng anliegende Kompressions- bzw. Stützstrümpfe fördern den Blutrückfluss zum Herzen und vermeiden, dass sich das Blut in den Beinen staut. Durch den verbesserten Blutrückfluss unterstützt du deinen Kreislauf.
  • Ausreichend Trinken: Achte darauf, ausreichend Flüssigkeit zu dir zu nehmen. Ideal sind Wasser, ungesüßter Tee oder stark verdünnte Saftschorlen. Die Flüssigkeitszufuhr sorgt für eine gute Blutzirkulation. Denn Trinken trägt dazu bei, das Blutvolumen zu erhöhen und den Blutdruck aufrechtzuerhalten.
  • Mehrere kleine Mahlzeiten: Iss mehrere kleine, statt wenige große Mahlzeiten. Nach großen Mahlzeiten wird für die Verdauung viel Blut gebraucht. Das kann Schwindel begünstigen. Außerdem erhältst du durch mehrere kleine Mahlzeiten den Blutzuckerspiegel aufrecht und kannst Kreislaufproblemen vorbeugen. Ein niedriger Blutzuckerspiegel kann dazu führen, dass der Blutdruck absackt.
  • Gesund essen: Achte auf eine ausreichende Salz- und Mineralienzufuhr. Salz bindet Wasser, erhöht das Blutvolumen und somit den Blutdruck. Auch eine eiweißreiche Kost wirkt sich positiv auf den Blutdruck aus.
  • Hin und wieder Beine vertreten: Wenn du viel stehst oder sitzt, versackt das Blut in den Beinen. Dieses Blut fehlt dem Kreislauf vorübergehend zur Aufrechterhaltung des normalen Blutdrucks. Vertrete dir hin und wieder die Beine. Dadurch kurbelst du den Kreislauf an und beugst dem Absinken des Blutdrucks vor. Das Motto lautet: Besser gehen, statt sitzen oder stehen.

Auch Kaffee regt den Kreislauf an. Das darin enthaltene Koffein lässt den Blutdruck ansteigen. Wichtig: Du solltest Kaffee in der Schwangerschaft nur in Maßen trinken und auf zusätzliche Softdrinks mit Koffein verzichten.

Fazit: Niedriger Blutdruck in der Schwangerschaft meist harmlos

Wenn dir in der Schwangerschaft ein niedriger Blutdruck Sorgen bereitet, können wir ein Stück weit Entwarnung geben. Solange du dich gut fühlst, stellt der tiefe Blutdruck normalerweise kein Risiko dar. Zumal deine Werte bei den Vorsorgeuntersuchungen regelmäßig kontrolliert werden. Dein Arzt oder deine Ärztin wird deinen Blutdruck also im Blick haben. Sei unbesorgt und genieße deine Schwangerschaft. 

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Quellen

✔ Inhaltlich geprüft am 08.11.2024
Dieser Artikel wurde von Emely Hoppe geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Patricia Schlösser-Christ

Patricia widmet sich als Kulturanthropologin mit Leidenschaft der Kindheits- und Familienforschung. Ihre liebsten (und herausforderndsten) „Studienobjekte“ sind ihre beiden kleinen Töchter. Wenn sie nicht gerade Feldforschung im Kinderzimmer ihrer kleinen Rasselbande betreibt, powert sie sich beim Handball aus.

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