Close Babelli.deBabelli.de

Pilze fürs Baby: Ab wann und welche? 

Vater hält Kleinkind einen großen Waldpilz hin
Nicht alle Speisepilze sind für Babys und Kleinkinder unbedenklich. / Bild © Nikita Vasilchenko, Adobe Stock

Sind Pilze schon für Beikost geeignet und darf mein Baby oder Kleinkind Waldpilze essen? Wir klären wichtige Elternfragen rund um Champignons, Pfifferlinge und andere beliebte Pilzarten.

Das Wichtigste in Kürze

  • Pilze werden generell erst ab 12 Monaten empfohlen
  • Danach eignen sich Zuchtpilze wie Champignons am besten
  • Achte auf frische Ware und gare stets durch
  • Auf Waldpilze wegen möglicher Belastungen lieber verzichten

Eine persönliche Anekdote: 

Ich unterhalte mich auf dem Spielplatz kurz mit anderen Eltern, während meine damals einjährige Tochter erstaunlich still neben mir auf dem Boden sitzt. Als ich hinschaue, untersucht sie gerade einen Pilz, von dem bereits ein Stück fehlt. In Panik greife ich ein und stelle fest, dass es sich um einen scheinbar sehr schmackhaften, kleinen, perfekten Steinpilz handelt. Sie kaut genüsslich. Glück gehabt? Die Tochter weint und will ihren Pilz zurückhaben. Ich fische das Stück aus ihrem Mund, unterdrücke mein schlechtes Gewissen und frage mich: 

Dürfen Babys und Kleinkinder schon Pilze essen? Und wenn ja, welche?

Pilze sind kein offizieller Teil der Beikost im ersten Jahr

Viele Lebensmittel dürfen gleich nach dem Beikoststart nach und nach eingeführt werden. Für Pilze gilt das nicht unbedingt. Denn offiziell sind sie kein Teil des Beikostplans im ersten Lebensjahr. Das liegt daran, dass sie Kinder wegen fehlender Backenzähne nur schwer zerkauen können. Zudem kann der noch unreife Darm das Chitin des Pilzkörpers nur schlecht verdauen. Meist landen die Pilze deshalb genau so in der Windel, wie sie oben in den Mund hineinkamen. 

Kleine Mengen kannst du dennoch anbieten

Pilze wie Champignons enthalten Ballaststoffe, Eiweiß, Vitamin B2, Niacin, Kupfer und viel Wasser. Weil sie jedoch schwer verdaulich sind, werden sie allgemein erst ab dem 2. Lebensjahr empfohlen und auch dann nur in kleinen Mengen. 

Falls du es dennoch probieren willst, solltest du ein paar Dinge beachten, um das Risiko zu minimieren:

  • Wähle frische Zuchtchampignons (mehr dazu weiter unten)
  • Gare die Pilze gut durch, um Keime und Wurmeier abzutöten
  • Zerkleinere sie, damit sie nicht im Hals steckenbleiben können
  • Achte auf Verdauungsprobleme

Falls dein Kind Bauchschmerzen, Blähungen oder Durchfall bekommt, warte lieber noch ein paar Wochen bis Monate ab und versuche es dann erneut.

<span style="align:center; font-size: 18px">Video-Empfehlung:</span> <style> native-player { aspect-ratio: 16/9; display: block; } </style> <script type="text/javascript" src="//syndication.target-video.com/native-player.js" async=""></script> <native-player></native-player>

Waldpilze frühestens ab dem Kleinkindalter?

Manche Menschen sammeln leidenschaftlich gern Pilze im Wald. Kein Wunder. Denn wer sich gut auskennt, spart viel Geld und kann seinen Speiseplan mit Steinpilzen, Maronen, Schirmpilzen und anderen schmackhaften Sorten bereichern.

Trotzdem sind wildwachsende Speisepilze noch nichts für Babys. Und auch für ältere Kinder sind sie eigentlich nicht geeignet. Von offizieller Seite wird von Waldpilzen für Kinder und Schwangere ganz abgeraten.

Warum?

Radioaktivität, Schwermetalle und Wurmeier

Je nach Region sind viele Pilze in Deutschland und umgebenden Ländern nach dem atomaren Unfall in Tschernobyl 1986 noch immer mit Radioaktivität, vor allem Cäsium-137 belastet. Die gemessenen Werte unterscheiden sich nicht nur stark von Standort zu Standort, sondern auch von Art zu Art. Die schmackhaften Maronenröhrlinge und Semmelstoppelpilze speichern mitunter viel davon. Andere Pilzarten wie Parasole scheinen weniger betroffen zu sein. Leider sieht man es den Pilzen nicht an. 

Mehr Informationen zu besonders belasteten Regionen und Arten findest du beim Bundesamt für Strahlenbelastung.

Dazu kommt: In allen Böden finden sich Schwermetalle wie Cadmium oder Quecksilber in unterschiedlicher Konzentration. Auch sie können sich in den Pilzen ablagern. An den Waldpilzen können zudem Eier vom Fuchsbandwurm oder Lungenwurm kleben, letzter wird durch Schnecken übertragen.

Radioaktivität kann das Schilddrüsengewebe und andere Körperzellen dauerhaft schädigen und gilt als krebserregend. Schwermetalle wirken vor allem auf das Nervensystem und genannte Wurmarten sind durchaus gefährlich.

Weil sich noch entwickelnde Kinder besonders empfindlich sind, solltest du Waldpilzgenuss daher gut abwägen und es im Zweifel nicht übertreiben. Achte stets darauf, die Pilze gut zu kühlen und sicher zuzubereiten. Dazu gleich mehr.

Zuchtpilze sind unbedenklich, müssen aber frisch sein

Zuchtpilze wie Champignons, Kräuterseitlinge oder Austernpilze werden nicht draußen angebaut und geerntet, sondern wachsen in Hallen auf geeigneten Unterlagen. Deshalb enthalten sie in der Regel kaum Schadstoffe oder Keime, speichern aber auch kein Vitamin D.

Wichtig ist, dass du nur frische, durchgegarte Pilze verwendest – das gilt für Zuchtpilze und Waldpilze gleichermaßen. Denn wenn Pilze altern, bilden sich Giftstoffe, die in größeren Mengen schwere Vergiftungserscheinungen hervorrufen können.

Frische Champignons sind:

  • prall und fest,
  • ohne dunkle Flecken,
  • haben weiße Schnittstellen,
  • einen geschlossenen Kopf mit hellen Lamellen und
  • riechen angenehm nussig.

Im Handel erhältliche Pfifferlinge und Steinpilze kommen immer aus dem Ausland, meist aus osteuropäischen Ländern in Tschernobyl-Nähe. Denn in Deutschland sind sie geschützt und dürfen nicht kommerziell entnommen werden. Wegen der längeren Transportwege sind gerade Pfifferlinge oft schon verdorben, wenn sie im Laden ankommen. Für Schwangere, Babys und Kleinkinder sind sie daher eher nicht geeignet.

Pilze richtig zubereiten, kühlen und aufwärmen

Pilze enthalten Proteine, die denen von Fleisch ähnlich sind. Deshalb verderben sie schnell. Wichtig ist also, dass du:

  • nur frische Ware verwendest, 
  • die Pilze ohne Folie in einer Papiertüte kühl lagerst,
  • sie schnell verbrauchst und 
  • gut durchgarst, um etwaige Bakterien oder Parasiten abzutöten.

Waschen musst du Pilze nur bei starker Verschmutzung. Danach solltest du den Pilz gut trocknen. Bei Zuchtpilzen reicht Abreiben oder Abbürsten in der Regel völlig aus. Auch die Haut musst du nicht entfernen. Jedoch solltest du ein Stück vom Stiel abschneiden – so kannst du auch den Frischegrad besser erkennen – und Druckstellen unbedingt entfernen.

Für alle Pilzarten gilt: Reste von frisch zubereiteten Pilzgerichten solltest du schnell herunterkühlen. Nur dann kannst du sie noch einmal erwärmen. Übriggebliebene TK-Mahlzeiten solltest du dagegen nicht noch einmal warm machen, das gilt auch für Fertiggerichte. 

Denn Sauerstoff und Wärme zersetzen das Pilzeiweiß und leberschädigende Toxine entstehen, die dein Kleinkind noch nicht schnell genug abbauen kann.

Fazit

So lecker Pilze auch sein mögen, sind sie nur bedingt für Babys geeignet. Kleinkinder ab einem Jahr können sie ab und zu, in kleinen Mengen und gut durchgegart bekommen. Am besten greifst du zu frischen Zuchtpilzen wie Champignons, von Waldpilzen wird bei Kindern abgeraten. 

Guten Appetit!

59b7d889d4f545b3b1046f2be74fa5d2 - Pilze fürs Baby: Ab wann und welche? 

Quellen

✔ Inhaltlich geprüft am 05.10.2024
Dieser Artikel wurde von Emely Hoppe geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Anke Modeß

Als waschechte Berlinerin und späte Mutter eines Schulkindes schreibt Anke seit 7 Jahren über Themen, die Babyeltern im Alltag beschäftigen - am allerliebsten mit einer Prise Humor.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert