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Präeklampsie: Symptome, Risiken und Behandlung 

Verdacht auf Präeklampsie: Bei einer Schwangeren wird Blutdruck gemessen
Um eine Präeklampsie frühzeitig zu entdecken, werden regelmäßig dein Blutdruck gemessen und dein Urin kontrolliert. / Bild © natapetrovich, Adobe Stock

Sie gehört zu den häufigsten und zugleich gefürchtetsten Komplikationen in der Schwangerschaft: die Präeklampsie. Die Ursachen für die Bluthochdruck-Erkrankung sind bis heute unklar, aber man konnte inzwischen einige Risikofaktoren ausmachen. Alles, was du über die Präeklampsie wissen solltest, von den Symptomen über die Risiken, die Therapie und die Prävention, fassen wir hier für dich zusammen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Unter Präeklampsie versteht man eine schwangerschaftsbedingte Bluthochdruck-Erkrankung, bei der mindestens ein Organ betroffen ist.
  • Neben hohem Blutdruck weisen vermehrte Eiweißausscheidungen im Urin auf eine Präeklampsie hin.
  • Mögliche Begleiterscheinungen sind Kopfschmerz, Sehprobleme, Übelkeit, Bauchschmerzen oder eine verringerte Urinmenge.
  • Die Präeklampsie kann schwer verlaufen (Eklampsie, HELLP-Syndrom) und birgt große Risiken für Mutter und Kind.
  • Ziel ist es, die Erkrankung möglichst frühzeitig zu entdecken und ihr entgegenzuwirken. Wichtig dafür: Vorsorgetermine wahrnehmen!
  • Die Therapie besteht in der frühzeitigen Regulierung des Blutdrucks und notfalls in der vorzeitigen Entbindung.
  • Die Einnahme von Aspirin kann eine vorbeugende Wirkung haben.
  • Betroffene haben auch nach der Geburt ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und sollten regelmäßig dahingehend untersucht werden.

Präeklampsie: Was ist das?

Präeklampsie bezeichnet eine Bluthochdruck-Erkrankung, die während oder kurz nach der Schwangerschaft auftritt (auch: Gestationshypertonie, Schwangerschaftshochdruck). 

Zu ihren Leitsymptomen gehören neben dem erhöhten Blutdruck auch Eiweißausscheidungen im Urin. 

Es handelt sich bei der Präeklampsie um eine Multisystemerkrankung, das heißt, dass mindestens ein Organ betroffen und in seiner Funktion gestört ist. Typischerweise sind das die Plazenta, die Nieren, das zentrale Nervensystem, die Leber, das blutbildende System oder die Lunge. 

Die Ursachen der Präeklampsie sind bislang unklar. Unbehandelt kann sie aber ernste Folgen für Mutter und Kind haben. Sie zählt deshalb zu den gefürchtetsten, gleichzeitig aber auch zu den häufigsten schwerwiegenden Erkrankungen in der Schwangerschaft: Etwa 2 bis 5 Prozent aller Schwangeren sind betroffen und haben auch nach der Geburt noch ein erhöhtes Risiko für Folgeerkrankungen.

Früher bezeichnete man die Präeklampsie als Schwangerschaftsvergiftung. Heute nimmt man in der Medizin jedoch Abstand von diesem Begriff, da man inzwischen weiß, dass es sich hierbei nicht um einen tatsächlichen Vergiftungszustand des Körpers handelt.

Man unterscheidet zwei Arten der Präeklampsie, je nach Zeitpunkt des Auftretens:

  • die früh auftretende (early-onset) Präeklampsie: vor 34+0 SSW
  • die spät auftretende (late-onset) Präeklampsie: ab 34+0 SSW

Gefährlicher für Mutter und Kind ist die früh auftretende Präeklampsie, da sie länger anhalten und somit größeren Schaden anrichten kann, als spät auftretende Erkrankung.

Um mögliche Hinweise auf eine Präeklampsie frühestmöglich zu entdecken und darauf reagieren zu können, werden bei jeder Vorsorgeuntersuchung in der gynäkologischen Praxis oder bei der Hebamme dein Blutdruck und dein Urin kontrolliert. Deshalb ist es wichtig, dass du die Vorsorgetermine regelmäßig wahrnimmst.

Risiken für Mutter und Kind

Bleibt die Präeklampsie unentdeckt und wird dem erhöhten Blutdruck nicht entgegengesteuert, können die mütterlichen Blutgefäße Schaden nehmen, auch die an der Plazenta, sodass das Ungeborene nicht mehr ausreichend versorgt werden kann (Plazentainsuffizienz). Die Unterversorgung würde sich zunächst in Wachstumsverzögerungen zeigen und kann im schlimmsten Fall zum Entwicklungsstillstand und dem Tod des Fötus führen. Unabhängig davon steigt auch das Risiko für eine Frühgeburt.

Zudem kann die Präeklampsie, sollte sie nicht behandelt werden, zu schweren Krampfanfällen (Eklampsie) oder einer Leberfunktionsstörung (HELLP-Syndrom) führen. Beides kann für Mutter und Kind lebensbedrohlich sein.

Nicht zuletzt haben Frauen, die während der Schwangerschaft eine Präeklampsie hatten, auch im späteren Leben ein erhöhtes Risiko, Bluthochdruck und Folgeerkrankungen zu entwickeln. 

Sind Spätfolgen beim Kind denkbar?

In den meisten Fällen wird eine Präeklampsie dank der guten Screening-Möglichkeiten frühzeitig erkannt, sodass Spätschäden bei betroffenen Babys selten sind.

Sollte es wegen der Erkrankung zu einer Frühgeburt kommen, können sich daraus unter ungünstigen Umständen langfristige Folgen fürs Kind ergeben. Mehr dazu erfährst du in unserem Artikel: Frühgeburt: Anzeichen, Chancen, und Risiken

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Symptome einer Präeklampsie

Zusätzlich zur Hypertonie, also einem Bluthochdruck (über 140 zu 90 mmHg) und vermehrten Eiweißausscheidungen im Urin (Proteinurie) können sich noch andere Symptome einstellen. Welche Begleiterscheinungen es gibt, hängt aber immer davon ab, welches Organ oder welche Organe betroffen sind. 

Mögliche Anzeichen für eine Präeklampsie können sein:

  • starke Kopfschmerzen
  • Wassereinlagerungen an Händen, Gesicht und Füßen
  • Schmerzen im rechten Oberbauch
  • verringerte Urinmenge trotz normaler Flüssigkeitsaufnahme
  • plötzliche starke Gewichtszunahme
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Augenflimmern und andere Sehprobleme
  • Hörprobleme
  • Verwirrtheit
  • Atembeschwerden

Solltest du eines oder andere der oben genannten Symptome bei dir bemerken, sprich dies auf jeden Fall bei deiner Ärztin oder deinem Arzt an. 

Ursachen und Risikofaktoren 

Leider sind bis zum heutigen Tag keine genauen Auslöser für das Entstehen einer Präeklampsie bekannt. Man geht davon aus, dass die Ursachen in einer fehlerhaften Entwicklung der Plazenta beziehungsweise der Versorgungsstrukturen der Gebärmutter liegen. Warum es bei manchen Frauen aber dazu kommt, ist unklar.

Im Laufe der Zeit konnten aber Risikofaktoren ausgemacht werden, die die Entstehung einer Präeklampsie wahrscheinlicher machen:

  • Bluthochdruck bereits vor der Schwangerschaft
  • Diabetes mellitus
  • Übergewicht der Mutter
  • Alter der Mutter > 40 Jahre
  • Nierenerkrankungen
  • Autoimmunerkrankungen
  • Mehrlingsschwangerschaft
  • künstliche Befruchtung
  • genetische Veranlagung (Mutter oder Schwester waren bereits betroffen)
  • Präeklampsie in der vorangegangenen Schwangerschaft
  • Rauchen

Diagnose durch Screenings in allen Trimestern möglich

Um schweren Verläufen bestmöglich vorbeugen zu können, ist ein frühes Erkennen der Erkrankung wichtig. Wie oben schon erwähnt, werden deshalb im Rahmen der Schwangerenvorsorge regelmäßig der Blutdruck und der Urin untersucht.

Bei auffälligen Werten können im mütterlichen Blut weitere Biomarker für eine Präeklampsie kontrolliert werden (u.a. PlGF, VEGF, sFlt-1). Die Konzentration dieser Enzyme und Proteine im Einzelnen und ihr Verhältnis zueinander können den Verdacht auf eine Präeklampsie im Zweifel bestätigen oder ausschließen.

Präeklampsie-Test im Rahmen des Ersttrimesterscreenings

Im Rahmen des freiwilligen, nicht-invasiven Ersttrimestertests zwischen der 11. und 14. SSW kann unter anderem auch das Risiko errechnet werden, mit dem die Schwangere in (naher) Zukunft an einer Präeklampsie erkranken wird.

Zum Screening gehören:

  • die Messung des Blutdrucks nach einem bestimmten, in den Leitlinien vorgeschriebenen Schema
  • die Kontrolle des Urins auf Eiweißbausteine,
  • die Untersuchung des mütterlichen Bluts auf die Eiweiße PAPP-A und PlGF 
  • eine Ultraschalluntersuchung der gebärmutterversorgenden Blutgefäße 

Diese Daten lassen eine Aussage darüber zu, mit welcher Wahrscheinlichkeit sich eine Präeklampsie entwickeln wird. Die Vorhersagen haben dabei eine hohe Trefferquote: Bis zu 96 Prozent aller sich früh entwickelnden Präeklampsien und 57 Prozent aller spät auftretenden Erkrankungen können im Rahmen des Screenings erkannt werden.

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Die “Frühe Risikoermittlung für Präeklampsie” kann auch unabhängig vom Ersttrimestertest zwischen der 11. und 14. SSW erfolgen. Bei bestehenden Risikofaktoren übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten dafür, ansonsten ist er eine Selbstzahler-Leistung (ca. 150 Euro).

Präeklampsiediagnostik im 2. und 3. Trimester

Ab der 20. SSW ist eine (erneute) Blutuntersuchung auf die oben genannten Biomarker möglich. Diese ist als IGeL eine Selbstzahler-Leistung, es sei denn, es besteht ein begründeter Verdacht. In dem Fall zahlen die gesetzlichen Krankenkassen für die Untersuchung.

Behandlung der Präeklampsie

Da ihre Ursachen unbekannt sind, kann man lediglich die Symptome der Präeklampsie behandeln, in erster Linie den erhöhten Blutdruck. 

In leichten Fällen kann eine Ernährungsumstellung und körperliche Schonung dafür ausreichen. Wenn nicht, müssen blutdrucksenkende Medikamente eingenommen werden. Bei deiner Frauenärztin oder deinem Frauenarzt wärst du dafür in den richtigen Händen. Sie werden dir eine geeignete Therapie empfehlen, sollte es nötig sein.

Bei schweren Symptomen und Verlaufsformen kann eine Behandlung im Krankenhaus nötig werden. Dort würde unter kontrollierten Bedingungen der Blutdruck medikamentös gesenkt werden. In einigen Fällen käme auch eine Magnesium-Infusion infrage, um Krampfanfällen vorzubeugen.

Je nach Zeitpunkt des Auftretens und der Ausprägung der Präeklampsie gehört auch die vorzeitige Beendigung der Schwangerschaft zum Therapie-Spektrum. Unter Umständen kann eine Einleitung infrage kommen, wenn der Zustand für Mutter und Kind zu gefährlich wird. Hier wird immer individuell zwischen mütterlichem Wohlergehen und kindlicher Reife abgewogen. Sind beide stabil, kann vaginal oder per Kaiserschnitt entbunden werden.

Nach der Geburt sind die Symptome in der Regel schnell rückläufig und es besteht kein Risiko mehr. Eine Ausnahme davon kann das HELLP-Syndrom darstellen.

Prävention: Aspirin kann einer Präeklampsie vorbeugen

Eine 100 Prozent wirksame Vorbeugung gegen die Präeklampsie ist bisher nicht bekannt. Ein gesunder Lebensstil mit ausgewogener Ernährung und Sport kann aber grundsätzlich dazu beitragen, den Blutdruck zu regulieren.

Einen relativ neuen Ansatz zur Prävention stellt die Einnahme von niedrig dosierter Acetylsalicylsäure (ASS, Aspirin) dar. In Studien konnte die frühe Einnahme (< 16. SSW) das Auftreten einer Präeklampsie bei Frauen mit Risikofaktoren um rund 90 Prozent senken

Die aktuellen Leitlinien empfehlen daher die vorsorgliche Einnahme von ASS (100 bis 150 mg/Tag) für die Risikogruppe sowie Frauen mit positivem Screening-Befund.

Wir raten dringend davon ab, Medikamente ohne ärztlichen Rat einzunehmen! Bitte besprich jegliche Einnahme zuvor mit deiner Ärztin oder deinem Arzt. 

Wie geht es nach der Geburt weiter?

Normalerweise bessern sich die Symptome nach der Entbindung schnell. Zur Beobachtung wird die frisch gebackene Mutter nach der Geburt kontinuierlich überwacht, bis sich ihr Zustand stabilisiert hat. 

Je nach Ausprägung der Symptome kann es nötig sein, dass im Wochenbett und darüber hinaus regelmäßig der Blutdruck kontrolliert und gegebenenfalls weiter medikamentös reguliert wird.

Da eine Präeklampsie in der Schwangerschaft ein lebenslanges Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen birgt, ist eine strukturierte Nachsorge der Mutter mit regelmäßigen ärztlichen Check-ups dringend angeraten.

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Fazit

Die Präeklampsie gehört zu den ernsteren Komplikationen, die in der Schwangerschaft auftreten können. Leider ist bis heute nicht klar, wie sie genau entsteht und wie man sie sicher verhindern kann. 

Da aber viele Risikofaktoren bekannt sind und die Möglichkeiten der Diagnostik immer besser werden, wird eine Präeklampsie in der Regel frühzeitig entdeckt. Durch eine konsequente Behandlung kann schweren Verläufen so gut entgegengewirkt werden.

Wichtig dafür ist, die regelmäßigen Vorsorgetermine wahrzunehmen und bei unklaren Symptomen stets ärztlichen Rat einzuholen.

Hast du noch Fragen zur Präeklampsie? Dann stell’ sie uns in den Kommentaren!

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Quellen

✔ Inhaltlich geprüft am 07.01.2025
Dieser Artikel wurde von Emely Hoppe geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Carolin Severin

Carolin ist zweifache Mama und leidenschaftliche Familien-Redakteurin. Sie beschäftigt sich schon seit über 10 Jahren hauptberuflich mit allem, was (werdende) Eltern interessiert. Bei Babelli versorgt sie euch mit Informationen und News rund ums Thema Schwangerschaft. Dabei ist es ihr besonders wichtig, komplexe medizinische Themen verständlich und sensibel aufzubereiten und dabei möglichst Sorgen und Ängste zu nehmen. Dafür arbeitet sie eng mit unserer Expertin Hebamme Emely Hoppe zusammen.

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