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Rebozo: Sanfte Geburtshilfe mit einem Tuch?

Doula wendet Rebozo-Technik bei Schwangeren an
Das Rebozo-Tuch kann in der Schwangerschaft, zur Geburt und im Wochenbett eingesetzt werden. / Bild © Pixel-Shot, Adobe Stock

Hast du schon einmal von Rebozo gehört? Vielleicht hat die eine Freundin davon erzählt, deine Hebamme bietet Rebozo-Massagen an oder das Geburtshilfeteam sprach davon beim Vorstellungsabend. Wir erklären dir, was es damit auf sich hat und wie es die Schwangerschaft und Geburt unterstützen kann.

Das Wichtigste in Kürze

  • Rebozo ist ein traditionelles Tuch aus Mexiko. Es wird seit Jahrhunderten zur Unterstützung in Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett genutzt.
  • Immer mehr Hebammen und Doulas entdecken Rebozo als Methode der sanften Schwangeren- und Geburtsbegleitung neu.
  • Verschiedene Techniken entlasten Becken und Rücken, können Schmerzen lindern und eine geburtsgünstige Kindslage fördern.
  • Viele Frauen fühlen sich während oder nach einer Rebozo-Anwendung entspannter, geerdeter und aktiver am Geburtsprozess beteiligt.
  • Erste Studien zeigen Nutzen ohne Risiken, die Datenlage ist jedoch noch begrenzt.

Was ist Rebozo?

Der Begriff Rebozo bezeichnet ein traditionelles gewebtes Tuch, das ursprünglich aus Mexiko stammt und dort seit Jahrhunderten von Frauen verwendet wird, insbesondere während der Schwangerschaft, der Geburt und dem Wochenbett.

Das Rebozo, das für Außenstehende zunächst wie ein schönes Accessoire wirkt, hat in der indigenen Hebammenkunst eine tiefe praktische und symbolische Bedeutung: Es wird genutzt, um den Körper zu stützen, zu lockern, zu wärmen oder zu entspannen. Außerdem soll es dabei helfen, das Baby in eine optimale Geburtsposition zu bringen und die erste Phase der Geburt (Eröffnungsphase) zu fördern.

Wichtig: Beim Rebozo geht es nicht nur um die physische, sondern auch die spirituelle und emotionale Unterstützung der werdenden Mutter.

Je nachdem, wofür es eingesetzt wird – ob bei körperlichen Beschwerden in der Schwangerschaft, zur Geburtsvorbereitung, zur Unterstützung der Geburt oder als rituelle Begleitung im Wochenbett – kommen dafür verschiedene Rebozo-Techniken zum Einsatz. Sie basieren auf Erfahrungen von Geburtshelferinnen, die über Generationen weitergegeben wurden. 

Heute entdecken immer mehr Hebammen, Doulas und werdende Eltern diese uralte Methode neu als wohltuende und sanfte Methode der modernen Geburtsbegleitung

Rebozo in der Schwangerschaft

Als Bauchgurt und Beckenstütze

​​​​Um die Hüft- und Beckenregion zu entlasten, kann das Rebozo-Tuch straff um das Becken gebunden werden, wobei der Knoten vorne oder hinten unterschiedliche Wirkungen auf die Kreuz-Darmbein-Gelenke hat. 

Diese Technik kann bei Beckengürtel-Schmerzen vorübergehend Linderung schaffen, ersetzt aber keine fachärztliche Behandlung und sollte daher gezielt und nicht dauerhaft angewendet werden. Mehr dazu: Hüftschmerzen in der Schwangerschaft

Rebozo-Massagen zur Entspannung und Entlastung

Die körperlichen Veränderungen in der Schwangerschaft fordern häufig ihren Tribut: Verspannungen und Rückenschmerzen kennen wohl die meisten werdenden Mütter. Rebozo-Massagen können dann eine Wohltat sein und sollen auch Unruhe und Schlafprobleme lindern können.

Rebozo bei Lageanomalien des Babys

Eine weitere Einsatzmöglichkeit für Rebozo in der Schwangerschaft sind Lageanomalien des Babys – wenn es sich kurz vor der Geburt also nicht in der geburtsgünstigen “vorderen Hinterhauptslage” befindet, sondern in Sternengucker”-Position oder gar in Beckenendlage oder Querlage

Das Rebozo-Tuch wird dann von erfahrenen Geburtshelferinnen genutzt, um dem Baby eine Drehung zu ermöglichen oder es dabei sanft zu unterstützen, zum Beispiel durch Schaukelbewegungen des Beckens und Wiegen des Bauches. 

Rebozo während der Geburt

Auch während der Geburt kann der Rebozo unterstützend eingesetzt werden. Mit gezielten Techniken, etwa dem sanften Wiegen des Beckens, lassen sich Spannungen lösen und die Mobilität fördern, besonders in Phasen, in denen sich die Geburt verlangsamt oder die werdende Mutter Entlastung braucht. Die rhythmischen Bewegungen sollen dabei helfen, das Baby in eine günstigere Position zu bringen und die Wehenarbeit zu erleichtern. 

Manche Frauen berichten, dass sie sich durch die Rebozo-Techniken geerdeter, gehalten und aktiver am Geburtsprozess beteiligt fühlen. 

Ein weiterer Vorteil: Mit etwas Übung und Anleitung kann auch der Partner oder die Partnerin die Geburt mit dem Rebozo aktiv begleiten. Das stärkt die emotionale Bindung des Paares, gibt der Gebärenden Sicherheit und fördert ein gemeinsames Geburtserlebnis.

Rebozo nach der Geburt

Auch im Wochenbett bietet das Rebozo verschiedene Anwendungsmöglichkeiten, um die körperliche und emotionale Rückbildung nach der Geburt zu unterstützen. 

Eine der bekanntesten Traditionen ist das „Closing the Bones“-Ritual. Es kombiniert Massagen und das achtsame Einwickeln von Körperpartien wie Becken und Bauch mit Tüchern. Ziel ist die Stabilisierung des Beckens, die Entlastung des Gewebes und die Unterstützung beim emotionalen wie körperlichen Verarbeiten der Geburtserfahrung. 

Beliebte Rebozo-Techniken: Schaukeln, wiegen, schütteln

Es gibt zahlreiche überlieferte Rebozo-Techniken, die je nach Situation und Beschwerden zu Einsatz kommen können. Einige der beliebtesten möchten wir dir hier kurz vorstellen. 

WICHTIG: Diese Übungen sollten nur durch geschulte und erfahrene Personen durchgeführt werden! Wenn du dich für die Rebozo-Techniken interessierst, suche dir einen entsprechenden Workshop in deiner Nähe oder bitte eine erfahrene Hebamme oder Doula um Anleitung.

Rebozo-Schaukeln (Hip Rocking, Jiggling)

Beim Rebozo-Schaukeln werden die Hüften der Schwangeren mithilfe sanft hin und her bewegt. Das kann im Stehen oder Liegen geschehen. Das Schaukeln kann entspannend wirken, Schmerzen lindern, die Wehen in Gang bringen oder dem Baby helfen, eine bessere Position zu finden. Die Bewegung entlastet den Rücken, lockert verspannte Muskeln und kann sogar die Atmung erleichtern und den Kreislauf anregen.

Bauch-Wiegen (Bump rocking)

Bei dieser Technik kniet die Schwangere auf Händen und Knien, meist über einen Geburtsball, ein Sofa oder einen Stuhl gelehnt. Das Rebozo wird locker unter dem Bauch durchgezogen, vorsichtig angehoben und anschließend ganz sanft gewiegt. So sollen Verspannungen der Bauch- und Lendenmuskulatur gelöst und das Bindegewebe (Faszien) gelockert werden, um mehr Raum für das Baby zu schaffen.

Rebozo-Schütteln (Shaking the apples)

Die Technik mit dem amüsanten Titel ist wohl die beliebteste Anwendung des Rebozo-Tuchs unter der Geburt. Hier kniet die Gebärende auf Händen und Knien oder steht nach vorne über einen Geburtsball, ein Sofa oder einen Stuhl gebeugt. Das Rebozo-Tuch wird fest um das Gesäß und die Hüftknochen gelegt. Anschließend wird es sanft, aber rhythmisch bewegt – eine Art feines „Schütteln“ oder „Jiggling“.

Diese Vibration lockert die Bänder und Muskeln im Beckenbereich, einschließlich des Beckenbodens, und kann während der Wehen Schmerzlinderung verschaffen. Sie wirkt auch auf die inneren Organe (Viszera) und hilft, Spannungen zu lösen. So soll mehr “Balance” in den Bauchraum gelangen, was dem Baby dabei helfen soll, sich in eine günstige Position zu drehen oder tiefer ins Becken zu rutschen.

Wissenschaftliche Erkenntnisse zu Rebozo

Die Datenlage zum Rebozo ist aufgrund weniger Studien und uneinheitlicher Methoden noch stark begrenzt. Ob die Techniken also wirklich einen (positiven) Effekt auf die Schwangerschaft und Geburt haben, ist nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten noch unklar. Erste Untersuchungsergebnisse und Fachartikel deuten aber zumindest darauf hin, dass sie die Geburtserfahrung verbessern können.

Besonders spannend: In den meisten Studien konnten Rebozo-Techniken (zum Teil in Kombination mit anderen Methoden) die empfundenen Geburtsschmerzen verringern und zu einer höheren Zufriedenheit mit dem Geburtserlebnis beitragen. Teilweise wurden auch kürzere Geburtsverläufe und bessere kindliche Positionen beobachtet. 

Die Methode wurde von den meisten Frauen gut angenommen, unerwünschte Nebenwirkungen wurden bisher nicht berichtet.

Erfahrungsberichte von Hebammen und Müttern

Unabhängig von der begrenzten Datenlage findet Rebozo immer weitere Fans in der Geburtshilfe, allen voran unter Doulas und Hebammen. Besonders in den USA, Dänemark und Italien gab es in den letzten Jahren einen kleinen Rebozo-Boom, wenn man es so nennen möchte. Inzwischen sind aber auch hierzulande immer mehr Geburtshelferinnen von Rebozo überzeugt und bieten Anwendungen und Kurse für Schwangere an.

Viele Frauen berichten in Foren, Blogs und Studien, dass sie das Rebozo als hilfreiche Unterstützung während der Geburt empfunden haben. Besonders hervorgehoben wird das Gefühl von „gehalten werden“ und die empfundene Entspannung durch die verschiedenen Techniken. Außerdem schreiben einige, dass das Rebozo ihnen dabei half, sich zu beruhigen und zu fokussieren, wodurch sie die Geburt aktiver mitgestalten konnten.

Fazit: Mit Rebozo zurück zu den Ursprüngen

Rebozo bietet vielseitige und sanfte Möglichkeiten, Frauen in Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett körperlich wie emotional zu unterstützen. Erste Studien und zahlreiche Erfahrungsberichte zeigen positive Effekte auf das Schmerzempfinden, den Geburtsverlauf und das Erleben der Geburt ohne bekannte Risiken. 

Auch spirituelle und emotionale Aspekte wie Achtsamkeit, das Gefühl von Geborgenheit, Selbstwirksamkeit und Übergangsbegleitung spielen eine wichtige Rolle. Für werdende Mütter kann es sich lohnen, das Rebozo auszuprobieren und gemeinsam mit ihrer Hebamme oder Doula herauszufinden, welche Techniken ihnen am besten helfen. Wichtig ist, das Rebozo als Teil eines ganzheitlichen Ansatzes zu sehen und bei Beschwerden immer auch fachliche Beratung in Anspruch zu nehmen.

🎧 Podcast-Empfehlung: Warum ein Geburtsplan Sinn macht

Eine Geburt lässt sich nicht genau planen – weder Zeitpunkt noch Ablauf. Trotzdem kannst du vieles vorbereiten: Wer dich begleitet, welche Medikamente du möchtest und wie du dir die Zeit danach vorstellst. Im Geburtsplan kannst du all das festhalten. In unserem Podcast erklärt Hebamme Emely Hoppe, worauf es dabei ankommt.

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Quellen

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✔ Inhaltlich geprüft am 08.08.2025
Dieser Artikel wurde von Christine Müller geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Carolin Severin

Carolin ist zweifache Mama und leidenschaftliche Familien-Redakteurin. Sie beschäftigt sich schon seit über 10 Jahren hauptberuflich mit allem, was (werdende) Eltern interessiert. Bei Babelli versorgt sie euch mit Informationen und News rund ums Thema Schwangerschaft. Dabei ist es ihr besonders wichtig, komplexe medizinische Themen verständlich und sensibel aufzubereiten und dabei möglichst Sorgen und Ängste zu nehmen. Dafür arbeitet sie eng mit unserer Expertin Hebamme Emely Hoppe zusammen.