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Schnuller abgewöhnen: Wann und wie vom Nuckel trennen?

Schnuller abgewöhnen

Im Säuglingsalter ist der Schnuller oft eine große Erleichterung für Eltern. Doch spätestens, wenn die Schnuller-Entwöhnung ansteht, wünschen sich wohl viele, sie hätten von Beginn an auf den kleinen Helfer verzichtet. Denn der Abschied vom Schnuller fällt den meisten Kindern schwer. Wir geben dir Tipps, wann und wie ihr den Schnuller sanft abgewöhnen könnt.

Das Wichtigste in Kürze

  • Das beste Alter, um mit der Entwöhnung zu starten, liegt zwischen 6 und 8 Monaten.
  • Spätestens mit 3 Jahren sollte der Schnuller abgewöhnt sein.
  • Spätes Schnullern kann zu Verformungen des Kiefers, Zahnfehlstellungen und Sprachstörungen führen.
  • Sanftes Entwöhnen heißt: Frühzeitig anfangen, Schritt für Schritt und mit einer gewissen Freiwilligkeit des Kindes.
  • Wichtig für die Eltern: Konsequenz, aber kein Zwang.
  • Rituale, Ersatz-Tröster und Geschenke helfen beim Abschied vom Schnuller.

Wann sollte der Schnuller abgewöhnt werden?

Dafür gibt es eine klare Empfehlung von Kinder- und Zahnärzten: 

  • Noch im ersten Lebensjahr sollte die sanfte Schnuller-Entwöhnung starten. 

Im Alter von circa 6 bis 8 Monaten wechselt der Saugreflex zum Kaureflex. Wer sich den Abschied vom Nuckel leichter machen will, sollte das nutzen und bereits jetzt damit beginnen, ihn Schritt für Schritt abzugewöhnen. 

  • Im Idealfall braucht dein Kind mit 18 Monaten dann keinen Schnuller mehr.

Aber wir wissen, dass es in der Realität oft ganz anders aussieht. Meist wird das Thema erst im 2. Lebensjahr angegangen. Den angespannten Nerven der schlafberaubten Eltern und der Unwissenheit über den vermeintlich perfekten Zeitpunkt sei Dank. Aber das ist auch erst einmal nicht schlimm. Auch wenn der finale Abschied vom Schnuller für euch noch lange nicht zur Debatte steht, solltet ihr dennoch so früh wie möglich damit beginnen, die Schnullerzeit Schritt für Schritt zu reduzieren. 

  • Spätestens im dritten Lebensjahr sollte der Schnuller dann aber wirklich verschwinden. 

Wird mit 3 Jahren noch regelmäßig geschnullert, kann das zu Problemen führen, die du deinem Kind sicher ersparen möchtest. Zudem wird die Trennung vom Schnuller nach dem 3. Geburtstag entwicklungspsychologisch betrachtet nicht leichter, sondern nur noch schwerer. Das musste auch unsere Redakteurin Anke feststellen:

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In erster Linie solltest du dich bei der Frage nach dem perfekten Zeitpunkt aber danach richten, wie sehr dein Kind am Schnuller hängt. Nur, weil andere Kinder mit 18 Monaten keinen Schnuller mehr brauchen, sagt das nichts über dein Kind aus. Den Nuckel ab einem Datum X einfach vorzuenthalten, weil der Arzt oder ein Ratgeber das so vorschlagen, ist wirklich nicht zu empfehlen. Der Seele deines Kindes zuliebe solltet ihr eine sanfte Entwöhnung umsetzen. Dabei gilt: Je früher ihr damit anfangt, desto besser.

Woran erkenne ich, dass mein Kind bereits ist, den Schnuller abzugeben?

Am einfachsten ist es natürlich, wenn das Kind selbst signalisiert, dass es „schon groß“ ist und keinen Baby-Schnuller mehr braucht. Aber das ist leider eher selten der Fall. Um herauszufinden, ob es schon bereit für den Abschied vom Schnuller ist, musst du es genau beobachten. Braucht es den Schnuller nur noch aus Gewohnheit? Ist es selbstsicher und neugierig auf die Welt, klammert es sich nicht mehr so doll an dich und geht offen auf Erkundungstouren? Das kann das ein Zeichen dafür sein, dann ihr mit der Abgewöhnung starten könnt. Braucht es deine Nähe noch sehr, ist unsicher und anhänglich, könnte es einfach noch etwas mehr Zeit benötigen.

Was ist kein guter Zeitpunkt, um mit der Schnuller-Entwöhnung zu starten?

Nicht ideal für das Projekt „Schnuller adé“ sind Zeiten, in denen dein Kind kränkelt oder große Veränderungen für es anstehen, wie ein neues Geschwisterchen, ein Umzug oder die Kita-Eingewöhnung. In diesen Situationen solltest du deinem Kind nicht zusätzlichen Stress bereiten, indem du ihm seinen liebsten Tröster wegnimmst. Startet einfach ein wenig später mit dem Abgewöhnen, wenn bei euch wieder etwas Ruhe eingekehrt ist.

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Warum muss der Schnuller überhaupt weg?

Der Schnuller befriedigt das natürliche Saugbedürfnis von Säuglingen und hilft ihnen so, sich zu beruhigen. Das ist in den ersten zwei Lebensjahren nicht weiter bedenklich. Später wird der Nuckel aber zunehmend zum Störfaktor für eine gesunde Entwicklung des Kindes. Nutzt es den Schnuller mit 3 oder 4 Jahren noch ausgiebig und regelmäßig, führt das mitunter zu folgenden Problemen:

Zahnfehlstellungen: Eine typische Folge ausgiebigen und späten Nuckelns ist der offene Biss. Dabei bildet sich beim Zusammenbeißen eine Lücke zwischen den oberen und unteren Front- und Seitenzähnen. Diese Fehlstellung kann unter anderem das Kauen und Schlucken behindern. 

Kieferverformungen: Nicht nur die Zähne, auch der Kiefer kann bei späten Schnuller-Kindern Fehlentwicklungen aufzeigen. Ursache dessen ist die falsche Zungenlage. Statt am Gaumen zu liegen, drückt die Zungen gegen den Schnuller. Auf Dauer wird das auch die Zungenmuskulatur beeinträchtigen.

Vergrößerte Mandeln: Zahnfehlstellungen, ein zu enger Kiefer und eine falsche Zungenhaltung behindern die Nasenatmung. So steigt das Risiko für vergrößerte Mandeln, die Infekte der oberen Atemwege und Mittelohrentzündungen begünstigen. Zudem sind vergrößerte Mandeln eine Ursache für kindliches Schnarchen, das im Extremfall zu Schlafstörungen führen kann.

Sprachstörungen: Der Schnuller im Mund verhindert per se eine saubere und klare Aussprache. Er führt auch dazu, dass Kinder weniger sprechen. Schließlich ist das mit Schnuller im Mund recht anstrengend. Zudem können die Zahn- und Kieferfehlstellungen sowie die falsche Zungenhaltung zusätzlich zu Sprachstörungen führen, insbesondere zum Lispeln.

Wie den Schnuller abgewöhnen?

Zur Schnuller-Entwöhnung gibt es verschiedene Ansätze. Ihn von heute auf morgen einfach einzukassieren, ist keine gute Idee. Lieber solltest du deinem Kind die Chance lassen, sich Schritt für Schritt vom Schnuller zu trennen. 

Tipps zur sanften Schnuller-Entwöhnung

Den Schnuller sanft abgewöhnen heißt, es langsam anzugehen. Das erste Ziel sollte sein, dass dein Kind den Schnuller nur noch nachts beziehungsweise zum Schlafen nimmt. Dafür bleibt er nach dem Aufstehen zum Beispiel im Bett. Deinem Kind kannst du erklären, dass der Schnuller schlafen möchte und abends oder zum Mittagsschlaf wieder für es da ist. Vielleicht bastelt ihr auch gemeinsam eine Schlaf-gut-Schachtel für den Schnuller. Gerade älteren Kindern kann es helfen, den Schnuller tagsüber gut aufgehoben zu wissen. 

In typischen Schnuller-Situationen am Tag, also wenn dein Kind traurig ist oder unter Stress steht, solltest du ihm ganz besondere Aufmerksamkeit schenken. Liebevolles Trösten und Ablenken können dabei helfen, es ohne Schnuller zu schaffen. Wichtig ist, dass ihr so konsequent wie möglich bleibt. Das ist nicht immer einfach, macht es euch langfristig aber leichter. 

Schnuller abgewöhnen: Nachts und beim Schlafen

Im letzten Schritt sollte der Nuckel auch nachts entwöhnt werden. Kleine Ersatz-Tröster können den Übergang erleichtern. Das kann ein neues, schönes Plüschtier oder ein Schmusetuch sein. Kinderärztin und Autorin Ursula Keicher empfiehlt in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung außerdem, mit dem Kind ganz bewusst über die schnullerfreie Nacht zu sprechen und ihm die Situation zu erklären. 

Die ersten Abende und Nächte wirst du beim Einschlafen viel trösten müssen. Das ist ganz normal. Wichtig ist, dass du die Geduld dafür aufbringst und durchhältst, so schwer es auch sein mag. Nur im äußersten Notfall, wenn dein Kind sich gar nicht beruhigen lässt und völlig verzweifelt ist, solltet ihr erwägen, den Schritt abzubrechen. Bevor ihr einen neuen Versuch unternehmt, solltet ihr einige Tage abwarten.

Möglicher Schnuller-Ersatz: Entwöhnungssauger

Das größte Risiko bei der Schnuller-Entwöhnung ist, dass das Kind sich seinen Daumen als Schnuller-Ersatz aussucht und fortan daran nuckelt. Einige Kinder- und Zahnärzte empfehlen als deshalb sogenannte Entwöhnungssauger für Kinder ab 2 Jahren. Diese halbrunden Schienen sollen das Nuckelbedürfnis befriedigen und es nach und nach abgewöhnen. Dabei sorgt ihre besondere Form dafür, dass das Kieferwachstum sowie die Zähne und die Zunge nicht behindert werden. Ob dein Kind den ungewohnten Entwöhnungssauger akzeptiert? Einen Versuch ist es wert.

Rituale, für den Abschied vom Schnuller

Den Schnuller abgeben zu müssen, fällt den meisten Kindern schwer. Am besten zu verkraften ist dieser Schritt, wenn dein Kind den Schnuller mit einer gewissen Freiwilligkeit abgibt. Für den finalen Abschied gibt es schöne Rituale, bei denen das Kind bewusst mitwirkt:

  • Der Schnullerbaum 
    Bei dieser Idee aus Dänemark darf dein Kind seinen Schnuller selbst an einem bestimmten Baum anbringen, an dem schon viele andere Nuckel an bunten Bändern hängen. So kann es seinen Schnuller besuchen kommen, wenn es Sehnsucht hat. Gleichzeitig sieht es, dass andere Kinder ihren Schnuller auch abgegeben haben. In einigen Orten gibt es regelmäßige Zeremonien, bei denen die Kinder Abschied nehmen können. Bunt geschmückte Schnullerbäume wachsen an immer mehr Orten.
  • Die Schnullerfee 
    Dein Kind legt den Schnuller an einem verabredeten Tag für die Schnullerfee bereit. Diese holt ihn nachts ab und lässt ein Geschenk da.
  • Schnuller dem Osterhasen, Nikolaus oder Weihnachtsmann schenken
    Das funktioniert ganz ähnlich. Dein Kind legt den Schnuller am Abend zum Abholen bereit. Dafür bringen Osterhase und Co. am nächsten Tag ein kleines extra Geschenk. Das Ganze aber bitte nicht als Tauschgeschäft kommunizieren: Schnuller oder gar keine Geschenke! Das wäre ganz schön gemein und würde dein Kind stark unter Druck setzen.
  • Schnuller beim Arzt abgeben 
    Dein Kind übergibt den Schnuller einer eingeweihten Person und erhält dafür ein Geschenk. Offiziell bekommen neugeborene Babys oder kranke Kinder das gute Stück. Manche Kinderärzte oder Babystationen bieten diesen Service an. Wenn nicht, einfach nachfragen.
  • Schnuller einem Neugeborenem schenken 
    Alternativ kann dein Kind seinen Nuckel dem Säugling „schenken“, wenn in eurem Freundeskreis ein Baby geboren wird. Dies sollte natürlich nur in Absprache mit der Mutter geschehen. Dein Schatz fühlt sich groß und ist stolz, einem kleineren Kind geholfen zu haben.
  • Belohnungstabelle mit Stickern und kleinen Überraschungen
    Für jeden Tag und/oder jede Nacht ohne Schnuller, darf dein Kind einen kleinen Sticker in ein Heft oder auf ein selbst gestaltetes Poster kleben. Nach einer bestimmten Anzahl an Stickern bekommt es eine Belohnung. Dieser Trick funktioniert aber eher zusätzlich zu den anderen Ritualen und kann das Durchhalten nach dem ersten großen Schreck erleichtern.

Rituale, die wir nicht empfehlen würden

Neben den Ritualen, die eine gute Portion Freiwilligkeit brauchen und das Kind innerlich wachsen lassen, gibt es auch noch solche, zu denen wir weniger raten würden:

  • Kalter Entzug
    Manche Eltern schubsen ihre Kinder ins kalte Wasser, indem sie den Schnuller im Urlaub einfach zu Hause lassen oder behaupten, der Hund hätte ihn gefressen. Das mag als funktionieren, hat aber für die kindliche Entwicklung kaum Vorteile, denn es trifft das Kind völlig unvorbereitet. Kann man machen, muss man aber nicht.
  • Schnuller einstechen
    Manche Ärzte raten dazu, den Schnuller am Saugteil einzustechen. Das Schnullern fällt ohne Luft im Sauger sehr viel schwerer. Manche Kinder spucken den Schnuller entnervt aus, manchen macht es nicht viel und dann wird es ein Problem. Denn schließlich ist ein eingestochener Nuckel sehr unhygienisch, weil Keime viel leichter eindringen können. Mit Freiwilligkeit hat es auch nichts zu tun.
  • Schnuller abschneiden
    Ähnlich wie das Einstechen funktioniert auch diese Methode. Hier schneidet man jeden Tag einen Millimeter mehr vom Saugteil ab, bis das Kind den Schnuller nicht mehr im Mund halten kann. Während die Methode als solche fragwürdig ist, ist sie auch nicht ganz ungefährlich. Denn bei Silikon-Saugern kann es nun leicht zum Abkauen und Verschlucken von Silikon-Stücken kommen. Die Methode ist also, wenn überhaupt, nur für Schnuller aus Latex geeignet.
  • Schnuller schmeckt plötzlich nicht mehr
    Wenn der Schnuller nicht mehr schmeckt, macht das Nuckeln keinen Spaß mehr. Manche Eltern greifen geben deshalb bittere Lösungen auf den Schnuller, die Kinder auch vom Nägelkauen abhalten sollen. Wir finden das ein wenig gemein. Zudem könnte sich dein Kind an den Geschmack gewöhnen oder er lutscht sich nach der Zeit einfach ab. Wenn du trotzdem probieren willst, achte darauf, dass das Mittel für Kleinkinder geeignet ist. Lass dich am besten in der Apotheke beraten.

Hast du noch eine Frage oder eigene Erfahrungen zum Thema „Schnuller abgewöhnen“? Dann schreib uns gern einen Kommentar!

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Quellen

ed374b294f694dedb3b227ad1d1336ca - Schnuller abgewöhnen: Wann und wie vom Nuckel trennen?

✔ Inhaltlich geprüft am 07.07.2022
Dieser Artikel wurde von Janett Scheck geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Carolin Severin

Carolin ist Mama einer Tochter im Kindergartenalter und leidenschaftliche Familien-Redakteurin. Sie beschäftigt sich schon seit 10 Jahren hauptberuflich mit allem, was (werdende) Eltern interessiert. Bei Babelli versorgt sie euch mit Informationen und News rund ums Thema Schwangerschaft. Dabei ist es ihr besonders wichtig, komplexe medizinische Themen verständlich und sensibel aufzubereiten und dabei möglichst Sorgen und Ängste zu nehmen. Dafür arbeitet sie eng mit unserer Expertin Hebamme Emely Hoppe zusammen.

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