Das Kleinkind noch vor dem Kita-Start zum “Trocken Werden” animieren? Warum unsere Pädagogin Leonie GENAU DAVON abrät …
Was viele Eltern denken
Wenn das Kleinkind mit 2 oder 3 Jahren in die Krippe oder Kita geht, haben manche Eltern den inneren Drang, dass es vorher noch trocken wird.
Einerseits, durch Vergleichsstress unter den Eltern. Wieder andere Eltern wünschen sich schlichtweg, dass das Töpfchen-Thema passend zum Kita-Start Fahrt aufnimmt. Manche denken auch, dass sie dadurch die pädagogischen Fachkräfte im Alltag entlasten können.
Warum wir von babelli nichts von “Potty Training”, gedrängter Sauberkeitserziehung und Co. halten, kannst du hier nochmal nachlesen:
Was die anderen beiden Punkte betrifft, nun ja …
Die Kleinkind-Entwicklung ist kein Wettlauf!
Aus Erwachsenen-Sicht ist es ein nachvollziehbarer Gedanke, das Kind pünktlich zum Kita-Start an Töpfchen und Co. zu gewöhnen.
Allerdings schließt das die wichtigste Sache völlig aus: Die Entwicklung eines jeden Kindes verläuft individuell und in seinem eigenen Tempo. Sie ist kein Sommerschlussverkauf oder Wettbewerb. Schnell-schnell-schnell funktioniert also nicht.
Ja, sie erfolgt in einer gewissen Abfolge, aber diese lässt sich von außen weder steuern noch beeinflussen. Die inneren wie äußeren Entwicklungsprozesse des Kindes allein geben hier den Ton an.
Deswegen bringt es auch gar nichts, auf Biegen und Brechen vor dem Kita-Start das Töpfchen einzuführen, wenn das Kind noch gar keine Reifezeichen zeigt. Ganz im Gegenteil: Es könnte dein Kind sogar zurückwerfen und den Prozess verlängern
Was also hätte dein Kleinkind am Ende davon? Nichts.
Und was die Fachkräfte angeht – Achtung SPOILER: Ihnen ist es völlig egal, ob dein Kind zum Kita-Start trocken ist, oder nicht. In einer U3-, wie Ü3-Kita sind die pädagogischen Fachkräfte dafür ausgebildet und umfassend darauf vorbereitet worden, jedes Kind in seiner Entwicklung da zu begleiten und abzuholen, wo es steht. Und zwar ohne Stress, Kontrolle oder Bewertung.
Worum geht es bei dem Gedanken also wirklich?
Frage dich gern einmal selbst:
- “Warum denke ich, muss mein Kleinkind vor dem Kita-Start unbedingt trocken sein?”
- “Weshalb denke ich, ist das ein Entwicklungsschritt für eine bestimmte Altersgruppe?”
- “Wo und wann habe ich das gelernt?”
- “Will ich das wirklich?”
- “Was erhoffe ich mir dadurch?”
Wenn du magst, teile deine Gedanken mit dem anderen Elternteil oder Herzensmenschen.
Manche innere Überzeugungen über bestimmte Dinge gehören gar nicht zu uns. Sie sind das Resultat unserer Prägung und Erziehung. Uns das bewusst zu machen, um sie zu ent-lernen, zu ergänzen oder anzupassen, ist ein wundervoller Schritt. Für uns selbst und für unser Kleinkind.
U3-Fachkraft spricht: Was vor dem Kita-Start WIRKLICH zählt!
Sich bewusst machen, was nun geschieht und die Zeit bis dahin genießen!
Was vor dem Kita-Start wirklich zählt ist, dass du dein Kleinkind mit Geduld, Zuversicht, Raum und Zeit in sein neues, aufregendes Lebenskapitel begleiten kannst.
Und das ist auch für die ganze Familie aufregend. Schließlich wird euer kleines Wunder fortan für einige Stunden am Tag nicht mehr ausschließlich bei dir und euch sein. Erlaube dir also jegliche Gefühlslagen und Reaktionen.
Genieße die bisher noch “Kita-freien” Tage mit deinem Schatz in vollen Zügen. Diese Zeit ist einmalig, du bekommst sie nicht zurück. Wenn es jetzt noch etwas gibt, was du vor dem Kita-Start unbedingt noch mit dem Kind machen möchtest, empfehlen wir, es nun zu tun.
Die Bedürfnisse, Wünsche, Vorlieben und Interessen deines Kleinkinds kennen
Vermutlich wirst du wissen, wann dein Kleinkind die Geduld verliert oder mit welchem Spiel es sich stundenlang beschäftigen kann. Du weißt, wann es erschöpft ist und was ihm einen großen Lacher entlockt.
Und genau das ist das Wichtigste, damit die Kita–Fachkräfte dein Kleinkind kennenlernen und seine bisherige Entwicklung und sein Leben nachvollziehen können. All das wirst du vor dem Kita-Start möglicherweise in Gesprächen anbringen können.
Sicher wünschst du dir, dass dein Kind vor Ort liebevoll, individuell und bedürfnisorientiert begleitet werden kann. Damit es sich in der Kita sicher und geborgen fühlt, auch wenn du nicht da bist. Und das ist wichtiger, als alles andere.
Die Entwicklungsschritte des Kleinkindalters wird es ohnehin machen. Und zwar in seinem ganz eigenen Tempo und auf seine Art und Weise. Außerdem wird es sich im Zusammensein mit den anderen Kindern automatisch entfalten.
Das Kleinkind sprachlich vorbereiten
Ebenfalls wichtig ist, dass du dein Kleinkind immer wieder sprachlich auf das vorbereitest, was jetzt kommt. Selbst, wenn es das inhaltlich noch nicht verstehen kann, wird es an deinem Ton spüren, dass bald ein neues Kapitel anbricht.
Auch Kennlern- und Spielnachmittage in der Kita können deinem Kleinkind zusätzlich helfen, sich an die neue Umgebung zu gewöhnen.
Du fragst dich, wie du das Ganze sprachlich anbringen kannst und in welchen Momenten? Nun …
Perfekt vorbereitet auf den Kita-Start – unser Podcast dazu!
U3-Fachkraft Katrin Schmitz nimmt uns in dieser Podcastfolge mit in die Kita-Welt. Hier erfährst du alles, was du vor dem Kita-Start deines Kindes wirklich wissen und beachten musst:
Fazit
Dass das 2 oder 3-jährige Kleinkind vor dem Kita-Start noch trocken wird, ist zwar ein nachvollziehbarer Gedanke – allerdings nicht notwendig und eher kontraproduktiv.
Die Kleinkind-Entwicklung lässt sich nicht steuern. Insbesondere das “Trocken Werden”, sollte niemals mit Druck vorangetrieben werden. Der Körper des Kindes kennt den Weg. Habe Geduld und vertraue darauf.
Viel wichtiger ist, dass du dein Kleinkind in seinen Bedürfnissen, seinen Interessen und Wünschen wahrnimmst und diese der Kita vor dem Start kommunizieren kannst.
Wir wünschen dir für die kommende Zeit eures neuen Lebenskapitels alles Gute und einen tollen Kita-Start für dein Kleinkind!