Das Kind schreibt bessere Noten, weil Papa die Hausaufgaben macht? Oder das Kind studiert, weil sein Vater es so will? Nein, das ist nicht gemeint! Was Väter und schulische Bildung miteinander zu tun haben, erfährst du jetzt.
Britische Studie zeigt klaren Zusammenhang
Die britische PIECE-Studie von 2023 offenbart, welch großen Einfluss Väter auf die Bildung ihrer Kinder und insbesondere deren schulische Leistungen haben.
Dr. Helen Norman wertete mit ihrem Team umfangreiche Daten aus einer fortlaufenden Langzeitstudie aus und gaben Empfehlungen für Familien, Bildungseinrichtungen und Politik.
Die Ergebnisse der Analyse zeigen eindeutig, dass Väter, die aktiv in den Familienalltag eingebunden waren, positive Auswirkungen auf die Lernbegeisterung ihrer Kinder hatten – sowohl im Vorschulalter als auch in der Grundschule.
Der Einfluss hing nicht von Faktoren wie dem Geschlecht des Kindes, der ethnischen Zugehörigkeit oder dem Haushaltseinkommen ab. Ob das Gleiche genauso für alleinerziehende Väter, Patchwork-Familien oder gleichgeschlechtliche Paare gilt, ging aus der Auswertung jedoch nicht hervor.
Der möglicherweise überraschende Grund
Möglicherweise liegen die Gründe für den positiven Effekt gar nicht im traditionellen Männerbild, also vermuteten fundamentalen Unterschieden zwischen Mann und Frau. Vielmehr halten die Forschenden eine andere These für wahrscheinlicher. Und zwar ganz einfach:
Zwei körperlich und mental anwesende und aktive Elternteile liefern mehr Input als einer. Allein, weil sie öfter und ganz unterschiedlich mit dem Kind interagieren.
Auf die untersuchte Gruppe bezogen bedeuten die Ergebnisse vereinfacht gesagt:
Väter, die sich NEBEN den Müttern
- regelmäßig an schulischen Aktivitäten beteiligen,
- beim Lernen oder den Hausaufgaben unterstützen
- oder einfach eine enge Beziehung zu ihren Kindern pflegen,
- mit ihm spielen, lesen, sporteln, bauen und entdecken,
fördern scheinbar nicht nur das Grundvertrauen und das Selbstbewusstsein ihrer Kinder, sondern auch deren Lernmotivation.
Eigentlich selbstverständlich? Leider nein! Viele Familien leben noch immer in einer anderen Realität. Denn unser System hält in großen Teilen an patriarchalen Strukturen fest, in denen die Mutter die Kinder umsorgt, während der Vater das Geld nach Hause bringt.
Die Männer sollten also laut der Studienergebnisse nicht nur eine aktive Rolle in der Kleinfamilie einnehmen, sondern …
Auch Kitas, Schulen und Firmen müssen umdenken und umstrukturieren
Die britischen Forschenden halten es aus den obengenannten Gründen für sehr wichtig, Väter nicht nur in den täglichen Aufgaben zuhause, sondern genauso in der Bildungspolitik, in Kitas und Schulen aktiv miteinzubinden.
Auch in Deutschland besteht in dieser Hinsicht noch Handlungsbedarf. Viele Eltern von Kita- und Schulkindern merken deutlich, wie oft Mütter von den Einrichtungen noch immer automatisch als alleinige Ansprechpartnerinnen gesehen werden.
Sätze wie „Wo ist denn deine Mutter?“ oder „Kann deine Mama einen Kuchen backen?“ sollten gern früher als später aus dem Vokabular verschwinden. Und dass die Mutter angerufen wird, selbst wenn der Vater als erster auf der Liste steht, gehört hoffentlich auch bald der Vergangenheit an.
Und: Im Arbeitskontext würden Väter davon profitieren, nicht als alleiniger Versorger der Familie, sondern als aktive Bezugsperson ihrer Kinder wahrgenommen zu werden. Firmen können Väter beispielsweise mit wohlwollender Kommunikation zu Elternzeit, Kinderkrankentagen und familienfreundlichen Arbeitszeiten unterstützen, damit sie Zeit für ihre Kinder und den Familienalltag haben.
Die Auswertung innerhalb der PIECE-Studie konzentrierte sich auf den Einfluss väterlicher Beteiligung, als die untersuchten Kinder 3 bis 7 Jahre alt waren. Sie analysierte den langfristigen Einfluss auf deren schulischen Leistungen. Die zugrundeliegenden Daten stammen aus der Millennium Cohort Study (MCS). Sie ist mit der deutschen KiGGS-Langzeitstudie vergleichbar, bei der ebenfalls regelmäßig Daten beteiligter Kinder und Eltern erhoben werden.
Fazit
Die PIECE-Auswertung ist ein weiteres Puzzlestück, um zu verstehen, was genau den individuellen Bildungserfolg von Kindern beeinflusst.
Sie zeigt auf, dass eine partnerschaftliche Zusammenarbeit von Eltern nicht allein, aber auch für den schulischen Werdegang von Kindern nach den untersuchten Kriterien entscheidend ist.
Und wir würden noch weitergehen: Im Prinzip geht es um eine Gleichstellung der Elternschaft als solcher, egal in welchem Familiensystem und welcher Konstellation sie stattfindet. Denn viele verschiedene Vorbilder erweitern IMMER den Horizont eines JEDEN Menschen.
Denn gerade im Wachstum, wo Kinder hauptsächlich über Nachahmung lernen, ist es eben noch entscheidender, dass es vielfältige Rollenvorbilder gibt – fernab von Stereotypen.
Quellen
- Studie: PIECE „Paternal Involvement and its Effects on Children’s Education”: Norman, H., Elliot, M., & Vanchugova, D. (2023). How Important Is Early Paternal Engagement? Deriving Longitudinal Measures of Fathers’ Childcare Engagement and Exploring Structural Relationships With Prior Engagement and Employment Hours. Journal of Family Issues, 45(11), 2751-2776. https://doi.org/10.1177/0192513X231214642 (abgerufen am 25.03.2025)
- UCL: Millenium Cohort Study: https://cls.ucl.ac.uk/cls-studies/millennium-cohort-study/ (abgerufen am 25.03.2025)
- RKI: Deutsche „KiGGS“ Langzeitstudie: https://www.rki.de/DE/Themen/Nichtuebertragbare-Krankheiten/Studien-und-Surveillance/Studien/KiGGS/kiggs_start_inhalt.html (abgerufen am 25.03.2025)