Close Babelli.deBabelli.de

Wie erkläre ich kleinen Kindern die politische Weltlage?

Kind hält kleinen Globus in seinen Händen
Die Welt zu verstehen, fällt auch uns Erwachsenen oft schwer. / Bild © esthermm, Adobe Stock

Die Welt als Spielplatz – Weltpolitik für Vorschulkinder verständlich erklärt.

Wir wissen nicht, wie es dir gerade geht. Vielleicht bist du wegen der Situation in der Welt aber auch wie wir ein wenig neben der Spur.

Das Problem: Unsere Kinder spüren das, können es aber (noch) nicht sprachlich einordnen. Um ihr Gefühl zu bestätigen, dürfen wir Erwachsenen kindgerecht in Worte fassen, was uns umtreibt. Aber wie erklärt man, wie die Welt funktioniert oder auch nicht funktioniert, ohne dass Kinder deshalb unnötige Ängste, Sorgen oder Panik entwickeln?

Probiere es mit einem Gleichnis, das auch schon Kinder im Vorschulalter verstehen: die Welt als Spielplatz …

Und so könnte deine Erklärung aussehen:

Weltpolitik in Kindersprache

„Stell dir vor, die Welt ist ein großer Spielplatz. Auf diesem Spielplatz gibt es viele verschiedene Kinder und Kindergruppen, die alle unterschiedliche Ideen haben, welche Spiele Spaß machen und wie der Spielplatz aussehen soll. 

Manche Kinder spielen gern zusammen, weil sie sich gut verstehen, während andere öfter streiten, weil sie unterschiedliche Dinge gut und wichtig finden.

Einige Kinder auf dem Spielplatz haben viele Spielzeuge, andere Kinder haben weniger. Manchmal gibt es auch Kinder, die ganz wenig oder gar kein Spielzeug haben und die anderen helfen ihnen, damit sie auch mitspielen können. Doch nicht immer sind alle Kinder einverstanden und dann kann es zu Streit kommen.

Manche Kinder machen Dinge zusammen, also zum Beispiel gemeinsam eine Sandburg bauen oder Fangen spielen. Andere Gruppen streiten sich noch um die Spielregeln und manche spielen lieber erstmal für sich. 

Aber die meisten Kinder wollen, dass der Spielplatz ein Ort ist, an dem sie glücklich sein können. Auch ich möchte, dass die Welt für alle schön ist.

Und nun stell dir vor, es gibt ein paar Kinder auf dem Spielplatz, die einen riesigen Berg Spielzeuge haben und jeden Tag mehr bekommen. Manchen dieser Kinder ist egal, ob andere auch etwas haben, womit sie spielen können. Sie besetzen die Schaukel und geben nichts ab. Und manchmal machen sie sogar Sachen mit Absicht kaputt, werfen ihren Müll auf den Boden oder bewerfen andere mit Sand. 

Woran das liegt, kann man nicht genau wissen, sondern nur vermuten. Vielleicht macht sie das viele Spielzeug gar nicht glücklich. Vielleicht haben sie keine richtigen Freunde. Vielleicht bekommen sie zuhause oft Ärger oder müssen immer leise sein. Vielleicht fühlen sie sich in ihrem Herzen nicht gut und sind deshalb auch nicht gut zu anderen Kindern.

Diese Kinder müssen gar nicht allein sein, sie können auch in Gruppen zusammen gemein sein oder sie sind Anführer einer Gruppe von Kindern, die sie herumkommandieren.

Sie könnten anderen helfen, dass diese schaukeln oder im Sand buddeln können, tun es aber nicht. Oder nur dann, wenn sie selbst dafür etwas bekommen. Vielleicht, weil sie sich gar nicht vorstellen können, wie es ist, wenn man nichts zum Spielen hat. Oder sie haben um ihr Herz eine Mauer gebaut, weil ihnen woanders oft wehgetan wurde.

Manchmal, wenn andere Kinder sagen, ‚Es wäre schön, wenn wir alle zusammen spielen könnten‘, hören diese Kinder nicht zu.

Stell dir nun vor, auf dem Spielplatz gibt es immer mehr Unordnung. Viele Kinder fühlen sich nicht sicher und Spielen macht keinen richtigen Spaß mehr. Diese Kinder sind dann frustriert und traurig, weil es so unfair ist, weil der Spielplatz immer mehr kaputtgeht und sie sich machtlos vorkommen. Das muss zum Glück nicht so bleiben.

Die ausgeschlossenen Kinder könnten sich zusammenzuschließen und gemeinsam überlegen, was sie tun können. Sie könnten anfangen, einander zu helfen, damit der Spielplatz wieder besser wird. Wenn sich immer mehr Kinder weigern, sich herumkommandieren zu lassen, könnten auch die Kinder mit dem vielen Spielzeug merken, dass es so nicht weitergeht. Und andere würden sehen, dass es so viel mehr Spaß macht.

Du wirst bestimmt viele Freundschaften mit Kindern schließen, denen der Spielplatz auch so wichtig ist wie dir. Und ihr werdet zusammen eine schöne Zeit haben.

Es ist jedoch noch nicht deine Aufgabe, die Welt, auf der wir leben dürfen, als schönen Ort zu erhalten. Darum müssen und werden wir Erwachsene uns kümmern. Du kannst dich aber entscheiden, gut zu dir selbst, zu anderen Menschen, Tieren und der Natur sein, keinen Müll auf den Boden zu werfen, zu teilen und dein Spielzeug nach dem Spielen wieder wegzuräumen. Dann bist du auf dem richtigen Weg.” 

Unser Tipp: Lade zum Nachfragen ein

Vielleicht versteht dein Kind, was du meinst. Möglicherweise oder bestimmt, wird es jedoch noch Fragen haben. Das Gehörte arbeitet im Hintergrund und es kann sein, dass dich die Nachfragen dann zu einem unerwarteten Zeitpunkt kalt erwischen. Du kannst jedoch auch gezielt seine Gedanken dazu erfragen.

Solange du im Spielplatz-Gleichnis bleibst, wirst du alles liebevoll erklären können, was deinem Kind noch unklar ist – ohne, dass es Angst bekommt.

Für Vorschul- und Grundschulkinder können wir dir zudem dieses wertvolle Buch von Willi Fährmann empfehlen: „Der überaus starke Willibald“. Vielleicht möchtest du es im Buchladen um die Ecke kaufen. 

Auf logo! finden sich einige Videos, die Politik und Demokratie kindgerecht erklären. Schau sie am besten einmal selbst an. Denn nur du kannst wirklich einschätzen, ob dein Kind sie schon verstehen könnte.

Und für ältere Grundschulkinder und Jugendliche mit starken Nerven gibt es eine Netflix-Fantasy-Serie, die komplexe politische Weltlagen metaphorisch darstellt: „Der dunkle Kristall. Ära des Widerstands“. Für Kinder unter 12 Jahren (FSK 12) und zarte Gemüter ist sie jedoch eher nicht geeignet.

4462d9efb84143e0a92443cb8f63e877 - Wie erkläre ich kleinen Kindern die politische Weltlage?
Veröffentlicht von Anke Modeß

Als waschechte Berlinerin und späte Mutter eines Schulkindes schreibt Anke seit 7 Jahren über Themen, die Babyeltern im Alltag beschäftigen - am allerliebsten mit einer Prise Humor.