Du denkst aktiv über einen Kita-Wechsel nach? Wir erklären, wann du wechseln solltest und wann eher noch Geduld gefragt ist.
Zuerst einmal ist es wichtig zu wissen, wo dein Kind gerade steht …
Ist es die Eingewöhnung?
Seid ihr noch mitten in oder kurz nach der Eingewöhnung? Dann liegt dein Wunsch nach einem Kita-Wechsel vermutlich an dem zähen Prozess und dem inneren Gefühl “irgendwie sollte das so nicht laufen“.
Verstehe uns nicht falsch – deinem elterlichen Bauchgefühl solltest du stets vertrauen. Dennoch ist eine gelungene Eingewöhnung immer von verschiedenen Faktoren abhängig.
Für mehr Infos zum Thema schau gerne mal bei unserem Artikel dazu vorbei:
Das Phänomen bei zähen Eingewöhnungen
Oft geht eine mühsame Eingewöhnung dann voran, wenn die verzweifelten Eltern schon nach Alternativen suchen.
Meist gab es dann auch schon Absprachen mit der Kita, die Eingewöhnung zu verschieben oder ganz abzubrechen. Kurz darauf scheint dein Kind in der Kita plötzlich wie ausgewechselt und geht gerne und sicher hin. Es spürt das „innere Loslassen“ der Eltern – und siehe da: Plötzlich läuft alles viel besser!
Wenn all die Versuche, Geduld und Vertrauen allerdings wochen- oder gar monatelang ins Nichts führen sollten …
Ursachenforschung: Sprich zuerst mit der Kita
Am besten bittest du schnellstmöglich um ein Elterngespräch.
Sprich hier an, was du bei deinem Kind beobachtest, was dich konkret belastet und dass du bereits über einen Kita-Wechsel nachdenkst. Vermutlich haben die Fachkräfte sich dazu ebenfalls schon Gedanken gemacht und eine eigene Einschätzung oder Lösungsansätze parat.
Erfrage in dem Elterngespräch auch, wie die Fachkräfte dein Kind in der Kita-Gruppe wahrnehmen. Wie verhält es sich im Spiel, in sozialen Kontakten und vor allem: Welche Rolle hat es möglicherweise inne?
Wenn du mehr darüber wissen willst, schau super gerne mal hier vorbei:
Die Rolle des Kindes in der Gruppe
Hat dein Kind innerhalb seiner bestehenden Kita-Gruppe durch Konflikte, herausfordernde Situationen oder andere Geschehnisse bislang wenig bis kaum Anschluss zu den anderen Kindern gefunden? Geht es deshalb ungern in die Kita?
Möglicherweise hat es eine (unbewusste und unausgesprochene) Rolle innerhalb der Gruppe inne.
Beispiele:
- Luca (2) beißt viel, statt zu sprechen. Ihre Sprachentwicklung ist noch im Aufbau. Die anderen Kinder beginnen, sie zu meiden. Sie fühlt sich in der Gruppe einsam.
- Maxi (4) ist ein eher vorsichtiges Kind, das ausschließlich den Kontakt zu den Fachkräften sucht. Dadurch hat er wenig Kontakte zu den anderen Kindern. Er ist überfordert, wenn er sich allein oder mit anderen Kindern beschäftigen muss.
Beide Kinder gehen nur ungern und widerwillig in die Kita. Die Verabschiedungen mit den Elternteilen an der Kita-Tür sind häufig sehr herzzerreißend.
Erkennst du dein Kind hier wieder?
Dann befreie dich bitte von jeglichen Schuldzuweisungen, sowohl in Bezug auf dein Kind, als auch auf die übrigen Kinder und Fachkräfte in der Gruppe. Und nein, wenn dein Kind herausforderndes oder zurückgezogenes Verhalten zeigt, bedeutet das nicht automatisch, dass du als Elternteil etwas falsch gemacht hast.
Gruppendynamiken und ihre Entwicklung sind Teil des menschlichen Zusammenlebens. Spitzen sich bestimmte Situationen zu, ergibt sich das durch verschiedene Ursachen.
Sicher darfst du hier aktiv hinschauen, warum dein Kind zum Beispiel von anderen Kindern in der Gruppe gemieden wird. Wichtiger ist allerdings, wie ihm jetzt geholfen werden kann, damit eine mögliche seelische wie körperliche Belastung verringert werden kann.
Situationen sollten immer individuell und ganzheitlich betrachtet werden
… denn so entstehen sie auch.
Wichtig ist, zu prüfen, ob das Kind Verhalten XY deshalb zeigt, weil ein tiefes, unerfülltes Bedürfnis dahintersteckt. Manchmal hilft es, das Kind etwa in der Freizeit im Spiel mit anderen Kindern zu beobachten, um Rückschlüsse ziehen zu können. Verhält es sich hier ähnlich?
Scheue dich nicht, hier aktiv nachzuforschen. Ggf. ist auch ein Besuch in der Kinderarztpraxis jetzt hilfreich, um organische, geistige oder seelische Faktoren abzuklären.
Keine Beziehung zu den Fachkräften?
Es kann auch sein, dass dein Kind seiner Bezugsfachkraft und/oder den anderen Fachkräften nicht vertraut oder bislang keine verlässliche Beziehung aufbauen konnte.
Ist die Eingewöhnung gerade erst vorüber, darfst du dem Ganzen noch etwas Zeit geben, denn Beziehungen entstehen und wachsen mit der Zeit.
Ist die Situation schon länger so, etwa zwischen 5 und 6 Monaten, sieht das Ganze anders aus. Äußert dein Kind dir gegenüber sogar sein Misstrauen oder seine Unzufriedenheit oder zeigt es beim Verabschieden beinahe täglich eine starke Trennungsangst, solltest du auch das zeitnah mit den Fachkräften besprechen.
Bedingungen, Öffnungszeiten oder Konzept passen nicht
Nicht immer kann man sich eine Kita aussuchen. In manchen Regionen ist man als Elternteil dankbar, überhaupt einen Kita-Platz für das Kind zu bekommen. Die Wunsch-Kita wird es dann selten.
Insofern kann es natürlich auch sein, dass das pädagogische Konzept, die Öffnungszeiten der Kita und auch die Bedingungen vor Ort einfach nicht zu deinem Kind und euch als Familie passen. Vielleicht ist es auch eine Kombination aus allen Faktoren.
Beispiel: Das Kita-Konzept passt nicht zum Kind
Kim (3) ist in einer Kita mit offenem Konzept, ohne klare Gruppenstruktur. Er fühlt sich häufig überfordert, reizüberflutet und findet wenig Anschluss. Alles geht ihm zu schnell, ist zu viel und eben zu offen. Er kommt oft zu spät zu den Aktionen in der Turnhalle und verliert Bezugsfachkräfte oder Freunde auf dem Kita-Flur. In den Räumlichkeiten selbst kommt er kaum ins Spiel und weint beinahe täglich.
Hier passt das Kita-Konzept nicht zu Kim und seinen Bedürfnissen. Möglicherweise würde er sich in einer kleineren Kita mit klaren Gruppenstrukturen oder bei einer Tagesmutter oder Tagesvater wohler fühlen und besser entfalten können.
Beispiel: Öffnungszeiten passen nicht – Kind spiegelt das
Lou’s (4) Eltern sind beide selbstständig. Sie arbeiten überwiegend am Nachmittag. Lou ist allerdings in einer Kita, die nur bis 14 Uhr offen hat. Deshalb haben die Eltern nach der Kita nur wenig Zeit für Lou, weshalb sie sowohl zu Hause als auch in der Kita vermehrt Wutanfälle hat und öfter über Bauchschmerzen klagt.
Hier wäre es etwa besser, wenn Lou gezielt in eine Nachmittagsgruppe wechseln kann oder in eine Kita mit längeren Öffnungszeiten.
Beispiel: Die Bedingungen stressen das Kind
Jona (2) hat einen Kita-Platz in einem Stadtviertel am anderen Ende der Stadt. Die Wege sind sowohl mit dem Rad als auch mit der Bahn sehr weit, was Jona unheimlich anstrengt. In der Kita schläft er tagsüber oft ein, kann sich nicht aufs Spiel konzentrieren und zeigt Anzeichen von Stress.
Hier wäre ein Kita-Wechsel in eine nähere Kita ebenfalls angebracht, denn die Bedingungen sind sehr wahrscheinlich belastend für das Kind.
Der Zeitpunkt passt nicht
Ja, tatsächlich kann es auch sein, dass bislang nicht der passende Zeitpunkt für dein Kind ist, um in eine Kita zu gehen. Das kann sich zeigen, wenn dein Kind noch sehr jung ist, allerdings spielen auch die individuelle Entwicklung und seine Persönlichkeit eine Rolle.
Auch hierbei kann dir die Einschätzung und Beobachtung der Kita-Fachkräfte innerhalb eines Elterngesprächs weiterhelfen.
In diesem Fall solltest du allerdings nicht über einen Kita-Wechsel nachdenken, sondern eher schauen, ob es noch eine Möglichkeit gibt, das Kind vorerst komplett zu Hause zu betreuen.
Vielleicht braucht es dich und den anderen Elternteil jetzt ganz gezielt. Ist das so, wird die Zeit zeigen, ab wann dein Schatz wieder bereit für die Kita ist. Vielleicht lässt sich der Kita-Vertrag auch vorerst pausieren? Erfrage das am besten direkt bei der Kita-Leitung.
Möglicherweise lassen sich bestimmte Zeiträume zu Hause dann mit der Betreuung durch andere Bezugspersonen, Babysitter und Co. abdecken.
Ist es eine Option, die Kita-Gruppe zu wechseln?
Am besten erfragst du in dem Elterngespräch auch, ob es eine Idee für dein Kind wäre, innerhalb der Kita die Gruppe zu wechseln.
Manchmal kann diese Option schon wahre Wunder bewirken.
Alle Optionen sind ausgeschöpft und das Kind leidet sichtlich?
Dann solltest du tatsächlich über einen Kita-Wechsel nachdenken. Denn das Wohlergehen deines Kindes sollte immer an erster Stelle stehen.
Natürlich solltest du zuallererst dein Kind bedacht und wiederholt dazu begleiten und die Entscheidung mit ihm und dem anderen Elternteil zusammen treffen.
Wichtig ist auch, dass du das Ganze frühzeitig mit der Kita besprichst, damit der Wechsel und Abschied von der Kita-Gruppe vorbereitet und begleitet werden kann. Außerdem hat die Kita dann genug Zeit, den Platz deines Kindes neu zu vergeben.
Bedenke auf jeden Fall, dass eine (längere) Übergangszeit zwischen den beiden Kitas auf euch zukommen kann, in der ihr auf eine häusliche Betreuung oder die Hilfe von Herzensmenschen angewiesen seid.
In manchen Fällen bringt der Kita-Wechsel Heilung für alle
Vielleicht kennst du es aus deinen eigenen Erfahrungen: Manchmal ist es besser, etwas Neues zu wagen, statt in alten Gewohnheiten zu bleiben. Auch, wenn eine Veränderung erst mal viel Mut, Kraft und Energie kostet und Unsicherheit hervorruft.
Nicht selten spürt man einige Zeit danach, dass es die beste Entscheidung war. Plötzlich sind alle Probleme, die zuvor da waren, wie verflogen.
Genauso ist es häufig bei einem gut vorbereiteten Kita-Wechsel. Er schafft einen Neuanfang für dein Kind, für dich, sowie für die Kinder und Fachkräfte der neuen und alten Kita-Gruppe.
Und manchmal ist es genau das, was gerade gebraucht wird – aber das lässt sich eben nur individuell entscheiden.
Fazit
Wichtig ist, dass du vorab gut mit den Fachkräften im Gespräch bleibst, gründliche Ursachenforschung betreibst, viel mit deinem Kind sprichst und es beobachtest sowie abwägst, ehe du einen Kita-Wechsel in Erwägung ziehst.
In individuellen Fällen ist diese Veränderung unausweichlich und im Nachhinein sogar heilsam für das Kind, die Kita-Gruppe und dich.