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Was Eltern zum RS-Virus wissen sollten

Papa kuschelt mit Neugeborenen im Arm
Wir zeigen dir alles, was du wissen musst / Bild © Adobe Stock

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Das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) ist ein weit verbreiteter Erreger von Atemweginfektionen, der insbesondere bei Neugeborenen und Säuglingen zu schweren Erkrankungen führen kann. Wir erklären dir alles, was du über das RS-Virus und Präventionsmöglichkeiten wissen solltest!

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Das Wichtigste in Kürze

  • RSV ist ein hochansteckendes Virus, das Erkrankungen der oberen und unteren Atemwege auslöst.1
  • Die Ansteckung mit dem RS-Virus kann per Tröpfchen- und Schmierinfektion erfolgen.1
  • Besonders bei Säuglingen kann eine RSV-Infektion zu schweren Atemwegserkrankungen wie Bronchiolitis und Lungenentzündung führen.2
  • RSV-Infektionen im Säuglingsalter werden mit erhöhtem Risiko für Folgeerkrankungen wie Asthma in Verbindung gebracht.3
  • Durch eine RSV-Impfung der Mutter in der Schwangerschaft erhält das Baby über die Plazenta Antikörper, die es vor einem schweren Infektionsverlauf schützen können.4
  • Alternativ können dem Neugeborenen nach der Geburt bzw. vor seiner ersten RSV-Saison im Rahmen der RSV-Prophylaxe Antikörper gespritzt werden.5

Was ist das RS-Virus?

Das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) löst Erkrankungen der Atemwege aus, die unterschiedlich verlaufen können. Es ist weltweit verbreitet. Eine Infektion ist in jedem Lebensalter möglich. Säuglinge sind besonders häufig von einem schweren Verlauf betroffen. Herbst und Winter gelten als RSV-Saison. RSV-Infektionen treten somit vorwiegend zwischen November/Dezember und März/April auf.6

Wie stecken sich Säuglinge mit RSV an?

Das RS-Virus ist hochansteckend. Damit du dein Baby bestmöglich vor einer Ansteckung schützen kannst, gilt es zunächst die Frage zu klären: Wie wird das Virus übertragen? Hier gibt es zwei Möglichkeiten:

  1. Tröpfcheninfektion: Beim Husten, Niesen oder Sprechen werden die Erreger durch winzige Tröpfchen an der Luft freigesetzt. Über die Schleimhäute von Mund, Nase oder Augen können die Viren in den Körper umstehender Personen gelangen.1
  2. Schmierinfektion: Das RS-Virus gelangt durch den Kontakt mit kontaminierten Gegenständen in den Körper – ebenfalls über die Schleimhäute. Viren können mehrere Stunden auf Oberflächen infektiös bleiben.1

Das Virus kann somit leicht auf Säuglinge und Kleinkinder übertragen werden. 50 bis 70 Prozent der Säuglinge infizieren sich bereits im ersten Lebensjahr mit dem RS-Virus. Bis zu einem Alter von zwei Jahren hat fast jedes Kind eine RSV-Infektion durchgemacht.6

Wann treten die ersten Symptome auf?

Die Dauer zwischen der Ansteckung und dem Auftreten erster Symptome (Inkubationszeit) beträgt zwei bis acht Tage. Es müssen sich jedoch nicht zwangsläufig Symptome entwickeln. Bei Jugendlichen und Erwachsenen verlaufen RSV-Infektionen manchmal unbemerkt.6 Das macht RSV besonders tückisch. Denn auch bei einem symptomlosen Verlauf ist eine Ansteckung anderer möglich.

Ab wann und wie lange ist RSV ansteckend?

RSV-Infizierte können bereits einen Tag nach der Ansteckung infektiös sein – noch bevor die ersten Symptome auftreten. Dadurch breitet sich das RS-Virus leicht in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindertagesstätten aus. Die Ansteckungsgefahr ist innerhalb der ersten drei bis sechs Tage am höchsten und klingt meist innerhalb einer Woche ab.6

Was sind die klassischen Symptome des RS-Virus?

RSV-Infektionen können sehr unterschiedlich verlaufen. Das RS-Virus kann leichte Erkrankungen der oberen Atemwege (Nasen- und Rachenraum), aber auch schwere Erkrankungen der unteren Atemwege (Bronchien und Lunge) verursachen. Bei älteren Kindern und Erwachsenen gehen RSV-Erkrankungen vorwiegend mit Erkältungssymptomen einher. Hierzu gehören:6

  • Schnupfen
  • Husten
  • Halsschmerzen
  • Leichte Kopfschmerzen
  • Ein allgemeines Krankheitsgefühl
  • Fieber

Bei Babys und Kleinkindern treten bei einer RSV-Infektion ebenfalls oben genannte Symptome auf. Das Risiko, dass sich aus den anfänglich milden Symptomen eine Infektion der unteren Atemwege entwickelt, ist jedoch gerade bei Säuglingen erhöht – besonders in den ersten sechs Lebensmonaten. Denn: ihr Immunsystem reift gerade erst heran. Zudem sind ihre Atemwege noch sehr klein und eng.7

Mögliche Komplikationen von RSV bei Säuglingen und Kleinkindern

Das RS-Virus kann eine Entzündung der unteren Atemwege hervorrufen. Es kann zu einer Bronchiolitis (entzündliche Erkrankung der kleinen Atemwege), einer Tracheobronchitis (gleichzeitige Entzündung der Luftröhre und der Bronchien) oder einer Lungenentzündung (ein- oder beidseitig) kommen.6,8 Klassische Symptome einer schwerwiegenden RSV-Erkrankung bei Babys sind:

  • Gesteigerte Atemfrequenz (schnelles, angestrengtes Atmen)6
  • Kraftlosigkeit (äußert sich zum Beispiel in einer verminderten Aktivität des Säuglings)6
  • Appetitlosigkeit bzw. Trinkschwäche oder Trinkverweigerung (Gefahr einer Dehydration besteht)8,9
  • Zeitgleich auftretende Mittelohrentzündung1
  • Verschlimmerung der Symptome in kurzer Zeit8

Was hilft bei einer RSV-Infektion?

Es gibt leider kein spezielles Medikament gegen RSV. Bislang können lediglich die Symptome behandelt werden. Hierbei kommen etwa Nasentropfen zum Einsatz, um ein Abschwellen der Nasenschleimhaut zu bewirken. Milde Nasenspülungen oder ein Nasensauger können ebenfalls hilfreich sein, um zähen Schleim in den oberen Atemwegen zu entfernen. Falls erforderlich, können fiebersenkende Medikamente verabreicht werden.1,10

Kommt es zu einer Infektion der unteren Atemwege, wird euer Kinderarzt oder eure Kinderärztin weitere Maßnahmen treffen und eine entsprechende Therapie einleiten. Bei schwer verlaufenden Fällen kann Inhalieren, eine zusätzliche Sauerstoff- und Flüssigkeitszufuhr oder die Gabe von Adrenalin (zur Erweiterung der Bronchien) notwendig werden. Dann ist ein stationärer Krankenhausaufenthalt unausweichlich. In sehr schweren Fällen kann eine invasive Beatmung erforderlich sein.8,11

Kann ich mein Baby vor RSV schützen?

Es gibt zwei Möglichkeiten, Säuglinge vor einer schweren RSV-Infektion zu schützen: die Mutter wird in der Schwangerschaft gegen RSV geimpft, so dass das Baby mit schützenden Antikörpern zur Welt kommt, oder das Baby bekommt zum Schutz vor RSV-Antikörper gespritzt.

Maternale Immunisierung: RSV-Impfung der Mutter in der Schwangerschaft

Um Säuglinge direkt ab der Geburt vor RSV zu schützen, kann sich die Mutter in der Schwangerschaft gegen RSV impfen lassen. Durch die Impfung bildet das Immunsystem der Mutter Antikörper gegen RSV. Diese werden über die Plazenta an das ungeborene Baby weitergegeben, so dass das Baby geschützt zur Welt kommt. Eine Impfung in der Schwangerschaft kann das Baby für die ersten 6 Lebensmonate vor schweren RSV-Verläufen schützen.4 In dieser Zeit werden dein Baby und seine Atemwege größer, und das Immunsystem reift, um sich zunehmend stärker selbst gegen Krankheitserreger zur Wehr setzen zu können.

Die Impfung kann zwischen der Schwangerschaftswoche 24 und 36 durchgeführt werden. Sie ist sicher für die Schwangere und das ungeborene Kind und das Prinzip der maternalen Immunisierung wird seit vielen Jahren weltweit angewendet, beispielsweise bei der maternalen Impfung gegen Keuchhusten.12 Derzeit ist die RSV-Impfung in der Schwangerschaft noch nicht von der STIKO empfohlen. Die Krankenkassen sind daher nicht verpflichtet, die Kosten (ca. 218 Euro + Impfleistung des Arztes) zu übernehmen. Einige Krankenkassen erstatten RSV-Impfkosten jedoch auf freiwilliger Basis oder auf Anfrage. Hier findest du eine Übersicht, welche Kassen die Kosten bereits erstatten. Für eine Anfrage auf Kostenübernahme kann dieses Formular genutzt werden. Falls du bereits geimpft wurdest und dir die Kosten nachträglich erstatten lassen möchtest, ist dieses Formular zur Kostenerstattung nach der RSV-Impfung das richtige.

Passive Immunisierung mit monoklonalen Antikörpern

Du kannst dein Baby auch nach der Geburt gegen das RS-Virus immunisieren lassen. Deinem Kind werden hierbei Antikörper gespritzt, die es vor einer schweren Infektion schützen sollen. Der genaue Zeitpunkt hängt vom Geburtsmonat ab. Denn: Die Wirkung der Antikörper hält nur einige Monate an. Kinder, die während der RSV-Saison geboren werden (zwischen November/Dezember und März/April), sollen die RSV-Prophylaxe demnach direkt nach der Geburt erhalten. Zwischen April und September geborene Kinder erhalten sie vor Beginn der RSV-Saison.5

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die RSV-Prophylaxe allen Neugeborenen und Säuglingen in ihrer ersten RSV-Saison.5

PP-A1G-DEU-1049

Quellen

1 kindergesundheit-info.de (Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit): RS-Virus-Infektion, abgerufen am 17.10.2025 https://www.kindergesundheit-info.de/themen/krankes-kind/erkrankungen/rs-virus-infektion/

2 Hartmann, K. et al. Clinical Burden of Respiratory Syncytial Virus in Hospitalized Children Aged ≤5 Years (INSPIRE Study) J Infect Dis 2022;226(3): 386-395.

3 Rosas-Salazar, C. et al. Respiratory syncytial virus infection during infancy and asthma during childhood in the USA (INSPIRE): a population-based, prospective birth cohort study. The Lancet 2023;20;401(10389):1669-1680.

4 Kampmann, B. et al. Bivalent Prefusion F Vaccine in Pregnancy to Prevent RSV Illness in Infants. N Engl J Med 2023;388(16):1451-1464.

5 Robert Koch-Institut. STIKO: Prophylaxe von RSV-Erkrankungen mit Nirsevimab bei Neugeborenen und Säuglingen. Epid Bull 2024;26:3-29.

6 Robert Koch-Institut: RSV-Infektionen (Respiratorische Synzytial-Viren), abgerufen am 17.10.2025 https://www.rki.de/SharedDocs/FAQs/DE/RSV/FAQ_Liste_gesamt.html#

7 Pickles, RJ, DeVincenzo, JP. Respiratory syncytial virus (RSV) and its propensity for causing bronchiolitis. J Pathol. 2015;235(2):266-276.

8 Robert Koch-Institut. RKI-Ratgeber RSV-Infektionen Epid Bull 2024;1:15.

9 Caserta, M., Jones, M. (American Academy of Pediatrics) RSV: When It's More Than Just a Cold, abgerufen am 17.10.2025 https://www.healthychildren.org/English/health-issues/conditions/chest-lungs/Pages/RSV-When-Its-More-Than-Just-a-Cold.aspx

10 Infektionsschutz.de (Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit). RSV (Respiratorisches Synzytial-Virus) – Atemwegsinfektionen, abgerufen am 17.10.2025 https://www.infektionsschutz.de/infektionen/krankheitsbilder/atemwegsinfektionen/

11 Centers for Disease Control and Prevention. RSV in infants and young children, abgerufen am 17.10.2025 https://www.cdc.gov/rsv/infants-young-children/index.html

12 Robert Koch-Institut. RKI-Ratgeber Keuchhusten (Pertussis), abgerufen am 17.10.2025 https://www.rki.de/DE/Aktuelles/Publikationen/RKI-Ratgeber/Ratgeber/Ratgeber_Pertussis.html

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Veröffentlicht von Patricia Schlösser-Christ

Patricia widmet sich als Kulturanthropologin mit Leidenschaft der Kindheits- und Familienforschung. Ihre liebsten (und herausforderndsten) „Studienobjekte“ sind ihre beiden kleinen Töchter. Wenn sie nicht gerade Feldforschung im Kinderzimmer ihrer kleinen Rasselbande betreibt, powert sie sich beim Handball aus.