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Was Mütter WIRKLICH brauchen, damit Lust entstehen kann

Paar fällt übereinander her
Möglicherweise ist es etwas anderes, als du denkst. / Bild © Jacob Lund, Adobe Stock

Es gibt Themen, über die kaum jemand spricht, obwohl sie viele betreffen. Eines davon: sexuelle Unlust nach der Geburt eines Kindes. Während in Medien und Gesellschaft oft ein Bild von der glücklichen, umfassend erfüllten Mutter vermittelt wird, sieht die Realität für viele Frauen ganz anders aus: Erschöpfung, Verantwortung und Erwartungsdruck verhindern lustvolle Gedanken effektiv. Wir möchten euch als Paar Impulse für TIEFE VERÄNDERUNG geben. Und vielleicht siehst du Sex danach ganz anders.

Unsere Umfrage unter Müttern von Babys hat gezeigt, dass Lust beziehungsweise Unlust ein Thema in vielen Partnerschaften ist, sobald ein Kind Teil der Familie wird.

Darum ist es an der Zeit, ehrlich darüber zu sprechen, was Mütter wirklich brauchen, damit sie wieder Zugang zu sich selbst, ihrem Körper, ihren Bedürfnissen, ihrer Sinnlichkeit, ihrer Weiblichkeit, der Liebe und damit auch – wenn die Zeit reif ist – zur Lust finden können.

1. Unterstützung: Nicht allein schaffen müssen

Mütter brauchen keine Ratschläge, wie sie „besser organisieren“ oder „mehr an sich denken“ sollen. Sie brauchen echte, praktische Unterstützung.

Was hilft:

  • Ein Partner, der Verantwortung teilt und mitdenkt, statt nur „mitzuhelfen“ (wenn überhaupt)
  • Ein Netzwerk, das da ist – ob Familie, Freunde oder andere Mütter.
  • Hilfe im Alltag, um überhaupt Luft zu bekommen. Denn wer 24/7 funktioniert, kann sich kaum fallen lassen.

Lust braucht Raum – und dieser Raum entsteht nur, wenn die Last geteilt wird.

2. Bestätigung: Mehr als „nur“ Mama

Viele Frauen verlieren nach der Geburt eines Kindes das Gefühl dafür, wer sie selbst sind – jenseits von Stillzeiten, Wickeltischen und To-do-Listen. Die eigene Sinnlichkeit und das Frausein geraten in den Hintergrund.

Mögliche Fragen an sich selbst: „Wer bin ich, wenn ich alle Rollen fallen lasse? Wenn ich nicht leiste oder Verantwortung trage? Und was braucht genau dieses ICH, um sich fallen lassen zu können und sich der (Lebens-)Lust – auf welcher Ebene auch immer – Stück für Stück wieder hingeben zu können? Was braucht es für meinen Genuss im Leben?“

Was hilft:

  • Wertschätzung, nicht nur (aber auch) für die Mutterrolle, sondern vor allem für die Frau dahinter. Was macht die Frau als Mensch, zu dem Mensch der sie ist? Welche Energie lässt sie einzigartig wirken? Was in ihrer Aura gehört nur ihr allein und strahlt sie an ihre Mitmenschen aus? Warum ist sie ein Geschenk für diese Welt?
  • Wertschätzende Worte, haltende und begleitende Worte wie: „Ich sehe dich. Du bist schön. Immer noch, und immer mehr.“
  • Kleine Gesten, ehrliche Komplimente, Anerkennung. Nicht als Flirt, sondern als Spiegel für das, was oft selbst nicht mehr gespürt wird.

Denn: Lust beginnt bei Frauen nicht nur im Körper. Sie beginnt vor allem im Kopf und mit dem Gedanken, verlässlich gesehen, gehalten und angenommen zu werden – eine Liebe und ein Getragenwerden, das sich bedingungslos und sicher anfühlt. Für körperliche Intimität braucht es Geborgenheit. Erst daraus entsteht ein gutes Gefühl, das Raum für Intimität schafft.

3. Entspannung: Wirklich loslassen dürfen

Weibliche Lust entsteht aus Entspannung und in Phasen der inneren Freiheit, die länger als 10 Minuten dauern. Wer ständig unter Anspannung steht, hat dazu keinen Zugang. Und so bleibt zwischen Mental Load, Kindergeschrei und Schlafmangel oft kein Raum für Intimität und vor allem kein Zugang zu Genuss. Dass so viele Frauen das erste Mal nach der Geburt in unserer Umfrage „einfach hinter sich bringen“ wollten, ist also kein Zufall.

Wir sagen: Sex aus Verantwortungsgefühl dem Partner gegenüber haben zu müssen, ist überholt. Sex sollte niemals eine Sache sein, „die man einfach nur macht“. Sex ist Verbindung auf allen Ebenen – und das, was ihr draus macht und wie ihr es für euch definiert. Frauen brauchen also nicht noch mehr Pflichtbewusstsein.

Was hilft:

  • Entspannung ohne Zweck, Ziel oder Hintergedanken – keine „Zeit für dich, damit du wieder Lust bekommst“ oder „Zeit, um endlich den Haushalt zu erledigen“, sondern Zeit, die einfach dir gehört
  • Das ablenkungsfreie „Einfach nur SEIN“ erstmal wieder üben und zulassen (das ist nämlich gar nicht so einfach). In kleinen Schritten herantasten.
  • Raum für den eigenen Körper – jenseits von Funktionalität und Ansprüchen anderer
  • Sich selbst umarmen, Sauna, Schwimmen, Yoga. Alles, was dich selbst wieder ins Spüren mit dir und deinem Körper bringt. Möglicherweise auch Akupunktur, Massagen oder auch selbstbefriedigende Praktiken aller Art
  • Die Freiheit, mal nichts zu müssen, sondern einfach sein zu dürfen
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4. Zeit für alles

Lust lässt sich nicht anknipsen wie ein Lichtschalter, sondern sie ist wie ein zarter Pflanzentrieb, der fürsorglich behandelt werden muss, damit er gedeiht. Und Pflanzen wachsen nicht schneller, wenn man daran zieht. Dafür braucht es Zeit.

Was also hilft:

  • Zeit, von inneren und äußeren Wunden zu heilen und Erlebnisse zu verarbeiten
  • Zeit für das heranwachsende Baby, das nur einmal so klein sein wird
  • Zeit, sich selbst, den veränderten Körper und die neuen Bedürfnisse kennenzulernen 
  • Zeit für echte, partnerschaftliche Nähe und Verbindung, die weit über bloßen Sex hinausgeht
  • Und Geduld – die eigene, die des engsten Kreises und die der Gesellschaft

Also liebe Männer, vertraut uns Müttern, hinterfragt eure Prägung und gebt uns die Zeit, die wir brauchen. Und liebe Mütter, vertraut euch selbst, eurem Körper und dem Prozess.

Fazit

Lust ist nichts, was „zurückkommen muss“, als wäre es ein verspäteter Zug.

Es ist vielmehr etwas, das sich im veränderten Leben, mit neuem Körpergefühl und mit veränderten Prioritäten neu entwickeln darf.

Eltern dürfen sich fragen: Was bedeutet Verbindung, Nähe und Vereinigung überhaupt, jetzt in diesem neuen Lebensabschnitt? Können wir es als Paar vielleicht sogar neu definieren und Dinge, die wir zuvor über Sex dachten, ENT-lernen?

Denn Mütter brauchen Sex nicht als weiteren Punkt auf der Liste, sondern ein echtes Umdenken weg von Schuld und Druck, und hin zu Ehrlichkeit, Verständnis und echter Fürsorge.

Anders gesagt: Du als Mutter hast das Recht, dir das zu nehmen, was du gerade benötigst, um dich wieder gut zu fühlen! 

Ehrliche, aufrichtige Kommunikation mit dir selbst und anderen ist hier wie so oft der Schlüssel zum Glück.

Und wie viel Zeit dafür vergehen muss, ist individuell, denn das Erlebte, dein Leben und dein Erleben sind es auch.

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✔ Inhaltlich geprüft am 29.07.2025
Dieser Artikel wurde von Christine Müller geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Anke Modeß

Anke ist Berlinerin und Mutter eines Schulkindes. Als langjährige babelli-Redakteurin, Journalistin und Coachin für Kinder, Jugendliche und Eltern liegen ihr Elternthemen besonders am Herzen.