In wenigen Tagen findet die vorgezogene Bundestagswahl statt. Irgendwie eine Erleichterung, aber auch ernüchternd, findet unsere Autorin. Denn neben den Aufregern wurde über wirklich wichtige Elternthemen kaum gesprochen …
Seid ihr auch so erschöpft vom Wahlkampf? Versteht mich nicht falsch, ich werde wählen gehen. Schließlich möchte ich meine Stimme nicht verschenken. Aber so richtig weiß ich noch immer nicht, wen.
Familien, Kinder und ihre Belange sind diesmal nur Randthemen gewesen. Doch wo bleibe ich, wo bleiben wir Eltern und unsere Kinder in all den Wahlversprechen?
Der Wahl-O-Mat ist hilfreich. Doch die ausgespuckten Ergebnisse bringen mich zumindest in der Hinsicht kaum weiter.
Schließlich treiben mich als babelli-Redakteurin und Mutter ganz andere Themen um als solche, die öffentlich so unnötig aufgebauscht wurden.
Ein Beispiel gefällig? Siegerurkunden bei den Bundesjugendspielen soll es unbedingt wieder geben. Dabei wurden die nie abgeschafft. Nun ja.
Mein Fazit aus monatelangen Schlammschlachten bei Social Media und geschniegelten und gebügelten Diskussionen im TV ist deshalb:
Ich wünsche mir eine Familienpartei! Und das meine ich damit:
#1 Ich wünsche mir, dass Kinderrechte endlich ins Grundgesetz aufgenommen werden, so wie es ursprünglich im Koalitionsvertrag stand.
#2 Ich wünsche mir für aktuell Schwangere, dass die überfällige Elterngeldanpassung kommt. Die Rente wird fast jährlich erhöht, aber die Elterngeldsätze sind seit 2007 gleichgeblieben, also seit 18 Jahren!
#3 Ich wünsche mir, dass in den kommenden Jahren fehlende Kitas und Schulen gebaut oder saniert werden, und dass es endlich genug Fachkräfte gibt, die unsere Kinder kompetent und liebevoll begleiten können. Ich wünsche mir saubere Schultoiletten.
#4 Ich wünsche mir, dass Care Arbeit endlich als gleichwertige Arbeit anerkannt wird, damit Mütter später die Rente erhalten, die ihnen zusteht. Und dass Frauen nicht für immer auf die Teilzeitbank verbannt werden, sobald sie Kinder bekommen. Dazu müssen auch die Väter guten Gewissens in Elternzeit gehen können.
#5 Ich wünsche mir mehr Kassensitze für Kinderarztpraxen, damit Eltern nicht mehr drei Stunden in vollen Wartezimmern ausharren müssen und dabei den letzten Monsterkeim einsammeln. Wenn sie überhaupt eine Praxis finden, die ihre Kinder noch aufnimmt. Oder eine Klinik mit genügend Geburtshelfern, in der sie dieselben gebären können …
#6 Ich wünsche mir, dass die Frühen Hilfen für Schwangere und Eltern in schwierigen Situationen aufgestockt werden. Das jetzige Geld reicht hinten und vorne nicht. Der Entwurf war schon von fast allen Parteien unterzeichnet, als die Koalition platzte. Jetzt ist er vom Tisch.
#7 Ich wünsche mir, dass Alleinerziehende nicht mehr von Armut bedroht sind. Oder mittendrin stecken.
#8 Ich wünsche mir sauberes Wasser, reine Luft und unbelastete Nahrungsmittel. Und dass sich niemand an unseren Jüngsten bereichert.
#9 Ich wünsche mir eine Partei, die unsere Kinder bei jeder Entscheidung mitdenkt, damit sie und ihre Eltern in der Zukunft nicht ausbaden müssen, was ein paar weiße, ältere, wohlhabende Politiker in Hinterzimmern ausgeheckt haben.
So viele Wünsche. Trotz der zentralen Bedeutung von Familien für die Gesellschaft fühle ich mich von der Politik nicht repräsentiert. Es scheint, als hätten Eltern von heute keine Lobby.
„Wir hatten es damals auch schwer …“. Ja, aber die Zeiten haben sich geändert.
Deshalb wünsche ich mir eine Partei, die hier und jetzt in Deutschlands wichtiges Gut investiert: in unsere Kinder.
Damit Kinder zu haben kein Luxus sein muss und unser Nachwuchs – und somit wir alle – eine lebenswerte Zukunft hat.
Vielleicht ja in vier Jahren, die Hoffnung bleibt. Bis dahin müssen wir wohl strategisch wählen …
Der Förderverein unserer Grundschule verkauft übrigens Kuchen vor dem Wahllokal. Wenigstens ein Lichtblick.
Wir sehen uns Sonntag an der Wahlurne. Für unsere Kinder.