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Wochenflussstau: Symptome, Behandlung, Risiken

Ein unbehandelter Wochenflussstau kann gefährlich werden.
Ein Wochenflussstau muss behandelt werden. / Bild © charnsitr, Adobe Stock

Der Wochenfluss ist wichtig für die Wundheilung. Bleiben die Blutungen aus oder schwächen sich bereits vier bis sieben Tage nach der Geburt plötzlich deutlich ab, spricht das für einen Wochenflussstau. Insbesondere dann, wenn der veränderte Wochenfluss mit Symptomen wie einem unangenehmen Geruch einhergeht, ist Vorsicht geboten. Wir erklären dir, wie es zu einem Wochenflussstau kommt, woran du ihn erkennst und was du tun solltest, wenn der Wochenfluss ins Stocken gerät.

Das Wichtigste in Kürze

  • Bei einem Wochenflussstau kann das Wundsekret (bestehend aus Geweberesten und Bakterien), das sich nach der Entbindung noch im Körper befindet, nicht abfließen.
  • Unbehandelt kann ein Wochenflussstau eine Infektion und schwere Entzündungen im Körper verursachen.
  • Mögliche Begleiterscheinungen sind Bauchschmerzen, stechende Stirnkopfschmerzen, hohes Fieber und eine weiche, erhöhte Gebärmutter.
  • Zur Behandlung werden krampflösende Medikamente und Oxytocin eingesetzt; der Muttermund kann zudem mechanisch aufgedehnt werden.
  • Wärme, häufiges Stillen, Bauchmassagen und eine regelmäßige Bauchlage können zusätzlich zur Linderung beitragen.

Was ist ein Wochenflussstau?

Beim Geburtsvorgang löst sich die Plazenta von der Gebärmutterwand ab und wird als Nachgeburt ausgestoßen. Sie hinterlässt an der Gebärmutter eine Wunde, die heilen muss. Die Wundheilung geht mit Blutungen einher. Durch sie scheidet der Körper unter anderem Gewebereste, Blutgerinnsel und Bakterien aus, die sich nach der Entbindung noch im Körper befinden. Der medizinische Fachbegriff dieser Blutungen lautet Wochenfluss bzw. Lochien.

Ist der Wochenfluss gestört oder bleibt komplett aus, liegt ein Wochenflussstau vor. Dieser wird auch als Lochialstau oder Lochiometra bezeichnet. Bei einem Wochenflussstau können Keime nicht aus der Gebärmutter gespült werden. Sie vermehren sich und können schwere Entzündungen im Körper verursachen (dazu gleich mehr). Daher muss ein solcher Rückstau des Wochenflusses behandelt werden.

Wochenflussstau nach Kaiserschnitt möglich?

Bei einem Kaiserschnitt wird die Plazenta manuell gelöst. Hierbei entfernt das Ärzteteam Blut, Schleim und Gewebereste, die sich nach der Schwangerschaft noch im Körper befinden, größtenteils mit. Da bei der Sectio bereits viel Gewebe et cetera entfernt wurde, können die Blutungen nach einer Schnittentbindung weniger intensiv und kürzer sein. Ausbleiben sollten sie nicht. Der Wochenfluss gehört auch nach einem Kaiserschnitt dazu.

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Wie kommt es zu einem Lochialstau?

Einem Wochenflussstau können folgende Ursachen zugrunde liegen:

  • Unzureichend geöffneter Muttermund: Dadurch kann das Wundsekret nicht richtig abfließen. Kommt vor allem nach einem Kaiserschnitt als Auslöser eines Wochenflussstaus infrage.
  • Muttermundspasmus: Der Muttermund schließt sich frühzeitig und verhindert das Abfließen des Wochenflusses.
  • Verkrampfung des Gebärmutterhalses: Durch die Verkrampfung des Gebärmutterhalses kommt es zu einem vorzeitigen Verschluss des inneren Muttermundes, wodurch das Abfließen des Wundsekrets behindert wird.
  • Geronnenes Blut: Der Rückstau des Wochenflusses kann durch geronnenes Blut (große Blutklumpen bzw. Blutkoagel) verursacht werden, das den Muttermund verstopft.
  • Eihautreste: Reste der Eihaut am Muttermund können den Wochenfluss stören.
  • Plazentareste: Möglicherweise sind Reste der Plazenta in der Gebärmutter zurückgeblieben, die die Rückbildung der Gebärmutter behindern. Die Gebärmutter zieht sich zu wenig zusammen, um den Wochenfluss auszustoßen.
  • Stark nach vorn oder hinten gerichtete Gebärmutter: Durch eine ungünstige Lage des Uterus kann das Blut nicht ungehindert aus dem Gebärmutterhals abfließen.  

Neben diesen körperlichen Ursachen kann ein Lochialstau auch durch Stress ausgelöst werden. Du solltest dir im Wochenbett Ruhe und Zeit zum Erholen gönnen. Auch seelischer Stress kann einen Wochenflussstau begünstigen. Sprich mit deiner Hebamme und/oder einer vertrauten Person über deine Emotionen. Insbesondere dann, wenn dich weitere Dinge belasten, etwa Stillprobleme (ein Milchstau) oder eine verlangsamte Verdauung (Obstipation). Wärme, Trost und Zuspruch sind Balsam für die Seele und hervorragende Schlüssel, um alles wieder in „Fluss“ zu bekommen.

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Ist ein Wochenflussstau gefährlich?

Ein Lochialstau kann gefährlich werden. Wird er nicht rechtzeitig erkannt und behandelt, kommt es zu einer Ansammlung von Blut, Wundsekret, Bakterien und Koagel (verklumptes Blut). Dadurch können schwere Entzündungen an der Gebärmutterschleimhaut (Endometritis puerperalis) entstehen. In seltenen Fällen erkrankt die betroffene Frau am sogenannten Kindbettfieber bzw. Wochenbettfieber.

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Wochenflussstau: Symptome erkennen

Der Wochenfluss ist nicht immer gleich stark. Wenn du schläfst oder dich auf dem Sofa ausruhst, fließt weniger Blut. Daher fragst du dich: Wie macht sich ein Wochenflussstau bemerkbar? Solange die Blutungen wieder stärker werden, wenn du dich bewegst, besteht kein Grund zur Sorge. Sollte der Wochenfluss jedoch auch dann sehr schwach sein oder gar nicht auftreten, wenn du wieder in Bewegung bist, ist Vorsicht geboten. Dann kann ein Lochialstau vorliegen. 

Die Hauptanzeichen eines Lochialstaus sind:

  • Ausbleiben oder frühzeitiges Versiegen des Wochenflusses
  • starker, unangenehmer Geruch der Blutungen (fischiger Geruch deutet auf eine Infektion hin)
  • druckempfindlicher Bauch.

Liegt ein Lochialstau vor, treten ohne Gegenmaßnahmen nach wenigen Tagen weitere Symptome auf, etwa:

  • leichte bis starke Bauchschmerzen
  • ziehende oder stechende Kopfschmerzen an beiden Schläfen (Stirnkopfschmerzen)
  • manchmal: Ohrenschmerzen
  • Schüttelfrost
  • hohes Fieber.

Wochenflusstau ohne Symptome möglich?

In der Anfangsphase kann der Rückstau des Wochenflusses ohne Begleitsymptome verlaufen. Wenn die Blutungen bereits wenige Tage nach der Geburt plötzlich deutlich schwächer werden, kann dies jedoch ein erster Hinweis auf einen Lochialstau sein – auch wenn es dir körperlich ansonsten gut geht. Ein frühzeitiges Ausbleiben oder rasches schwächer werden der Blutungen muss immer abgeklärt werden.

Was tun bei Wochenflussstau?

Bleibt der Wochenfluss aus oder stoppt plötzlich und bereits nach kurzer Zeit im Wochenbett, solltest du deine Hebamme kontaktieren. Sie kann die Größe deiner Gebärmutter tasten und ihre Festigkeit erfühlen. Eine sehr große und/oder sehr weiche Gebärmutter kann ein Hinweis darauf sein, dass die Rückbildung gestört ist und ein Lochialstau vorliegt. Bestenfalls können direkt Maßnahmen zum Anregen der Blutungen ergriffen werden, bevor erste Entzündungsanzeichen wie Bauchschmerzen oder Fieber auftreten. Je früher der Wochenflussstau behandelt wird, desto geringer das Risiko von Komplikationen.

Wann zum Arzt bei Wochenflussstau?

Deine Hebamme vermutet einen Wochenflussstau? Dann wird sie dir einen Arztbesuch nahelegen, um die Diagnose zu sichern. Du hast bereits Bauchschmerzen und/oder Fieber? Spätestens jetzt gilt: sofort zum Arzt!

Wie wird ein Lochialstau behandelt?

In deiner Frauenarztpraxis wird zunächst eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt. Im Ultraschall kann dein Arzt oder deine Ärztin deutlich erkennen, ob deine Gebärmutterhöhle mit Flüssigkeit gefüllt ist und ein Wochenflussstau vorliegt. Nach gesicherter Diagnose kommen je nach Ursache folgende Behandlungsmöglichkeiten infrage:

  • Verabreichung des Wehenmittels Oxytocin, um die Gebärmutter zum Zusammenziehen zu bewegen und somit den Wochenfluss anzuregen
  • Einnahme krampflösender Medikamente, um den Muttermund zu entspannen
  • ggf. Einnahme eines (stillfreundlichen) Antibiotikums, falls sich im Blut bereits erhöhte Entzündungswerte nachweisen lassen.

Zusätzlich kann dein Frauenarzt oder deine Frauenärztin den Muttermund mechanisch leicht aufdehnen und/oder versuchen, mithilfe eines sehr dünnen Plastikschlauchs das angestaute Blut abzulassen. Selten und nur bei weit fortgeschrittener Entzündung erfordert ein Wochenflussstau eine Behandlung im Krankenhaus. Eine Ausschabung ist nur in Ausnahmefällen nötig. Bei einer Ausschabung werden Gewebe- bzw. Plazentareste entfernt, die den Wochenflussstau verursachen. Keine Sorge, das ist nur selten notwendig und nur, wenn alle anderen Maßnahmen nicht helfen.

Was du selbst tun kannst

Stillen fördert die körpereigene Ausschüttung von Oxytocin. Lege dein Kind daher häufig an, um die Oxytocin-Ausschüttung und somit das Zusammenziehen der Gebärmutter zu fördern. Du stillst nicht? Auch häufiger Haut-zu-Haut-Kontakt trägt zur Bildung des Kuschelhormons Oxytocin bei.

Weiterhin kannst du versuchen, die Gebärmutter durch eine Bauchmassage in Gebärmutterhöhe anzuregen. Natürlich nur, sofern du nicht per Kaiserschnitt entbunden hast und dir die Bauchmassage keine Schmerzen bereitet. Deine Hebamme kann dir erklären, wie eine solche Massage funktioniert. Wärme ist ebenfalls ein probates Mittel, um den Wochenfluss anzuregen. Sitzbäder und Wärmepackungen können zur Linderung der Beschwerden beitragen. Auch ein Fußbad mit Senfmehl (1 bis 2 Teelöffel Senfmehl mit lauwarmem Wasser mischen und für 10 bis 15 Minuten Füße darin baden) kann hilfreich sein.

Wichtig: Diese Maßnahmen können hilfreich sein, sie ersetzen jedoch nicht den Arztbesuch. Bei Verdacht auf Wochenflussstau solltest du immer zum Arzt gehen!

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Kann man einem Wochenflussstau vorbeugen?

Die Ursachen eines Lochialstaus sind vielfältig. Du kannst ihm nicht vorbeugen, aber du kannst das Risiko minimieren. Folgende Maßnahmen können hilfreich sein:

  • Häufiges Stillen: Wie bereits erwähnt, wird durch Stillen Oxytocin ausgeschüttet. Es fördert die Rückbildung der Gebärmutter und somit den Wochenfluss.
  • Bauchlage: Die Bauchlage kann dazu beitragen, dass sich die Gebärmutter durch den „Gegendruck“ zusammenzieht. Das fördert den Wochenfluss. Versuche, dich so früh wie möglich zweimal täglich für 10 bis 30 Minuten auf den Bauch zu legen (nur, wenn du die Bauchlage als angenehm empfindest). Falls deine Brust durch den Milcheinschuss in der Bauchlage schmerzt, kannst du dir ein Kissen unter den Bauch legen. Das nimmt den Druck auf die Brust. Am besten legst du dich direkt nach dem Stillen auf den Bauch. Dann sind deine Brüste geleert und weniger empfindlich.
  • Harnblase regelmäßig entleeren: Eine häufig volle Harnblase kann einen Wochenflussstau begünstigen, da sie die Rückbildung der Gebärmutter behindert. Achte darauf, dass du den Toilettengang nicht zu lange hinauszögerst, sondern regelmäßig deine Blase entleerst.
  • Rückbildungstee trinken: Rückbildungstee soll den Wochenfluss anregen können. Hierbei können etwa Kräuter wie Melisse, Frauenmantel und Hirtentäschel verwendet werden. Sprich deine Hebamme darauf an.

Fazit: Wochenflussstau ernst nehmen und behandeln lassen

Ein unbehandelter Rückstau des Wochenflusses kann gefährlich werden. Daher solltest du bei den ersten Anzeichen deine Hebamme und/oder deine Ärztin kontaktieren. Frühzeitig erkannt, ist ein Lochialstau gut behandelbar.

Hast du bereits Erfahrungen mit einem Wochenflussstau? Wir freuen uns über eure Erfahrungsberichte und Kommentare.

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Quellen

✔ Inhaltlich geprüft am 13.11.2024
Dieser Artikel wurde von Emely Hoppe geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Patricia Schlösser-Christ

Patricia widmet sich als Kulturanthropologin mit Leidenschaft der Kindheits- und Familienforschung. Ihre liebsten (und herausforderndsten) „Studienobjekte“ sind ihre beiden kleinen Töchter. Wenn sie nicht gerade Feldforschung im Kinderzimmer ihrer kleinen Rasselbande betreibt, powert sie sich beim Handball aus.

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