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Zeckenbiss in der Schwangerschaft: Wie gefährlich ist das?

Waldgebiet mit Warnschild: Zecken Gefahr
Achtung, Zecken! Im Sommer gilt es, wachsam zu sein. / Bild © Christian Horz, Adobe Stock

Ein Spaziergang im Grünen, ein Picknick im Park, der tägliche Spielplatzbesuch – dort, wo Gras, Büsche und Wälder locken, lauert mancherorts auch ein kleiner, potenziell gefährlicher Blutsauger: die Zecke. Welche Risiken von einem Zeckenbiss ausgehen, was im Fall der Fälle zu tun ist und wie du dich als Schwangere sicher vor Zecken schützt.

Sind Zeckenbisse in der Schwangerschaft gefährlich?

Klären wir zuerst die wichtigste Frage: Kann ein Zeckenbiss dir oder deinem ungeborenen Baby schaden? Ein Zeckenbiss an sich – übrigens handelt es sich genau genommen um einen Stich und keinen Biss – ist nicht gefährlich. 

Problematisch wird es erst, wenn die Zecke Krankheitserreger überträgt. In Mitteleuropa sind vor allem zwei durch Zecken übertragene Erkrankungen relevant: Borreliose und Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME).

Borreliose in der Schwangerschaft

Die Lyme-Borreliose wird durch das Bakterium Borrelia burgdorferi verursacht. Es wird in der Regel erst nach mehreren Stunden des Saugens durch die Zecke übertragen. Eine schnelle Entfernung des Spinnentiers reduziert also das Infektionsrisiko erheblich!

Symptome einer Lyme-Borreliose:

  • eventuell kreisförmige Hautrötung (“Wanderröte”)
  • grippeähnliche Beschwerden (Fieber, Gliederschmerzen)
  • in späteren Stadien: Gelenkentzündungen, neurologische Symptome

Häufigkeit: Der Anteil Borreliose-übertragender Zecken kann regional stark schwanken und bis zu 30 Prozent betragen. Borreliose ist laut RKI bei 2,6 bis 5,6 Prozent der Gestochenen nachweisbar, wobei davon nur sehr wenige Krankheitsanzeichen entwickeln.

Risiko für Schwangere: Eine unbehandelte Borreliose kann unter Umständen auf das ungeborene Kind übergehen. Es gibt vereinzelte Fallberichte von Fehl- oder Frühgeburten. Dies ist jedoch sehr selten, und das Risiko lässt sich durch eine frühzeitige antibiotische Behandlung minimieren. Penicillin-basierte Antibiotika, die in der Schwangerschaft zugelassen sind (insbesondere Amoxicillin), gelten als sicher und wirksam.

Impfung: Gegen Borreliose gibt es keine vorbeugende Impfung.

Wanderröte bei Borreliose
Typisch: Kreisförmige Wanderröte bei Borreliose. / Bild © bildlove, Adobe Stock

FSME in der Schwangerschaft

FSME ist eine virale Infektion, die das zentrale Nervensystem angreifen kann. Sie tritt hauptsächlich in bestimmten Risikogebieten auf, darunter insbesondere Süddeutschland, Österreich, die Schweiz und Teile Osteuropas. Eine aktuelle Auflistung der FSME-Risikogebiete in Deutschland findest du auf der Webseite des RKI.

Häufigkeit: Wichtig zu wissen: Auch in FSME-Risikogebieten tragen nur wenige Zecken das Virus. Das RKI schreibt zwischen 0,1  und 5  Prozent. Das heißt: Nicht jeder Zeckenstich sollte Panik auslösen, stattdessen aber Wachsamkeit.

Symptome der FSME:

  • erste Phase: grippeähnliche Symptome (Fieber, Glieder- und Kopfschmerzen)
  • zweite Phase bei schwerem Verlauf: Hirnhautentzündung, Bewusstseinsstörungen, neurologische Ausfälle

Risiko für Schwangere: Infektionen während der Schwangerschaft sind selten dokumentiert. Es gibt keine gesicherten Hinweise, dass FSME direkt auf das ungeborene Kind übergeht oder Fehlbildungen verursacht. Dennoch kann ein schwerer Krankheitsverlauf die Gesundheit der Mutter gefährden, was indirekt auch das Kind betreffen kann.

Impfung: Eine Impfung gegen FSME ist vor der Schwangerschaft empfehlenswert, wenn man in einem Risikogebiet lebt. In der Schwangerschaft wird die Impfung nur bei erhöhtem Risiko und nach ärztlicher Abwägung empfohlen.

Weitere durch Zecken übertragbare Krankheiten

Als Folge eines Zeckenstiches sind Borreliose und FSME in Deutschland die bedeutendsten Infektionskrankheiten. Grundsätzlich können Zecken aber noch viele weitere Krankheiten auslösen, etwa Babesiose und diverse Rickettsien-Infektionen.

Werden Schwangere häufiger von Zecken gestochen?

Zecken wittern ihre Wirte mithilfe des sogenannten Haller’schen Organs an ihren Vorderbeinen. Damit können sie Kohlendioxid und andere chemische Verbindungen wahrnehmen, die Menschen und Tiere über Ausatmenluft und Schweiß an die Umwelt abgeben. Außerdem orientieren sich die Parasiten an der Körperwärme potenzieller Opfer.

Da der Kohlendioxidausstoß und die Körpertemperatur einer Schwangeren leicht erhöht sind und sie schneller ins Schwitzen kommt, könnten Zecken sie eventuell besser wittern. Dazu gibt es bisher aber keine wissenschaftlich fundierten Erkenntnisse.

Woran erkennt man einen Zeckenstich?

Zeckenstiche bleiben oft unbemerkt, da der Stich schmerzlos ist. Die Zecke sondert dafür extra ein betäubendes Sekret ab. Manchmal macht Juckreiz auf den Stich aufmerksam. 

Nach dem Entfernen der Zecke kann die Einstichstelle jedoch gerötet oder leicht geschwollen sein. Typisch ist eine kleine, rote Stelle, manchmal mit einem kleinen schwarzen Punkt in der Mitte, falls Teile der Zecke zurückgeblieben sind. 

Besonders aufmerksam sollte man bei einer sich ausbreitenden Rötung werden („Wanderröte“), einem typischen Zeichen für eine beginnende Borreliose.

Wie sollte man nach einem Zeckenstich vorgehen?

Nach einem Zeckenstich ist schnelles, korrektes Handeln entscheidend!

  1. Zecke entfernen: Möglichst bald mit einer feinen Pinzette oder Zeckenkarte hautnah greifen und gerade herausziehen. Kein Drehen oder Quetschen! Das erhöht die Gefahr, dass Erreger in den Körper gelangen.
  2. Stichstelle desinfizieren und beobachten. Tipp: Am besten mit Kuli umranden, damit man die genaue Position des Stichs im Blick behalten kann.
  3. Datum notieren und in den folgenden Wochen auf Symptome achten.
  4. Ärztlichen Rat einholen, wenn Rötungen, Fieber, Kopfschmerzen oder grippeähnliche Symptome auftreten. Besonders in der Schwangerschaft ist ein frühzeitiger Arztbesuch ratsam!

Tipp: Wer auf Nummer sicher gehen will, kann die Zecke nach dem Entfernen auf eigene Kosten ins Labor einschicken und auf übertragbare Erreger testen lassen. Anbieter dafür gibt es zuhauf, regional und überregional. Eine schnelle Internetabfrage liefert dir viele Treffer.

Wie kann man sich als Schwangere vor Zecken schützen?

Vorbeugung ist der beste Schutz, das gilt nicht nur in der Schwangerschaft. Die folgenden Maßnahmen helfen:

  • Kleidung: Lange Hosen, geschlossene Schuhe und Socken über die Hosenbeine ziehen. Das erschwert Zecken den Zugang zur Haut.
  • Repellents: Zeckenschutzmittel mit Icaridin können in der Schwangerschaft verwendet werden. Viele Präparate sind in moderaten Dosen sicher. Mittel mit DEET sollten in der Schwangerschaft nur mit Vorsicht und in geringen Konzentrationen angewendet werden.
    Hebammen-Tipp: Kokosöl und seine hohe Konzentration an Laurinsäure schreckt Zecken ab und ist damit eine sanfte Alternative zu den chemischen Repellents.
  • Körperkontrolle: Nach jedem Aufenthalt im Grünen gründlich absuchen, insbesondere Kniekehlen, Leisten, Achseln und Haaransatz.
  • Haustiere kontrollieren: Hunde oder Katzen können Zecken ins Haus bringen, deshalb sollten auch sie regelmäßig abgesucht werden.
  • Typische Gefahrenzonen meiden: Dazu gehören hohe Gräser und Unterholz, lieber auf festen Wegen bleiben.

Fazit: Meistens harmlos, aber wachsam bleiben!

Ein Zeckenbiss in der Schwangerschaft ist in den meisten Fällen harmlos, solange keine Krankheitserreger übertragen wurden. Wichtig ist, Zecken schnell und richtig zu entfernen, auf Symptome zu achten und im Zweifel frühzeitig ärztlichen Rat einzuholen. 

Mit einfachen Vorsichtsmaßnahmen lässt sich das Risiko minimieren, sodass du auch in der Schwangerschaft die Natur unbeschwert genießen kannst.

Wer in einem FSME-Risikogebiet lebt und schwanger werden möchte, kann sich vorab impfen lassen. Sprich mit deiner Frauenärztin über den besten Zeitpunkt dafür. 

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✔ Inhaltlich geprüft am 13.06.2025
Dieser Artikel wurde von Christine Müller geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Carolin Severin

Carolin ist zweifache Mama und leidenschaftliche Familien-Redakteurin. Sie beschäftigt sich schon seit über 10 Jahren hauptberuflich mit allem, was (werdende) Eltern interessiert. Bei Babelli versorgt sie euch mit Informationen und News rund ums Thema Schwangerschaft. Dabei ist es ihr besonders wichtig, komplexe medizinische Themen verständlich und sensibel aufzubereiten und dabei möglichst Sorgen und Ängste zu nehmen. Dafür arbeitet sie eng mit unserer Expertin Hebamme Emely Hoppe zusammen.