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Zittern zur Geburt: Warum dein Körper so reagiert

Erschöpfte Mutter in einem Krankenhausbett nach der Geburt mit ihrem Neugeborenen auf der Brust
Wärme und Nähe können das Zittern nach der Geburt lindern. / Bild © Marco, Adobe Stock

Zittern während oder nach der Geburt kann überraschend oder sogar beunruhigend sein, besonders, wenn du nicht damit gerechnet hast. Warum es in den meisten Fällen eine ganz harmlose Reaktion deines Körpers ist, was dagegen am besten hilft und bei welchen Symptomen ärztlicher Rat gefragt ist.

Das Wichtigste in Kürze

  • Zittern während oder nach der Geburt ist meist eine harmlose, vorübergehende Reaktion auf Hormonschwankungen, körperliche Anstrengung oder Medikamente.
  • Wärme, ruhige Atmung und körperliche Nähe können helfen, die Muskeln zu entspannen und das Zittern zu verkürzen.
  • Bei zusätzlichen Symptomen wie Fieber, starkem Unwohlsein oder anhaltendem Zittern sollte immer ärztlicher Rat eingeholt werden.

Warum manche Frauen während oder nach der Geburt zittern

Eine Geburt ist anstrengend, keine Frage. Eine weniger bekannte, wenn auch verbreitete “Nebenwirkung” dieser körperlichen und mentalen Anstrengung kann unwillkürliches Zittern sein. Manchmal sind es nur feine Schauer, in seltenen Fällen wird das Beben so stark, dass sogar die Zähne klappern. Man schätzt, dass etwa jede dritte bis fast jede zweite Frau davon betroffen ist.

Mama Annika erzählt: “Nach der Geburt meines Sohnes war ich so happy und erleichtert. Aber plötzlich fing das Zittern an. Erst war es nur wie ein leichtes Frösteln, aber es wurde schnell stärker. Es fühlte sich an wie Schüttelfrost. Das hat mich erschrocken, aber die Hebamme beruhigte mich: ‘Das ist ganz normal, dein Körper schaltet gerade um.’ Sie deckte mich warm zu, brachte mir einen Tee und legte mir meinen Sohn auf die Brust. Nach ungefähr einer halben Stunde war das Zittern verschwunden und ich fühlte mich wieder besser.”

Ein solches Zittern ist oft das Ergebnis einer Mischung aus körperlichen und emotionalen Einflüssen, die in der späten Eröffnungsphase der Geburt besonders intensiv wirken. Es ist in den meisten Fällen harmlos und vergeht von selbst, sobald sich dein Körper nach der Geburt wieder erholen konnte. Zu wissen, dass viele Frauen diese Erfahrung machen, kann dir helfen, gelassener damit umzugehen und Vertrauen in den eigenen Körper zu behalten.

Zittern während der Geburt 

Bei der Geburt sorgt das Hormon Oxytocin – ob natürlich vom Körper gebildet oder künstlich per Infusion verabreicht – dafür, dass sich die Gebärmutter rhythmisch zusammenzieht. Manche Frauen spüren in dieser intensiven Phase jedoch nicht nur diese Wehen, sondern auch unwillkürliche Muskelbewegungen in anderen Körperteilen, zum Beispiel in Beinen, Rücken, Armen oder Füßen. 

Gleichzeitig arbeitet der Körper auf Hochtouren: Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol steigen an, um die Gebärende mit Energie für die kräftezehrende Geburt zu versorgen. Dazu kommen häufig starken Emotionen wie Aufregung, manchmal auf Angst. All das in Kombination kann zu deutlichen körperlichen Reaktionen führen, die manchmal an einen Schock erinnern. Typische Erscheinungen sind neben dem Zittern auch Herzrasen, Schwitzen, Weinen oder Übelkeit.

Gut zu wissen: “Dein Körper arbeitet nicht gegen dich, sondern FÜR dich. Angst oder Anspannung versucht er aktiv zu verarbeiten, damit sie sich nicht im System festsetzen. Dabei helfen ihm sowohl zittern als auch weinen. Beide sind also nicht nur harmlose, sondern sogar hilfreiche körperliche Reaktionen”, weiß Familien-Coachin und Babelli-Expertin Anke Modeß.

Eine weitere Ursache für Zitterattacken während der Geburt können übrigens auch schmerzlindernde Medikamente sein. Betäubungsmittel, die etwa per PDA oder Spinalanästhesie in Vorbereitung eines Kaiserschnitts gespritzt werden, können die körpereigene Temperaturregulation stören. Um dich vor dem vermeintlichen Auskühlen zu schützen, erzeugt dein Körper vorsichtshalber Wärme, indem er die Muskeln erzittern lässt. 

Zittern nach der Geburt 

Ist das Baby da, verändert sich der Hormonhaushalt erneut: Der Adrenalinspiegel sinkt schlagartig, Oxytocin steigt, und der Körper beginnt, sich zu regenerieren. Diese Umstellung kann vorübergehend zu Schüttelfrost-ähnlichen Reaktionen führen. 

Hinzu kommt, dass der Körper während der Geburt Wärme verliert (vor allem auch bei einem Kaiserschnitt) und die Körpertemperatur sich erst wieder regulieren muss. Wie oben schon erwähnt, können Medikamente diesen Effekt verstärken oder auslösen.

Nach einer Studie aus dem Jahr 2001 könnte auch eine Blutgruppeninkompatibilität zwischen Mutter und Kind eine Rolle beim Auftreten von nachgeburtlichem Zittern spielen.

Das Zittern kann innerhalb der ersten zwei Stunden nach der Geburt auftreten und bis zu 30 Minuten lang dauern. In den überwiegenden Fällen ist es Teil eines ganz normalen Anpassungsprozesses, der meist schnell vorübergeht.

Was hilft gegen das Zittern?

Wenn dein Körper während oder nach der Geburt zu zittern beginnt, können schon einfache Maßnahmen Linderung verschaffen, wie Wärme: eine Decke, ein angewärmtes Handtuch oder eine Wärmflasche können entspannen und das Zittern lindern. In der Nachgeburtsphase kann ein warmer Tee wohltuend wirken.

Ereilt dich eine Zitterattacke, versuche, bewusst und ruhig zu atmen, um den Körper in einen entspannteren Modus zu bringen. Körperliche Nähe wirkt ebenfalls unterstützend: Ob der Partner, eine Hebamme oder das Neugeborene im Arm – Berührung signalisiert Sicherheit. 

In den meisten Fällen hört das Zittern von ganz allein auf, sobald sich dein Körper an die neue Situation angepasst hat. Je mehr du es annehmen kannst, desto schneller wird dein Körper angestaute, blockierende Energie loslassen können. 

Achtung bei diesen Symptomen!

Zittern während oder nach der Geburt ist meistens eine natürliche und harmlose Nebenwirkung der körperlichen Prozesse. In seltenen Fällen können Zitterattacken und unkontrollierte Muskelbewegungen aber Hinweise auf ernstere Ursachen geben, wie etwa eine Infektion. Dann wird das Frösteln und Zittern von Fieber und einem Unwohlsein begleitet.

Deshalb beobachte deine Symptome und scheue dich nicht davor, dein geburtshilfliches Team darauf hinzuweisen, wenn das Zittern dich belastet und es dir nicht gut geht.

Fazit: Meistens eine harmlose und sogar hilfreiche Reaktion

Zittern rund um die Geburt ist in den allermeisten Fällen eine normale Reaktion auf die enorme körperliche und emotionale Anstrengung. Ob feines Beben oder kräftiges Schlottern – dein Körper arbeitet intensiv daran, sich an die neuen Bedingungen anzupassen und Spannungen abzubauen. 

Mit Wärme, Ruhe und Nähe lässt sich das Zittern oft schnell lindern. 

Wichtig ist, auf den eigenen Körper zu hören und bei begleitenden Symptomen wie Fieber oder starkem Unwohlsein der Hebamme Bescheid zu sagen. 

🎧 Podcast: Lustvolle Geburt?

Kann Geburt wirklich lustvoll sein? In dieser Babelli-Podcast-Folge spricht Orgasmic-Birth-Coach Amira Gorski darüber, wie Geburt zu einer selbstbestimmten, sinnlichen und kraftvollen Erfahrung jenseits von Angst und Schmerz werden kann. Hör doch mal rein!

Quellen

211a1f2db0334a81b0dc68b634af01c9 - Zittern zur Geburt: Warum dein Körper so reagiert

✔ Inhaltlich geprüft am 17.10.2025
Dieser Artikel wurde von Christine Müller geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Carolin Severin

Carolin ist zweifache Mama und leidenschaftliche Familien-Redakteurin. Sie beschäftigt sich schon seit über 10 Jahren hauptberuflich mit allem, was (werdende) Eltern interessiert. Bei Babelli versorgt sie euch mit Informationen und News rund ums Thema Schwangerschaft. Dabei ist es ihr besonders wichtig, komplexe medizinische Themen verständlich und sensibel aufzubereiten und dabei möglichst Sorgen und Ängste zu nehmen. Dafür arbeitet sie eng mit unserer Expertin Hebamme Emely Hoppe zusammen.