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Ist Babyschwimmen gut oder gefährlich?

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Babyschwimmen gehört seit ein paar Jahrzehnten zum Stundenplan vieler ambitionierter Eltern. Auch zu unserem damals. Würden wir wieder hingehen? Ich bin nicht sicher. Dieser Artikel zeigt warum.

Das weiße Neon-Licht blendet, die Rufe der Kursleiterin hallen über das blau-kräuselige Wasserbecken. Sie mischen sich mit den begeisterten Stimmen der Eltern und den Quietsch-Geräuschen der anderen Babys im Becken. Die 9 Monate alte Clara klammert sich an ihre Mutter. Als die sie langsam ins Wasser lässt, schaut Clara irritiert. Das ändert sich auch nicht, als sie freudig im Wasser umhergezogen wird. Mit großen Augen kaut sie auf einem Plastikring herum und lässt sich weiter bespaßen. Ihrer Mama scheint es ja zu gefallen…

Ob deinem Baby Plantschen im Wasser Spaß macht oder nicht, hängt von seiner kleinen Persönlichkeit ab. Und auch ein bisschen von den Gegebenheiten. Nötig für seine Entwicklung ist ein solcher Kurs aber nicht. Es gibt keine seriösen Studien, die positive Effekte belegen können. Das kannst du bei deiner Entscheidung bedenken.

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Motorisch fitter durch Babyschwimmen?

Eine Wasserratte durch Babyschwimmen, bessere Körperwahrnehmung durch das Gefühl von Wasser am Körper? Das sind tolle Versprechen, aber auch nicht mehr als das, weiß Erziehungswissenschaftlerin Evelyn Podubrin, die sich darauf spezialisiert hat, wie Kinder frei schwimmen lernen.

Babyschwimmen mag eine schöne Nachmittagsbeschäftigung für Eltern und Baby sein, schneller und besser schwimmen, laufen oder springen lernt es dadurch nicht. Denn wenn das so wäre, hätte man Babyschwimmen schon längst zur Pflichtveranstaltung gemacht. Ist aber nicht so. Die heimische Babybadewanne reicht für erste Schwimmerfahrungen eigentlich völlig aus. Und selbst ohne solche Highlights werden Kinder groß.

Allgemein gilt: je zwangloser der Kurs gestaltet ist und je weniger Ansprüche du an dein Kleines hast, desto mehr Freude wird dein Baby dabei empfinden. Vor allem, wenn es Dinge selbst und in seinem Tempo entdecken darf. Mehr solltest du aber nicht erwarten.

Voraussetzungen fürs Babyschwimmen

Um am Babyschwimmen teilzunehmen, muss dein Kleines mindestens 3 Monate alt sein. Babyschwimmen erhöht das Risiko für Magen-Darm-Infekte und Ateminfekte im ersten Lebensjahr. Deshalb raten Ärzte vorher zur Rota-Viren-Impfung. Diese sollte zu Beginn des Kurses schon ein paar Wochen zurückliegen. Denn Babys scheiden die Erreger nach der Lebendimpfung noch wochenlang aus und könnte Ungeimpfte infizieren.

Wenn ihr in der Familie zu Allergien oder Asthma neigt, solltest du warten, bis dein Kleines mindestens ein halbes Jahr alt ist. Denn Trichloramin* im Badewasser kann empfindliche Atemwege reizen. Bei Neurodermitis kann Chlorwasser helfen (muss nicht!), offene Stellen brennen aber höllisch. Frag am besten in eurer Kinderarztpraxis nach, ob sie Babyschwimmen für dein Baby empfehlen oder davon abraten.

Was ist Trichloramin?
Kennst du den typischen Schwimmbadgeruch? Das ist Trichloramin. Eine Verbindung, die entsteht, wenn Körpereiweiße (Urin, Hautschuppen, Schweiß) mit Chlor zusammentreffen. Je weniger es riecht, desto geringer ist die Belastung. Wenig Geruch bedeutet entweder wenig gechlortes oder frisch eingelassenes Wasser. Wenig gechlortes Wasser muss regelmäßig getauscht werden. Nicht überall wird das gemacht!

Der Gruppenzwang beim Tauchen

Babyschwimmen und Baby untertauchen gehören zusammen, oder etwa nicht? Zugegeben, die Fotos tauchender Babys sind süß und jetzt kommt das ABER: Die deutsche Lebensrettungsgesellschaft rät von Tauchübungen beim Babyschwimmen ab!

Denn ob der Atemanhalte-Reflex bei deinem Baby (noch) funktioniert, weiß keiner vorher. Das kann sich täglich ändern. Und auch einmaliges mit-Wasser-anspritzen oder mit-der-Gießkanne-begießen bringen keine eindeutige Klarheit. Chlorwasser einatmen ist in keinem Alter toll, erst recht nicht für die kleinen Lungen eines Säuglings. Und was soll das Kind davon halten, wenn du es einfach unter Wasser ziehst?

Leider stehen Eltern, die Untertauchen eher skeptisch sehen, oft allein da. Zu positiv wirkt die hochmotivierte Schwimmlehrerin. Zu erleichtert die Eltern, bei deren Kindern es zu Glück geklappt hat. Also Augen zu und durch? Das musst leider du selbst entscheiden. Ist dir ein Foto davon wichtig? Hör auf dein Bauchgefühl! Wir selbst finden Babyschwimmen geht auch ohne Untertauchen. Denn Vorteile hat dein Kleines dadurch nicht. Es wird dadurch weder schneller schwimmen lernen, noch wird es wichtiger Sinneseindrücke beraubt, wenn du es sein lässt.

Kriterien für gute Anbieter von Babyschwimmen

Bist du immer noch Feuer und Flamme und in deiner Nähe gibt es mehrere Anbieter von Babyschwimmen? Dann achte am besten auf folgende Kriterien, die Kinderarzt Carsten Theiß in seinem Elternratgeber formuliert hat:

  • Wassertemperatur mindestens 30°C (besser 33°C).
  • Schwimmbäder mit geringem bzw. nicht wahrnehmbarem Chlorgeruch und niedrigen Beckenrändern bevorzugen, dies bedeutet eine niedrige Trichloraminbelastung.
  • Ausgiebiges Duschen von allen Eltern und Kindern vor jeder Kursstunde.
  • Schwimmwindeln für die Kinder.
  • Kein Untertauchen der Kinder, wenn nicht sicher ist, dass der Atemanhalte-Reflex noch vorhanden ist.
  • Wasserschlucken vermeiden, wo möglich.
  • Teilnahme nur, wenn Eltern und Kind Spaß am Babyschwimmen und am Aufenthalt im Wasser haben.

Wir würden noch hinzufügen:

  1. Der Kurs ist so erschwinglich, dass du dir keine Sorgen machen musst, wenn du einige Stunden nicht wahrnehmen kannst. Denn irgendwas ist immer.
  2. Die Zeiten passen in euren Tagesablauf.
  3. Du kannst vor allem zu Anfang eine Begleitung mitnehmen, denn man schleppt ganz schön viel mit nebst glitschigem Baby.
  4. Je zwangloser das Programm, desto besser! Das kannst du telefonisch erfragen.

Schwimmhilfen? Nicht unbedingt nötig…

Schwimmhilfen sind praktisch, ohne Frage. Es gibt sie in den unterschiedlichsten Varianten und Qualitäten. Wenn du Babyschwimm-Kurse googlest, wird meist um das Mitbringen von Schwimmflügeln gebeten. Aber warum? Wer hat sich ausgedacht, dass kleine Babys allein im Wasser treiben müssen?

Viele Schwimmlehrer und auch einige Ärzte sehen Schwimmhilfen sehr skeptisch. Denn sie vermitteln Eltern und Kindern eine Sicherheit, die es nicht gibt. Besser wäre es, wenn das Baby den natürlichen Respekt vor dem Wasser nicht verliert und sich diesen Raum erst nach und nach selbst erobert. Mit dir an seiner Seite, versteht sich!

Noch dazu bringen Schwimmhilfen die Kleinen in eine Körperhaltung, die ziemlich unnatürlich ist. Den echten Auftrieb spürt dein Kleines dadurch auch nicht mehr. Wenn es unbedingt sein muss und du dich dann sicherer fühlst, achte bitte darauf, dass die Schwimmflügel zu Körpergröße und Gewicht deines Babys passen und dass sie das GS Prüfsiegel tragen.

Wir hatten übrigens auch welche, würden es jetzt aber anders machen.

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Unser Tipp

Auch wir dachten damals, dass Babyschwimmen unbedingt nötig ist. Das hat sich geändert. Unser Fazit: Babyschwimmen ist ein KANN aber kein MUSS.

Wenn dein Baby alt genug ist und keine Vorerkrankungen hat, wird es ihm höchstwahrscheinlich nicht schaden – vom Tauchen mal abgesehen. Aber erwarte nicht zu viel. Denn neben etwas Spaß ist der Nutzen nicht allzu groß. Und Spaß hat dein Kleines vor allem dann, wenn es viel selbst erforschen kann und du mit deiner ganzen Aufmerksamkeit bei ihm bist.

Hast du noch Fragen zum Thema Babyschwimmen? Dann schreib uns gern einen Kommentar!

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Quellen

Zum Fisher Price Gewinnspiel

✔ Inhaltlich geprüft am 02.02.2022
Dieser Artikel wurde von Christine Müller geprüft. Wir nutzen für unsere Recherche nur vertrauenswürdige Quellen und legen diese auch offen. Mehr über unsere redaktionellen Grundsätze, wie wir unsere Inhalte regelmäßig prüfen und aktuell halten, erfährst du hier.

Veröffentlicht von Anke Modeß

Als waschechte Berlinerin und späte Mutter eines Schulkindes schreibt Anke seit 7 Jahren über Themen, die Babyeltern im Alltag beschäftigen - am allerliebsten mit einer Prise Humor.

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