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Bist du gut genug? Über die Angst, keine gute Mutter zu sein

Angst, keine gute Mutter zu sein stört die Bindung zum Kind

Hohe Ansprüche an dich und deine Rolle als Mutter oder Vater, helfen dir, dich konstant weiterzuentwickeln. Wenn du die Messlatte zu hoch ansetzt, passiert jedoch das Gegenteil. Denn Perfektionismus lähmt und schafft ein ungesundes Familienklima. Deshalb: Erlaube dir selbst gut genug zu sein! Mehr dazu erfährst du in diesem Artikel.

Wir Menschen sind Schwarzseher!

Wir Menschen sind darauf gepolt, Negatives stärker wahrzunehmen, als Positives. Das gilt auch für uns selbst. Evolutionär gesehen ist die sogenannte Negativitätsdominanz eine feine Sache. Hätten unsere steinzeitlichen Vorfahren den duftenden Blümchen um sie herum mehr Aufmerksamkeit gewidmet, als den lauernden Säbelzahntigern, gäbe es uns heute vielleicht nicht.

Angst keine gute Mutter zu sein: Im Hamsterrad des Perfektionismus

Heute leben die meisten von uns in relativ sicheren Verhältnissen und unser Fokus auf das Negative steht uns meistens im Weg. Die Angst, keine gute Mutter zu sein und die Sorge, etwas falsch zu machen, sind Gift für deine gesunde Entwicklung als Mutter.

Perfektionismus ist das Streben nach einem Ideal, das du nicht erreichen kannst. Er schürt Schuld- und Schamgefühle und lässt dich – egal wie sehr du dich bemühst – mit diesem faden Gefühl von nicht gut genug zurück.

Die Tücken von Scham und Perfektionismus

Wenn du häufig das Gefühl hast, nicht gut genug zu sein oder denkst, du müsstest dich vor anderen beweisen, dann ist das für dich und für dein Kind schwierig. Schauen wir uns mal an, was genau Scham und Perfektionismus machen:

Scham ist selbstbezogen und blockiert Beziehungen

Es ist fast schon eine Volkskrankheit, dieses ständige Grübeln über uns selbst. Auf irgendeiner Ebene finden wir immer etwas, das nicht gut genug ist. Das Problem: Je mehr du dich mit dir selbst und deinen vermeintlichen Fehlern beschäftigst, desto weniger präsent bist du.

Während du Angst hast, etwas falsch zu machen, verpasst du es, mit anderen in Beziehung zu gehen. Und Beziehungen sind nunmal das, was deine Familie fest zusammenhält. Dein Kind braucht keine perfekten Eltern, es braucht Verbundenheit. Alles andere ist nachrangig: Dein Aussehen, ob das Essen frisch gekocht oder aus dem Tiefkühlschrank ist, ob du alle Elternratgeber der Welt gelesen hast oder einfach nach Gefühl erziehst…

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Dein Perfektionismus überträgt sich auf dein Kind

Dein Kind spürt instinktiv, wenn du dich unzulänglich fühlst. Es fühlt diese Spannung und merkt „Oh Mama und Papa sind nicht zufrieden“. Es fühlt sich verantwortlich und möchte helfen. Das alles passiert natürlich sehr subtil und unterbewusst. Aber es kann eine Grundhaltung manifestieren wie zum Beispiel „Ich muss funktionieren, damit andere glücklich sind“ oder auch „Es ist wichtiger was andere denken, als was ich selbst spüre.“

Scham paralysiert

Dein Gefühl „nicht gut genug“ zu sein ist alles andere als hilfreich. Es ist wie ein Stoppschild, das dich daran hindert, in Aktion zu gehen und in einen Flow zu kommen. In der Zeit, in der du all die Dinge bemängelst, in denen du scheiterst – dein Hüftgold, deine kleine Wohnung, dass du dein Kind nicht zweisprachig erziehst – verpasst du es, die Dinge wertzuschätzen, die du wirklich gut kannst.

Denn auch du hast irgendeine Gabe, irgendein Talent, etwas, das du richtig gut kannst. Und ist es nicht das, was du deinem Kind beibringen möchtest? Sich selbst zu lieben und zu akzeptieren, wie es ist? Dann fang an, bei dir selbst.

Vorsicht vor der Social-Media Scheinwelt

Gerade Frauen gehen mit sich selbst hart ins Gericht und neigen zu Perfektionismus. Kein Wunder: Täglich prasseln hunderte Werbebotschaften auf uns ein, die uns zeigen, wie eine perfekte Frau aussieht, wie sie Karriere macht und sich gleichzeitig liebevoll und mit voller Präsenz auf ihre Kinder konzentriert. Mach dir bewusst: Instagram, Magazine & Co. zeigen nicht die Realität. Die perfekten Körper, perfekten Kinderzimmer und perfekten Familienleben sind aufwändig inszeniert und ausgeleuchtet und zeigen selbstverständlich nur die Schokoladenseite.

Turbotipps gegen die Angst, keine gute Mutter zu sein

Also: Fühl dich gut so wie du bist… Aber wie? Tatsächlich ist es ein Prozess, mit sich ins Reine zu kommen. Es erfordert Achtsamkeit und ein bisschen Übung. Anfangen kannst du mit unseren drei Turbotipps:

Tipp 1: Distanziere dich von deinen Gedanken

Diese fiese kleine Stimme in deinem Kopf, die sagt „Nicht gut genug. Schau doch mal, die Valerie aus dem Rückbildungskurs sieht schon wieder so gut aus und ist immer so liebevoll mit ihrem Baby und und und“ – das bist nicht du! Es ist deine innere Kritikerin, die versucht, dich mit kleinen Gemeinheiten niederzumachen. Mach es, wie in der Meditation: Nimm den Gedanken wahr und lass ihn gehen.

Die National Science Foundation, ein US-Forschungszentrum hat herausgefunden, dass der Mensch zwischen 12.000 und 60.000 Gedanken am Tag hat – 80 Prozent von ihnen sind negativ und 95 Prozent wiederholen sich. Du kannst diesen wirren Gedankensalat nicht ernsthaft für bare Münze nehmen 😉

Tipp 2: Forciere positive Gedanken

Du hast es gelesen! Dein Gehirn ist ein Sumpf negativer Gedanken. Da hilft nur eins: Aufräumen, Fenster putzen und die Sonne reinlassen. Praktiziere aktiv Dankbarkeit, Wertschätzung oder wie auch immer du es nennen möchtest.

Schreibe jeden Morgen drei Dinge in dein Tagebuch, für die du dankbar bist. Das kann so simpel wie dein Kaffee am Morgen sein. Vielleicht findest du ja auch an deinem Partner ein paar positive Seiten und natürlich an dir selbst. Mach das wirklich regelmäßig, sodass es zur Gewohnheit wird. Sammle auch immer wieder Dinge, die du selbst besonders gut gemeistert hast.

Tipp 3: Räum auf mit deiner „Müsste-Sollte-Könnte-Liste“

Seien wir realistisch. Du wirst nicht deine gesammelten Schuldgefühle an einem Tag abschütteln können. Aber du kannst Schritt für Schritt daran arbeiten. Fang jetzt damit an.

Vielleicht hast du eine lange Liste von Dingen, die du an dir selbst oder deiner (angehenden) Mutterrolle nicht perfekt findest. Picke dir jetzt sofort eine Sache heraus, die du loslässt.

  • Du kannst nicht stillen?
  • Dein Baby kam per Kaiserschnitt zur Welt?
  • Du kannst dir keine Premium-Spielzeuge leisten?
  • Du bist alleinerziehend?
  • Du kannst dein Kind nicht drei Jahre lang zuhause betreuen?
  • Kleine Wohnung, wenig Geld, …

Egal, wie deine Liste aussieht. Streiche jetzt sofort eine Sache von der Liste, für die du dich nicht mehr schlecht fühlen wirst. Mach dir bewusst, dass dein Kind dich bedingungslos lieben wird. Dein Kind braucht keine perfekte Mutter, sondern Eltern, die Freude an ihrem Kind haben.

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Schlusswort

Niemand von uns wird als Supermama oder -papa geboren. Stattdessen finden wir – oft über Versuch und Irrtum – heraus, wie wir unsere Kinder so gut wie möglich auf ihrem aufregenden Weg begleiten können. Gestehe dir selbst Schwächen und Fehler ein und sieh sie als Möglichkeiten des Wachstums. Schließlich lernen wir Menschen ein Leben lang. Mit diesem Bewusstsein löst sich der ganze Druck auf, jetzt alles zu können und „richtig“ zu machen.

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Quellen

Veröffentlicht von Sibylle Grenz

Als Mutter eines quirligen Kleinkindes schreibt Sibylle leidenschaftlich gern über Erziehungsthemen, aber auch Themen aus der Schwangerschaft. Gemeinsam mit unserem Hebammen- und Pädagoginnen-Team arbeitet sie Fragen der babelli-Community auf und beantwortet sie fundiert und praxisnah.

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